Der Wahn geht los
outback
alice springs
Es ist so viel Schoenes passiert.
Von Cairns aus stieg ich in einen Greyhoundbus und zockelte 31 Stunden ins Zentrum Australiens. Bei der Buchung wurde mir eigentlich gesagt, es sind nur 21 Stunden, aber wie sich spaeter herausstellte, hat die Frau so wieso fast alles falsch fuer mich gebucht, so war ich nicht wirklich weiter verwundert.
Nach den ersten 3 Stunden beschloss ich, dass der Name Greyhoundbus romantischer und bequemer klingt, als er wirklich ist. Ich probierte viele kreative Schlafstellungen aus, kam aber zu keinem Ergebnis.
Doch zum Glueck hatte ich im naechsten Bus zwei Sitze und mein Koerper gab irgendwann auf und schlief, weil er nicht mehr wach sein wollte. So kam ich eigentlich erstaunlich ausgeruht in Alice Springs an.
Immer, wenn wir unterwegs stoppten und der Busfahrer die Tuer oeffnete, stand eine Wand aus Hitze vor uns. 43 Grad, sehr trocken. Waehrend der Fahrt beruehrte ich mit meinem Fuss die Fensterscheibe und verbrannt mich.
Die Busfahrer sind hier kleine Goetter und haben die volle Gewalt ueber IHREN BUS!
Keine anderen Getraenke als Wasser, kein Essen, keine Suessigkeiten, kein Papier auf dem Boden, richtig sitzen, angeschnallt sein, klappe halten.
Das sind eigentlich die Devisen.
Zwei meiner Busfahrer waren ein bisschen freundlicher, die anderen beiden machten regelmaessig die Fahrgaestan, die sich nicht genau an die Regenl hielten, immer mit der Drohung: "oder du fliegst raus"!
Ne ganz schoen harte Drohung, wenn man durch das grosse, tockene Nichts faehrt.
Die Landschaft veraenderte sich: Die Baeume wurden kleiner, struppiger, bis sie ganz verschwanden und nur noch Kuehe zu sehen waren. Dann kamen die Baeume und Buesche wieder und es wurde huegeliger. Der Boden wurde rot.
Ich dachte immer roter Sand ist roetlich, aber hier ist er quitschrot. Wuerde ich zu Hause ein Bild malen, wuerde ich ein anderes Rot waehlen, weil es mir unrealistisch vorkaeme. Doch es ist wahr, die Erde ist rot!
In Alice Springs stieg ich in einem Backpacker ab und lernte Lou (Rebecka) kennen. Sie kommt auch aus Deutschland und wir stellten schnell fest, dass wir uns moegen und sie die selbe Tour geebucht hatte.
Die Tour (3 Tage und 2 Naechte im Outback) ging erst am folgenden Tag los und so hatten wir noch Zeit, uns die Stadt anzuschauen.
Alice Springs ist eine kleine Stadte mit breiten, rotstaubigen Strassen, flachen Haeusern, einer kurzen Fussgaengerzone, Strassencafes und viele Plaetze, auf denen Aboriginies sitzen und sich unterhalten. Gut, dachte ich. Es wirkt erst mal so, als ob es hier mehr Verstaendnis und mehr Wissen uebereienander gibt. Doch letzten Endes bin ich mir nicht so sicher.
Den ganzen Weg von Sydney hoch nach Cairns habe ich Hass, Vorurteile und Rassismus gesehen. Hier sah es erst mal anders aus. Zum ersten Mal waren Aboriginies wirklich praesent auf den Strassen und nicht nur versteckt im Schatten. Bisher hatte ich nur wenige getroffen. Meistens hielten sie sich am Rande.
Doch in Alice Springs werden die sonst Gehassten nun verkauft:
Unzaehlige Galerien bieten die sonst belaechelte Kunst und Kultur an und dort wird sie teuer verhoekert.
Punktebilder an jeder Ecke.
Weil der Uluruh nur noch 550 Km weit weg ist, sind die Ureinwohner ploetzlich etwas besonderes und ihre Kultur wird auf T-Shirts vermarktet.
Gut koennte man ja denken, denn wenigstens hier wird gezeit, was diese Kultur auch bedeuten kann. Aber irgendwie ist es dann wie im Zoo sein, wenn eine Kultur nur vorgefuehrt wird. Kultur will gelebt werden, dadurch zeigt sie sich.
Ich weiss nicht wirklich, was ich von dieser Stadt halte. Sie ist archetektonisch wie ein sehr grosses Handtuch, dass man schon ganz lange hat. Man kennt das verblasste Muster so gut, dass man nicht mehr hinsieht. Die Menschen, die ich dort traf waren sehr nett, egal ob Ureinwohner oder nicht.
Aufbruch: | 22.09.2010 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 08.04.2011 |
Australien
Neuseeland
Thailand
Kambodscha
Vietnam