Rundreise Nordindien - MIT EIGENEM MIETWAGEN
Rishikesh: Ramanas Garden und Ganga Aarti
Da das Frühstücksbufett nicht der Rede wert ist, bestellen wir uns lieber für insgesamt drei Euro Milch, Massala Tee und Kaffee aufs Zimmer. Vom Balkon aus machen wir einen Papierfliegerwettbewerb, aber leider schafft es nur einer fast bis zum Wasser. Unter uns befindet sich ein kleines Gärtchen, wo ein Ganter nebst Gattin wohnt, der ab und zu herauf trötet. Zu ihrem Vergnügen hat ihr Besitzer ihnen einen Swimmingpool gebaut, indem er eine Badewanne in der Wiese versenkt hat. Darin nehmen die beiden ihr morgendliches Bad. Morgens sieht man auch, wie die Kühe zum Trinken kommen und die Bettelpilger sich waschen.
Frühstücken gehen wir in Ramanas Garden. Das ist ein ganz einfaches nett eingerichtetes Gartenrestaurant mit nur einigen wenigen natürlich auch hier rein vegetarischen Gerichten und Getränken im Angebot. Es gehört zu Ramanas Waisenhaus und unterstützt durch seinen Betrieb sowohl das Waisenhaus und die dazu gehörige Schule, als auch die Ausbildung der Kinder, die hier mitarbeiten und dadurch Englisch, die Arbeit in einem Restaurant und im eigenen Garten den Anbau von Biogemüse erlernen. Es hat nur bis drei geöffnet, danach ist Unterricht. Auch Kinder aus Rishikesh dürfen diese Schule besuchen. Einige wohnen auch hier und im hinteren Hof stehen zwei Kühe, die die Milch liefern. Es ist etwas schwer zu finden, denn es befindet sich in einer verwinkelten Gasse fast am hinteren belebten Ende Rishikeshs oberhalb der Hängebrücke. Dadurch ist es aber schön ruhig auf der Terrasse und bietet sogar einen Blick auf den Ganges. Wenn die Olle um die Ecke nicht gerade ihre Plastiktüten verbrennen würde, wäre es perfekt. Der einzige Saft, den es hier gibt ist aus Rhododendronblüten gemacht. Er ist dunkelrot, schmeckt süßlich und etwas blumig. Lasagne- und Salatzutaten kommen selbstverständlich aus dem Biogarten und Nico isst zwei Stück leckeren Käsekuchen. Beim Bezahlen kann man gleich noch eine Spende für die gute Sache loswerden. Jeden Samstag veranstalten sie hier einen Kinoabend mit Pizza. Leider sind wir dann schon wieder in Delhi, das hätte ich gern noch mitgemacht.
Nico besteht darauf, noch ein letztes mal seinen geliebten Erdbeersaft zu trinken und da wir sowieso noch einen Blick auf die Geschäfte und Buden werfen wollen, begeben wir uns wieder über die Laxman Jhula. Wie zu jeder Tageszeit herrsch hier ein dichtes Gedränge von Menschen, hupenden Mopeds, Kühen und Affen, die an den Spannseilen der Hängebrücke entlang turnen. Das Warenangebot der Geschäfte sagt uns allerdings nicht zu, also gehen wir gleich ins Cafe. Ich bestelle mir auf gut Glück ein Lemon Nana. Was aussieht wie püriertes Gras in Form von Sorbet ist ein Zitronensaft mit Wasser, Zucker und viiiiiiiiel Minze. Schmeckt sogar ganz gut. Während wir so sitzen poltert plötzlich etwas über das Dach und ein Affe taucht am Geländer der Dachterrasse auf. Alle, die in der Nähe sitzen, greifen panisch zu ihren Taschen, aber das Tier will nur glotzen und verzieht sich anschließend in einen Baum. Dann donnert er wieder über unsere Köpfe hinweg.
Auch in das gestrige Restaurant mit dem einfallslosen Namen BRUNCH kehren wir ein letztes Mal ein und essen Rahmkäse in Spinat, gefüllte Tomaten, Kartoffelpakoras und Käsetomaten. Wieder ist alles sehr lecker. Dann geht es endlich zum Ashram. Der Parmarth Niketan Ashram ist soweit ich beurteilen kann der größte hier in Rishikesh und zelebriert das Ganga Aarti in großem Stil. Dafür müssen wir diesmal über die zweite Hängebrücke von Rishikesh, die Ram Jhula, hinüber. Die ganze Gasse entlang dem Ganges, wo noch mehrere Ashrams und kleine Tempel stehen, ist voll mit Buden, Verkaufsständen und Läden, wo man Essen, Devotionalien und Touristenkram kaufen kann. Schon von weitem hört man die Zeremonie vor dem Parmarth Niketan und es hat sich eine große Menge Menschen auf den Stufen zum Abendgebet versammelt. Direkt am Wasser thront eine große sitzende Shivastatue und über dem Torbogen am Eingang zu den Ghats ein göttlicher Streitwagen mit vier vorgespannten Pferden. Rund um eine Feuerstelle sitzen die Chefbeter und hin und wieder wechseln die Gläubigen, die sich dazu setzen und ein Hölzchen entzünden dürfen. Diese ganze Zeremonie könnte so besinnlich sein, würden Musik und Gesang nicht über eine auf ohrenbetäubende Lautstärke und bis zum Anschlag ausgesteuerte Anlage übertragen werden. Ich habe auch das Gefühl, dass die ganze Sache ziemlich kommerziell aufgezogen wird, denn ständig springt ein professioneller Photograph herum und macht auch direkt an der Feuerstelle von den Betenden Bilder. Er darf auch als einziger auf die eigentlich abgesperrte Steinplatte, auf der Shiva sitzt. Vom Oberguru Swami Chidanand Sarasvati ist weit und breit nichts zu sehen.
Den Jungs wird das bald zuviel und weil Thomas schon ganz angenervt drein schaut, entfernen wir uns und sehen uns den Ashram selbst an. Auf einer recht großzügigen Anlage verteilen sich tausend! Zimmer, die Gebetshalle, Yogaräume und ein Bereich der wohl der Kontemplation dient, denn hier sind in mehreren Schaukästen zum Teil hinter Glas verschiedene Figuren und Szenen aus der hinduistischen Mythologie ausgestellt. Der große Garten im Zentrum ist sehr gepflegt und man wandelt durch mehrere verzierte Rundbögen, die wie alle Gebäude ringsum in einem orangerosa Farbton gehalten sind. Hier und da sind verzierte Türmchen aufgesetzt und bunte Götterfiguren in den Bögen. Als wir wieder von der anderen Seite des Ganges hinüber schauen, kann man sehen, dass nun auch Fackeln entzündet wurden. Ich hätte mir das gern noch angetan, da wir aber eine Demokratie im Kleinformat sind und in direkter Nähe kein Cafe oder sonstiges existiert, wo die Jungs auf mich hätten warten können, musste ich mich leider der Mehrheit beugen. Irgendwie war das Ganze aber dennoch ein gebührender Abschluss für unseren Besuch in dieser heiligen und von Religiosität durchtränkten Stadt.
Eigentlich müsste ich jetzt schon wieder Koffer packen, aber ich lasse den Abend lieber gemütlich ausklingen und verschiebe das auf morgen früh.
Aufbruch: | 22.03.2013 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 07.04.2013 |