Auf der Suche nach...?
Bikaner - eine Nacht im 1Million-Sterne Hotel
Nachdem wir gestern Abend zusammen mit der Familie ausgiebig Diwali gefeiert haben, mit Zeremonie, Festessen und einem ganz tollem Feuerwerk, geht es nun endlich in die Wüste.
Die Wüste Thar ist keine reine Sandwüste, hier und da findet man Büsche und Getsrüpp, und erstreckt sich von hier bis nach Pakistan. Sie ist das Zuhause vieler Tiere - Antilopen, Füchse, Skorpione, kleine Schlangen, Schafe, Kühe, Ziegen, hier gibts fast alles. Und überall krabbeln diese riesiegen schwarzen Käfer rum (keine Ahnung wie die heißen).
Glücklicherweise sind wir nur zu zweit unterwegs, also keine große Gruppe, was das Ganze gleich nochmal viel schöner macht. Und natürlich unsere Kamelführer. Per Jeep werden wir in ein kleines Dorf gebracht und dort warten auch schon unsere Kamele auf uns. (Eigentlich sind es Dromedare - aber hier nennen sie alle Kamele - also mach ich das auch).
Also raus aus dem Jeep und erstmal schauen, man die sind aber groß, könnt mich unter meins locker drunterstellen. Es ist übrignes eine sie, heißt Ratna und kann bis zu 4 Tonnen ziehen - dann wird sie mich ja kaum merken Also rauf und los. Finde Kamele haben eine unheimlich coole Art zu laufen, das ist eher ein gelassenes vor sich hin schlendern oder cruisen, yeah das ist es - wir cruisen durch die Wüste. Und die gelassene Art färbt ab, die Sonne knallt auf den Planten und wir schaukeln über ihn - besser könnt die Welt grad nicht sein. Absolute Weite und Stille, nur Ratna hört man manchmal schaufen oder furzen, das ist sie mal richtig gut drin So geht es mit kleiner Mittagspause und meiner ersten Bidi (handgerollte indische Zigarette nur aus Tabak) weiter bis wir am späten Nachmittag unser Camp für die Nacht erreichen.
Hier soll später noch eine Reisegruppe eintreffen und auch die Nacht verbringen. Für die werden nun auch Zelte aufgebaut, ach ne, in nem Zelt wollt ich ja nicht schlafen, möchte schließlich was von dem Sternenhimmel in der Wüste sehen. Nein, wir müssen in kein Zelt, können später auf dem Dach des kleinen Gebäudes, in dem Tee etc. zubereitet wird, schlafen. Sollen es nur keinem von der Reisegruppe erzählen - das nenn ich mal nen guten Deal. Besagte Gruppe trundelt nun auch ein - und schau an ca 25 Deutsche, Typ pensionierter Lehrer. Muss ja sagen, daß mir die letzten Tage unsere Sprache ein wenig gefehlt hat, aber das schau ich mir dann lieber doch erstmal nur aus der Ferne an Für die Gruppe gibs Kaffee am gedeckten Tisch, wir sitzen lieber Chai trinkend mit den Iqrar, dem Wüstenführer, bei den Kamelen. Und so bleibt es den Abend über auch - lieber gute Gespräche über das Leben und die Liebe in schlechtem Englisch als schlechte Gespräche über Rentensysteme und Versicherungen in gutem Deutsch Spätestens jetzt weiß ich, was das für eine gute Idee war, das alles hier alleine zu machen... Nach einem atenberaubendem Sonnenuntergang folgt der tollste Sternenhimmel, den ich je gesehen habe. Das alleine ist es Wert hier her zu kommen. Nach und nach verschwinden alle in ihre Zelte, bis man irgendwann nur noch die Geräusche der Wüste hört. Ich rauche eine letzte Zigarette und dann geht es aufs Dach in mein "Bettchen". Mindestens 1 Million Sterne über mir, kann die Milchstraße sehen, unzählige Sternbilder und sogar Jupitar ist da. Wenn man das sieht, hört man auf sich und seine kleinen Probleme für wichtig zu nehmen... So weit die romantische Seite, die unromantische: Es wird kalt, und kälter und dann noch ein bißchen kälter. Und das geht so weiter, bis der Horizont sich endlich rot färbt und die Sonne aufgeht. Sonnenaufgang in der Wüste, was für ein Anblick, würde auch gerne ein Bild machen, aber unter meinen dicken Decken mag ich nun wirklich nicht rauskommen.Schau mir das Spektakel zu Ende an und dann wird erstmal "heija" gemacht. Nach Chai und Frühstück gehts es dann per Kamelwagen zurück - auch nett, weil man kann liegen auf dem Wagen
Eigentlich sollte es heute mit dem Zug nach Jodhpur gehen, das fällt erstmal aus, einen Tag bleib ich noch weils so schön ist hier. Außerdem sollen Isabel (die mit auf Kamelsafari war) und ich heute Nachmittag Iqrar bei seiner Familie besuchen. Der holt uns mit dem Motorrad ab, und auf dem gehts zu dritt durch die engen Gassen der Altstadt. Was man sich in etwa so vorstellen kann: Ich klammer mich an Isabel fest, die klammert sich an Iqrar fest und der gibt Gas und ist mächtig stolz dabei Macht auf jeden Fall Spaß. Bei ihm zu Hause werden wir ganz liebevoll von der ganzen Familie empfangen, es gibt Tee und ich bekomme meine ersten Hennamalereien auf die Hand. Und dann lerne ich IHN kennen - Saddam Hussein - er lebt und ist sogar richtig nett. Iqrar´s Bruder und ja, der heißt wirklich so. Und ich glaub so ganz glücklich ist er nicht über seinen Namen, damit die Grenze zu überqueren ist schon nicht so leicht. Den Rest des Abends bummeln wir über die Märkte der Altstadt, hier gibts an jedem Stand etwas Leckeres zu probieren. Zum Schluß gehts noch in den großen Jain-Tempel, wo wir an der abendlichen Zeremonie teilnehmen dürfen. Sehr mysthische Sache, mit viel Trommelmusik, Gesang und Räucherstäbchen.
Aufbruch: | 16.10.2011 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 27.11.2011 |