Fünf auf einen Streich

Reisezeit: Juli / August 2011  |  von Andrea Wechsler

Fast gleichmäßig verstreut liegen die sieben Kanarischen Inseln im Atlantik. Fünf von ihnen wollten wir innerhalb von drei Wochen mit dem Rucksack erkunden. Dies sollte wahrhaftig eine logistische Herausforderung werden. Da sich Teneriffa als Drehkreuz des Flug- und Fährverkehrs herausstellte, strickten wir nach langem Überlegen unser Erkundungsmuster:
Dresden - Teneriffa - Gomera - El Hierro - La Palma - Gran Canaria - Dresden.

Ankunft auf Teneriffa

Zugegeben: Der Gedanke an den Flug von Madrid nach Teneriffa mit der ominösen Oldtimermaschine- "MD-87" verdirbt mir schon etwas die Reiselust. Als dann jedoch beim Start auf dem Flughafen Dresden neben unserer Startbahn ein Fuchs entlang tobt, weiß ich: Dies ist ein Glücksbringer. Alles wird gut gehen bzw. fliegen. Und siehe da: Nach einem 12stündigen Flug-Marathon mit Zwischenstopp in München und Madrid landen wir in Tenerife Norte. 20 Bus-Minuten später finden wir uns in Puerto de la Cruz wieder - dem zweitgrößten Touristenzentrum der Insel, dem man seine teilweise gewöhnungsbedürftigen Hochbauten zubilligt. Schließlich ist die Stadt aufgrund ihrer Lage ein idealer Ausgangspunkt für die vielfältigsten Wandertouren und hat somit eine Brückenfunktion zwischen Meer und Bergen.
Für zwei Nächte okkupieren wir ein kleines Zimmer in der Pension "Los Geranios" in relativer Küsten- und Zentrumsnähe. Familiäres Milieu, Toilette mit Atlantik-Sicht und ein fast schamloser vis- à-vis - Blick in mehr oder weniger lautstarke Wohnungen einiger Tinerfeños machen dieses Logis unverwechselbar. Von unserem Balkon aus spüren wir die unglaublich weiche Luft und den sanften Wind, der im Mondschein am Morgen über das Orotava-Tal streift.
Am nächsten Nachmittag machen wir uns auf den Weg ins zerklüftete Teno-Gebirge im Nordwesten der Insel. Los geht es mit Linie 363 ins 52 km entfernte Buenavista. Vorbei an weitflächigen Bananenplantagen, deren Pflanzen so zerwühlt und zerrupft aussehen, als wäre eine Elefantenherde hindurch gestampft.
Mit einem Minibus steigen wir etwas später Serpentinen über Serpentinen hoch in den Nebel. 600m zu Fuß bleiben uns und dann erreichen wir die "albergue Bolico", eine avantgardistisch-gemütliche Herberge, wo wir zwei Nächte verbringen wollen. Große breite Glasfronten bieten uneingeschränkte Einblicke in das endlose Grün der Umgebung. Ein 14 -Bett-Zimmer für uns allein. Unter lautem Quietschen schieben wir auf dem Steinboden zwei Metalldoppelstockbetten zusammen. Bisher sind wir die Einzigen im Haus und das wird auch so bleiben.
Rosalia, die hier in der Herberge arbeitet und wie wir etwas später erfahren, eine in Kassel geborene Spanierin ist, erzählt uns abends von den Besonderheiten des Grünwaldes. Alsbald sitzen wir gemeinsam über Landkarten, und bekommen von ihr Empfehlungen für unsere Touren. Den Ziegenkäse in Bailadero sollten wir auf jeden Fall probieren. Und dann schwenkt das Thema um auf die vielen Feierlichkeiten auf den Kanaren, die zumeist mit den hier heiß verehrten Schutzpatronen zusammenhängen. Schließlich hatten diese schon Wunder vollbracht. Die Sage berichtet, dass die Bewohner zweier Dörfer nach einem Vulkanausbruch ihre Schutzpatronen in den Weg des Lavastroms stellten und die glühende Masse tatsächlich vor ihnen anhielt.

© Andrea Wechsler, 2011
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 16.07.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 06.08.2011
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Andrea Wechsler berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.