Mit Zug und Schiff von Basel nach Japan
novosibirsk-irkutsk
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich schlussendlich Novosibirsk verlassen. Die Tage bei Olga und ihrer Familie waren einfach ein wunderbares Erlebnis. Auch Ury, mein neuer Freund von der ersten Zugfahrt meldet sich immer wieder und fragt nach meinem Wohlergehen (auch wenn die SMS mehr oder weniger unverstaendlich sind...).Mitten in der Nacht musste ich also auf den naechsten Zug in Richtung Irkutsk. Die Bahnhoefe sind immer ein bisschen eine Aufregung, weil es etwas schwierig ist, sich zu orientieren. Und fragt man am Schalter nach dem Gleis, dann reden sie einen in den Boden (natuerlich auf Russisch...) und zeigen wild gestikulierend in eine Richtung. Schlussendlich klappt es dann aber immer und ich stehe auf dem Gleis, das nur so wuselt von gepaeckbeladenen Leuten. Endlich entdecke ich mal einen Rucksacktouristen und so lerne ich Christian aus Menzingen kennen. Natuerlich sind wir zufaelligerweise auch noch im gleichen Abteil (Globotrek machts moeglich...). Mit vereinten Kraeften machen wir uns mit den Leuten im Zug bekannt, alle sind nett und manche kommen sogar auf uns zu und fragen, woher wir sind. Die, die etwas Englisch und Deutsch koennen sind stolz darauf, mit uns reden zu koennen. Wir nutzen die Gelegenheit, stellen Fragen ueber Land und Leute und verbessern unsere Russischkenntnisse. Im Speisewagen wird uns die erste Vodkarunde spendiert und sie freuen sich, dass wir die Glaeser tapfer exen (fuer alle dies wissen wollen: nein, ich war nicht betrunken .
Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir sind in Irkutsk. Christian und ich sind in der gleichen Gastfamilie eingebucht worden und machen uns also gemeinsam auf in die Stadt. Es ist schoen, mal nicht auf sich selbst gestellt zu sein und wir erleben innerhalb kuerzester zeit die wildesten Geschichten. Der Kauf eines Bustickets endet mit einer Odyssee. Auf der Suche nach dem Schalter landen wir in irgend einem Buero, wo zwar kein Mensch Englisch spricht, sich der Chef aber unserer annimmt und rumzutelephonieren beginnt. Die Szenen im Buero sind filmreif. Die Angestellten sitzen vor ihren Computern, schauen ins Leere oder blaettern im Zeitlupentempo in einem Buch. Der Chef verschwindet mit ein paar Typen im Hinterzimmer und wir werden gebeten, zu warten. Irgendwann finden wir heraus, dass es sich um ein Anwaltsbuero handelt! Nach einiger Zeit faehrt uns der big boss zu einem Hotel, wo er alle springen laesst und uns so lange nicht aus den Augen laesst, bis alles organisiert ist. Wir werden mit einem Taxi zum Busbahnhof gefahren (warum wohl konnte uns vorher niemand sagen, dass wir nur dort die Tickets kaufen koennen?...)und Christian ersteht in mitten von alten Frauen, die ihn rumschubsen sein Billet auf die Olchoninsel. Hei was haben wir gelacht.
Auf dem Weg ins Zentrum besuchen wir den Central Market, bestaunen die bunte Vielfalt, essen uns durch russische Spezialitaeten und probieren Milchprodukte.
Den restlichen Tag verbringen wir mit Bummeln, Tee trinken und Schreiben. Die Eindruecke wollen festgehalten werden. Heute ist Christian abgereist und ich bin wieder allein. Um 20.00 abends werde auch ich Irkutsk verlassen und mich auf den Weg nach Ulan Baator machen, bereits meine zweitletzte Transsibstrecke! Die Zeit in Russland ist also schon fast vorbei und ich kann es kaum fassen. Ich bin schon mehr als 6000 km gefahren seit Basel und war insgesamt 177 Stunden im Zug. Ist das nicht verrueckt? Und doch erscheint es so einfach, ans andere Ende der Welt zu gelangen. Nun beginnt also etwas ganz Neues, ein anderes Land, andere Menschen, andere Sitten, anderes Geld. Natuerlich freue ich mich unheimlich auf die Mongolei und all die Erlebnisse und Begegnungen, die dort auf mich warten und mein Leben um ein weiteres Mal bereichern werden...
Aufbruch: | 30.08.2005 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 26.10.2005 |
Mongolei
China
Japan