Georgien und Armenien (Oktober 2013)

Reisezeit: Oktober 2013  |  von Adi Meyerhofer

Batumi (Schwarzmeerküste)

Ich muß gestehen, ich war noch keine Stunde im Lande und war verliebt -- in die offenkundige Lebensfreude, Aufgeschlossenheit der Menschen.

(Fremdenverkehrswebsite der Region Adscharien.)

Blick über die Neubauten am Hafen von Batumi, finanziert von "internationalen Finanzinvestoren." Rechts der Alphabet Tower, die 33 Buchstaben des georgischen Alphabets darstellend. Nachts alles schön angestrahlt. (Aufnahme aus dem Riesenrad heraus.)

Blick über die Neubauten am Hafen von Batumi, finanziert von "internationalen Finanzinvestoren." Rechts der Alphabet Tower, die 33 Buchstaben des georgischen Alphabets darstellend. Nachts alles schön angestrahlt. (Aufnahme aus dem Riesenrad heraus.)

Batumi, zwischen dem zerfallenden osmanischen Reich und der enstehenden Sowjetmacht liegend war 1919-20 von den Engländern besetzt, es gab sogar eigene Briefmarken. Dies weil -- wie zahlreiche Gründerzeitbauten noch heute zeigen -- der Hafen früh ein wichtiger Umschlagplatz für das aus Baku kommende Öl war. Heute investieren eher die Amis, am lautesten spricht darüber Donald Trump.

Luxushotels der Sheraton und Radisson Blue-Ketten haben ihre eigenen Spielkasinos.

Bambus-Spitze  über Batumi.

Bambus-Spitze über Batumi.

In den Vorzeigevierteln in Strandnähe durften sich moderne Architekten ungestört austoben, wie in vielen anderen Teilen Georgiens auch. Bei all diesen Neubauten zeigt sich allerdings schon nach wenigen Jahren der einsetzende Verfall, da man in Georgien keine Wartungsarbeiten (Hausmeister!) durchführt. Sofern etwas repariert wird, geschieht dies üblicherweise nur provisorisch. Den Fassaden der alten grauen Sowjetbauten hat man etwas Kosmetik verordnet: die Balkone werden mit bunten einheitlichen Plastikabdeckungen aufgehübscht, die Hauswände in teilweise grellen Farben gestrichen -- Potemkin läßt grüßen. Wahrscheinlich fehlt für echte Sanierungen einfach das Geld. Zahlreiche Bauten, besonders in den Gebieten, die von den beiden Kriegen (1992/3 und dem Russeneinfall 2008) betrofffen waren, stehen jedoch leer. Gemeinsam ist ihnen, daß Fenster herausgebrochen wurden. Bei vielen Hauseingängen habe ich mich gefragt: "Wohnen hier wirklich noch Menschen?" In Berlin oder Frankfurt hätte ich mich so wo (das Wort " Abbruchhaus" wäre oft ein Kompliment) auch bei Tageslicht alleine nicht hineingetraut. Ebenso sind zahlreiche Elektroinstallationen einfach zum Fürchten, z.B. eine lose aus der Wand hängende Steckdose in der Duschkabine.

Die sofort nach dem Grenzübertritt auffällige Lebensfreude und Freundlichkeit macht jedoch alles wett. Die Straßen werden morgens gekehrt, die überall herumstehenden Mülltonnen finden regelmäßige Benutzer. Batumi ist ein bißchen der "Wilde Westen" des Landes als Grenzort bietet man den aus restriktiveren Gesellschaften kommenden Gästen entsprechende Dienste. Zigeunersippen gehen hier (und in Tiflis) ihren üblichen Beschäftigungen nach, zahlreich sind bettelnde Kindergruppen.

Der "Bazaar" erinnerte mich stark an das Warenangebot gleicher Institutionen in Indien allerdings ohne den dortigen Gestank, Betrug und Aufdringlichkeit. Im Juli/August soll der Ort gut voll werden. Auf dem täglich gesäuberten Kieselstrand liegt es sich überraschend gut.

Deckendetail der "Piazza."

Deckendetail der "Piazza."

Vom Hafen geht über 2½ km und 400 m Höhenunterschied eine 2011 eröffnete Seilbahn (3 L. retour) auf einen nahen Berg mit großartigem Blick auf die Bucht. In derselben Ecke hat man noch einen nachts schön beleuchteten "Alphabet-Turm," der die georgische Schrift würdigt und ein Riesenrad aufgebaut. Auch die Altstadt wird aufwendig saniert -- es sind jedoch schon die ersten Investitionsruien sichtbar.

Blick über Batumi, von der Bergstation der neuen Seilbahn (schweizer Fabrikat)

Blick über Batumi, von der Bergstation der neuen Seilbahn (schweizer Fabrikat)

Eine "Turk Bar" sucht man in Batumi ebensowenig zum Essen auf wie ein "russisches Restaurant" in Trabzon -- serviert werden in beiden Fällen nämlich die "Bedienungen."

Der Personenbahnhof "Makhinjauri" liegt knapp 10 km nördlich der Stadt, den innerstädtischen hat man weggebombt. In der Nähe noch ein ausgedehnter botanischer Garten.

Fazit: eine sehr lebendige, bunte, lebensfrohe Stadt mit gewaltigem Potential.

Nicht das örtliche Stalin-Denkmal.

Nicht das örtliche Stalin-Denkmal.

Strandpromenade

Die fast 7 km lange Promenade mit ihrem Kiesstrand, der sehr sauber gehalten wird, soll im Sommer sehr voll werden.

Blick über Hafenbecken und schwarzes Meer auf den großen Kaukasus im Hintergrund.

Blick über Hafenbecken und schwarzes Meer auf den großen Kaukasus im Hintergrund.

Hamurger-Kettenwerbung (Den Fraß gibt es leider auch schon)

Hamurger-Kettenwerbung (Den Fraß gibt es leider auch schon)

Hamburger-Wechsel-Stube 
Praktisch jedes zweite Geschäft scheint in Georgien gebührenfreien Geldwechsel zu fairen Kursen anzubieten.

Hamburger-Wechsel-Stube

Praktisch jedes zweite Geschäft scheint in Georgien gebührenfreien Geldwechsel zu fairen Kursen anzubieten.

Abseits der Vorzeige-Altstadt -- auch dort sind oft nur die Fassaden saniert -- sieht es teilweise schlimm aus. Dies ist einer der gepflegteren Hauseingänge.
Elektro- bzw. Gasinstallationen sind teilweise zum fürchten.

Abseits der Vorzeige-Altstadt -- auch dort sind oft nur die Fassaden saniert -- sieht es teilweise schlimm aus. Dies ist einer der gepflegteren Hauseingänge.

Elektro- bzw. Gasinstallationen sind teilweise zum fürchten.

Frisch renovierte armenische Kirche in Batumi.

Frisch renovierte armenische Kirche in Batumi.

© Adi Meyerhofer, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt selber hin. Unbedingt!
Details:
Aufbruch: 07.10.2013
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 25.10.2013
Reiseziele: Georgien
Türkei
Armenien
Der Autor
 
Adi Meyerhofer berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.