Erstes Kennenlernen der Slowakei nach der Wende
Erste Bekanntschaft mit der Tschechei: Wandern kann man hier auch
Freitag, den 1. September 2000.
Heute nehme ich einen zweiten, ganztägigen Anlauf zu einer Wanderung ins Sibenik-Gebirge, nachdem ich mich zuvor mit Wander- und Fahrradkarten eingedeckt habe.
Bei der Durchsicht der Karten staune ich: die Fahrradkarte gibt eine Fülle von Tourenvorschlägen mit genauer Angabe der Höhenunterschiede und des Schwierigkeitsgrades, die für die ehrgeizigsten Mountainbiker keine Wünsche offen läßt.
Ich sehe aber auch, dass die schönsten Wegstrecken nur für Fußwanderer zugänglich sind und bestimmte Gebiete überhaupt nicht betereten werden dürfen.
Da ist Wandern die beste Abwechslung, und das mache ich dann 9 Stunden lang. Zunächst denselben Weg rauf wie gestern, dann aber nach Westen an der "Schäferei" vorbei bis auf die höchsten Kammlagen des Sibenikgebirges. Dort oben strahlt eine milde Sonne, gerade so warm wie man es haben möchte und bei Windstille kann man den Blick weit über die umliegenden Wälder und Höhen genießen, Höhe über Meeresspiegel zwischen 1000 und 1300 m.
An einer Weggabelung an einer Senke des Höhenwanderweges ist eine Quelle, da macht die Mittagspause mit mitgebrachten Butterbroten richtig Spaß.
Den Höhepunkt hebe ich mir für den Schluß auf, die Besteigung des fast 1500 m hohen Praded. Er ist touristisch voll erschlossen, das merkt man am großen Autoparkplatz an seinem Fuß und an der schonungslosen Asphaltpiste, die auf die Spitze führt: steil bergauf in einer Spirale um den Berg, der einzige erlaubte Weg für Fußgänger und Autos mit Sondererlaubnis.
Meine Füße schmerzen, als ich oben ankomme, aber im Gras liegen ein paar Radfahrer erschöpft im Gras, denen ich trotz ihres jugendlichen Alters heute keine großen Leistungen mehr zutraue. Auf dem Gipfel selbst steht ein riesiger Sendernast des tschechischen Fernsehens, ansonsten Baustelle und ein geschlossenes Ausflugslokal.
Die Sicht von hier oben unterscheidet sich nicht wesentlich von der auf dem Kamm, nur viel mehr Leute sind hier, um sie zu genießen.
Beim Abstieg leiste ich mir einen Frevel, bei dem ich aber nicht erwischt werde: quer durchs Naturschutzgebiet auf dem kürzesten Weg den Südwesthang hinunter.
Dabei schrecke ich ein Rudel Hirsche auf, die so nahe an mir vorbeitrampeln, dass es mir schon unheimlich wird. Bei zwei Bier (siehe gestern) in der Baborka lasse ich die Ereignisse des Tages noch einmal an mir vorbeiziehen, der Abstieg durch den Wald wird heute, ohne Regen, zur Routinesache.
Mein Wirt rechnet mir abends vor, dass ich mit über 35 km Bergwandern für heute genug getan hätte, und tatsächlich, die nächste Nacht schlafe ich trotz oder gerade wegen des Bachrauschens ganz tief.
Aufbruch: | 28.08.2000 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 21.09.2000 |
Slowakei
Ungarn