10 Tage auf dem Jakobsweg "Caminho Portugues"
9. Etappe bis Santiago de Compostela
Geschafft!
201 Kilometer von Sao Pedro de Rates in Portugal bis Santiago de Compostela! Ich bin am Ziel!!
Ich habe es tatsächlich geschafft! Nach morgendlicher Sightseeingtour in Padron in netter Truppe geht es weiter bis Teo (13 km). Dort wollte ich eigentlich zusammen mit den anderen übernachten - aber es ist erst Mittag und das Wetter dank viel Wind so wechselhaft, dass es tatsächlich mehr Sonne als Regen gibt - und ich lasse Teo und Franzi hinter mir und marschiere durch bis Santiago (weitere 12 km)!
Dort angekommen, ist es sehr grau und ernüchternd - hunderte, wenn nicht tausende andere Pilger, niemand begrüßt einen, niemand erkennt meine Leistung an, es ist ein Kampf, ein Bett zu finden... Aber ein Straßenfest am Abend und die Sonne am nächsten Tag bessert alles. Ich sehe Franzi und viele andere wieder und bei Sonne ist alles nur noch herrlich.
Ich bin da, ich habe es geschafft, 201 Kilometer zu Fuß, viele interessante Leute und Erfahrungen - juhuu!
Unsere nette Truppe die letzten Tage: Franzi (Deutschland), Manuela und Brendao (Portugal), Arrosto, Juan und Vater Angel (Spanien), hinten, und vorne: Marta (Portugal) und ich!
In der Jakobuskirche, hinter dem Altar gut versteckt, findet der wohlinformierte und vom Aufpasser nur sehr zögerlich dorthingelassene ("naja, jetzt wo ihr schon da seid, könnt ihr ruhig bleiben") Pilger den Stein, an dem der Legende nach das Boot des Apostels Jakob befestigt wurde und an dem damit der christliche Glaube Europa erreicht hat.
...und da ist er, mein erster Blick auf die Kathedrale von Santiago de Compostela! Ich habe es tatsächlich geschafft!
Alles ist so grau und unpersönlich, dass ich mich sogar über diese Schild freue, das mich willkommen heißt.
Die ehrenamtlichen Helfer in Akkordarbeit: von 8 Uhr morgens bis 21 Uhr abends stellen sie Pilgerurkunden (die "Compostela") aus.
... - beugt man sich aus dem Fenster, sieht man nach links hinter der Regenrinne aber auch einen Turm DER Kathedrale!
Abendessen: gesalzene Pepperonis ("Pimientos de Padron") und sehr öliger, aber leckerer Tintenfisch ("Pulpo de Feira").
Straßenfest am Abend auf dem Platz vor der St-Martins-Kirche direkt neben meiner Pension - gute Stimmung, und endlich fühle ich mich: willkommen. Und angekommen.
Pilgermesse in der Kathedrale am Pfingstsonntag um 12 Uhr. Auf vier Sprachen werden wir willkommen geheißen. Mit viel Musik. Schon berührend. Vor allem als dann mit großem Orgeleinsatz das 1,60 große Weihrauchfass (der "Botafumeiro") gefüllt, angezündet und angehoben, und dann am 30 Meter langen Seil mit 80 Sachen durch den Kathedralenflügel geschwenkt wird. Eine kleine Träne aus dem Auge muss ich schon wegdrücken und einen beachtlichen Klops im Hals hinunterschlucken.
Alter und neuer Botafumeiro - aufgenommen über die Schulter der Jakobsfigur hinter dem Altar, die man als Pilger umarmen darf.
Vor der Kathedrale - mit Compostela (Dokument, dass ich den Jakobsweg gelaufen bin) und der Urkunde von San Francisco (gibt es nur alle 100 Jahre!), dass ich im 800. Jubiläumsjahr des Jakobsweges (nachdem Franz von Assisi ihn gewissermaßen geebnet hat) gelaufen bin!
Erst am Sonntag betrete ich den eigentlichen Kathedralenplatz - zusammen mit Franzi und strahlendem Sonnenschein. Ich kann mein Glück über das Wetter kaum fassen. Wir legen uns auf den Boden und betrachten die Fassade kopfüber - trotz Baugerüst ein besonderes Gefühl, nachdem man so lange hierher gelaufen ist.
Aufbruch: | 29.05.2014 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 09.06.2014 |
Spanien