Nicaragua

Reisezeit: Dezember 2013  |  von Anke Schlingemann

Esteli

Esteli

Gegen Mittag fahren wir nun nach Esteli. Landwirtschaft und Viehzucht spielen in der Gegend rund um die Stadt eine große Rolle, wo das ganze Jahr über Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad Celsius herrschen. Die sanften Berghügel werden häufig als Anbauflächen für Kaffee oder Tabak genutzt.

Das gebuchte Hotel Los Arcos liegt sehr zentral in der Nähe der neoklassizistischen Kathedrale. Mit 100.000 Einwohnern herrscht in Esteli mehr Leben. Die Stadt befindet sich auf 800 m Höhe und ist insbesondere für die Zigarrenproduktion bekannt. Wir finden einen Anbieter, der uns eine Tour zu einer Zigarrenfabrik anbietet. Hier können wir erleben, mit wie viel Handarbeit Zigarren hergestellt werden. Die Produktion beginnt bereits mit der Herstellung der Zigarrenkisten. So gibt es eine Schreinerei, in der die unterschiedlichsten Kisten nicht nur für den eigenen Bedarf gefertigt werden. In einem Lagerraum liegen die Tabakblätter gestapelt zum Trocknen und verbreiten bei der Fermentierung einen kaum zu ertragenen Geruch. Erst wenn die Blätter den richtigen Trocknungsgrad erreicht haben, werden sie für die Zigarrenproduktion weiterverarbeitet. In einem Raum sitzen einige Frauen, die die getrockneten Tabakblätter auseinanderrollen, vom harten Stiel befreien und nach Qualität und Größe sortieren. Im nächsten Raum stehen kleine Maschinen, mit denen die Zigarren gerollt werden. Anschließend müssen die Zigarren erneut einige Monate liegen, bevor sie mit einer Banderole versehen und verpackt werden. Es werden Zigarren unterschiedlichster Qualitätsstufen produziert, entsprechend mehr oder weniger aufwändig sind die Verpackungen.

Naturreservat Miraflor

Unser erstes Ziel ist das 30 km nordöstlich von Esteli gelegene Naturreservat Miraflor. Eine breite, ungeteerte Straße mit zahllosen Schlaglöchern führt uns zum Naturreservat, dass sich bis auf 1.450 m Höhe erstreckt.

Schon bald ändert sich das Landschaftsbild und es wird merklich kälter. Wir erreichen die ersten Ausläufer des Nebelwaldes. Die Bäume sind von Flechten überzogen und geben ein uriges Bild ab.

Nebelwald Naturreservat Miraflor

Nebelwald Naturreservat Miraflor

Leider müssen wir schon bald feststellen, dass zum einen die Straßen schlechter werden und zum anderen die Ausschilderung unzureichend ist. Auch unsere Karte, geschweige denn das Navi, helfen uns weiter. Allerdings sind einige Fincas ausgeschildert, so dass wir zunächst sicher sind, auf dem richtigen Weg zu sein. Von den schlechten Straßenverhältnissen wurde inzwischen das Auto in Mitleidenschaft gezogen. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass sich eine Bodenplatte gelöst hat. Mit einem unguten Gefühl und ständig darauf bedacht, den starken Schlaglöchern, tiefen Pfützen und großen Steinen auszuweichen fahren wir weiter. Die gefahrenen Kilometer stimmen mal wieder nicht mit den Kartenangaben überein. Inzwischen haben wir die tief hängenden Wolken des Nebelwaldes erreicht und nur noch 16 Grad Celsius. In dieser Gegend scheint sich die Sonne nie zu zeigen. Entsprechend matschig ist der Untergrund. Von einem Einheimischen müssen wir bald darauf erfahren, dass wir den Abzweig zum Besucherzentrum offensichtlich verpasst haben und schon fast den nördlichen Ausgang erreicht haben. Er versichert uns, dass wir in etwa 20 Minuten die Stadt Yali erreichen würden, hierfür jedoch einen Fluss durchqueren müssten, der für unseren SUV aber kein Problem darstellen sollte. Da wir auf keinen Fall durch das inzwischen sehr unwegsame Gelände zurück wollen, entscheiden wir uns für die Weiterfahrt. Das Navi hat unsere Position erfreulicherweise ebenfalls wieder ermittelt. Mal wieder können wir unseren Augen kaum trauen, als uns kurz darauf ein Schulbus entgegen kommt. Wir müssen zurücksetzen, um diesen auf der engen Straße passieren zu lassen. Kurz darauf erreichen wir den Fluss, den es zu überqueren gilt. Durch unseren Namibia-Urlaub und ein Offroad-Training sind wir zwar bereits erfahren, wissen aber auch, dass Vorsicht geboten ist. Als ein Motorradfahrer vorbeikommt sind wir froh, diesen zunächst passieren zu lassen und zu beobachten, wie tief das Flussbett ist. Selbiger macht uns leider darauf aufmerksam, dass wir vorne rechts einen Platten haben, auf dem unwegsamen Gelände ist uns dies nicht aufgefallen. Wir entscheiden uns zunächst den Fluss zu durchqueren und erst dann eine gute Stelle zum Reifenwechseln auszumachen. Während Anke den Fluss nach zu großen Steinen beäugt, durchquert Detlef problemlos den Fluss. Nur 100 m weiter führt der Weg auf eine breiter ausgebaute Straße nach Yali. Ein guter Platz für einen Reifenwechsel. Man könnte meinen, dass sich heute alles gegen uns verschworen hat, denn pünktlich fängt es an, in Strömen zu regnen. Zum Glück kommen Einheimische vorbei, die uns helfen, die ziemlich fest sitzenden Schrauben zu lösen und das Fahrzeug mit dem Wagenheber aufzubocken. Völlig durchnässt aber mit vier aufgepumpten Reifen können wir so 15 Minuten später unsere Fahrt fortsetzen. Die Einheimischen sind froh, dass wir sie bis nach Yali mitnehmen, anderenfalls hätten sie noch mindestens eine Stunde durch den Regen laufen müssen.

In Yali hat uns endlich die Zivilisation wieder. Schade, dass uns die nervenaufreibende Fahrt nicht einmal einen kleinen Einblick in die Schönheit des Naturreservats Miraflor gegeben hat. Um das Gebiet zu erkunden hätten wir besser die in Esteli angebotene geführte Tour gebucht. Im Nebelwald gibt es viele Vogelarten, über 150 Orchideenarten und Tiere wie beispielsweise Brüllaffen oder Ozelots. Mit einer geführten Tour wäre es sicherlich eine schöne Erkundung geworden.

Die Straße nach Jinotega ist zwar ebenfalls nicht geteert, allerdings breiter und in einem akzeptablen Zustand. Zudem arbeitet man an einer Verbesserung der Straße, es gibt über einige Kilometer hinweg Baustellen.

Der Regen begleitet uns auf der Weiterfahrt. In Jinotega erreichen wir endlich wieder geteerte Straßen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nicaragua bietet mit seinen vielen Vulkanen und großen Seen sowie unterschiedlichen Klimazonen ein tolles Naturerlebnis. Auf unserer zweiwöchigen Mietwagenrundreise haben wir den Westen des Landes entlang der Pazifikküste erkundet. Die Rundreise startete in Managua. Die weitere Tour durch das noch sehr unterentwickelte Land verlief über Leon, Somoto, Esteli, Granada, Insel Ometepe sowie San Juan del Sur an der Pazifikküste.
Details:
Aufbruch: 15.12.2013
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 30.12.2013
Reiseziele: Nicaragua
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!