Marokko - Begegnung mit Land und Leuten
Marrakesch - die rote Oasenstadt
Am nächsten Morgen hat sich der Sturm gelegt, aber es ist kühl und der Himmel wolkenverhangen. So hatten wir uns die nordafrikanische Wüste nicht vorgestellt! Unsere Reise führt uns heute über den Hohen Atlas nach Marrakesch. Kaum sind wir losgefahren, beginnt es zu regnen und hört erst kurz vor Marrakesch wieder auf. Das Panorama ist trotzdem grandios. Die Straße windet sich kilometerlang bergauf bis zum höchsten Pass auf 2.600 m und schlängelt sich von dort wieder kilometerlang bergab. Und nach jeder Kurve eröffnet sich eine atemberaubende Aussicht. Wie überwältigend muss der Anblick der schneebedeckten Berge und tiefen Schluchten erst bei klarem Wetter sein! Und entgegen aller Befürchtungen hält unser Auto die Strapazen der Bergetappe prima durch.
Nach der Ruhe und Abgeschiedenheit der Wüstengebiete nehmen uns Lärm, Verkehr und Smog im 'Paris der Sahara' fast den Atem. Von unserem gesprächigen Taxifahrer erfahren wir, dass marokkanische Schulferien sind und Marrakesch auch bei Marokkanern ein beliebtes Reiseziel. Entsprechend groß ist das Gedränge rund um die Koutoubia-Moschee, das Wahrzeichen der Stadt. Hunderte Menschen von jung bis alt wuseln in der Abenddämmerung durcheinander. Und je näher wir dem Place Djemaa el Fna, dem Hauptplatz der Stadt kommen, umso größer wird der Menschenauflauf.
Wir suchen uns einen Platz an einem der vielen Essensstände, von denen es verführerisch duftet. Dicht gedrängt zwischen einer marokkanischen Großfamilie und mehreren asiatischen Touristinnen verspeisen wir die wohlschmeckenden und preiswerten Gerichte aus den brutzelnden und dampfenden Garküchen. Und beim Anblick des fröhlich-anarchischen Durcheinanders von fliegenden Händlern, Feuerspuckern, Akrobaten und Possenreisern auf dem Platz beginnt der Zauber von Marrakesch allmählich auf uns zu wirken. Oder liegt es am sonderbaren Ton der näselnden Flöten, der uns in den Ohren klingt?
Am nächsten Morgen beginnen wir unsere Besichtigungstour in der belebten Medina. Die Medina von Marrakesch ist die größte des Landes, aber zu unserer Erleichterung deutlich übersichtlicher als die von Fes. Wir lassen uns durch die Gassen treiben und finden ohne Schwierigkeiten das wunderschöne Palais de la Bahia und die eindrucksvollen Saadier-Gräber.
Besonders angetan sind wir vom Gewürz-Souk mit seinen exotischen Düften und leuchtenden Farben. Bereitwillig erklären uns die jungen Männer hinter ihren Ständen die teilweise recht geheimnisvoll anmutenden Auslagen. Von Achmed erfahren wir, dass in Marokko das Arganöl längst das Olivenöl in seiner Popularität abgelöst hat und sowohl in der Gastronomie als auch in der Kosmetik vielfältig eingesetzt wird. Die Arganbäume heißen im Volksmund Ziegenbäume, da die Ziegen auf die Bäume klettern, um an die ölhaltigen Früchte zu gelangen. Beim Anblick unserer skeptischen Mienen bekräftigt er, dass die Ziegen ganz wild sind auf den nussigen Geschmack!
In der Abenddämmerung suchen wir uns einen Platz auf einer der vielen Dachterrassen rund um den Place Djemaa el Fna und beobachten, wie der große Platz sich immer dichter füllt und das fröhliche Durcheinander vom Vorabend aufs Neue beginnt.
Aufbruch: | 30.03.2011 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 12.04.2011 |