Jakobsweg 2011 - Teil I - Camino del Norte - Teil II - Camino Primitivo

Reisezeit: März / April 2011  |  von Uschi Agboka

Camino del Norte - San Sebastian

Montag, 14. März 2011 2. Tag Irun - San Sebastian - 26 km

Nach dem Aufstehen um 7 Uhr gab es in der Jugendherberge das typische spanische Frühstück: Toast, Marmelade, Butter und Kekse. Um 8.30 Uhr ging es auf den Camino. Zunächst verlief der Weg entlang der Hauptstraße von Irun. Ab Mugonde ging es auf Feldwegen zur Santuario de la Virgen de Guadelupe, von wo aus man einen schönen Blick auf Hondarribia, den Hafen und Irun hat. Die Jungfrau von Guadelupe ist die Schutzpatronin von Hondarribia. Die Legende erzählt, dass 2 Schäfer das in der Kapelle aufbewahrte holzgeschnitzte Bildnis fanden. Am 8. Sept. jeden Jahres wird mit einer Wallfahrt und Trommelumzügen - Alardes de Armas - der Sieg über die Franzosen im Jahr 1638 gefeiert, der dem Eingreifen der Jungfrau von Guadelupe zu verdanken ist. Wir trafen hier Helmut aus Landsberg, der auch nach Santiago de Compostela wandern will. Zunächst wollen wir durch das Marschland Marisma de Jaitzubia auf den 545 m hohen Berg Jaizkibel. Leider wählten wir einen falschen Weg. Wir hätten unseren Reise-führer besser lesen sollen, denn die Markierungen waren keine gelben Pfeile, wie auf dem Camino üblich, sondern rot-weiße Zeichen. Auf halber Strecke sahen wir den Berg, eine Rodung gab uns den Blick frei. Also nahmen wir die Diritissima. Der Anstieg war sehr steil. Ich legte eine Pause ein, um eine Banane zu essen und etwas zu trinken. Norbert lief weiter, ich verlor ihn aus den Augen. Langsam bewältigte ich den steilen Anstieg durch Ge-strüpp. Auch einen Weidezaun mit Stacheldraht gab es zu überwinden. In dieser Gegend sieht man viele Wildpferde. Ein totes Pferd und viele Knochen entdeckte ich auf meinem Weg. Am Gipfel angekommen, war kein Norbert weit und breit zusehen. Ich legte eine Pause von 1/4 Std. ein. Kein Norbert weit und breit. Also den Rücksack geschultert und weiter. Unterwegs kam ich an einem trutzigen Wehrturm (Torreone de Jaizkibel) vorbei, ein Relikt aus dem 2. Karlistenkrieg (1872 - 1876).

Seit der spanischen Revolution 1868, die die Herrschaft Isabellas II. beendet hatte, befand sich Spanien im Zustand der Anarchie. Die Ständeversammlung votierte für die Beibehaltung der Monarchie. Die spanische Krone wurde verschiedenen europäischen Monarchen angeboten. Der Herzog von Aosta, Amadeus I., akzeptierte sie 1871. Der Versuch Preußens, Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, auf den spanischen Thron zu bringen, spielte für den Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges eine große Rolle. 1873 dankte Amadeus I. ab, da das spanische Volk seine Herrschaft nicht anerkannte. Die Ständeversammlung proklamierte die Republik. Don Car-los III., Enkel des ersten Carlos, revoltierte, um die Monarchie wieder herzustellen. Die Republik brach im Januar 1874 zusammen und wurde von einer Militärdiktatur unter General Francisco Serrano y Dominguez abgelöst. Die Militärs setzten den Sohn Isabellas als Alfonso XII. als konstitutionellen König ein. Die ihm untergebenen Truppen konnten bis 1876 die karlistischen Gebiete (besonders das Baskenland) zurückerobern. Im Juni 1876 verabschiedeten die neu gewählte Ständeversammlung (Corte) eine Verfassung. Mehr als 10.000 Karlisten wurden verbannt.

Der Weg verläuft entlang des Gipfels und bietet herrliche Blicke auf das Meer und die umliegende Landschaft. Wo der "untere Weg" auf den "oberen Weg" trifft, sah ich auf einmal Norbert wieder. Er hatte den Aufstiegsweg nicht gefunden und war durch dicke Maccia wieder zum unteren Weg abgestiegen. Auf einer guter Straße, wo wir erneut auf Helmut trafen, ging es zum Küstenort Pasai Donibane (Pasajes de San Juan), wo wir uns ein Bier genehmigten und uns dann mit einer Personenfähre übersetzen ließen nach Pasai San Pedro (Pasajes de San Pedro) -0,60 Euro. Die Gemeinde Pasai entstand im 13. Jh. und ist Station für die Pilger des Camino. Für uns folgte nun ein langer Aufstieg zum Leuchtturm Faro de la Plata. Der Weg bietet alles, was man von einem Küstenweg erwartet: Herrliche Ausblicke ohne Häuser auf den Atlantik. An einer ökologischen Bäckerei machten wir Pause. Talmid erzählte uns von seiner Religionsgemeinschaft, der "12 Staemme" (der Gütergemeinschaft Israels) welche auch in Deutschland in der Nähe von Nördlingen einen Sitz hat (www.zwoelf-staemme.de). Er lud uns zu einem Tee in seinen Laden in San Sebastian ein, sollten wir dort anhalten. Wir haben das Angebot gerne angenommen. Nach einem kurzen Anstieg führt der Camino nach San Sebastian. Schöne Ausblicke bieten sich beim Abstieg, auf die Stadt und die herrlichen Sandstrände. An der wunderschönen, berühmten La Concha de Donostia-San Sebastian-Bucht vorbei, erreichen wir gegen 17 Uhr die Jugendherberge, die sehr gepflegt und zu empfehlen ist. Jeder Raum, mit 6 Betten, hat einen eigenen Dusch- und Toilettenraum.

Der Aufschwung der Bucht La Concha zum mondänen Seebad erfolgte ab 1845, da in diesem Jahr Königin Isabell II. den Sommer dort verbrachte. Die Stadt selbst wurde 1014 erstmals schriftlich erwähnt, sie wurde bekannt durch den Fang von Kabeljau und Walen und durch die Lage am Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Donostia-San-Sebastian hat eine bewegte Geschichte hinter sich und bietet viele Sehenswürdigkeiten.

Nach der notwendigen Körperpflege führte uns der Weg in den Ort in eine Tapas-Bar, wo wir uns stärkten. Norbert wollte noch am Strand spazieren laufen, ich war müde, ging zurück zur Herberge, wo inzwischen auch Helmut eingetroffen war und lag gegen 21 Uhr in der Koje.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichungen meines Mannes Rolf, von Irun nach Santiago de Compostela, 699 km, 13. März bis 15. April 2011.
Details:
Aufbruch: 13.03.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 15.04.2011
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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