Abenteuer Island - per Tandem
-Abschied vom Hochland
Planung ersetzt bekanntlich den Zufall durch den Irrtum. Und in unsere Planung waren gleich zwei Irrtümer eingebaut. Einerseits der Irrtum über die Witterungsbedingungen und wie kurz die Tagesetappen dadurch werden können, andererseits über die Befahrbarkeit der Hochlandstrecken. Eigentlich wollten wir vom Gullfoss in Richtung Landmannalaugar abbiegen auf ca. 200 km Hochlandpiste. Die Sperrung der Strecken macht uns die Entscheidung leicht, eine andere Route zu wählen, auch wenn uns dadurch die einzigartige vulkanische Berglandschaft entgeht. In Fluðir sind wir die einzigen Gäste auf einem riesigen Campingplatz und bleiben es auch ungeplant eine zweite Nacht, denn der stürmische Wind und wieder einmal starker Regen motivieren uns nicht, das Zelt zu verlassen. Der Ort bietet einen Supermarkt und ein Schwimmbad, wo wir in 42° heißem Wasser entspannen können - was braucht man mehr. Am nächsten Tag erreichen wir dann die Ringstraße und damit die Hauptverkehrsader Islands. Meistens geht es schnurgeradeaus und nach Lava- und Vulkanaschefeldern folgt weites Marschland mit Rindern, Schafen und natürlich vielen Islandponys.
Abseits der Ringstraße geht es zunächst auf gutem Schotter weiter - und wir sind nicht allein auf der Piste
Die letzte Brücke über den Markarfljót vor vielen Furten durch das Eiswasser - und auch hier war unklar, ob wir sie passieren können, denn nicht auf allen Landkarten ist sie verzeichnet und wegen Baufälligkeit nur noch für Radfahrer und Fußgänger freigegeben
So ganz will uns der Gedanke dann doch nicht gefallen, die nächsten Tage auf dieser Straße zu fahren und deswegen biegen wir hinter Hvolsvöllur in Richtung Þórsmörk ab, einer rauen Landschaft umrahmt von drei Gletschern. Einer davon ist der Eyjafjallajökull - ihr erinnert euch? Das ist der Gletscher mit dem darunter liegenden gleichnamigen Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen, der vor drei Jahren den Flugverkehr lahm legte. 30 km Schotterpiste liegen vor uns - Sackgasse, also auch wieder zurück. Am Ende der Pisten liegen mehrere Campingplätze und hier beginnen die Wanderrouten in die Berge. 30km Schotter sind ja keine Problem. Wären da nicht die Gletscherbäche - natürlich ohne Brücken. 21 haben wir gezählt. Ein eiskaltes Erlebnis.
Mit Glück kann man durch die flache Bäche fahren - wenn denn der Untergrund auch fest genug ist. Aber das merkt man erst unterwegs. Immerhin werden die Füßen nicht eiskalt...
Schön auch die Hinweisschilder, wie man die Flüsse durchfahren soll - insbesondere der letzte Hinweis, man solle warme und auffällige Kleidung tragen lässt viel Interpretationsspielraum
Irgendwann gibt man es auf, sich die Füße abzutrocknen und die Sandalen wieder gegen Schuhe und Strümpfe einzutauschen. Wenn die Zehen von der Kälte erst mal gefühllos sind, ist das auch fast schon egal. Die Bäche sind nicht besonders tief. Das Fahrrad lässt sich mit Anhänger und Packtaschen ganz gut hindurch schieben, manchmal können wir auch fahren. Nur die breiten Furten tun weh - das Wasser ist doch a...kalt! Und am Ende locken die Campingplätze hoffentlich mit einer heißen Dusche. Gleich zwei Campingplätze können wir sehen. Von beiden trennen uns so breite, tiefe und reißende Bäche, deren Überquerung wir nicht riskieren wollen. Da kommt schon ein bisschen Neid auf, wenn die monströsen Geländewagen zahlende Gäste warm, trocken und sehr komfortabel durch die Gegend und Bäche bringen. Uns bleibt nur ein schöner, ruhiger Platz am Fuß eines kleinen Berges, die Abend- und Morgentoilette im Gletscherwasser und eine heiße Schokolade. Immerhin kommen wird hier ohne Regen auch wieder zurück, auch wenn tief hängende Wolken uns nicht die ganze Schönheit der Gegend sehen lassen.
In Sichtweite des Campingplatzes zelten wir am Fuß dieses kleinen Berges - einziger Komfort: fließend kaltes Wasser
Das Highlight des Tages erwartet uns auf der Rücktour kurz bevor wir wieder auf der Ringstraße ankommen. Damit ist ganz bestimmt nicht der grauenhafte Kaffee im Café am Seljalandsfoss gemeint, sondern der kleine, aber sehr feine Wasserfall selbst. Er präsentiert sich uns in schönstem Sonnenschein und wird von Susanne sofort zu ihrem Lieblingswasserfall erklärt.
Der Seljalandsfoss in perfektem Sonnenschein und bei blauem Himmel wird spontan von Susanne zum Lieblingswasserfall erklärt
Unser Tagesziel ist der Campingplatz am Skógarfoss, auch einer dieser Bilderbuchwasserfälle in Island. Als wir ankommen ist die Sonne wieder hinter den Wolken verschwunden, der kleine Laden ist geschlossen, sodass wir unsere Vorräte nicht ergänzen können und in dem kleinen Imbiss am Wasserfall bekommen wir nur noch eine ziemlich lustlos zubereitet Waffel als kleinen Motivator bevor wir im einsetzenden Nieselregen unser Zelt mit Aussicht auf den Wasserfall aufbauen. Den Spaziergang zum Wasserfall verschieben wir in der Hoffnung auf besseres Wetter auf den nächsten Morgen. Immerhin regnet es dann tatsächlich auch nicht, aber das trübe Licht lässt keine wirklich schönen Bilder entstehen. So bleibt der Seljalandsfoss weiter auf Platz 1 der Favoritenliste.
Die Marschen entlang der Südküste prägen weiter das Bild und auch der Gegenwind bleib uns erhalten.
Auf unserem Weg Richtung Skógarfoss liegen nördlich der Ringstraße Berge und Gletscher, im Süden erstrecken sich die saftig grünen Wiesen bis an den Atklantik
Und wieder eine der vielen Sehenswürdigkeiten direkt an der Ringstraße: der Skógarfoss - leider ohne Sonne und blauen Himmel
Aufbruch: | 30.05.2013 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2013 |