Pellestrina
Eine Woche lang haben wir - 3 Paare - mit dem Hausboot (14 Meter lang) die Lagune von Venedig befahren und erkundet. Das war der bisherige Höhepunkt unserer Hausbootreisen. Man fährt nicht nur in Etappen von A nach B, sondern kann jeden Tag aufs Neue entscheiden, wohin es gehen soll. Auch die Weite der Lagune lässt vergessen, dass man eigentlich nur ein "kleiner Hausbootkapitän"ist.
Porto Levante - Pellestrina
Die Etappen unserer Bootsfahrt sind in der oben eigenhändig gezeichneten Karte festgehalten
Porto Levante - Pellestrina
1.Tag 14.05.2005 (Iris)
Nach einer problemlosen Nachtfahrt kommen wir gegen 12 Uhr in Porto Levante an. Während Wolfgang und ich im Supermarkt in Rosolina Großeinkauf machen checken Anke, Klaus, Rosi und Peter schon ein und beladen das Boot.
Als alles eingeladen ist, stoßen wir mit einem Gläschen Sekt an und warten auf die Einweisung. Die ist dann recht kurz, aber Peter merkt schon gleich, dass Strömung und Wind ganz schön tückisch sein können.
Gegen halb vier heißt es dann "Leinen los!" und wir legen ab bei bedecktem Himmel, wobei aber immer wieder die Sonne hervorblitzt. Auf den Kanälen ist wenig Betrieb. Zunächst fahren wir den Po de Levante entlang, wo Peter im Slalom zwischen den unzähligen "Schwimmern" der Fischer hindurchfährt, die mit ihren Angelruten am Ufer sitzen. Wir biegen ab in den Po de Brondolo und Anke und Rosi legen sich ein bisschen in der Kabine aufs Ohr, denn inzwischen ist es ungemütlich frisch geworden.
Wir tuckern den stillen Kanal entlang, bis sich plötzlich von hinten ungefähr zehn kleine Motorboote nähern, eins davon sogar mit Blaulicht. Einzeln überholen sie uns freundlich winkend derartig schnell, dass unser Hausboot heftig ins Schwanken gerät und Anke und Rosi aus ihren Kabinen gestürmt kommen. "Guardia di finanza" lesen wir auf der Bootswand.
Zusammen mit den Polizeibooten passieren wir drei Schleusen, die jedoch kaum der Rede wert sind. Man muss nicht einmal das Boot festmachen.
Als wir den Canale Lambardo entlang fahren, verdüstert sich der Himmel und es beginnt heftig zu regnen. Wir verziehen uns unter Deck. Bei der Einfahrt in die Lagune bei Chioggia beginnt es zudem noch heftig zu stürmen und Blitze zucken vom Himmel. Der Seegang nimmt genauso stark zu wie die Sicht abnimmt. Wolfgang, der inzwischen das Steuer von Peter übernommen hat, steuert auf Zuruf von Klaus und Peter entlang der im heftigen Unwetter kaum sichtbaren Markierungspfähle. Der kleine Scheibenwischer schafft es kaum, das Fenster frei zu halten. Alle Mann hängen an den Fenstern und suchen nach Orientierungspunkten bzw. Anlegestellen in der aufgewühlten Lagune.
Anke und ich hätten gerne den Hafen in Chioggia angesteuert, aber unsere Männer sind dagegen und wollen bis Pellestrina weiterfahren. Also geht es weiter durch das Unwetter, das jedoch zum Glück langsam nachlässt. Uns allen, die wir Donna Leons "Das Geheimnis der Lagune" gelesen haben, ist nämlich bewusst, dass Inspektor Brunettis Polizeiboot genau an dieser Stelle während eines heftigen Unwetters gekentert ist.
Endlich entdecken wir eine Anlegestelle im Zentrum von Pellestrina direkt gegenüber der Kirche. Dort legen wir rückwärts an und machen die Leinen fest.
Nun ist es Zeit, mit einem Gläschen Rotwein auf die sichere Einkehr im Hafen anzustoßen und trockene Klamotten anzuziehen.
Während wir uns Spaghetti schmecken lassen, kommt die Abendsonne hervor und zaubert einen Regenbogen an den Himmel und der heftige Wind fegt den Abendhimmel wieder blitzblank.
Wir plaudern noch ein wenig über unser erstes Abenteuer und um neun Uhr gehen die ersten müden Krieger ins Bett - die Nachtfahrt fordert ihren Tribut. Nur Wolfgang, Klaus und ich halten noch ein bisschen länger durch.