Zwei Schwaben wieder einmal unterwegs in (Nord)Deutschland
Dessau, Bauhaus und das Wörlitzer Gartenreich
Bauhaus-Architektur in Dessau
In der Nacht begann es tatsächlich kräftig zu regnen. Doch schon als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg in Richtung Dessau machten, lichteten sich die Wolkendecken und der Regenschirm blieb für den Rest des Tages ein schmückendes Accessoire. Geschlossen versteht sich
Unsere erste Station war also Dessau und dort das Gelände der Hochschule mit der typischen Bauhaus-Architektur. Wir stellten das Auto ab und schlenderten durch das Viertel. Hier konnten wir uns mit eigenen Augen vom Credo des Baumeisters Walter Gropius überzeugen: "Die Form gehorcht der Funktion". In den 1920er Jahren war dies bahnbrechend für die moderne Industriekultur.
Bei unserem Streifzug entdeckten wir auch den Hinweis zu einem ersten Schloss des UNESCO Weltkulturerbes Dessau-Wörlitzer Gartenreich: Schloss und Park Georgium.
Der klassizistische Bau war ein richtiger Gegensatz zu den nüchternen Zweckbauten auf dem Bauhaus-Hochschulgelände. Die anhaltinische Gemäldegalerie musste leider auf uns verzichten - wir bummelten lieber durch den wunderschön angelegten Park. Leider kamen etliche Mücken auf dieselbe Idee und tummelten sich in Pfützen und Teichen des Parks. Die nahen Elbauen lassen grüssen - und wir ergreifen die Flucht, bevor uns die kleinen Blutsauger gänzlich auffressen.
Letztes Ziel unseres Bummels war schließlich die Siedlung mit den Meisterhäusern. Zeitgleich mit dem Bauhaus-Gebäude entstanden hier mehrere Doppelhäuser für die am Bauhaus tätigen Lehrer - "Meister". Leider wurde im zweiten Weltkrieg vieles zerstört und in DDR-Zeiten dem Verfall preisgegeben. Doch die noch erhaltenen und inzwischen sanierten Wohn- und Atelierhäuser können besichtigt werden und wir wandelten auf den Spuren so bedeutender Namen wie Paul Klee, Wassily Kandinsky oder Lionel Feininger. Fotos, Baupläne und teilweise eigenwillige Farbgebungen gaben anschauliche und interessante Einblicke in diese Ära. Immer wieder verblüffend, wie zeitlos, richtungsweisend und heute noch aktuell viele Ideen dieser Zeit waren.
Auf Schlösser-Tour durch das Gartenreich
Wir verlassen Dessau und machen uns weiter auf den Weg durch das Dessau-Wörlitzer-Gartenreich. Man könnte es auch "Schlösser-Hopping" nennen, denn auf einer Länge von etwa 25 Kilometern verteilen sich gleich sechs Schlösser samt ihrer dazugehörigen Park- und Gartenanlagen. Da schlug mein Herz als Fan englischer Parks und Gärten natürlich höher.
Im Schloss und Park Luisium war dringend eine Kaffeepause fällig. Schön, dass das nette Restaurant im Schloss geöffnet hatte und wir hier vor einem kurzen Regenschauer gastlichen Unterschlupf fanden. So konnten wir uns mit Kaffee und leckerem Kuchen stärken. Danach schaute auch schon wieder die Sonne hervor, so dass wir unseren Bummel vorbei am Schlangen- und Brunnenhaus trockenen Fußes fortsetzen konnten.
Meine bessere Hälfte hat allmählich schon genug von der Kultur - aber ein Highlight muss noch sein: die Wörlitzer Anlagen und das Herzstück des Gartenreichs. Da muss er jetzt einfach noch durch
Und er hat es nicht bereut. Wörlitz ist ein richtiggehendes Füllhorn der Landschafts- und Gartenarchitektur. Irrgärten, Seen, Gondeln auf Kanälen, Sichtachsen, verträumte Winkel zuhauf - wir mögen uns gar nicht satt sehen. Einen guten Überblick verschafft ein Aufstieg auf den Turm der St. Petri Kirche. Er ist das höchste Bauwerk der Stadt und 1532 predigte hier Martin Luther vor den Fürsten von Anhalt-Dessau. Nette Pausen beim Aufstieg auf den Turm bieten die biblischen Stationen in den Etagen der ehemaligen Türmerwohnung. Teils witzig, teils nachdenklich gestaltet laden sie zum Innehalten ein.
Hier zum Schluss noch ein paar Impressionen aus Wörlitz
Fazit am Ende dieser ausgedehnten Kult-Tour: der zweitägige Zwischenstopp in Sachsen-Anhalt hat sich wieder mal gelohnt mit interessanten, neuen Eindrücken und bei netten Menschen.
Aufbruch: | 26.08.2010 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 09.09.2010 |