Indien

Reisezeit: Juli / August 2012  |  von Sébastien Vogt

Leh

20.07.12 - einmal durchschütteln bitte!

Aah ich hab doch Ferien und muss trotzdem so früh aufstehen?? Um fünf Uhr klingelte der Wecker, da ich um sechs Uhr abgeholt wurde. Mit einem Shared-Jeep sollte es von Srinagar etwa 450km nach Leh gehen. Im Jeep saßen bereits drei ältere Italienerinnen und ein spanisches Ehepaar. Mit Vollgas ging's dann durch die noch leeren Straßen, die Hupe im Dauereinsatz. Mittlerweile hab ich mich ja an die Fahrweise gewöhnt und kann ziemlich relaxt die Fahrt genießen. Dem Spanier war das jedoch zu viel und deshalb ließ er ein gutes Donnerwetter los. Nach etwa 1 1/2 Stunden Fahrt erklommen wir so langsam die Berge. Die Passstraße ist erst seit ein paar Jahren für alle befahrbar, sie wurde ursprünglich vom Militär gebaut. Manchmal ist die Straße asphaltiert, aber es gibt noch viele Stellen die einfach nur aus Steinen bestehen. Man muss schon manchmal starke Nerven haben, denn es geht teilweise ziemlich steil bergab und zwischen den Reifen und dem Abgrund bleiben nur wenige Zentimeter. Da die Straßen nicht besonders breit sind, kommt es auch oft vor, dass man längere Zeit warten und den Gegenverkehr vorbeilassen muss. So mussten wir beispielsweise mal 20 Minuten warten bis eine lange Militärkolonne sich die Straße runterschlängelte. Die Fahrt war wirklich spektakulär; zunächst fuhren wir noch durch grüne Gebirge die sich mit der Zeit in eine karge Wüstenlandschaft verwandelte. Mal fuhr man weit oben in den Bergen und kämpfte sich Serpentine für Serpentine weiter, mal fuhr man im Tal an reißenden Gebirgsflüssen entlang. 
Wer einen sensiblen Magen hat sollte sich die Fahrt auch gut überlegen, da einer Italienerin ziemlich schlecht wurde und sich die letzten drei Stunden der Fahrt mehrmals übergeben musste. 
Nach 16Stunden! Fahrt kamen wir dann schließlich in Leh an. Wir suchten uns noch schnell eine Unterkunft und dann gings auch schnell ins Bett. 

warten, dass die LKW-Kolonne vorbeifaehrt

warten, dass die LKW-Kolonne vorbeifaehrt

21.07.12 - erst mal akklimatisieren...

So wirklich viel habe ich an diesem Tag nicht gemacht. Leh liegt etwa 3500m hoch und dementsprechend duenn ist hier die Luft. Ich denke, dass die Fahrt von Srinagar nach Leh schon dazu beigetragen hat, dass die Umstellung nicht so schwierig ist. Ich hatte nur leichte Kopfschmerzen, aber bei kleineren Anstrengungen merkt man direkt, wie schnell man ausser Puste ist. Deshalb hab ich nur ein bisschen die Stadt erkundet, meine Waesche waschen lassen und einige Zeit im Internet verbracht.
Die Stadt ist ueberfuellt von Touris und deshalb auch auf sie zugeschnitten. Hier gibt es so viele Reisebueros die eigentlich alle das Gleiche anbieten. Nach meinem Geschmack koennten es ruhig weniger Touris sein, denn so verliert der Ort etwas Charme. Dennoch gefaellt es mir hier sehr gut, die Stadt liegt umgeben von Gebirgen und die Menschen hier sind auch sehr freundlich und keineswegs aufdringlich. Schlepper habe ich hier bisher noch keine gesehen. Zum Glueck! Zu den ganzen Menschen gesellen sich auch noch unzaehlige Kuehe und Esel, die hier ueberall rumlaufen..

Strasse in Leh

Strasse in Leh

chillende Kuh

chillende Kuh

22.07.12 - Auf die Berge, fertig, los!

Da ich gestern nicht viel gemacht habe und ich gemerkt habe, dass ich heute wesentlich fitter bin, startete ich auch frueh in den Tag. Zunaechst gings zur Shanti Stupa, die direkt hinter meinem
Guesthouse liegt. Nach ewig vielen Treppen (und einigen Pausen zum regenerieren - so ganz hat man sich noch nicht an die duenne Luft gewoehnt) habe ich den grossen Stupa erreicht. Von hier oben hat man eine fantastische Sicht auf die ganze Stadt. 1991 erbauten japanische Moenche diesen grossen Stupa zur Foerderung des Weltfriedens. Klappt ja super

Blick auf Leh

Blick auf Leh

Shanti Stupa

Shanti Stupa

Anschliessend ging ich in die Altstadt und wollte direkt das naechste hoehergelegene Highlight erklimmen: Den Leh-Palast. Zunaechst muss man sich den Weg dorthin ersuchen, denn Schilder konnte ich keine entdecken. Habs aber direkt gefunden. Der neunstoeckige, graubraune Palast wurde im 17. Jh. errichtet, ist aber seit 1846 unbewohnt und dementsprechend befinden sich viele Teile in dementsprechend schlechtem Zustand. Dennoch ist es sehr interessant , sich durch das Labyrinth aus dunklen Korridoren, versteckten Treppen und provisorischen Leitern zu bewegen, um den Weg aufs Dach zu finden. Als Belohnung erhaelt man wieder eine tolle Aussicht auf die Stadt.

Leh-Palast

Leh-Palast

So, und da der Sebi heute nicht zu stoppen ist, gings nochmal etwas hoeher den Berg hinauf, zum Tsemo-Fort. Ein kleiner Trampelpfad fuehrt den Berg hinauf und verlangt schon ziemlich viel Anstrengung.. Das Fort aus dem 16. Jh. ist das Wahrzeichen der Stadt. Es thront hoch oben auf dem Grat ueber dem Palast und ist von jedem Punkt in Leh zu sehen. Hier oben hab ich mich auf eine Mauer gesetzt und einfach nur die Ruhe und den Ausblick genossen. Zwischendurch kamen noch zwei Israeli, mit denen ich mich kurz unterhielt. Ich hab bestimmt 45 Minuten hier oben verbracht, weil es wirklich unbeschreiblich schoen war. Anschliessend gings den Berg wieder runter und zur Belohnung fuer die ganze Anstrengung goennte ich mir erstmal ein leckeres Mittagessen (Chicken Masala). Mmmmmm....

Weg zum Tsemo-Fort

Weg zum Tsemo-Fort

Tsemo-Fort

Tsemo-Fort

Blick auf Tsemo-Fort und Leh-Palace

Blick auf Tsemo-Fort und Leh-Palace

Wohl genaehrt gings jetzt ins Reisebuero, um eine Rafting-Tour fuer den morgigen Tag zu buchen. Bin mal gespannt ob alles klappt, der Typ hat naemlich nur meinen Namen notiert und wollte, dass ich erst am naechsten Tag bezahle. Ich vermute, dass er es sich noch offen haelt, ob die Tour stattfindet. Also mal sehn.
Danach hab ich mich fuer ne Stunde aufs Ohr gehauen und dann hab ich mich wieder auf die Socken gemacht und bin zur Sankar Gompa gelaufen. Der Weg dorthin fuehrte durch kurvige Gassen.

Auf dem Weg zu Sankar Gompa

Auf dem Weg zu Sankar Gompa

Sankar Gompa

Sankar Gompa

Da mein Bart doch etwas lang gewachsen ist, hab ich mich nun auf die Suche nach einem Frisoer begeben. So leicht ist es vor lauter Restaurants und Reisebueros nicht, einen ausfindig zu machen. Dennoch war ich erfolgreich und liess mir den Bart stutzen. Normalerweise macht man das ja mit einer Schneidemaschine, aber hier wurde mit Schere und Kamm Hand angelegt. Ergebnis ist aber gut...
Den langen Tag liess ich im Internetcafe ausklingen, anschliessend hab ich noch schnell was gegessen und dann gings auch schon wieder ins Bettchen...

23.07.12 - Bezwinger der Stromschnellen

Um acht Uhr morgens fand ich mich im Office von "Splash Adventures" ein, bezahlte und schon ging's mit dem Minibus los. Mit mir fuhren noch vier Indier, wobei einer von ihnen in den USA lebt. Nach ca. 2 Stunden Fahrt kamen wir schließlich am Ziel an: der Zanskar-River. Nun hieß es Klamotten aus und Neoprenanzug, Schwimmweste und Helm an. Puh war einem darin heiß, schließlich knallte die Sonne auch auf einen herab. Nach einem kurzen Briefing gings dann schließlich los. Jedoch war ich in einem anderen Boot, nämlich mit einer Familie deren Wurzeln in Indien liegen. 
Das Rafting war echt super. Der Fluss verläuft zwischen hohen Bergen, die auf beiden Seiten in die Höhe ragen. Mal kann man sich gut entspannen da der Fluss sehr gemütlich dahin fließt, mal muss man kräftig rudern um gegen die Stromschnelllen anzukämpfen. Das gelang uns bis auf eine Stelle auch ganz gut. Unser Boot hatte sich in einem Strudel gefangen und plötzlich kippte das Boot etwas zur Seite und zwei Leute fielen ins Wasser. Was ein Schock! Ging aber alles gut aus, wir haben sie zurück ins Boot hiefen können und weiter ging die Fahrt. An einer ungefährlichen Stelle, an der die Strömung dennoch recht schnell war, durfte ich ins Wasser u d mich treiben lassen. Das war echt sehr relaxend, aber auch arschkalt. Die Raftingtour war an der Stelle beendet, an der der Hindus und der Zanskar-River zusammentreffen. Man kann das Aufeinandertreffen gut an den zwei verschiedenen Farbtönen des Wassers erkennen. (Konnte leider keine Fotos machen)
Zurück in Leh musste ich mich dringend um meine Flugdokumente kümmern, die mir eigentlich per Email von der Agentur zugesendet werden sollten. Nach viel Hin und Her und einem gmx-Account der einfach mal so nicht zugänglich ist, hab ich dann irgendwann das Dokument in meinen Händen halten können. Vielen Dank Verena für deine tolle Hilfe!!
Einen Auftrag hatte ich auch noch zu erledigen. Susanne gab mir einen Brief mit, den ich im Shanti Guesthouse (wo sie schon ein paar Mal war) abgeben sollte. Susanne, leider waren die Beiden nicht da, aber der Sohn und seine Frau waren anwesend. Hier das Beweisfoto:

Im Guesthouse hab ich dann später (nachdem die ganze Zeit keiner aufzutreiben war) bezahlt und wollte noch, dass sie ein Taxi für den nächsten Tag organisieren. Ich wurde auf das gegenüberliegende Reisebüro verwiesen. Gerade als ich dort hingehen wollte machten die den Laden dicht. Aaaah!! Aber zum Glück ließen sie mich nochmal rein und ich konnte mein Taxi für morgens früh um fünf bestellen. Puh, ich hätte nicht gewusst, was ich sonst gemacht hätte.. Beruhigt konnte ich dann schlafen gehen.

© Sébastien Vogt, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
vier Wochen Indien stehen dieses Jahr auf dem Programm. Da der ganze Kontinent vom Monsun heimgesucht wird, werde ich mich auf den Norden konzentrieren und versuchen dem ganzen Regen zu entkommen..
Details:
Aufbruch: 09.07.2012
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 06.08.2012
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Sébastien Vogt berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.