Jakobsweg 2011 - Teil I - Camino del Norte - Teil II - Camino Primitivo

Reisezeit: März / April 2011  |  von Uschi Agboka

Camino del Norte - Zarautz -Deba - Zenaruzza

15./16./17. März 2011 - 3.-5. Tag San Sebastian-Zarautz-Deba-Zenarruza

Dienstag, 15. März 2011 3. Tag San Sebastian - Zarautz - 21 km

Nach einem guten Frühstück ging es um 8.30 Uhr Richtung Orio. Der Anstieg brachte mich ganz schön zum Schwitzen. Nach ca. 2 km fing es an zu regnen. Erst wenig, dann immer mehr, so dass ich mir meine Regenhose anziehen musste. Der Camino führt hier durch mit Maccia bewachsene Hänge und bietet herrliche Ausblicke. Leider konnte ich wegen des starken Regens keine Pause machen, um das schöne Panorama zu genießen. Bis Orio begleitete mich das schlechte Wetter, wobei es aber zum Glück nicht kalt war. In Orio, einem kleinen Fischerstädtchen, suchte ich mir eine Bar, in der auch bald nach mir Norbert eintraf. Der Regen hörte auf und so machten wir uns nach 1 Std. wieder auf den Weg der letzten 2,5 km bis zur Herberge. Diese befindet sich inmitten eines riesigen Campingplatzes mit Blick auf den Atlantik und die Stadt Zarautz, die man das Hawaii des Baskenlandes nennt - sein 2,5 km langer und 80 m breiter Strand zieht viele Surfer an. Die Altstadt von Zarautz ist mehr als sehenswert. Zunächst waren Duschen und Wäsche waschen angesagt, dann saßen wir auf der Terrasse und genossen die schöne Umgebung. Nach einem guten Abendessen ging ich um 21 Uhr ins Bett, während Norbert noch den Ort unsicher machen wollte.

Mittwoch, 16. März 2011 4. Tag Zarautz - Deba - 23 km

Nachdem es die ganze Nacht wie aus Kübeln geschüttet hatte, hatte ich ein ungutes Gefühl. Und richtig, es regnete auch am Morgen weiterhin Bindfäden. Da die Bar auf dem Campingplatz frühmorgens noch geschlos-sen war, suchten wir uns ein kleines Cafe in Zarautz (Kaffee mit Milch und Croissant 2,45 Euro) und warteten ein Weilchen, bis der Regen nachließ. Direkt an der Küste entlang führt der Camino bis nach Getaria, ein Hafenstädtchen mit bewegter Vergangenheit.

Die älteste Besiedlung reicht in die Bronzezeit zurück. 1209 war das Jahr der offiziellen Stadtgründung und Getaria wurde ein wichtiger Fischerhafen und Handelsplatz der Region. Und heute noch zeigt der Wal im Stadtwappen (wie auch in Zarautz) von der Bedeutung des Walfanges.

In Getaria besichtigte ich die Iglesia Parraquial de San Salvador. Die über einer Vorgängerkirche erbaute und einst in die Stadtmauer integrierte Kirche gilt als eine der schönsten Beispiele baskischer Gotik. Auch das Stand-bild des Juan Sebastian Elkano, der der berühmteste Sohn der Stadt ist, hatte es mir angetan. Er gilt als erster Weltumsegler.

Und weiter ging es auf dem Camino. Leider regnete es stark und so konnte ich die herrliche Landschaft im Nebel und Regen nur erahnen. Nach einer kurzen Mittagspause in einer Bar in Zumaia, marschierte ich mit Regenponcho und Regenhose Richtung Deba. Vorbei an einem schönen Aussichts-punkt ging es steil bergab zur Ermita de San Roke (dem Stadtpatron von Deba geweiht), wo ich, im Trockenen sitzend, etwas gegessen habe. Und weiter ging der Weg nach Deba. Bei der Policia Municipal holte ich den Pilgerstempel und bezahlte 5 Euro für die Übernachtung in der winzigen Herberge (nur 8 Betten). In einer kleinen Bar in der Altstadt ließen Norbert und ich den Tag ausklingen, in der Hoffnung auf besseres Wetter. Helmut war noch nicht eingetroffen.

Donnerstag, 17. März 2011 5. Tag Deba - Zenarruza - 32 km

Beim Frühstück sah das Wetter nicht schlecht aus, es war nur etwas nebelig. Nach dem Frühstück in einer kleinen Bar fing es jedoch wieder an zu nieseln. Kurz vor dem Einstieg in den Camino trafen wir auf Helmut, der die Nacht in einem Hotel verbracht hatte und heute erst einmal seinen großen Zeh verarzten lassen will. Um es vorweg zu nehmen, es hat den ganzen Tag geregnet, zum Ende der Strecke richtige Bindfäden. Die herrliche Gegend konnte man nur erahnen und nicht wirklich genießen. Und zu allem Unglück haben wir uns auch noch verlaufen. Daran waren wir allerdings selbst schuld, wir haben einfach nicht aufgepasst. Es waren 2 km, 100 m Aufstieg und 3 Bachdurchquerungen unnötiger Weg. Gleich nach der Abzweigung zur Ermita del Calvario haben irgendwelche Witzbolde die gelben Pfeile des Camino mit schwarzer Farbe überpinselt, so dass man den Camino nicht mehr erkennen konnte. Zum Glück bin ich nur 200 m falsch gelaufen und habe nach dem Weg gefragt. Man konnte sich dann an den rot-weißen Markierungen bis zur Ermita orientieren. In Markina wollte ich mich in einer Bar ausruhen, leider habe ich keine offene gefunden. So bin ich bis zu einem kleinen Häuschen, wo ich vor dem Regen unterstehen konnte, weitergelaufen und bald traf auch Norbert ein. Aus Übermut sind wir dann den Umweg gelaufen. Die Wege heute waren die reinsten Bäche. Meine Stiefel blieben jedoch innen trocken, das war ein Glück. Total durchnässt erreichten wir das Kloster Zenarruza. Von hier bietet sich ein herrlicher Blick in das hügelige Umland.

Die Legende besagt, ein Adler habe den privilegierten Ort erwählt. Am 15. August 968 soll der Vogel während der Feier zu Maria Himmelfahrt einen Totenkopf in seine Krallen genommen haben und hoch oben, am südlichen Ausläufer des Monte Oiz wieder fallen gelassen haben. Für die Gläubigen eine deutliche Aufforderung, hier fortan der Jungfrau Maria zu huldigen. Ein steinernes Wappen am Osteingang zeigt die Szene. Die Lage am Pilgerweg begünstigte die Entwicklung zum religiös-gesellschaftlichen Zentrum der Landgemeinde. Reiche Bürger förderten die Gründung eines Klos-ters. Ab 1851 verloren das Kloster und die Kirche an Bedeutung, verfielen. 1980 begann jedoch die Restaurierung und 1988 nahmen Zisterzienser das religiöse Klosterleben wieder auf, heute leben 7 Mönche dort. Gotik und Renaissance prägen den vom 15. - 18. Jh. um einen großen Innenhof angelegten Klosterkomplex.

Die Mönche des Klosters luden uns zur Messe ein, was wir natürlich annahmen. Anschließend servierten sie uns ein gutes Abendessen. Wir gingen früh schlafen, mit der Hoffnung auf besseres Wetter.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichungen meines Mannes Rolf, von Irun nach Santiago de Compostela, 699 km, 13. März bis 15. April 2011.
Details:
Aufbruch: 13.03.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 15.04.2011
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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