Mit dem Schiff gen Westen
Dimensionen #2 (11.01.2012, 25°C, sonnig)
Heute Morgen hat uns der Chief Ingenieur mitgenommen auf eine Tour durch den Maschinenraum. Der Motor ist das Herzstück des Schiffes. Das Teil ist ziemlich gross und steht im hinteren Schiffsbauch in einer entsprechend grossen Halle. Die Halle ist gross genug um ein Mehrfamilienhaus darin platzieren zu können! Mit dem Motor wird zum einen das Schiff angetrieben, zum anderen treibt dieser die Stromgeneratoren für das Schiff an und liefert die Energie für Warmwasser, Wasseraufbereitung etc. Wir konnten leider nur den oberen Teil der Maschine besichtigen wo die Kolben zu sehen sind. Aber bereits dieser Teil war schon einige Meter hoch. Der Motor braucht bei normalem Tempo ca. 80 Tonnen Schweröl pro Tag, die Tonne kostet rund 600 Dollar (der Mathematiker möge seines Amtes walten) . Ganz interessant war auch die Wasseraufbereitung in welcher aus Meerwasser das täglich benötigte Trinkwasser produziert wird.
An dieser Stelle will ich auch mal ein paar Worte über die Abläufe und das Leben auf diesem Frachtschiff verlieren. Die leitenden Leute an Bord wie Captain, Chief Ing. etc sind hier meist aus Deutschland, der Rest der Crew stammt aus den Philippinen. Vom Tagesablauf her gibt es für uns Passagiere eigentlich nur die drei Mahlzeiten welche fix aber jedoch nicht obligatorisch sind. Die Kabinen sind gross und sauber und mit Schlafzimmer, Wohnzimmer und Dusche ausgestattet. Auf dem Schiff gibt es ein Gym, eine Sauna, Whirlpool (nie benutzt) und eine Aussenterasse. Man kann sich auf dem Schiff frei bewegen und gilt als Passagier als Teil der Crew - nur arbeiten tun/dürfen wir nicht. Immer wieder interessant ist ein Besuch auf der Bridge, welche frei zugänglich ist. Man kann sich da immer die neusten News betreffend Route, Standort, Wetter, etc. abholen und die anwesenden Crewmitglieder erzählen gerne über Fakten und Erlebtes.
Zum heutigen Tag vielleicht noch eine abschliessende Geschichte. Am Morgen haben wir uns kurz vor den kapverdischen Inseln befunden und unser eigeschlagener Kurs führte zwischen den Inseln und Afrika hindurch. Als ich kurz vor Mittag noch einmal kurz rauf in die Bridge bin habe ich bemerkt, dass das Schiff den Kurs geändert hat. Auf die Frage nach dem Grund für den Kurswechsel bekam ich eigentlich nur die Antwort, dass man bald die Insel sehen könne. Tatsächlich sind wir dann eine Stunde später ziemlich nahe an einer der Inseln vorbei gefahren. Auf die Frage wieso wir den nun den Kurs gewechselt haben konnten wir erfahren, dass der Captain extra wegen uns Passagieren viel näher an den Inseln vorbei gefahren ist damit wir etwas sehen können =)=) war echt ne coole Sache. Thanks Captain! Man muss sich hierbei vorstellen, dass wir uns zu diesem Zeitpunkt bereits einige Tage auf See befinden. Ohne die Reizüberflutung, wie man sie aus dem Alltag kennt, wird ein, anscheinend so unscheinbares Vorkommnis, zu einem grossen Ereignis für die Sinne. Man wird hier draussen einer Reduktion aufs Wesentliche ausgesetzt.
P.S. Der kleine Schlenker zu der Insel hat übrigens so ca. 3'000$ Ölkosten verursacht. Aber bei einer Verrechnungsakzeptanz von ± 30'000$ auf die ganze Reise, fällt das Keinem auf
Aufbruch: | 04.01.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 25.01.2012 |
Brasilien
Argentinien