Nepal! Wo sind meine Bergschuhe?

Reisezeit: Juni - September 2011  |  von Florian Sebrich

Kathmandu, huhu?

Buddha Stupa. Die Augen der Erleuchtung... 
Was für mich ein wenig wie im unnüchteren Zustand aussieht. Das kann einem Westler auch passieren, wenn man zulange vor dem rituellen Räucherhaufen die Essenzen einatmet.

Buddha Stupa. Die Augen der Erleuchtung...
Was für mich ein wenig wie im unnüchteren Zustand aussieht. Das kann einem Westler auch passieren, wenn man zulange vor dem rituellen Räucherhaufen die Essenzen einatmet.

Kathmandu, Nepals Hauptstadt

Hallo, hört mich jemand?! Bei dem Krach und Geplärr kann man niemanden verstehen! Naja, ich bin es ja schon von Indien gewohnt, wenn die ganze Zeit gehupt wird, obwohl so manch einer gar nicht weiss, dass die Hupe kein Spielzeug ist. Besonders die von den neueren Motorrädern. Die sind so laut, dass einem die Ohrmuscheln wegfallen! Der Unterschied ist nur, dass ich hier im Monsun umherwandle und die staubigen Schlaglöcher mit Müll und dreckigem Wasser gefüllt sind, dass man nicht mehr weiß wohin man treten soll. Und dann kommen noch die Autos dazu, die dann einem mit ekligem Schlamm beim Vorbeifahren spritzen. Eklig deshalb, da der meiste Haushaltsdreck wie Schmutzwasser direkt aus der Tür&Fenster auf die Gewege geschüttet wird. Wenn man da noch nicht genug hat, dann soll man nur auf die Hauptstrassen am Ratna Park gehen. Ich weiß nicht mit was die Dieselfahrzeuge dort fahren, aber es ist nicht Diesel! Aus dem Auspuff kommt nur schwarzer Rauch raus, der dich heftigst zum Husten und dir nach ein paar Tagen Kathmandu Aufenthalt den Rachen zum brennen bringt.
Da merkt man den Schmelztiegel Kathmandu. Der Armut wegen kommen so viele Menschen aus den nepalesischen Tälern und Hängen hier her, um ihr Glück zu versuchen. Jedoch so mancher an einer Strassenecke schlafend vergebens.

Aber die alten Häuser und das Getümmel in den Straßen/Gassen hat schon etwas besonderes. Überall sind kleine und große hinduistische Tempel, buddhistsche Stuppas in einem eigenartigen Stil, der eine Mischung aus chinesisch, tibetisch, indischer Architektur ist, in der Stadt verstreut. Dazwischen sind, man kann sagen, einfach Garagen oder große Löcher in der Wand, aus denen man verschiedenste Waren gereicht bekommt. Aber was besonders nach einem vegetarischen Aufhalt in Indien auffällt, ist das Ziegen-, Büffel-, Hühnchenfleisch mit allen Teilen eines Tierkörpers das gleich neben der viel befahrenen schmutzigen Straße zum Verkauf angeboten wird. In Nepal gibt es eine alte Fleischkultur.

Es gibt auch einmal im Monat mit kleinen Tieren und einmal im Jahr eine blutige Opfergabe an die Gottheit Devi. Bei diesem Ereignis treffen dann tausende Bürger an den verschiedenen Devi- Tempeln ein, um zu sehen, wie Hühner, Ziegen, Schweine für eine gute Zukunft geopfert werden. Oder wie ein junger Gurkha (nep. Soldat) einmal im Jahr eine Probe bestehen muss, indem er einen jungen Büffel mit einem schwertartigen Khukurimesser auf einen Hieb köpft. Mmmh, lecker! Aber das hernach gewürzte luftgetrocknete Büffelfleisch ist schon was besonderes...
Achja, Kühe zu töten ist wie in Indien tabu und wird mit Gefängnis bestraft!

Und irgendwie darf hier nach alter spiritueller Tradition (buddhistisch, hinduistisch, Schamanismus) alles existieren was leben kann. (is ja ok)
Auch Journalisten (häh?). Die werden von prügelnden Polizisten wegen wahrheitsgetreuen Artikeln, oder Menschenrechtler von höheren Beamten bedroht. (ha, wie in Indien) Achja, und die Mehrheit der Nepalesen würde am liebsten die Regierung mit einem traditionellen Khukurimesser zurecht weisen. (oh mein Gott) Hab ich im August in der Zeitung für für die Nation gelesen.
Was auch irgendwie stimmt, denn zur Mehrheit sitzen in der Regierung Maoisten oder andere Oppositionelle die eine unglorreiche Vergangenheit als Rebellenführer hatten und mordend durch Nepal gezogen sind.
Wie kann man das als armer Einheimischer bewerkstelligen? Na eben zum Dank der letzten Könige, ausgenommen König Jang Bahadur 19 Jhrdt. der Schulen ein College baute, die sich in ihrer Macht für die geistige Bildung für die Bevölkerung überhaupt nicht interessierten. Heute hat Nepal eine Bildungsrate von 46%! (immerhin) Staatliche Schulen müssen mit 3000 NRps neben den privaten Schulen von den Eltern direkt jedes Jahr bezahlt werden und das bei einem durchschnittlichen pro Kopf Einkommen von unter 2 USD taeglich und steigenden Lebensmittelpreisen!

Ausländische NGO´s oder Staaten helfen zwar mit Geldern, aber ehrlich gesagt sehe ich nirgendwo eine Verbesserung der Lebensverhältnisse. Nicht einmal in Kathmandu.
Manchmal glaube ich, dass das die depressive Entwicklung auch von den Nepalesen gewollt ist, denn einige verdienen sich mit ausländischen Entwicklungsgeldern eine goldene Nase damit.
Soviel zur meiner persönlichen politischen Sicht.

Mehr über die Geschichte Nepals und Kathmandus hier: Dein Linktext hier...

Aufpassen sollte man auch bei den waghalsigen Fahrten in den Microbussen, die so etwas wie das überfülle Zwischending von öffentlichen überfüllten Bussen und kleinen Sammeltuktuks in Kathmandu sind.
Als ich einmal von Süden Kathmandus nach Norden wollte und mit einem Kumpel einen Microbus angehalten habe, war der mit 20 anderen und uns so überfüllt, dass wir nur halb gerade auf Fahrgastfüßen stehen konnten (das ist auch eine Sünde, so nebenher). Immerhin drinnen stehen. Bei vielen Gefährten hängen auch die Fahrgäste gefährlich außen dran.

Wenn man so etwas nicht als abenteuerlich oder einfach nur als einen voll ultracoolen Zirkus hält, der sollte nicht wie die ums überleben kämpfenden Einheimischen wandeln oder leben, sondern sich an die extra für Touristen zurecht geschmiedeten Touristenbusse, Plätze und Reiseveranstaltungen halten.

Trotz des ganzen Chaos muss man sagen, dass sich Kathmandus Bürger eine wahren Schatz an Offenheit, Freundlich-, Lässig- und Gastfreundlichkeit in ihrer Mitte bewahrt haben. Und wenn man das erkennt, kann einem der ganze Trubel ganz locker vorbeifließen.

Aber ich wollte dann trotz der nepalesischen Stadtkleinode mal weiter ins Land.

Die berühmte Boudanath Stupa in Kathmandu. Davor: Ein Brotbackofen mit Bäckern oder so... Ohne, aber auch mit, Touristenführer bist eben nur am raten und rätseln!

Die berühmte Boudanath Stupa in Kathmandu. Davor: Ein Brotbackofen mit Bäckern oder so... Ohne, aber auch mit, Touristenführer bist eben nur am raten und rätseln!

Buddha in einem Kloster am berühmten Boudhanath persönlich. Rechts aussen habe ich leider Dalai Lama nicht mehr auf das Bild bekommen. Entschuldigen sie bitte, ihre Heiligkeit...

Buddha in einem Kloster am berühmten Boudhanath persönlich. Rechts aussen habe ich leider Dalai Lama nicht mehr auf das Bild bekommen. Entschuldigen sie bitte, ihre Heiligkeit...

Also Räucherstäbchen sind nur für einen Raum gedacht. Um einen ganzen Platz mit duftendem Weihrauch zu füllen, sind schon ein paar Schaufel von natürlichem Räucherpulver nötig!

Also Räucherstäbchen sind nur für einen Raum gedacht. Um einen ganzen Platz mit duftendem Weihrauch zu füllen, sind schon ein paar Schaufel von natürlichem Räucherpulver nötig!

Butterkerzen. In dem Raum waren neben diesen paar tausende dieser Lampen und ein Duft von verbranntem Milcherzeugnis, sowie ungefähr 50 Grad Brezn Aufbacktemperatur...Apetitt erzeugend

Butterkerzen. In dem Raum waren neben diesen paar tausende dieser Lampen und ein Duft von verbranntem Milcherzeugnis, sowie ungefähr 50 Grad Brezn Aufbacktemperatur...Apetitt erzeugend

Viele Gebetsflaggen, die die buddhistischen Gebete und Wünsche zum Frieden über alle Landschaften und Meere verteilen sollen.

Viele Gebetsflaggen, die die buddhistischen Gebete und Wünsche zum Frieden über alle Landschaften und Meere verteilen sollen.

Das hauseigene Affenschwimmbecken, in dem es zugeht wie in einem menschlichem Schwimmbad. Da wird getaucht und ins Wasser gesprungen und fröhlich gepattelt. Nur mit dem Unterschied, dass im menschl. Freibad keiner aufgeweichte Essensreste herausfischt und mit den Kollegen darum streiten muss!

Das hauseigene Affenschwimmbecken, in dem es zugeht wie in einem menschlichem Schwimmbad. Da wird getaucht und ins Wasser gesprungen und fröhlich gepattelt. Nur mit dem Unterschied, dass im menschl. Freibad keiner aufgeweichte Essensreste herausfischt und mit den Kollegen darum streiten muss!

Thamel und Sightseeing

Ach du grüne Neune! So hab ich mir das sogar vorgestellt!

Extra für Touris mit kleinen und großen Geldbeutel gebastelt. Dort existieren auch geteerte Straßen und es winken tausende von Souvenierhändler und Outdoorläden, Restaurants (inklusive "Germän Bakery), Pubs und mehrere Supermärkte die Vorbeiziehenden an.
Eigentlich wie Pokhara nur als kleiner Stadtteil davon.

Am Abend und zu Wochenenden spielen viele Livebands in den Bars und man kann sich mit vielen Reisenden bei einem europäischen oder 2 einheimischen 650ml Bier austauschen.
Und wenn man wie ein ausgezerrter Bergyeti von den Wanderungen im Kathmandu Tal wiederkommt, kann man sich mit jeglicher multicuisin Kost vollstopfen.
Den Yetibart macht man dann bei einer originalen nepalesischen Barbierhütte weg (dort gibt es dann eine exotische Kopfmassage gratis, ein Muss!).

Wenn man sich auf das Feilschen einlässt, kann man noch zu den recht niedrigen Preisen für Trekking Kleidung (meistens gefälscht, aber doch GoreTex!), importierten Bergsteig- und Wanderequipment, Souveniers und Reiseangebote ein recht gutes Schnäppchen machen. Aber: Vergleichen ist immer gut.

Aber vorsicht vor Schleppern die dich zu einem ungemütlichen Hotel, oder sonstiges einladen wollen! Die haben alle Maschen gelernt und man sollte immer wieder freundlich ablehnen.

Eine Art "Stairway to heaven" zur Swayabunath Stupa auf einem hübschen Hügel. Am Ende werden die Stufen höher und herausfordernder (was so manch einen an eigener Einschätzung taumeln lässt)

Eine Art "Stairway to heaven" zur Swayabunath Stupa auf einem hübschen Hügel. Am Ende werden die Stufen höher und herausfordernder (was so manch einen an eigener Einschätzung taumeln lässt)

Blick auf das kleine Kathmandu. Links und rechts geht es aber in 360° Winkel weiter!

Blick auf das kleine Kathmandu. Links und rechts geht es aber in 360° Winkel weiter!

Swayabunath Stupa (Monkey Tempel)

Swayabunath Stupa (Monkey Tempel)

© Florian Sebrich, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Da wir schon von Anfang an geplant haben in das Territorium der Berge zu wandern, so kommt uns die 2 monatige Auszeit von Indien gerade recht. Und hey, warum sollten wir uns diese Einzigartigkeit am Himalaya engehen lassen? Als Tipp: Lernt zuerst Nepali dann wohnt bei Einheimischen in einem kleinen nepalesischen Dorf und nicht im Touristenhotel! Da kommt das Geld besser an. Vui Spass beim lesen!
Details:
Aufbruch: 04.06.2011
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: September 2011
Reiseziele: Nepal
Der Autor
 
Florian Sebrich berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.