10 Tage auf dem Jakobsweg "Caminho Portugues"
1. Etappe geschafft!
Von Rates über Barcelos nach Portela de Tamel
Bin immer noch fassungslos über meinen neuen Frühaufsteherrhythmus! Hoffentlich hält der an! Meine Mutter nannte meine Sehnsucht danach, morgens einfach mal erfrischt aufzuwachen und sich auf den Tag zu freuen, kürzlich einen "frommen Wunsch". Nunja, fromme Wünsche erfüllt der Caminho unter Umständen sofort, scheint mir!
Nach meinem Frühstück (Milchkaffee mit Puddingteilchen, € 1,70) ging es also los auf den Caminho de Santiago! Herrliches Wetter begrüßt mich, und schöne Wege durch schattige Eukalyptuswälder, über sandige Feldwege zwischen Gemüsebeeten, alten Römerstraßen nachempfundenen Kopfsteinpflasterwege zwischen Weinbergen, bemooste Hohlwege, auf denen ich von Radfahrern zum ersten Mal einen "Bom Caminho" gewünscht bekomme, bis in die Vororte von Barcelinhos. Kopfsteinpflaster, so viel Kopfsteinpflaster! Ab dem 12. Kilometer Kopfsteinpflaster schmerzen die Füße! Aber das Wetter ist herrlich, von den Balkonen blühen statt Geranien Orchideen, in den Gärten wachsen Mispeln und Feigen und Callas und riesige Kohlgewächse - und überraschend schnell bin ich - noch vor Mittag! - in Barcelos!
Über den Fluss, erstmal Rast am Ufer, und dann durch die netten Altstadtgassen und ueber den Mittelaltermarkt, der gerade stattfindet. Zweieinhalb schön verbrachte Stunden und eine Kartoffelsuppe später mache ich mich weiter auf den Weg nach Norden - und der wird noch anstrengend! Leicht und teilweise auch steil bergab durch eher öde Vororte und über - oh Wunder - Kopfsteinpflaster, vorbei an noch mehr Kirchen und dann endlich wieder ins grüne Land. Durch noch mehr malerische Weinlauben und Eukalyptushaine kommt man schließlich nach Tamel, nochmal steil den Berg rauf und dann empfängt mich eine herrliche Pilgerherberge: hier wurde an alles gedacht (nette Hospitaleria, guet Waschmöglichkeiten, Getränkeautomaten...). Geduscht, Wäsche gewaschen und dann aaaaaaaahhhhhh: mit einem eiskalten Superbock in die Abendsonne! Perfekt. Und jetzt gibt es sogar noch Internet, um diesen Reisebericht hochzuladen. Ich bin restlos begeistert und wünsche allen, ob nun unterwegs oder zu Hause, einen "BOM CAMINHO", denn "einen guten Weg" zu wünschen, das passt doch immer. Ich bin jedenfalls geschafft nach heute 25 Kilometern plus Sightseeing - aber ich freue mich schon auf morgen!
Und wenn es mal an der Straße entlang geht, warnen diese Schilder die Autofahrer vor Pilgern auf dem Weg...
So ein Puddingteilchen wie ganz rechts ("Pasteis de Nata") hatte ich auch zum Frühstück. Sehr lecker.
Traditionelle Kartoffel-Grünkohl-Suppe "Calda verde" und Cola (stimmig im Tonkrug) auf dem Mittelaltermarkt vor dem Stadtturm
Der Hahn von Barcelos symbolisiert einen Pilger, der gerade vorm Gehängtwerden doch noch gerette wurde - durch seinen Ausruf: "Ich bin unschuldig! Der Hahn, den du gerade essen willst, König, wird krähen, wenn ihr mich hängt!" Das tat er dann auch - so die Legende - und der Pilger konnte gerade noch vom Galgen herunter gerettet werden, bevor er der Anklage des Diebstahls zur Rechtschaffenheit gezogen werden sollte. Diese Legende gibt es auch auf Stationen anderer Jakobswege - aber irgendwie ist die Geschichte ja nett.
Keine Ahnung, was diese bunten Gestelle bedeuten - vielleicht einfach ein Verschönerung des innerstädtischen Parkplatzes?
Hier mal: juhuu, KEIN Kopfsteinpflaster. Zwischen Eukalyptushainen und Weinlauben geht es angenehm voran.
Rucksack und Schuhe sitzen gut, ich bin so froh, doch noch die halblange Bluse dabeizuhaben - und mein Lieblings-Zitronenduschgel (Mmmmhhh, Gute-Laune-Duft... - beides "Luxusartikel", die urspünglich nicht auf meiner Packliste standen, ob des größeren (neu gekauften) Rucksackes dann aber doch noch im letzten Moment mitkamen - und über die ich so froh bin jetzt. Kurze Ärmel oder Fleecejacke wären zu kalt bzw. zu warm, und nur Shampoo und Stückseife zum Duschen, kein Vergleich. Schön, zwei solche "Lieblingsteile" dabeizuhaben.
Aufbruch: | 29.05.2014 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 09.06.2014 |
Spanien