Canal du Midi und Provence
Castelnaudary - Bram
Pfingstsonntag, 23. Mai 2010:
Wir frühstücken gegen halb neun draußen. Es ist herrlicher Sonnenschein, aber der Canal liegt noch im Schatten der hohen Platanen.
Kurz vor zehn legen wir ab und schleusen als erstes durch die Dreierschleuse "Viviers". Bereits im ersten Schleusenbecken drücke ich dem Mosieur ein Zweieurostück in die Hand und seine gleichgültige Miene verwandelt sich in eine freundliche und er nimmt Taue entgegen und erleichtert uns die Arbeit.
Der Vormittag ist dem Schleusen gewidmet, oft liegen weniger als 100 Meter zwischen zwei Schleusen. Wir sind sehr schnell wieder ein routiniertes Team. Doch ein Missgeschick passiert trotzdem. In einer Schleuse ist vor uns ein Boot mit Engländern, einem älteren Ehepaar. Sie bitten Anke, die oben am Beckenrand an den Seilen ist, ein Foto von ihnen zu machen. Das Wasser wird gerade abgelassen und die Engländerin reckt sich hoch, um ihren Fotoapparat zu Anke nach oben zu geben, verheddert sich aber mit der Hand in der Schlinge und lässt los, bevor Anke die Kamera sicher in Händen hat. Zwischen Boot und Mauer versinkt sie im Schleusenbecken. Da ist Anke natürlich ziemlich geknickt und wir übergeben den Engländern einen Zettel mit Adresse und E-Mailadresse, damit man den Verlust eventuell über die Versicherung regeln kann. "Don't worry!" ruft die Engländerin zum Abschied.
Elf Schleusen füllen den Vormittag, bis wir um halb eins zu einer Mittagspause anlegen, denn um halb eins machen alle Schleusenwärter am Canal du Midi eine Stunde Mittagspause.
Wir schlagen die Erdnägel in den Boden und machen direkt am Treidelpfad fest.
Nach der Mittagspause mit einem kleinen Imbiss geht es weiter. Morgens ist Klaus gefahren und jetzt ist mein Mann an der Reihe.
Nun liegt eine Strecke mit wenig Schleusen vor uns. Anke und Peter nehmen die Räder und wir fahren langsam weiter und lassen die Landschaft an uns vorbeigleiten. Die beiden Radfahrer wollen in Bram auf uns warten. Schon nach wenigen Minuten erreichen wir den kleinen Hafen von Bram, das eigentliche Städtchen liegt knapp zwei Kilometer vom Canal entfernt. Da in Bram niemand auf uns wartet, vermuten wir, dass die beiden wegen der Kürze der Strecke weitergeradelt sind und fahren auch langsam weiter. Nach einer halben Stunde kommt es uns aber doch seltsam vor, dass wir die beiden nicht einholen. Wir vermuten, dass die beiden vielleicht nach Bram geradelt sind und nun dort im Hafen auf uns warten. Deshalb wenden wir vor der nächsten Schleuse und fahren wieder zurück.
Im Hafenbecken von Bram legen wir an, aber niemand wartet dort auf uns. Wo die beiden wohl stecken? Natürlich hatten sie kein Handy mit. Nach zehn Minuten sehen wir sie auf dem Treidelpfad genau aus der Richtung kommen, aus der wir auch gekommen sind. Die beiden hatten sich tatsächlich verirrt, nachdem sie Bram einfach übersehen hatten. Sie waren schon fast in Carcassonne, bis sie schließlich einen Schleusenwärter fragten, wie weit es noch bis Bram sei. Da gab es dann großes Gelächter und ein kühles Getränk.
Wir drei Frauen nutzen die Gelegenheit, im Hafen von Bram ausgiebig zu duschen. Dann fahren wir weiter, um einen schönen Anlegeplatz für den Abend zu suchen. Wir bevorzugen immer einen Platz in der freien Natur, während viele andere Bootsfahrer sich in den Häfen wohler (sicherer?) fühlen.
Als wir in der nächsten Schleuse stehen, ertönt plötzlich das Alarmsignal vom unteren Führerstand. Nanu - das hatten wir doch schon mal, in der Lagune von Venedig. Die Männer machen den Motor kurz aus, um ihn neu zu starten. Es geht nicht! Auweia - immerhin sind wir sicher vertäut in der Schleuse. Der Schleusenwärter lässt bereits das Wasser ab. Endlich - nach mehreren Versuchen lässt sich der Motor starten und die Temperaturanzeige zeigt wieder normale Werte. Wir fahren weiter, begleitet von diesem nervtötenden Pfeifton, der immer mal wieder aussetzt, um dann erneut zu ertönen. Wir fahren langsam weiter und behalten die Temperaturanzeige im Auge. Endlich finden wir einen schönen Platz für den Abend, kurz vor der Schleuse "Villesque", die gerade um 19 Uhr ihre Tore schließt.
Wir werfen den Grill an und grillen das restliche Fleisch vom Vortag und jede Menge Gemüse. Wir genießen das Essen und den schönen Abend.
Die Männer starten noch mehrmals den Motor und das Alarmsignal bleibt weg, so dass sie schließlich vermuten, dass der Zündschlüssel nicht in der richtigen Position war.
Aufbruch: | 22.05.2010 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 05.06.2010 |