Auf der Suche nach...?
Pushkar - oder vom Himmel in die Hölle
Pushkar - wie fang ich diese Story am besten an? Vielleicht so, man lernt Menschen kenn, und die einen mag man sofort und die andern eben nicht - das kennt jeder. Mit Orten ist es manchmal ganz ähnlich. So lerne ich Pushkar kennen und wir mögen uns, von Anfang an, so ganz und garnicht.
Aber fang ich mal von vorne an, um 6Uhr in der Früh verlasse ich mit dem Zug das wunderschöne Udaipur. Gute 6 Stunden später erreiche ich Ajmer, von dort geht es mit dem Taxi noch ca 20min weiter - Pushkar. Raghav Resort (namentlich erwähnt, damit andere nicht den gleiche Fehler machen)ist eine Art Wohnhaus irgendwo am Rande Pushkars. Dort werde ich von einer mürrischen Frau empfangen, die wohl ziemlich genervt davon ist, daß ich ihre Ruhe störe. Habe online vorgebucht, da es zum Camel-Fair fast unmöglich ist in Pushkar noch ein Zimmer zu ergattern. Also zeig ich ihr die Bestätigung und sie will erstmal Kohle sehen (seltsam,alle anderen Hotels haben mir erst mein Zimmer gezeigt und die Rechnung gabs zum Auschecken). Dann bekomme ich mein "Zimmer" gezeigt, puh, sowas hab ich dann auch noch nicht gesehen - ne Abstellkammer mit einem total versüfftem Bett. Super, aber Pushkar ist ausgebucht. Also für die drei Nächte wirds schon gehen, decke das Bett mit nem großen Tuch ab und meinen Schlafsack hab ich auch noch. Und nun? Essen und Trinken gibt es hier nicht. Also auf in die Stadt, hier hält mich eh nix, kann dort ja nur besser werden.
Also Pushkar, einer indiens heiligster Orte (kein Alkohol, kein Fleisch, keine Eier) und zur Zeit des Camel-Fair noch viel heiliger. Das Camel-Fair ist Ratjasthans größter Kamelmarkt und gleichzeitig kommen hunderttausende von Pilger hier her um im heiligen See ihre Sünden ab zu waschen... Das Ganze ist ein riesen Spektakel was man "auf keinen Fall verpassen sollte". Deshalb bin ich hier...
Ich kämpfemich durch die Gassen, was heißt alle 2 Meter versucht jemand Geld von mir zu bekommen, falsche Priester wollen fangen aus dem Nichts heraus an für mich zu beten und verlangen auch nur 5000 Rupien dafür (das ist hier mehr als ein Monatsgehalt), ohne dass ich je darum gebeten habe, die Gipsy-Mädchen halten mich einfach an den Händen fest, während die eine versucht mir mit Henna auf die Hände zu malen (was danach natürlich richtig viel Geld kostet), versucht die andere irgend etwas aus meiner Tasche zu klauen und so geht es wirklich Meter für Meter weiter. Scheiße, wo bin ich hier eigentlich gelandet? Mit Heiligkeit hat dieser Ort für mich jedenfalls nichts zu tun. Irgendwann rette ich mich in ein Cafe, weiß auch sonst nicht wohin, denn in mein nettes "Zimmer" mag ich so schnell auch nicht zurück. Dort komm ich mit einem Typ ins Gespräch, ein Inder, der in den USA lebt. Er will auch zum Camel-Fair Gelände und so gehen wir zusammen.
Tausende von Kamelen, die alle hübsch hergerichtet werden, bekommen Muster ins Fell rasiert usw. Das hat ja schon ein cooles Flair hier. Ob ich denn schon mal ne Kobra angefasst habe? Nee. Ob ich mal mag? Na klar. Und schon hab ich die Kobra um den Hals und alles um uns herum lacht und amüsiert sich. Soweit ganz gut, nur dann fängst sie an nach mir zu beißen, verfehlt ein paarmal echt nur knapp meinen Hals. Und niemand lacht mehr - das ist nicht gut. Es bedarf zwei Männer sie wieder von mir los zu bekommen, einer hält sie am Genick, damit sie nicht beißen kann, der andere entknotet sie von meinem Hals. War nich soooo lustig wie´s sich anhört... Meine Begleitung fragt ob ich Lust auf nen Bier hab. Hä? Ich dachte das gibts hier nicht. Nee, eigentlich ist das ja auch strenstens verboten hier, aber gibt da nen Restaurant, wo genug Schmiergeld bezahlt wird. Das hört sich gut an. Werden dann drei Bier (indische Größe, nicht die Kleinen wie bei uns). Und langsam krieg ich zwei Probleme: Es wird dunkel und ich hab nicht die geringste Ahnung wo mein "Hotel" ist. Zweitens der fängst an zu baggern. Was machen? Allein durch die dunklen Gassen? Und mit dunkel mein ich auch wirklich dunkel, gibt nämlich schon wieder keinen Strom, der ist nämlich öfter weg als da. So nehm ich lieber den Typ in Kauf, der spricht zu mindest Hindi und so sind wir nach zwei Stunden rumgeirre in der Dunkelheit auch endlich da. Is ja nochma gut gegangen. Hier auch Dunkelheit, dann gehts eben gleich ins Bett. Aber nur mit Klamotten und in meinen Schlafsack, aber dank des Bieres schlaf ich auch schnell ein...
Nächster Morgen, die "netten" Menschen denen der Laden hier gehört antworten nicht mal auf mein "Guten Morgen", ich werde komplett ignoriert. Wo sind eigentlich die anderen Gäste? Was ist hier überhaupt los? Eigentlich habe ich nur einen Gedanken, weg hier und das so schnell wie möglich. Brauche Internet, das find ich in der Stadt, der nächste mögliche Zug geht erst morgen, also werd ich wohl oder übel noch eine Nacht hier bleiben. Und da ich wieder keine Lust habe in dieses "nette Hotel" zurück zu gehen, laufe ich den ganzen Tag durch die Straßen und Gassen. Da ich nicht wieder durch die Dunkelheit irren möchte, bin ich heute auch pünktlich zurück (nur einmal verlaufen). Was solls, eine Nacht noch und morgen gehts weiter.
Und jetzt kommt der Teil meiner kleine Geschichte, der Euch bestimmt alle am meisten amüsiert: Also, zurück in meinem "Zimmer". Ich müsste echt dringend mal duschen. Bis jetzt hab ich mich hier nicht getraut, denn zum Duschen muss man die Schuhe ausziehen. Da barfuß rein? Oder weiter stinken? (Übrigens, die Leute, die sagen man würde selber nicht riechen daß man stinkt, die lügen). Also tu ich´s einfach und so schnell ging das noch nie. Habe sogar noch die Zeit komische Dinge an mir zu entdecken - meine Beine sind voller kleiner Bißwunden. Hmm...wir haben Moskitos (das sieht anders aus), wir haben Ratten (das hätt ich gemerkt) und wir haben so riesengroße Ameisen (das könnt es sein). Bloß nicht drüber nachdenken, ist nur noch eine Nacht und die steh ich auch durch. Da ich hier eh nichts machen kann leg ich mich aufs Bett und schreib ein bißchen... --> Gleich wirds spannend :p
Rauch ne Kippe, lieg da so rum und schreibe. Und es juckt mich, werden wohl die Bisse sein, shit. Und es juckt weiter und weiter und so ein krabbelndes Gefühl auf mir hab ich auch. "Bleib cool Carina, das bildest Du Dir nur ein, einfach weils so ekelig hier ist." Dann krabbelt etwas über mein Blatt, dem geb ich kaum beachtung und schnippe es einfach weg. Wobei mein Blick auf den Boden geht und der lebt. Und ich fange an zu realisieren, daß hier alles lebt. Das ganze Bett und auch ich sind übersäät von den Viechern. Tausende, das ganze Zimmer ist voll und ich lieg mitten drin und auf mir krabbelt alles rum. Verdammte scheiße, ich springe auf und versuch die von mir abzuschütteln, aber die sind überall. Schreien? Heulen? Ich rette mich in eine Ecke und versuch mich von den Biestern zu befreien. Was nun? In Pushkar gibs keine Zimmer mehr und Pushkar will ich auch nicht mehr sehen. Ajmer, da geht morgen mein Zug nach Agra. Also versuch ich mit der einen Hand die Viecher von mir abzuschütteln (ich gehe davon aus, daß es Bettwanzen sind) und mit der Anderen meinen Reiseführer zu angeln. Shit, Ajmer ist ein total untouristischer Ort und so stehen da nur 5 Hotels, die ertsen beiden fallen schon mal weg (basic und was das bedeuten kann, erleb ich ja grade), Handy raus, immer noch am Tierchen abschütteln, und das nächste Hotel anrufen. Voll. Bleibt noch eines mit nur drei Zimmern und eines für 250€ die Nacht. Versuche das mit den drei Zimmern, eine nette Frauenstimme, ja sie hat ein Zimmer für mich und will noch ewig weiter reden (ich bin immernoch am Viecher abschütteln, die sind ja so anhänglich) wegen Frühstück, Abendessen, Preis etc. Ich sag nur ist mir alles egal, hauptsache ich kann gleich kommen. Nichts wie raus aus dieser "Hölle". Das ist wirklich meine Hölle. Jeder Mensch hat seine persönliche Grenze und ich denke meine hat sich echt schon verschoben seit ich hier bin, aber heute habe ich meine erreicht. Wenn tausende Bettwanzen auf mir rumkrabbeln, da ist definitiv schluss...
Interessiert auch keien dass ich gehe, sind eher genervt, dass ich noch ein Taxi gerufen haben will... Mit dem gehts nach Ajmer. Dort erwartet mich eine wahnsinnig nette ältere Dame, legt mir den Arm um die Schulter und bringt mich in meine neues Zimmer - das Paradies. Sie fragt von wo ich komme und warum so spät und ich erzähl ihr die Story, da will sie doch echt nochmal was für mich kochen gehen, das ist so lieb, aber der Hunger ist mir echt vergangen. Versteht sie und meint sie wüsste aber was mir jetzt gut tun würde und bringt mir ein großes eiskaltes Bier Welches ich gerade in meinem wunderschönen, blitzeblankem, superchickem und edlem Zimmer genieße...
(Hehe, ich bin mir sicher, Euch juckt und krabbelt es jetzt überall )
Mittlerweile weiß ich es waren Bettwanzen. Und wenn die schon bei Licht raus kommen, läßt das auf eine ziemlich hohe "Bevölkerungsdichte" schließen.
Aufbruch: | 16.10.2011 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 27.11.2011 |