Nepal! Wo sind meine Bergschuhe?
Mit dem Ofenrohr ins Gebirg...
Tansen (Palpa), 1310m
Na dann mal raus aus dem feucht heißen Dschungelgebiet! Rauf in die Berge. Und da kommt das kleine Städtchen Tansen an den Vorbergen des höchsten Gebirges der Welt, als Urlaubsort mit Touristenunterzahl gerade recht. Erst wird in Buthwal in einen anderen Bus umgestiegen. Was sich als nicht sehr hübsch gestaltete als irgendwelche Mechaniker beim Aufsammeln der Passagiere ölige und rostige LKW Ersatzteile auf unsere Rucksäcke auf dem Dach und auf den Fußboden verladen wollten / mussten. Aha, in Nepal wird also mit Material nicht unbedingt zimperlich umgegangen...
Wir mussten zudem erkennen, dass die Warnungen vor Erdrutschen und verschüttete nepalesische Straßen im Monsun, war sind, als der Bus quitschend über einen frischen Steinhaufen fahren musste.
Doch das Tal mit seinen hohen moosbewachsenen Felswänden und der rauschenden Schlucht.
Und es wird kühler!
Nach einer Nacht in einem Hotel mit Loch und dreckiger Gemeinschaftsdusche, kam die Möglichkeit in einem sauberen "Homestay" die weiteren Nächte zu verbringen, wie gerufen. Der nette Robi in der Touristeninformation bat uns an in seinem Haus zu übernachten. Das Haus birgt 2 saubere gut ausgestattete Räume und wir durften dann den einzigen Raum oben auf der Dachterasse für uns allein beanspruchen. Da es zu den obersten Häusern am Hang gehört, hatten wir jeden Tag eine prächtige Aussicht ins Tal und auf die Stadt mit ihren alten holzgeschnitzten Fensterrahmen, Balkonen und grünen Obstgärten schauen. Unter anderem konnten wir mit einem Engländer der 6 Jahre in Leipzig gearbeitet hat und einer verplanten
Weltreise Amerikanerin, bei ein paar Bier und frisch geerntete Litschis die Sommernächte im Lehnstuhl geniessen.
Da sich das Wetter die Tage lang wechselhaft gestaltete wurden wir leider nur zum rumhängen, Stadt erkunden und leckere Momos (gedämpfte oder frittierte Teigtaschen mit Chilli Tomatensoße, die in Nepal nicht nur mit Gemüse sondern auch mit Büffel-, Hühnchenfleisch gefüllt werden) essen annimiert.
An einem Tag jedoch konnten wir das Tagesprojekt "Ranighat Circuit Track" starten, das bis zu 10 Std. in Anspruch nehmen sollte. Diese Wanderung geht von den 1400m auf bis 700m hinunter zu einem Flussbogen, der die zweitlängste Hängebrücke Nepals und eine verlassene Königsvilla britischer Herkunft beherbergt. Was man auf diesem eher gemäßigten Weg gut erkennen konnte, dass es keine Straße oder ähnlichen Zugang zu den verborgenen Dörfern zwischen den Tälern und auf den Bergen gibt. Fast alles Nötige müssen die Anwohner zu Fuss stunden bis tagelang von den nächsten Handelsstationen mit einem "Dhoko" - das ist ein konusförmiger Bambuskorb der auf dem Rücken mit einem Band auf der Stirn getragen wird- nach Hause bringen. Ein paar dieser Anwohner haben wir an einem sehr steilen Serpentinenweg getroffen und ein vielleicht 17 Jähriger erklärte mir dass er schon um 3 Uhr aufgebrochen ist, damit er um Mittag wieder zu Hause ist und seine erste Mahlzeit essen kann (!)
Unsere erste Mahlzeit konnten wir dann in einer kleinen Siedlung in der nähe der Villa einverleiben, was eigentlich verspätetes Frühstück und Daal Bhaat heißt. Das ist nur gekochter Reis mit Currygemüse und Linsensuppe. Aber das Restaurant, in nepalesisch kurz "Dhaba", war aber das beste: Eine alte Frau bewirtete uns in einer niedrigen Holz- und Lehmhütte mit offener Feuerstelle und ohne Kamin! Da war die Decke mit einer dicken Russschicht bedeckt und die Balken wurden somit schon seit Jahrhunderten konserviert...Der Rauch kam einfach aus den Schlupflöchern oder Fenstern in der Wand raus.
Naja, dann noch schnell den verlassenen Palast ansehen (die Steine und Eisenstangen wurden dafür extra aus den nahe gelegenen natürlichen Vorkommen produziert). Er wurde vom damaligen Governeur von Palpa, für seine geliebte Frau Tej Kumari 1892 von britischen Architekten aus Kalkutta erbauen lassen und gilt als das Taj Mahal Nepals. Naja, nur die Räume sind riesig. Dafür gibt es nur 4 davon und sind voll mit Fledermauskrümel. (Taj Mahal???)
Die Hängebrücke war wirklich lang und eine von wenigen Möglichkeiten einen reissenden Fluss in Nepal zu überqueren.
Der Heimweg war jedoch sehr anstrengend, da die Sonne fast senkrecht runter brannte, aber wir nicht einen kleinen Wasserfall am Weg ausgelassen haben, um unseren Chillyschweiß wegzuwaschen. 3 Liter Trinkwasser pro Person waren noch dazu zu wenig. Am Restaurant gab es zwar einen Plastikschlauch mit Frischwasser, aber im nachhinein fanden wir das offene Aquedukt das noch aus der Entstehungszeit des Palastes, Wasser aus einem verschmutzten Gebirgsbach zu den paar Häusern im Tal und somit zum Schlauchende brachte, agglääks!
Und dann wurde der letzte Teil zur Rückseite von Tansen immer steiler. "Ja wo ist die Kondition?" hab ich mich da gefragt. Achja, auf den Andamanen am Strand verloren gegangen Also weiter üben...
Bevor wir in der Abendsonne die dschungelartigen Hänge mit den wenigen Siedlungen erklammen, kam uns das Glück zu gute.
Denn eigentlich gibt Tansen eine sehr gute Sicht auf die Annapurna Gebirgskette. Nur verhing der Monsun täglich die Berge mit einem Wolkenband. Nur als ich mich mal kurz umdrehte, dachte ich etwas in den schwindenden Wolken am Horizont zu erkennen. Und da war er! Eine verschneite Bergkuppe eines 7000ers! Mit der Zeit wurden die Wolken durch Fallwinde immer mehr nach unten gedrückt und dann standen plötzlich 5 Gipfel der Annapurna Reihe frei in der Abendsonne. "Ach jetzt, da sind die richtigen Berge!" Und ich dachte schon, die Dinger seien nur ein Werbeschwindel auf den Plakaten der nepalesischen Tourismusbranche und wie die schlechten Fotomontagen in Indien produziert worden.
Na da haben wir uns Momos und ein Bierchen am Abend verdient. Prost!
Nach einer Woche der Ruhe gings dann wieder in eine der vollgestopften Touristenhochburgen am klassischen Annapurna Circuit Trek.
Annapurna I mit 8091m einer der gaaaanz Großen! Davon gibt es dann noch II (7937m), III (7555m), IV (7525m), den Gangapurna (7455m) und den Annapurna South (7219m) plus viel mehr im Annapurna Naturschutzgebiet. Wer hier alle sehen will, muss dann mal bis zu 22 Tag den "Circuit Trek" laufen.
Dachwohnung inTansen.
Das große braune Feld unten rechts, ist ein Bergplateau für anschauliche Cricketspiele und Tricks mit dem Moped.
Pokhara, 827m
Wo bin ich nur? Wenn man in die Touristengegend, an die Seeseite in Pokhara geschickt wird, dann heißt einem ein Schild mit "You are entering tourist area" auch auf nepalesisch willkommen. Mit vielerlei Dos und Donts auf der Tafel. Alienterritorium oder wie? Ach nein! Reeperbahn in Mitten der Berge! Das schaut fast genauso aus mit all den westlichen multicousin Restaurants, Läden die das gleiche Zeugs verkaufen wie der Nachbarladen, Trekking shops mit gefälschter oder importierter Ware oder den Stripklubs. Und Bier kann man, wie die Trinkfreude Nepals zeigt, an jeder Ecke in 650ml kaufen. Aaaahhh! Und ich dachte mir da sind in der Monsunsaison, neben den Marhiuanaengeln, Naturfreunde unterwegs?
Das schöne ist, dass es zwischen Hügeln an einem See gelegen ist und man im Norden oder auf der anderen Seite ruhigere Hotels bekommt. Wie wir, mit Blick auf den See. Die Nebensaison macht aus der Stadt eine ruhigere Wartestadt. Denn ab September bis November werden hier, bei bestem Wanderwetter, Flugzeugladungen mit Goretex laminierte Wanderer oder Bergsteiger abgefertigt. Aber eben nur Pauschaltouristen, die sich einen schönen Urlaub und stolze Ziele erreichen wollen.
Den Preis für eine Wanderung im Naturschutzgebiet hat auch ihre stolze Höhe: 45 USDollar pro Person nur um dort wandern zu dürfen und das ohne Kost und Unterkunft, die in dieser Gegend am besten in US Dollar bezahlt werden darf! Das ist nix für arme Reisende und die innere Ruhe.
Aber eine buddhistische Peace Pakoda steht dort auf einem der Hügel ringsum, die man bei einer kostenlosen Tageswanderung durch den (Neuseeland ähnlichen) subtropischen Wald erkunden kann. Sie wurde von japanischen Buddhisten zum Hintergrund der Nagasaki und Hiroshima Bomben in Japan erbaut. Die Pakoda ist die 71te von 100, die überall auf der Welt verstreut gebaut werden sollen, um die Menschen an den Frieden erinnern soll. Und oben auf dem Hügel angekommen wird es wirklich friedlich und ruhig. Nur das brummen der Stadt kann man vernehmen. Das lustige ist, dass die Arbeiten direkt in Pokhara begonnen wurden und als sie halb fertig war, wurde sie von der neuen kommunistischen Regierung aus "Platzgründen" abgerissen. Nur als die buddhistischen Pilger trotzdem an den zerstörten Ort weiter pilgerten und Gaben hinterliessen, wurde ein anderer Ort gewählt und die Pakoda dort neu aufgebaut. Und jetzt hat sie sogar einen Hubschrauberlandeplatz vor der Tür hinzu bekommen! Danke.
Am Rückweg traf ich auf so einige Dorfbewohner die an den Hängen ihre Felder und Häuser besitzen. Die fanden mich lustig, da ich bei schönem Wetter losgegangen bin, aber der Monsun dann plötzlich einsetzte. Ich hatte keinen Regenschirm dabei, bin dann ziemlich nass geworden und mir kam eine Idee in den Kopf, zum Schutz zwei Blätter, so groß wie die aus dem "Jurassic Park" Wald, zu schnappen und links sowie rechts auf den Kopf zu legen. Das hat dann auch gut geklappt, bis Kinder das sahen und sie mich auf Nepali als Waldgeist bezeichneten! Sie liefen lachend vor mir davon...
Unten angekommen wollte ich noch die Schlucht des "Devi" Wasserfalls anschauen. Ich bin dann erstmal in die falsche Richtung gelaufen, da die Umgebungskarte die Wege ein wenig verzerrt darstellte. Daraufhin habe ich einen Einwohner gefragt und bin dann in die Höflichkeitsfalle getappt. Er hat mich nicht richtig verstanden und sendete mich weiterhin in die falsche Richtung, bis ich auf einen kleinen Bach neben der Hauptstraße ankam der einen Microwasserfall hatte. Die nahen Anwohner haben sich sehr darüber amüsiert, als ich ihnen die Geschichte erzählte.
Berge? Berge sahen wir nur beim Abschied aus Pokhara, als wir aus dem Bus durch die aufbrechenden Wolken zum erstenmal nach einer Woche, Machapuchare und Hiunchuli sahen. Um das ganze Panorama zu sehen, bin ich dann auf diese Seite gegangen Dein Linktext hier... Aaaah, sind diese Felsen im Internet majestätisch!
So, genug von ein bisschen metropolitanischem Flair und ab in die Hauptstadt Nepals, Kathmandu.........
Aufbruch: | 04.06.2011 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | September 2011 |