Familienreise durch Thailand
Nong Khai - Phimai - Kao Yai NP
Nong Khai
Wir kommen im hübschen Gästehaus "Mut Mee" am Mekong unter. Für einmal steht kein Wasser im Zimmer bereit, was uns erstaunt. Nachdem wir uns ein wenig eingerichtet haben, schlendern wir dem Pier entlang Richtung Zentrum. Überlange Longtailboote mit vielen Ruderern fahren den Mekong runter - es sieht nach einem Training aus. Wir staunen, wie unkompliziert und sicher die Männer in die schmalen Boote steigen. Und das ohne speziellen Steg! Wir setzten uns in ein Restaurant am Mekong und geniessen die goldige Abendstimmung. Grössere und kleinere Boote fahren auf dem Mekong entlang. Farbige Wimpeln bewegen sich sachte in der Abendbrise. Am anderen Ufer sehen wir Holzhäuser, einen Tempel, üppig bewachsenes Ufer. Es sieht aus wie auf dieser Seite. Es heisst einfach Laos.
Longtailbootrennen!
Ohne es vorher gewusst zu haben, sind wir genau an diesem Tag hier, an dem ein Longtailbootrennen zwischen Thais und Laoten auf dem Mekong stattfindet. Was für ein Glück! Wir tauchen ein in dieses thailändische Fest und geniessen es total. Stände mit Getränken und Essen stehen dem Pier entlang des Flusses, es wurden Zelte und riesige Lautsprechertürme, Richterpulte und ein paar Plastikstühle aufgestellt und und ein paar grosse Kühlboxen mit eisgekühltem Wasser reihen sich dem Weg entlang. Dort darf man sich gratis bedienen, wie uns eine freundliche Thailänderin mit Händen und Füssen erklärt. Das Rennen hat begonnen, als wir auftauchen. Die Longailboote fahren eine abgesteckte Strecke um die Wette. Einzige Antriebskraft sind genau im Takt rudernde Männer, angetrieben vom "Taktgeber" und dem Speaker beim Richterzelt. Um die 50 Männer sitzen eng aneinander in den Booten und geben auf der wenige Minuten dauernden Rennstrecke alles, was in ihnen steckt. Die einen Mannschaften tragen einheitliche, eng anliegende Sportkleidung, andere sind bunt gemischt zusammen gewürfelt. Doch alle wollen eines: gewinnen! Es ist krass, wie schnell die Boote durchs Wasser gleiten und wie die Ruderer das Gleichgewicht halten können. Je näher wir dem Richterzelt kommen, desto lauter müssen wir miteinander reden. Wie es in Thailand üblich ist, ist die Lautstärke auf volles Maximum eingestellt. Autsch! Da es sehr heiss ist und wir nicht wie etliche andere einen Schirm dabei haben, um uns zu schützen, stehen wir einen Moment ins Zelt. Ein chic angezogener Thailänder kommt sofort auf uns zu, begrüsst uns herzlich und lässt ein paar Stühle für uns bringen. Die Kinder dürfen sogar aufs Sofa sitzen. Ja, es hat kaum Touristen hier. Ob wir deswegen "special guests" sind? Oder ob uns der Kinder wegen wieder so viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird? Wir beobachten einige Zeit das Rennen auf dem Fluss und amüsieren uns über den Speaker, der immer schneller und erregter die Rennen kommentiert. Ja, wir haben fast Angst, dass er einen Herzinfarkt kriegen wird.... Bald einmal knurren unsere Mägen und die Ohren klingeln von der lauten Beschallung. So verziehen wir uns in den Tha Sadet-Markt, wo wir viel Schatten und ein Restaurant finden, wo wir wieder einmal Khao Man Gai (Reis mit gekochtem Huhn, kleine Bouillonsuppe, sauer-würzige Erdnussosse und frische Gurken) essen können. Die grillierten Tintenfische an den Ständen beim Pier haben uns doch nicht so gelüstet...
Den Kinder zuliebe gehen wir ins Aquarium, ca. 30 Tuktuk-Minuten ausserhalb von Nong Khai... Ihnen fallen die kleinen Becken und die z. T. lieblose Gestaltung nicht auf.
wieder unterwegs...
Am nächsten Tag sind wir wieder unterwegs. Wir halten uns direkt südwärts und kommen auf der gut ausgebauten Strasse schnell vorwärts. Die Landschaft präsentiert sich weniger hügelig als im Norden und dem Mekong entlang. Wenn nicht alles so schön grün wäre, könnten diese Stunden im Auto doch etwas langweilig werden. Schnell sind wir in Khon Khaen. Eine 10-spurige Strasse führt durch die Stadt. In Chonnabot, das bekannt ist für seine Seidenherstellung, machen wir Mittagsrast. In einem typischen Strassenrestaurant essen wir ein einfaches, sehr schmackhaftes Essen: gebratener Reis mit Gemüse. Inklusive Wasser kostet es für uns sechs Personen gerade mal 5 Franken... Es gibt zahlreiche Läden in Chonnabot, die die Seide selbst weben, schneidern und dann verkaufen. Die Kleider gehen von sackartigen Gewändern über filigran verarbeitete Röcke bis hin zu leuchtend farbigen Halstüchern. Man hätte uns gerne ein Kleid nach Mass geschneidert. Doch unser nächstes Ziel wartet auf uns: Phimai.
Phimai
Im Moon River-Gästehaus übernachten wir. Es liegt etwas ausserhalb von Phimai idyllisch an einem kleinen See. Ca. 10 Bungalows stehen unter Bäumen und mit schmalen Fusswegen und Stegen verbunden am Wasser. Wir als Familie bewohnen ein grosses Bungalow mit zwei Schlafzimmern. Es scheint schon länger niemand mehr drinnen gewesen zu sein, nur Geckos, die ihre kleinen Spuren hinterlassen haben... Meine Eltern beziehen ein sehr kleines Bungalow, wo man sich kaum wenden und drehen kann. Ein grösseres für zwei Personen scheint es nicht zu geben.
Wir schlendern am Abend durch den Nachtmarkt, der gut besucht ist. Viele Einheimische kaufen hier ihr (Nacht-)Essen, dementsprechend viele Stände mit Fisch, Fleisch, Gemüse, Eintöpfen und Früchte gibt es. Es riecht dementsprechend... einmal verlockend, einmal abstossend. Es gibt auch einige Spielzeug- und Kitschstände. Ja, Thailänder lieben alles, das blinkt und leuchtet und bimmelt und funkelt. Auch wenn es schon finster ist und die Strassen nicht so gut ausgeleuchtet sind wie bei uns, sprudelt das Leben.
Am nächsten Tag besuchen wir den Historical Parc von Phimai, der als Vorlage für das bekannte Angkor Wat in Kambodscha dienen soll. Es hat kaum andere Touristen da, und so bewegen wir uns fast alleine durch die Ruinen, auf denen übrigens rumgeklettert werden darf. Kaum Verbote, viel Freiheit. Wir sind jetzt nicht die grossen kultur-historisch Interessierten. Doch diese Anlage, wie auch jene in Ayutthaya und Sukothai, sind schon sehr beeindruckend und lohnenswert!
Khao Yai NP
Da wir Samstag und Sonntag im Khao Yai Nationalpark sein werden, lassen wir uns von den Beschreibungen im Reiseführer beunruhigen, die Gästehäuser und Hotels seien übers Wochenende belegt mit Ausflüglern von Bangkok. Wir buchen am Morgen überstürzt ein Gästehaus - um am Abend zu merken, dass es noch viele Unterkünfte sonst gegeben hätte und der grosse Menschenauflauf ausbleibt. Doch das Gästehaus ca. 10 km vom Nationalparkeingang entfernt ist eine gute Wahl und das ältere Besitzerehepaar rührend bemüht. Ruven schläft bei meinen Eltern auf dem Sofa, Luisa bei uns. Die Reihenbungalowanlage ist sauber und zweckmässig eingerichtet. Die Matratzen wie meistens hart. Das Badezimmer ist typisch thailändisch, so wie man es bei den meisten einfacheren Unterkünften vorfindet: Die Dusche hat keinen Vorhang resp. das Bad ist so klein, dass es einen separaten Duschplatz gar nicht gibt. Alles ist nach der Dusche dementsprechend nass. Dumm wenn man vergisst, vorher das WC-Papier rauszustellen.... Das Frühstück - Reis mit viel Gemüse und Ei - bekommt uns irgendwie nicht, und wir haben ein "Gedreh" im Bauch...
Am Samstag fahren wir mit unserem Auto in den Nationalpark. Wir wissen, dass wir einen ca. 4 km langen Dschungeltrail machen wollen. Eine ungenaue, schlecht kopierte Karte vom Infobüro eingangs Nationalpark ist unsere Orientierungshilfe. Wir parkieren unser Auto, setzen unsere Turnschuhe und ziehen die Sockenstösse über die Hosen drüber. Es ist Regenzeit, und dementsprechend wird es Blutegel haben. Mit dieser Massnahme sollten sie uns nicht die Beine hochkriechen. Der Beginn des Weges ist ausgeschildert. Wir schlängeln uns durch brusthohes Dickicht, vorbei an undurchdringlichem Bambus, klettern über Baumstämme und kommen immer tiefer in den Wald hinein. Wer vorher noch nicht recht an die Blutegel geglaubt hat, sieht es jetzt mit eigenen Augen! Sobald man stillsteht, strecken sich die kleinen "Würmer" hoch, um an unseren Körper zu gelangen. Gierige Viecher! Meine Eltern, Tobias und Ruven sind sehr begeistert von dieser Wanderung, Luisa und ich eher nicht. Wenn der Weg breit und immer alles klar ausgeschildert gewesen wäre, dann hätte das meine Unsicherheiten etwas beruhigt. Aber der schmale Pfad, die Tiere zu riechen, aber nicht zu sehen (Elefantendung am Boden), niemanden sonst anzutreffen, das klaustrophobisch dichte Gehölz - all das nährt meine Ängste. Als wir dann nach gefühlten 5 Stunden (es waren vielleicht zwei) eine Strasse hören und 20 Minuten später der Wald sich etwas lichtet, da empfinde ich eine Erleichterung, die ich noch selten erlebt habe. Jetzt ziehen wir mal die Schuhe und Socken aus und krempeln die Hosenbeine hoch. Jedes von uns hat mindestens einen Blutegel am Fuss, um den Knöchel oder an den Waden. Luisa hatte weiter im Wald drinnen einen, der sich ihr am Bauch festgesogen hat. Man kann sie jedoch schmerzlos wieder wegziehen. Überhaupt schmerzen die Bisse überhaupt nicht, und die Egel übertragen auch keine Krankheiten. Die Stellen jedoch, wo die Blutegel angezapft haben, sieht man auch nach über einem halben Jahr als winzig kleiner roter Punkt immer noch.
Auch während dem lieblos gekochten Mittagessen im Parkrestaurant reisst die Begeisterung über die Wanderung nicht ab. Wundervoll! Diese schönen Schmetterlinge! Die Baumriesen! Der Alligator! Einfach mega! Mein Kopf stimmt dem allem zu. Es war wirklich einmalig und sehr schön!
Leonardo di Caprio...
Am Endpunkt unserer Wanderung liegt der Haew Suwat Wasserfall. Dieser wurde bekannt, weil Leonardo di Caprio und seine Kameraden im Film "The beach" dort runtersprangen. Er ist über eine steile Treppe erreichbar und wirklich sehr schön. Ein Songthewtaxi bringt uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück, wo wir endlich die Turnschuhe ausziehen und offene Schuhe anziehen können. Wir fahren noch zu einem anderen Wasserfall, dem Haew Narok. Hier hat es kurz vorher geregnet. Der Boden dampft und die Luft ist regengeschwängert. Ein breiter Weg führt in ca. 20 Minuten zum Fall. Da Regenzeit ist, kommt hier sehr viel Wasser runter. Auch hier führt eine steile Treppe weiter nach unten. Alles ist feucht und auch ein wenig rutschig. Hier kann ich den Wald sehr geniessen, denn der Himmel über mir ist sichtbar und der Dschungel scheint nicht nach mir greifen zu wollen....
Das Nachtessen geniessen wir zum zweiten Mal in einem kleinen Restaurant, ein paar Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Ein gastfreundlicher, aufmerksamer junger Mann bewirtet uns und wir essen leckere Sonnenblumensprossen, mit Kräutern und Knoblauch frittierte Pouletteile und sonst leckere Speisen. Er zeigt uns danach die Bungalowanlage, zu der das Restaurant gehört und drückt uns eine Visitenkarte in die Hand. Ein geschäftstüchtiger Mann!
Am nächsten Morgen fahren wir Richtung Bangkok los. Um 15.00 Uhr müssen wir auf dem Don Muang Flughafen das Auto zurückgeben. Die Strassen sind nun stark befahren, und Tobias braucht grosse Konzentration, um uns heil durch einen Verkehr zu bringen, der weltweit die drittmeisten Toten hervorbringt. Wir haben kein Navi, aber gute Karten und flinke Augen, die schnell Schilder lesen können, die auf der Autobahn auch für uns lesbar sind. (Wir haben das Navi nie vermisst! Wer gut Karten lesen kann, für den ist ein Navi nicht nötig.). So finden wir auch den richtigen Eingang zum Flughafen, und dankbar stellen wir das Auto im engen Parkhaus auf einem Parkplatz hin, der extra für uns freigemacht worden scheint. Alles ist sonst vollgepfropft...! Ohne Schwierigkeiten geben wir das Auto zurück. Wir hatten nie eine Panne, und der Schreckensmoment ein paar Stunden vorher auf der Stadtautobahn, als ein Auto uns seitlich um Haaresbreite verpasst hat, lässt langsam nach.
Ein Taxi bringt uns in halsbrecherischer Fahrt zum Bahnhof Hua Lamphong. Als ich dem Fahrer einmal deute, er solle doch nicht so schnell fahren, lächelt der nur und meint in typischer Thaimanier lakonisch: "Mai pen rai!" (Macht nichts!/ Alles gut!). Ich sitze mit meinem Vater und Luisa ergeben im Taxi und bete, dass uns nichts passiert. Dass ich ein paar Stunden später wieder in einem Fort bete, weiss ich da noch nicht...
Aufbruch: | 18.09.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 11.10.2014 |