Marokko - Begegnung mit Land und Leuten

Am nächsten Tag geht die Reise weiter in das rd. 400 km entfernt gelegene Erfoud. Bereits wenige Kilometer hinter Fes steigt die Straße an in den Mittleren Atlas. Wir passieren Ifrane und haben den Eindruck, wir wären in einem Schweizer Wintersportgebiet, was der Ort vermutlich der Tatsache zu verdanken hat, dass sich hier die Winterresidenz des Königs befindet. Ganz allmählich geht es immer höher hinauf bis zum höchsten Pass auf 2.200 m. In der Ferne sehen wir die wolkenverhangenen Gipfel des Hohen Atlas. Nach rd. 6 Stunden abwechslungsreicher Fahrt durch Zedernwälder, weite Hochebenen, karge Gerölllandschaft, die imposante Ziz-Schlucht und ausgedehnte Palmenoasen erreichen wir Erfoud.

Am nächsten Morgen steht als erstes der Markt von Erfoud auf unserem Programm. In dem kleinen Geschäft von Abdul entdecken wir wunderschöne Sandrosen. Nach langem Gefeilsche hin und her einigen wir uns auf einen Preis. Für Käufer und Verkäufer ist es ein gutes Geschäft, worauf wir mit dem 'Whisky der Berber', einem süßem Minztee, anstoßen. Abdul berichtet uns, dass er aus einer Berberfamilie stammt. Seitdem er seinen kleinen Laden auf dem Markt eröffnet hat, hat er viele Sprachen gelernt, u. a. ein wenig Deutsch.

Weiter geht die Fahrt Richtung Rissani. Kurz hinter dem Ort halten wir an einem verfallenen Ksar, um uns dieses typisch südmarokkanische Bauwerk etwas näher anzuschauen. Zu unserem Erstaunen stellen wir fest, dass das Festungsdorf teilweise noch bewohnt ist. Wir treffen Elarbi, einen jungen Philosophiestudenten, dessen Familie hier seit 7 Generationen wohnt. Elarbi lädt uns ein in sein bescheidenes Heim und berichtet uns bei frisch gemolkener Milch und Datteln, dass in dem Ksar heute noch über 40 Familien leben, das Ksar den Namen Casablanca trägt, viele 100 Jahre alt ist und Namensgeber für die Stadt Casablanca sei. Wer hätte das gedacht.

Nach weiteren 30 km erreichen wir Merzouga mit seinen mächtigen Sanddünen Erg Chebbi, das Ziel unseres heutigen Ausflugs. Es sind nur wenige Touristen unterwegs und wir ein gefundenes Fressen für die vielen Anbieter von Dromedaren. Wir erwehren uns erfolgreich, denn wir wollen die Sanddünen zu Fuß erkunden, wie sich herausstellt, eine mächtig anstrengende und schweißtreibende Angelegenheit. Begleitet werden wir von dem jungen, auskunftsbereiten Omar, der mit dem Verkauf von Ammoniten zum Familienunterhalt beiträgt. Letztendlich kaufen wir ihm etwas ab und freuen uns über die schönen Reisemitbringsel, die wir heute erstanden haben.

Am Abend gibt es Couscous und "Berberpizza", einer Art Calzone aus Weizenmehl, gefüllt mit Rindfleisch und marokkanischen Gewürzen, ganz typisch für das Tafilalet und wirklich sehr lecker.