Familienreise durch Thailand
Paradies
Reise durch die Nacht
Im Bahnhofsgebäude gibt es eine WC-/Duschanlage, die leider etwas veraltet, schmuddelig und klein ist. Aber für eine erfrischende Dusche nach einem weiteren schwitzigen Tag reicht es aus. Man kann sogar ein dünnes Duschtuch kaufen, was sehr praktisch ist. Kurz nach 19.00 Uhr steigen wir in unseren Zug ein - und merken konsterniert, dass unsere Schlafkojen direkt über dem Drehgestell und neben der Türe liegen, die sich nur mit viel Kraft schliessen lässt, weshalb sie meistens offen bleibt und so der Zuglärm noch viel lauter ist. Der Zug ist ziemlich alt und scheint schlecht gewartet zu sein. Die Leintücher jedoch, die man uns um die Schlafmatten legt, sind frisch, die Kissen und das grosse Frottetuch auch. Leider ist es unangenehm kalt im Zug - das einzige Mal, wo ich mich nach einem Vliespulli sehne... Ja, die Fahrt ist sehr holperig und unruhig geworden. Der Zug scheint immer wieder aus den Geleisen springen zu wollen. Eisen schlägt auf Eisen, es rumpelt und rüttelt. Luisa und ich liegen im selben schmalen Bett und haben einander die Füsse entgegen gestreckt. Sie riechen nicht fein... Tobias und ich haben vor fast 20 Jahren mal eine Zugentgleisung in Südthailand miterlebt, die glimplich ausgegangen ist. Diesen Gedanken kann ich zu Beginn der Nacht nicht einfach so wegschütteln. Ich bete. Dann kann ich schlafen.
Meer
Der Zug kommt mit Verspätung in Suratthani an und wir werden von Angestellten der Fähren zu den Bussen gejagt, die uns an den Hafen bringen. Stress lässt auch die freundlichsten Thailänder grimmig werden. Nach über einer Stunde Fahrt entdecken wir das Meer. Endlich! Türkisgrün liegt es vor uns, die Inseln des Ang Thon Narine Nationalparks heben sich in der Ferne ab. So schön! Auf dem Pier müssen wir noch einen Moment warten, doch dann können auch wir auf das Expressboat einsteigen (zum Glück haben wir diese Variante gebucht!), das uns in einer Stunde nach Ko Samui bringt. Wir hängen in den Sitzen - die kurze Nacht fordert ihren Tribut... Wir haben im Vorfeld lange überlegt, wo wir unsere Strandtage verbringen wollen. Wir kennen Samui, als es eine aufstrebende, aber noch relativ unverdorbene Insel war und wissen, dass sich in den letzten Jahren sehr viel getan hat, das nicht nur zum Positiven ist. Doch die Erreichbarkeit und die guten Wettervorhersagen für die Regenzeit haben uns letztlich überzeugt.
In Nathon angekommen, lassen wir die aufdringlichen Taxifahrer beiseite und gehen zuerst mal was essen. Wir sind eh noch zu früh dran, da unsere Anlage nur ein paar Kilometer von der Stadt entfernt ist und der Check-in erst ab 14.00 Uhr ist. Ein Songthewtaxi bringt uns dann zum Viva Vacation Resort, das wir von unterwegs gebucht haben. Acht im Thaistil gehaltene, grosszügige Bungalows mit Sicht auf den schönen Garten oder das Meer liegen verteilt auf dem Grundstück. Vorne am Meer liegt der grosse, dunkelblau gehaltene Pool. Liegen mit orangenen Matratzen stehen am Meer oder um den Pool. Hängematten baumeln zwischen den Bäumen, breite Schaukeln laden zum Aufsitzen ein. Der Garten ist sehr gepflegt, mit farbigen Büschen und Blumen bepflanzt und weitläufig. Es ist herrlich, den Palmstämmen hoch in den blauen Himmel zu staunen! Wir freuen uns sehr, hier die letzten Tage unserer Reise zu verbringen!
Geniessen!
Ja, wir geniessen es wirklich sehr! Das Meer erstrahlt ab dem zweiten Tag in den schönsten Türkis-Blau-Tönen und liegt klar und glatt vor uns. Richtig einladend. Leider hat es z. T. einigen Abfall im Wasser, oft auch Scherben... An einem Tag hat Tobias 10 (!) Flaschen aus dem Meer gefischt. Als wir eine Liegestuhlmatte aus dem Meer fischen und die Angestellten darauf hinweisen, ist die Reaktion ein Schulterzucken. Sie wurde nicht weggeräumt. Die Angestellten putzen den Bereich genau vor dem Resort, einen Meter links oder rechts davon kann liegen, was will.
Man kann weit hinausgehen, was wundervoll ist, vor allem mit Kindern. Das Wasser ist warm und klar. Herrlich darin zu liegen, den Sand zwischen den Finger durchrinnen zu lassen und zu träumen. Auch der Pool ist Anziehungspunkt. Er ist gepflegt und sehr einladend.
Nur links vom Resort liegt noch eine andere Anlage, ansonsten steht es einsam da. So ist die Auswahl an Restaurants sehr beschränkt. Das Essen im Viva Vacation ist gut. Doch wer vorher an so vielen Ort so gut gegessen hat, oft auch in einfach Strassenrestaurants, wird mit einer leisen Enttäuschung kämpfen, denn das Essen ist doch ziemlich dem europäischen Gaumen angepasst. Die Bedienung ist immer freundlich und aufmerksam. Das Restaurant nebenan besuchen wir zweimal am Abend. Das Essen war sehr gut (der White Snapper am letzten Abend war zum Schreien lecker!), die Bedienung jedoch etwas unaufmerksam. Den schönen Abenden unter Bäumen am Strand tat dies jedoch nicht Abbruch.
Wer Jubel und Trubel sucht, ist hier am falschen Ort. Es ist sehr ruhig, und es hat nur wenige Touristen an diesem Strand. Es gibt weiter nördlich ein paar Resorts, doch dazwischen liegen viele 100 Meter einsamer Strand. Eine Schule steht unter Bäumen am Meer. Wir sehen die Kinder am Morgen in ihren Uniformen im seichten Wasser spielen.
Ruven und ich unternehmen eines Morgens eine Fahrt mit den Fahrrädern. Auf einem schmalen, aber geteerten Wegen fahren wir durch Palmenhaine, an einem Tempel, kleinen Läden und Holzhäusern vorbei bis zum teuren Partyhotel Nikki-Beach. Wir besichtigen auch eine andere Ferienanlage, die aber nicht halb so schön ist wie die unsere. Auch die Strandlage ist bei uns idyllischer. Auf dem Rückweg wird Ruven Ziel einer Hundeattacke. Ob es nur ein Spiel ist oder ein ernsthafter Angriff, weiss ich letztlich nicht. Aber Ruven fährt wie von einer Wespe gestochen davon, und der Hund bleibt stehen. Mich hat er gar nicht beachtet. Zum Glück ist in diesem Moment kein Gegenverkehr...!
Inseltour
Am zweitletzten Tag mieten wir zwei Motorräder. Luisa darf bei Tobias vorne sitzen und geniesst das total. Sie hat diese Tage zwischendurch schlechte Laune, da ihr "das Geschäft machen" etwas Mühe macht. Doch das Töfffahren lenkt sie ab. Wir fahren nordwärts Richtung Lamai Beach und halten dann dort mal an. Wir streifen über einen kleinen, feinen Markt, besteigen die Aussichtsplatform und posieren am Grossmutter-Grossvater-Felsen.
Nicht auslassen wollen wir den Chaweng-Beach. Er ist DER Magnetpunkt der Insel, ist hier der Sand doch fast weiss und fein, mit breitem, flach abfallendem Strand und unzähligen Hotels direkt am Meer. Was für ein Unterschied! Vor 16 Jahren war es zwar auch schon recht belebt, aber doch noch beschaulich und relativ ruhig. Jetzt ist der ganze Strand verbaut, Hotel an Hotel in mindestens zwei Reihen, unzählige Bars, Restaurants, Discos, Läden und Banken sprechen den partyfreudigen Touristen an. Am Strand liegen trotz Nebensaison einige Jetskis und schnelle Boote. Das Wasser ist wie vor vielen Jahren klar und sauber. Wir baden wie am Lamaibeach, geniessen ein Eis und verlassen dann den Trubel. War die Strasse schon bis hierher stark befahren, dann braucht es ab hier noch mehr Aufmerksamkeit. Links und rechts überholen einen Motorräder, Autos drängeln, Gullideckel, die dort, wo die Motorräder fahren sollten, auf einmal fingerbreit hoch aus der Strasse ragen und wo es sich nicht empfiehlt darüber zu fahren, Einfahrten, Ausfahrten - phu, diese Fahrt strengt mich ziemlich an, zumal ich meinen Sohn hinten auf dem Sozius habe. Der fährt gut mit, aber man merkt auch ihm an, dass ihm dieser dichte Verkehr nicht sonderlich gefällt. Vielleicht spürt er auch einfach meine eigene Angespanntheit...
In Nathon suchen wir um 19.00 Uhr ein Restaurant, aber das Städtchen ist wie ausgestorben. Das kleine Café, in dem wir schon bei unserer Ankunft gegessen haben, hat noch offen. So setzen wir uns dorthin. Nathon ist definitv kein Ort zum Ausgehen!
Sonnenuntergänge as it bests!
Was wir hier am Lipa Noi-Strand an Sonnenuntergängen erlebt haben, ist etwas vom Schönsten, das wir hier gesehen haben! Das Meer liegt in unendlicher Grösse vor uns, dann der Himmel, der noch weiter darüber hinaus geht. Die Sonne, die intensiv leuchtend immer wieder durch die Wolken bricht und ein Farbmuster nach dem andern ans Firmament zaubert. Gelb geht in orange über, dann von goldig zu rot, von dunkelrot zu violett und lila. Diese Farben am Himmel und gespiegelt im Wasser sind so kitschig, dass kein Maler sie zeichnen würde. Und doch ist es so real, dass es uns schaudert. Wir schauen schweigend dieses Schauspiel an, und wir staunen einmal mehr über die Kreativität unseres Schöpfers.
Abschied
Je tiefer die Sonne am letzten Abend im Meer versinkt, desto schwerer wird unser Herz. Heute Abend werden wir um 22.00 nach Bangkok zurück fliegen, um dann nach Mitternacht den Flieger nach Zürich zu kriegen.
Wir erlebten eine so wunderbare Zeit, dass unser Herz zugleich voller Dankbarkeit und Freude ist, aber auch traurig, dass es schon vorbei ist.
In einem kleineren Flugzeug, der bis auf den letzten Platz besetzt ist, fliegen wir in gut einer Stunde nach Bangkok. Es gibt einen kleinen Snack und etwas zu trinken. Müde steigen wir mit etwas 30-minütiger Verspätung in den Thai-Airways-Flieger ein, wo wir wie immer freundlich empfangen werden. Der Flug verläuft ruhig und angenehm. Die Bedienung ist aufmerksam und unaufdringlich und das Essen recht gut. Kilometer um Kilometer entfernen wir uns weiter von dem Land, das seit fast 20 Jahren ein Teil unseres Herzens gehört. Mit der Adoption unserer zwei Kinder sind wir noch stärker mit Thailand verbunden. Es ist ein wichtiges Stück unseres Lebens geworden.
Fazit
Würden wir diese Art Reise weiterempfehlen? Ja, unbedingt. Wir erlebten eine wirklich wunderbare Zeit. Wir hatte keine Spannungen untereinander. Meine Eltern waren die angenehmsten Mitreisenden, die man sich wünschen kann. Interessiert, aktiv, begeistert, neugierig, hilfsbereit. Das ist nicht selbstverständlich! Sie kamen mit, machten mit und genossen es. Das Miteinander war wirklich toll! Es war auch für Ruven und Luisa ein prägendes Erlebnis, das ihnen niemand mehr nehmen kann. Ihre Zuneigung zu meinen Eltern ist dadurch sicherlich noch mehr gewachsen.
Unsere Kinder haben uns Zugang zu den Einheimischen verschafft, die wir sonst nicht gehabt hätten. Auch dass Tobias und ich etwas thailändisch sprechen können, war ein grosser Türöffner. Immer wieder wurden wir offen auf unsere Kinder angesprochen. Ob das denn nicht Thai-Kinder seien? Und wieso sie kein thailändisch sprechen, wir aber schon? Das hat manch' liebenswürdiges Gespräch ergeben. Trotz grosser Sprachbarrieren haben wir immer wieder kurze Herz-berührende Momente mit Thailändern erlebt. Das ist ein Schatz, den wir ganz besonders hüten.
Ruven und Luisa waren rundum unkompliziert und mit viel Freude dabei. Sie hatten im Auto ihren iPod dabei, auf den wir vor den Ferien Hörspiele und Musik geladen haben. In ihre Rucksäcken hatten sie zudem kleinere Spielsachen dabei, die aber nicht so oft zum Einsatz kamen. Zum Fenster rausschauen, plaudern mit Grosi und Ätti und auch mal dösen hat die Zeit auch sonst angenehm vorbei gehen lassen. Ruven hat es besonders genossen, im Zug sein eigenes, kleines Reich hinter dem Vorhang zu haben und hat am besten und längsten von uns allen geschlafen. Wir haben auf ihre Wünsche Rücksicht genommen und sie auf unsere. Zudem gab es ganz Vieles, was uns allen gefiel. Thailänder lieben kleinere Kinder, und so war vor allem Luisa immer wieder im Mittelpunkt. Mit ihrem zurückhaltenden Charme hat sie sehr gepunktet. Die Aufmerksamkeit hat ihr gut getan.
Man kommt in Thailand zwar fast überall hin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln - aber mit dem Auto kannst überall dort anhalten, wo du willst. Und du kannst so fahren, wie es dir passt... Die Bus- und Taxifahrer haben manchmal einen Drive drauf, dass einem schlecht werden kann...!
Bangkok hat uns allen sehr viel Eindruck gemacht und ist der Ort, an den wir ohne zu zögern wieder hingehen werden.
Chiang Mai ist sehr touristisch geworden und die Menschen dort dementsprechend abgestumpft. Es ist nicht mehr wie früher.
Die Reise dem Mekong nach würden wir sofort wiederholen. Das war wirklich enorm eindrücklich. Ursprünglich, ländlich, einfach war es dort oft. Und das machte den Reiz aus. Die Menschen waren freundlich.
Ko Samui ist nach wie vor eine Insel mit vielen Reizen. Man findet immer noch ruhige Ecken.
Natürlich ist das Klima in den Hauptreisemonaten Dezember bis Februar angenehmer. Doch wir würden wieder im Herbst dort Ferien machen. Es ist zwar sehr düppig und es kann auch wirklich unangenehm sein. Aber die Üppigkeit, all das satte, überschwängliche Grün lässt all das Schwitzen in den Hintergrund treten. Zudem hat es nur wenige Touristen. Und die Unterkünfte sind auch billiger.
Thailand ist ein sehr angenehmes, sicheres Reiseland. Überall gibt es Apotheken, Ärzte und Spitäler. Natürlich ist die Versorgung auf dem Land nicht so, wie wir das von der Schweiz her kennen. Aber sie ist da und ausreichend. Wir können das Essen vorbehaltlos empfehlen. Auch das rohe Gemüse, das es oft als Beilage gegeben hat. Mehr als ein "Gerumpel" im Bauch und ein-, zweimal Durchfall war nicht drin.
Wir können Thailand auch für Familienferien neben den Touristenzentren empfehlen. Wer offen, geduldig und unaufdringlich ist und mit einem Lächeln über alles, was nicht ist wie bei uns, hinweg sehen kann, dem wird es gefallen. Wer perfekten Service, perfekte Sauberkeit und reibungslose Organisation erwartet, bleibt besser hier.
Überwältigt von so viel üppigem Grün,
so viel Bewahrung,
so vielen berührenden Begegnungen,
so viel vorzüglichem Essen,
so viel Wärme,
so viel Andersartigem,
so viel Frieden und Harmonie.
Überwältigt von Gott in allem drin!
DANKE!
Aufbruch: | 18.09.2014 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 11.10.2014 |