Abenteuer Island - per Tandem
Zurück nach Keflavík
Raus aus dem Regenloch
Zurück in Vík haben uns Sturm und Regen wieder fest im Griff und ein kleiner Stoff-Papageienvogel am Zelthimmel angebracht, führt unermüdlich eine wilden Tanz auf, den man hier einmal bewundern kann
http://www.youtube.com/watch?v=pUsoYoqdaQs
Die dritte Nacht im Sturm auf diesem Campingplatz und kein Ende in Sicht. Nicht einmal das sturmerprobte Gemeinschaftshaus auf dem Campingplatz hält stand: Die Tür zur Herrentoilette wird aus den Angeln gerissen. Trotzdem entschließen wir uns gegen Mittag, aufzubrechen. Die 12% Steigung am Ortsausgang lassen sich mit Rückenwind noch gut fahren, doch anschließend kommt der Wind von der Seite und zwingt uns zum Absteigen und Schieben. Nachdem auch der zweite Berg geschafft ist, klart der Himmel auf und der Wind treibt uns vor sich her - wir sind aus dem Regenloch von Vík heraus und schaffen noch eine lange Etappe zurück bis zum Campingplatz am Seljalandsfoss (der mit dem schauderhaften Kaffee).
Ohne besondere Highlights erreichen wir am nächsten Tag Selfoss, einen der größeren Orte an der Südküste und dem gepflegtesten Campingplatz der gesamten Reise. Die Strecke bleibt landschaftlich eintönig - flaches Marschland bis wir die Lavafelder an der Südküste Reykjanes wieder erreichen. Diese Strecke hatte ich noch in ziemlich schlechter Erinnerung - Schotter, Waschbrettprofil und Regen auf beiden Touren. Und jetzt? Auch hier ist ein funkelnagelneues Asphaltband in die Landschaft gebaut worden und macht das Fahren zu einem Kinderspiel. Ein letzter Campingplatz bei Strandarkirkja trennt uns noch von Kevlavík. Diesmal übernachten wir kostenlos. Bezahlt werden nur die hieße Dusche und die Enteneier zum Frühstück - kostenpflichtiger Genuss und Delikatesse. Nur eines ist hier nicht empfehlenswert: Ein Strandspaziergang! Hinter einem Schutzwall aus Steinen liegt der Atlantik. Das Ufer wird von verfaulendem Seetang gesäumt und das stinkt zum Himmel.
Eigentlich sind die Schafe auf Island recht scheu und ergreifen die Flucht, wenn man sich ihnen nähert,...
Die letzte Etappe
Auf unserer letzten Etappe treffen wir Martin wieder, ein erfahrener Radler aus der Nähe von Hamburg. Ihn sahen wir schon in Vík auf dem Campingplatz. Im Eiltempo war er auf der Ringstraße einmal im Uhrzeigersinn um die Insel gefahren - offenkundig die bessere Wahl, denn er hatte viel gutes Wetter im Norden und den Wind im Rücken, so wie ich es bei meiner ersten Reise auch erlebt hatte. Zusammen radeln wir nach Grindavík, einem ziemlich nüchternen Fischerort, der nicht unbedingt zum Bleiben einlädt. Nach einem gemeinsamen Imbiss trennen sich unsere Wege wieder. Martin umrundet die Halbinsel auf der Küstenstraße, wir biegen Richtung Norden ab. Für uns geht's noch einmal durch die Lavafelder vorbei an der berühmten Blauen Lagune und einem gigantischen geothermischen Kraftwerk Richtung Keflavík.
Island ist Eisland - ein leckeres Softeis mit einem kleinen Topic-Berg obendrauf ist immer ein guter Motivator
Die Energie, die dicht unter der Oberfläche reichlich vorhanden ist, wird hier in billigen Strom umgewandelt und das danach noch immer 80° heiße Wasser heizt das ca. 50 km entfernte Reykjavík
Die Verbindungsstraße nach Reykjavík schon in Sicht liegt an der Strecke ein alter, verfallender Fischtrockenplatz, der uns mit seinen schier unendlich vielen Fotomotiven lockt. Erst auf dem Rückweg lesen wir das Schild an der Straße, welches darüber Auskunft gibt, dass es sich bei dem Gelände um einen ehemaligen Schießplatz handelt und vor explosiven Hinterlassenschaften der amerikanischen Armee warnt. Deswegen sollte man die Wege nicht verlassen - zu spät, wir haben unsere Motive im Kasten. Manchmal ist es ganz gut, die Warnungen erst hinterher zu lesen.
Bei der ersten Gelegenheit verlassen wir die Hauptstraße und fahren wieder auf Nebenrouten durch Reykjanesbær westwärts. Direkt am Strand liegt ein funkelnagelneues Wikingermuseum mit einem Nachbau eines Schiffes der Art, mit der sich die frühen Bewohner auf den Weg nach Nordamerika machten - der Mut dieser Menschen, mit solchen offenen Schiffen den Nordatlantik zu befahren, ist wirklich bewundernswert. Leider finden sich in dem modernen, lichtdurchfluteten Haus fast nur Repliken und eine sehr moderne Darstellung der nordischen Götterwelt. Aber irgendwie versuchen hier alle Orte, die Touristenströme anzuziehen - und die Wikingervergangenheit geht da immer.
Finale
Auch Keflavík ist nicht mehr das was es einmal war. Zumindest nicht der Campingplatz. Den gibt es nämlich nicht mehr. 2004 war der Campingplatz "Alex" ganz neu eingerichtet, heute finden Zelte hier keinen Platz mehr auf dem Gelände. Stattdessen wurden zahlreiche Hütten gebaut und Zimmer werden vermietet. Offenbar das bessere Geschäft. Irgendwie gefällt uns der Gedanke nicht, die letzte Nacht auf der Insel im Hotelzimmer zu verbringen und deswegen setzen wir uns noch einmal auf unser Tandem und fahren bis an die westlichste Spitze der Halbinsel zum Leuchtturm von Garður, wo wir bei Windstille kostenlos unser Zelt aufschlagen können. Einzige Wehrmutstropfen: Keine Dusche und die Tatsache, dass dieser Platz offenbar ein Geheimtipp bei den Wohnmobilfahrern ist, die hierherkommen, um ihre Fahrzeuge vor der Rückgabe an den Vermieter noch einmal aufzuklaren - auch nachts um vier! Rücksichtslose Bande!
Den letzten Tag verbringen wir dann in Kevlavík, bevor wir gegen Abend zum Flughaben radeln. Unser Rückflug startet erst gegen Mitternacht, sodass uns reichlich Zeit zum Packen bleibt. Die Kartons haben in der Zwischenzeit auch nicht den Weg in den Papiercontainer gefunden und so kommen wir pünktlich um 06.00 Uhr in Hamburg an. Das Wetter gleicht hier Mitte Juni dem auf Island - mal verliert man eben und mal gewinnen die anderen 
Das Fazit: Island geht auch mit dem Tandem. Mit Susanne muss ich aber noch mal ein ernstes Wort reden, denn wo ich bin ist, ist üblicherweise auch das gute Wetter und sie fährt grundsätzlich im Regen - das muss doch nun wirklich nicht sein!!!
Das war's von dieser Reise, aber die nächste Tour kommt bestimmt - dann wieder allein. Ich hoffe, Bericht und Bilder haben euch gefallen. Bis zum nächsten Mal - Jörn
Aufbruch: | 30.05.2013 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2013 |