Jakobsweg 2011 - Teil I - Camino del Norte - Teil II - Camino Primitivo

Reisezeit: März / April 2011  |  von Uschi Agboka

Camino del Norte-Bilbao-Castro-Urdial.-Laredo

20./21. März 2011 - 8./9. Tag Bilbao - Castro Urdiales - Laredo

Sonntag, 20. März 2011 8. Tag Bilbao - Castro Urdiales 44 km

Heute liegt ein langer Tag vor uns, da bis Castro-Urdiales keine Herberge offen hat. Deshalb marschierten wir schon um 8 Uhr los. Der Weg aus Bilbao heraus ist nicht berauschend. Da an diesem Sonntag ein Radrennen um Bilbao stattfand, überholten uns über 8.000 Fahrradfahrer. Viele von ihnen wünschten uns einen schönen Camino im Vorbeifahren. Nach ca. 1 Std. erreichte ich die Hängegondel über den Rio de Bilbao. Die Überfahrt kostet 0,30 Euro und ist ein interessantes Erlebnis.

Die Puente Vizcaya oder Ponte Colgante ist keine Hängebrücke, sondern eine Hochbrücke mit daran befestigter Hängebarke. Die Fähre, eingeweiht 1893, ist die älteste noch in Betrieb stehende Schwebefähre der Welt und UNESCO Weltkulturerbe, aufgrund ihrer herausragenden Stahlbaukonstruktion aus der Zeit der Industriellen Revolution.

Norbert kam mit der nächsten Fahrt über den Fluss. Ich marschierte derweil weiter, durch die kleine Küstenstadt Portugalete, weiter auf einem Radweg (Bidegorria), der die Autobahn unterquert, in Richtung La Arena. Da es kaum Verkehr gab, war es sehr angenehm zu laufen. Aufgrund des Sonntages bewegten sich viele Spanier auf dem Radweg, der parallel zum Fußweg verläuft. Gegen 11.45 Uhr traf ich in La Arena ein, wo ich Mittagspause machte. Zwar waren es 14 Grad, aber durch den kalten Wind fühlte es sich viel kälter an. Deshalb fiel meine Pause nur kurz aus. Beim Abmarsch sprach mich ein Baske an, der mir vorschlug, nicht den offiziellen Pilgerweg zu gehen, sondern weiter an der Küste entlang zu wandern. Ich habe es nicht bereut, seinem Rat gefolgt zu sein. Der Ausblick ist phantastisch.

Nach La Arena verlässt man das Baskenland und kommt in die autonome Gemeinschaft Kantabrien (590.000 Einwohner), Hauptstadt Santander. Der Küstenweg, teilweise durch Tunnel, ist ein Teil Industriegeschichte. Die Via Verde El Piquillo war einst eine Werksbahn, auf der ab Ende des 19. Jh. in Loren Eisenerz aus den Minen transportiert wurde. Die Strecke von La Arena nach Castro-Urdiales ist so, wie man sich einen schönen Küstenweg vorstellt.

Sogar die Sonne ließ sich sehen, so dass ich eine 3/4 Std. Pause machen konnte. Kurz vor 18 Uhr war ich dann in der Herberge, wo Norbert, der wieder einen Teil der Strecke mit dem Bus gefahren ist, schon den Schlüssel besorgt hatte. Ein Berliner Pärchen (Jonas und Steffi) teilen heute mit uns die Herberge. Nach dem Duschen und Abendessen ging ich um 21 Uhr schlafen.

Castro-Urdiales ist bekannt für prähistorische Funde und Höhlenmalereien, die auf eine frühe Besiedlung schließen lassen. Von den Römern im 1. Jh. n. Chr. als Küstenstadt gegründet, wurde der Ort 1102 erstmals als Teil des Bistums von Burgos schriftlich erwähnt. Aus Zeitgründen ist es leider nicht möglich, sämtliche Sehenswürdigkeiten auf dem Camino anzuschauen.

Montag, 21. März 2011 9. Tag Castro-Urdiales - Laredo - 31 km

Am Morgen wollten wir nicht in den Ort zurücklaufen, sondern auf dem Weg in einer Bar frühstücken. Doch ich musste fast 8 km gehen, bis die erste offene Bar kam. Der wunderschöne Ausblick an der Küste entschädigte jedoch für das verspätete Frühstück. Der Himmel strahlte im schönsten Blau. Nach der Playa de Arenillas führt der Weg ins Hinterland. Hier ist schon Frühling: Bäume und Sträucher blühen um die Wette. Bald musste wieder ein steiler Anstieg in Angriff genommen werden. Der Camino del Norte ist wesentlich anstrengender als der Camino Frances oder die Via de La Pla-ta. Heute gab es 670 m Auf- und Abstieg bei 31 km Streckenlänge zu be-wältigen. Nach Hazas führt der Weg wieder Richtung Meer. Ab der Bucht von Laredo verschlug es mir buchstäblich die Sprache: Ein hässlicher Betonklotz neben dem anderen.

Laredo ist einer der größten (und für mich hässlichsten) Badeorte der kan-tabrischen Küste. Doch die kleine, feine Altstadt - Puebla Vieja - besitzt ei-nen mittelalterlichen Charme In einer Klosterschrift von 1068 wird Laredo das erste Mal erwähnt. Die kath. Könige Isabel und Fernando machten Laredo zur Hauptstadt Kastiliens. Im 19. Jh. schufen Konservenfabriken Arbeit für die Bevölkerung. Erst nach dem Spanischen Bürgerkrieg startete der Touristenboom mit seinen damit verbundenen Bausünden.

Die Herberge El Buen Pastor, welche von Franziskaner geführt wird, habe ich schnell gefunden. Alles war blitzsauber und ich bekam sogar ein Handtuch. Norbert, der mal wieder Teilstücke gefahren ist, war schon da und so erkundeten wir die Altstadt nach dem Duschen. Zum Glück schauten wir auch bei der Touristen-Info vorbei. Dort erfuhren wir, dass die Saison für die Boote über die Bucht erst am Donnerstag beginnt. So müssen wir den Bus von Laredo nach Santona nehmen. Wie immer ging ich früh schlafen, es waren bis jetzt sehr anstrengende Tage.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichungen meines Mannes Rolf, von Irun nach Santiago de Compostela, 699 km, 13. März bis 15. April 2011.
Details:
Aufbruch: 13.03.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 15.04.2011
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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