Nicaragua

Reisezeit: Dezember 2013  |  von Anke Schlingemann

Leon

León Viejo

Am Fuß des Vulkans Momotombo befinden sich die Ruinen von León Viejo. Die Ruinenstadt wurde 2000 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Laut Wikipedia vermittelt die Ruinenstadt León Viejo einen authentischen Eindruck einer frühen spanischen Kolonialsiedlung in Mittelamerika. Das alte León wurde 1524 durch Francisco Hernández de Córdoba gegründet und 1531 Bischofssitz. Ein Erdbeben und der Vulkanausbruch des Momotombo legten 1609 die Stadt in Schutt und Asche. Die Katastrophe erwies sich als archäologischer Glücksfall, denn die bauliche Struktur der Stadt blieb auf diese Weise erhalten. 1968 begannen die Grabungen. Dabei stellte sich heraus, dass der Siedlung ein Schachbrettmuster zugrunde lag. Bislang wurden die Grundmauern der Kathedrale und des Gouverneurspalastes sowie eines Klosters freigelegt. Wir haben leider erst später erfahren, dass diese Stätte zum UNESCO Welterbe gehört und den Umweg gescheut.

Leon - Die ehemalig Hauptstadt

Leon liegt zwischen der Küstenebene und der Vulkankette und ist mit 140.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Nicaraguas. Die Stadt ist angenehm lebhaft. Eine erste kurze Stadtbesichtigung führt uns zum Parque Central. Unesco WelterbeDie schöne Kathedrale im barocken Stil dominiert den Platz. Die Kathedrale von León wurde erbaut zwischen 1747 und 1860. Es war die sechste Kathedrale in León in Nicaragua. Sie wird gerühmt als eine der Kathedralen mit der schönsten natürlichen Innenbeleuchtung Lateinamerikas. Das Dach der Kathedrale ist begehbar und bietet einen hervorragenden Ausblick über León und seine Umgebung. Seit Juli 2011 zählt die Kathedrale zum UNESCO Weltkulturerbe.

Nachmittags wollen wir zum 30 km entfernt gelegenen Vulkan Cerro Negro fahren. Leider müssen wir schon bald feststellen, dass das Navi für diese Aktion versagt. Auch unser Kartenmaterial und die Beschreibungen im Reiseführer sind nicht ausreichend. Leider gibt es kein Schild, das den Vulkan ausweist. In Malpaisillio angekommen nehmen wir einem Weg, der uns von Einheimischen erklärt wird. Ohne nähere Ausschilderung folgen wir einem unbefestigten Weg, der in keinem besonders guten Zustand ist. Noch sind wir zuversichtlich, den Vulkan zu finden, doch schon bald verlässt uns der Mut und wir wägen ab umzukehren. Immerhin gibt es hier noch Leben. Alle paar Kilometer fahren wir einer ärmlichen Besiedlung vorbei. Auf den Grundstücken hängt in der Regel die Wäsche bunt auf der Leine und es laufen Schweine und Hühner herum, Kinder spielen und Erwachsene sitzen in Gruppen zusammen. Auf den Feldern stehen abgemagerte Kühe.

Als uns einige Fahrzeuge entgegenkommen, schöpfen wir neue Hoffnung, zumindest bald wieder eine befestigte Straße zu erreichen. Dank des Navis können wir zumindest ausmachen, dass die Richtung grundsätzlich stimmt. Allerdings wissen wir nicht, welcher der uns umgebenden Vulkankegel der von uns gesuchte ist und ohne Navigation wollen wir nicht einfach irgendwo abbiegen. So bleiben wir auf dem Weg und sind etwas perplex, als uns auf dieser Strecke tatsächlich ein Schulbus entgegenkommt. Nach etwa einer Stunde in diesem unwegsamen Gelände findet das Navi zu unserer Position auch eine Straße und schon bald erreichen wir erfreulicherweise die Außenbezirke von Leon. Hier angekommen wird es schon bald dunkel.

Am Parque Central ist es abends noch lebhafter. Laut aber weniger schön bemühen sich einige Straßenmusiker den Platz zu beschallen. Wir sind von der Anreise noch so übermüdet, dass wir uns lieber ins Hotel zurückziehen. Hier erhalten wir noch ein Sandwich und lassen den Abend bei einem kühlen Corona Bier ausklingen.

Naturreservat Juan Venado

Dieser tropische Wald liegt auf einer Insel südlich von Las Penitas und erstreckt auf einer Länge von ca. 20 km entlang der Pazifikküste.

Hier machen wir eine Bootstour in die Mangrovenwälder. Unterwegs können wir einige Vögel beobachten. Schildkröten kommen zwischen Juli und Januar zur Eiablage hierher. Um die Tiere bzw. die Eier zu schützen gibt es hier Station. Hier legen wir einen Halt ein und gehen durch den Wald zur Pazifikküste. Schildkröten sind nicht zu sehen, da sie nur nachts zu Eiablage kommen. Die abgelegten Eier werden von den Tierschützern eingesammelt und an sicherer Stelle in Sand eingebuddelt. Dadurch sollen fast 95 Prozent der Eier erhalten bleiben, was sonst wohl nicht der Fall ist, da sich die Schildkröten mit zu viel Druck auf bereits abgelegte Eier legen und diese zerstören würden. Sobald die kleinen Schildkröten schlüpfen finden sie hier den Weg zum Meer. Für uns wird ein Ei ausgebuddelt. Es hat die Größe eines Golfballs und eine elastische Schale. Die Küste mit Ihren endlos weiten, einsamen Sandstränden ist traumhaft schön.

Naturreservat Juan Venado bei Leon

Naturreservat Juan Venado bei Leon

Die Bootsfahrt entlang der Mangroven gefällt uns sehr gut. Allerdings hätten wir erwartet, mehr tropische Vögel und andere Tiere, wie beispielsweise Krokodile, zu sehen. Um mehr Tiere zu sehen, müsste man etwas in den tropischen Wald hineinwandern, denn der Motorenlärm der Boote hält die Tiere fern. Nach der Bootstour legen wir noch einen Stopp am schönen Pazifikstrand Las Penitas und genießen den Blick auf das weite Meer.

Zurück in Leon starten wir voller Hoffnung einen zweiten Versuch, das Besucherzentrum des Vulkans Cerro Negro zu finden. Doch diesmal geben wir schneller auf und buchen stattdessen für den nächsten Morgen eine geführte Tour. Nachmittags schlendern wir durch die lebhaften Gassen von Leon. Überall gibt es Stände und das Warenangebot wird offen am Straßenrand angeboten. Karren dienen als Obst- und Gemüsestände. In einer Markthalle wird ein buntes Warenangeboten dargeboten. Uns wundert, dass selbst in diesem armen Land buntes Plastikspielzeug und kitschige Weihnachtsdekorationen ihren Einzug genommen haben. Auch ein Mobiltelefon ist hier nichts Besonderes. Ähnlich wie in Deutschland spielen die Jugendlichen mit ihren Handys oder hören über den MP3-Player Musik. Beim erneuten Stadtrundgang gefällt uns besonders gut die im Abendlicht leuchtende barocke Fassade der Kirche San Francisco.

Vulkan Cerro Negro

Unser dritter Versuch, den Vulkan Cerro Negro zu besichtigen, ist (mit einer gebuchten Tour) erfolgreich. Schon bei der Anfahrt wird uns klar, dass wir die Zufahrt mangels Ausschilderung niemals gefunden hätten. Auf der Fahrt gibt es viele Weggabelungen ohne nähere Ausschilderung. Offensichtlich ist es nicht gewünscht, dass Touristen den Vulkan auf eigene Faust erkunden.

Vulkan Cerro Negro

Vulkan Cerro Negro

Nach einer einstündigen Fahrt erreichen wir den schwarzen Vulkankegel. Einige Mitreisende haben Boards dabei, um nach der Besteigung hinab zu Sandboarden. Gemeinsam erklimmen wir den Kegel. Ein starker Wind erschwert uns etwas den Aufstieg, doch nach 45 Minuten erreichen wir den Gipfel auf 750 m Höhe und können in den Krater hineinsehen.

Farbenfroh leuchtet das Gestein im Krater und stellenweise dampft es noch. Der Guide buddelt 10 cm tief, um uns etwas noch feuchten Lavasand herauszuholen und zu demonstrieren, dass die Vulkanerde immer noch warm ist. Der Ausblick von hier oben ist grandios. Sehr schön lässt sich die erkennen, die sich parallel zur Pazifikküste vom Vulkan Momotombo am Managua See bis in den Nordwesten zum Vulkan San Christobal erstreckt. Der Vulkan Cerro Negro ist der jüngste der Vulkane Nicaraguas und auch der aktivste. Der letzte Ausbruch war 1999. Am Fuß des Vulkans kann man sehr gut den erstarrten Lavastrom erkennen, der sich einige Kilometer ins Land erstreckt. Der Abstieg erfolgt auf der anderen Seite, wo es loses relativ feines Lavagestein gibt und ein 45 Grad-Gefälle. Mehr springend als laufend steigen wir relativ schnell hinab. Auf halber Strecke legen wir einen Stopp ein, um den anderen Gruppenmitgliedern, die sich inzwischen mit einem Schutzanzug, Handschuhen und Brille ausgestattet haben, beim Sandboarden zuzusehen. Hierzu sitzen sie auf dem Board und versuchen mit den Füssen leicht abzubremsen oder zu steuern. Zu Fuß sind wir fast genauso schnell.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nicaragua bietet mit seinen vielen Vulkanen und großen Seen sowie unterschiedlichen Klimazonen ein tolles Naturerlebnis. Auf unserer zweiwöchigen Mietwagenrundreise haben wir den Westen des Landes entlang der Pazifikküste erkundet. Die Rundreise startete in Managua. Die weitere Tour durch das noch sehr unterentwickelte Land verlief über Leon, Somoto, Esteli, Granada, Insel Ometepe sowie San Juan del Sur an der Pazifikküste.
Details:
Aufbruch: 15.12.2013
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 30.12.2013
Reiseziele: Nicaragua
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!