Georgien und Armenien (Oktober 2013)

Reisezeit: Oktober 2013  |  von Adi Meyerhofer

Anreise über Trabzon nach Batumi

Planung

Der eigentliche Anstoß zu dieser Reise war, daß ich im Frühjahr zufällig auf der Website der türkischen Pegasus gelandet bin. Nach etwas herumprobieren ergab sich die Möglichkeit günstig auch von Teheran zurückzufliegen.

Angeblich soll es ja heutzutage einfacher sein in den Iran zu gelangen, den ich ja wie andernorts erwähnt von Indien aus 1993/4 nicht durchreisen konnte.

Nun buchte ich einen Hinflug nach Trabzon, um dann über Land durch Georgien (von dem ich nichts wußte) und Armenien nach Persepolis zu fahren.

Die Unterlagensammlung für das iranische Visum war trotzdem noch beeindruckend: 2 Seiten Formular, Farbphoto, Nachweis der Krannkenversicherung, Flugbestätigung und das nette Zusatzformular (hier anzusehen Seite 3 -- die meinen das offensichtlich ernst!) dazu noch günstige () 80 €. Nachdem ich den ganzen Wust beisammen hatte, hin zum Konsulat in München, wo der nette Herr dann noch eine "Referenznummer des Außenministerium" verlangte. "Was bitte?" Na eben eine im voraus durch Einladung vor Ort zu besorgende Nummer ... Netterweise sagte er, dafür gäbe es spezialisierte Reisebüros (die einem dann noch eine Luxushotelbuchung mit aufs Auge drücken). Das günstigste Angebot, das ich im Netz fand waren weitere 60 €. -- Also € 140 Eintrittsgeld, um eine Woche in einem Land ohne Bier, Schweinshax'n und nur mit eingewickelten Frauen spazieren zu fahren? -- Danke, ohne mich!

Ähnlich unverschämt teuer für Sichtvermerke ist auch Azerbeidschan, das ja am Weg läge -- hier ist man mit US$ 100-140 dabei.

Pegasus war noch nett genug, anzubieten, daß ich ohne Gebühr nur den Teil des Rückflugs ab Istanbul benutzen könnte.


Zur politisch bedingten Situation bzgl. der Grenzen in der Region:
* Grenzübertritte Türkei--Georgien und Georgien--Armenien sowie Georgien-Azerbaidschan sind problemlos (sofern die Papiere stimmen).
* Rußland und Georgien sind im Krieg miteinander auch wenn z. Zt. nicht geschoßen wird. Die russischen Interessen in Tiflis vertritt die schweizer Botschaft dort.
* Türkei und Armenien sind verfeindet, kein Übergang möglich.
* Azerbeidschan und Armenien sind im Krieg miteinander, kein Grenzübertritt möglich. Die Exklave Nakhchivan kann nur per Flugzeug von Baku oder über den Landweg aus der Türkei erreicht werden.
* Es gibt einen Land-/Bahnübergang von Armenien nach Iran.
* Wer von Armenien die Region Nagorno-Karabach besucht, wird bei der Einreise nach Azerbaischan verhaftet, sofern der Trip im Paß erkennbar ist.
* Die Einreise ins russisch besetzte Süd-Ossetien ist von georgischer seite allenfalls gegen Schmiergeld stundenweise möglich, man kann aber von Rußland her hinein -- danach aber nicht mehr nach Georgien.
* Zu Abchasien, einer ebenfalls russisch besetzten Provinz Georgiens, unten mehr ...

Trabzon

Gelandet bin ich mit der letzen Maschine des Tages um halb elf. Nun kam auf dem Band mein Gepäck nicht. Das lag aber nicht daran, daß es verloren war, sondern daß in der Türkei zwar die Einreisekontrolle in Istanbul stattfindet, die Zollkontrolle für Transitgepäck erst am Zielort. Nachdem das geklärt war, raus aus dem Inlandsterminal, 200m zum leeren internationalen Terminal, den Sicherheitsfuzzi aufwecken, durch die Sicherheitsschleuse mit dem vollen Programm, Schuhe und Gürtel aus ..., durch eine Seitentür in die Zollabfertigung wo ich sofort namentlich aufgerufen werde. Warum einfach, wenn's umständlich auch geht.

Der letzte Bus in die 6 km entfernte Innenstadt war natürlich schon weg. Ich marschierte neben der Stadtautobahn los und hätte mich gerne mit dem Schlafsack in den nächstbesten Park gelegt. Leider hatte es den ganzen Tag geregnet, der Boden war durchgeweicht. Nach etwa einer Stunde gelangte ich in die Nähe der Busstation. Das erste Hotel war voll. Der Portier des zweiten (Hotel Terminal) erkannte, daß er hier "einen Stich" machen konnte und nahm mir 40 TL für eine Bude ab, die allenfalls 25 wert war (Dusche im Zimmer, Plumpsklo am Gang). Den Ausweis behielt er für den Papierkrieg ein.

Inzwischen war ich ziemlich geschafft, ab in die Dusche. Nach etwa einer Viertelstunde klopfte es, ich dachte der Portier würde meinen Ausweis bringen und öffnete mit dem Handtuch um die Hüften. Nun stand vor der Tür nicht der Portier, sondern, nennen wir sie "Natasha," eine eher rassige russische Schönheit für Sonderdienste. So etwas ist mir in Südostasien öfter passiert, in einem extrem konservativ Teil der hinteren Türkei hat mich dieser Service doch überrumpelt, so daß ich dankend ablehnte. Sie hatte dann beim Zimmernachbarn mehr Erfolg, was bis etwa halb drei deutlich zu hören war.

Früh um zehn gings per Kleinbus weiter. Eigentlich wollte ich von Hopa, der letzten Stadt in der Türkei, die etwa 30 km nach Batumi zu Fuß gehen. Nachdem ich aber während der Busfahrt von Trabzon die einzige Straße sah, habe ich das schnell aufgegeben. Entlang der Küste führt nur eine Autobahn mit etlichen Tunnels. Ansonsten reichen die Berge bis ans Meer. Hätte ich das mit meinem angeknacksten Knie zu Fuß gemacht, hätte eine Woche für den Marsch über Stock und Stein nicht gereicht.

Blick zurück nach Asien: Vorbei am supermodernen georgischen Grenzabfertigungsgebäude blickt man auf eine auf türkischer Seite befindliche Moschee. Im Rücken auf georgischer Seite gleich eine kleine Kirche. (Der Grenzposten ist auf der englischen wikivoyage nett beschrieben.)

Blick zurück nach Asien: Vorbei am supermodernen georgischen Grenzabfertigungsgebäude blickt man auf eine auf türkischer Seite befindliche Moschee. Im Rücken auf georgischer Seite gleich eine kleine Kirche. (Der Grenzposten ist auf der englischen wikivoyage nett beschrieben.)

Sarpi (Grenzübergang nach Georgien)

Bei der Ausreise aus der Türkei wird vergleichsweise strikt kontrolliert. LKWs stauen sich mehrere Kilometer vor der Grenze.

Die entspannte Einstellung der Georgier wird sofort sichtbar. Vor dem Grenzgebäude sitzt ein junger Bulle breitbeinig auf einem weißen Plastikstuhl und lugt gelangweilt under seiner Baseballkappe hervor. Beim Grenzübertritt wird man photographiert, eine Zollkontrolle fand nicht statt. Man sollte Bargeld in der Bank im Abfertigungsgebäude wechseln. Dort ist der Kurs zwar auch nicht gut, die Wechselstuben an der Grenze geben aber 10-12% weniger, als man in Batumi erhält. Direkt hinter der Grenze warten Taxis, es gibt aber einen städtischen Kleinbus (Nr. 101) der die 16 km nach Batumi für 1 L. bewältigt. Auf halber Strecke die Ruine einer sehenswerten aus römischer Zeit stammenden Festung Gonio.

In einer Broschüre des Fremdenverkehramts (gute Karte erhältlich) im Grenzgebäude fand sich folgender Hinweis, den ich hier vollständig zitieren möchte (Orig. engl., meine Übs.):

Es ist verboten:
* Unter dem Einfluß von Alkohol, Betäubungsmitteln oder Psychopharmaka Auto zu fahren. (Strafe bis 200 L.)
* In einem sich bewegenden Fahrzeug ohne Sicherheitsgurt zu fahren. (Strafe 40 L.)
* Während der Fahrt ein Mobiltelephon zu benutzen. (Strafe 10 L.)
* Ohne Helm Motorrad zu fahren.
* Waren im Werte von über 500 L., die zum persönlichen Gebrauch eingeführt werden, sind mit 18-30% zollpflichtig.
* Die Grenze mit Rauschgift oder Sprengstoffen zu überqueren.
* Bargeld von über 30000 L. ist anmeldepflichig.

Es ist [in Georgien] gestattet:
* Alkohol zu trinken (gleich ob in Gebäuden oder auf offener Straße).
* In Spielbanken oder anderen Orten an Glücksspielen teilzunehmen.
* Zu rauchen, abgesehen von Verwaltungsgebäuden.
* Einmal monatlich bis zu 30 kg Waren, im Wert unter 500 L., zollfrei für den persönlichen Gebrauch einzuführen.
* Anzuziehen was einem gefällt.[/k]

("Allah ul akubar" sage ich hier mal! Oder vielleicht doch besser "Gott sei Dank!" )

Ansonsten hat man ab 2006 die Polizei reformiert, d.h. jeden auch nur im geringsten Umfang der Korruption verdächtigen entlassen, so daß etwa zwei Drttel der sehr zahlreich auf den Straßen sichtbaren Polizisten, die nach amerikanischem Muster geschult wurden, unkorrumpierbare Neueinstellungen sein sollen. Ein für die post-sowjetischen Republiken einmaliger Vorgang. Lediglich die Baseballkappen sind etwas geschmacklos.

Im Lande selbst sind viele Wachmänner ("security police") und Polizeiautos unterwegs. Warum, ist mir nicht ganz klar geworden -- nötig scheinen sie nicht wirklich.

Die neuen georgischen Polizeistationen scheinen alle diesem Muster mit großen grünen Glasfassaden zu folgen (Tilis, Tzereteli).

Die neuen georgischen Polizeistationen scheinen alle diesem Muster mit großen grünen Glasfassaden zu folgen (Tilis, Tzereteli).

© Adi Meyerhofer, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt selber hin. Unbedingt!
Details:
Aufbruch: 07.10.2013
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 25.10.2013
Reiseziele: Georgien
Türkei
Armenien
Der Autor
 
Adi Meyerhofer berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.