Exploring the Altiplano
Chile und Bolivien
Der Norden Chiles
Und dann war ich mal wieder in Santiago. Ich war erstaunt an wie viel ich mich noch von vor zwei Jahren erinnern konnte. Und was ich an Santiago sehr angenehm finde, ist, dass man sehr gut mit den öffentlichen in die Innenstadt kommt und kein Taxi braucht. Die Stadt an sich finde ich nicht so schön, aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nicht so viel von Santiago kenne, da ich hauptsächlich meine Freunde von meiner Weltreise besuche. Aber so ein bisschen Sight Seeing mache ich dann doch immer, diesmal der Stadthügel von Santa Lucia von wo man eine gute Sicht über Santiago hat.
Dann sind wir zum Markt geschlendert und haben uns ein leckeres Fischgericht gegönnt, ein Pisco Sauer als Aperitif und einen guten, chilenischen Wein dazu. In einer Straße vom Markt gibt es alle paar Meter jemanden der Tarot und „in die Zukunft lesen“ anbietet. Die Chilenen scheinen darauf sehr abzufahren. Wenn mein Spanisch besser wäre, würde ich das nur zum Spaß mal ausprobieren! Am nächsten Morgen ging’s dann auch schon wieder weiter, wieder zum Flughafen zurück und ab in den Norden nach Arica.
Arica liegt in der Mitte von braunen Hügeln, braun soweit das Auge reicht. Surfer haben bei den Wellen hier eine Freude, ansonsten gibt es aber nicht viel zu sehen oder zu tun. Das einzig Interessante ist 12 Kilometer außerhalb ein Museum über die Chinchorrokultur. Also hab ich mir ein Fahrrad geliehen und bin dort hingefahren. Das Mountainbike war sogar ganz gut und es gab auch einen Helm dazu. Mit dem hab ich mich natürlich gleich geoutet, dass ich Touristin bin, aber so wie die hier fahren, war ich sehr froh um meinen Helm. Die Autos fahren teilweise ganz schön knapp an einem vorbei! Aber als ich durch die Stadt durch war und auf der Landstraße, war glücklicherweise nicht mehr ganz so viel Verkehr und man konnte ganz gut am Straßenrand entlangfahren, auch wenn es dort etwas holpriger war. Es ging die ganzen 12 Kilometer leicht bergauf, so dass ich ordentlich durchgeschwitzt am Museum angekommen bin. Das Museum war ganz süß gemacht, da im Museum alles in Spanisch war, habe ich ein paar Blätter bekommen, auf denen jedes Schaufenster in Englisch beschrieben wurde. Der zweite Teil des Museums war dann nur in Spanisch, aber erstaunlicherweise hat meines ausgereicht, dass ich das Geschriebene halbwegs verstanden habe. Im zweiten Teil gab es die Mumien zu sehen. Die Chinchorros haben sich sehr viel Mühe mit ihren Toten gemacht. Die Körperteile der Leichen wurden auseinander genommen, die Knochen mit Pflanzenfasern umwickelt, dann mit Ton umwickelt, wieder zusammengebaut und dann kamen noch Stofffasern herum. Dadurch und durch das Klima sind die Mumien noch sehr gut erhalten. Die haben sogar Embryonen und Föten mumifiziert!
Dann ging meine Fahrradtour weiter zu einem kleinen Schutzpark für die chilenischen Kolibris. Gar nicht so leicht so einen Vogel zu fotografieren, die sind einfach viel zu schnell! Na ja es gab ja auch ein paar Gänse, die ein dankbareres Fotomotiv waren.
Auf dem Rückweg hab ich noch einen Abstecher zum Friedhof des Ortes gemacht, da er besonders bunt sein soll. Und es ist unglaublich, auf einem kleinen braunen Hügel, ist dieser Friedhof und da es hier ja so trocken ist, ist die Grabdekoration hauptsächlich aus Plastik. Und wenn man aus Europa kommt, kann man nicht glauben, dass dies ein Friedhof ist, die Dekoration ist so anders: Windräder, Windspiele, viele Plastikblumen, etc. Auch werden in die Gräber rein viele Sachen gestellt, Kuscheltiere, Spielzeug, etc. zuerst habe ich gedacht, oh hier sind aber ganz schön viele Kinder früh gestorben, dann hab ich aber auf dem Grabstein geschaut und festgestellt, dass die Tote 65 war. Man findet auch Mickey Mouse Aufkleber auf einem Grabstein!
Der Rückweg war dann sehr entspannt, da es nur bergab ging. Leider hielt dann mein etwas zu großer Fahrradhelm bei dem Wind nicht mehr auf meinem Kopf und ich musste ohne fahren. Dann war der Tag auch schon rum und ich musste, dann nur noch warten, bis endlich mein Nachtbus nach San Pedro de Atacama losging. Erstaunlicherweise habe ich ganz gut im Bus geschlafen, so dass ich am nächsten Morgen nicht völlig übermüdet war. Da mein Bus über eine Stunde zu spät angekommen ist, war mein chilenischer Kumpel natürlich nicht da. Also bin ich erstmal zum Hauptplatz gelaufen. San Pedro ist so klein, dass man da in 5 Minuten ist. Ich habe mich auch noch an vieles von vor zwei Jahren erinnern können. Also erstmal zu einem Telefon und Max anrufen. Na ja irgendwie ging das nicht, keine Ahnung wieso, hab den Ansagetext der Telefondame nicht verstanden. Also in das nächste Café mit Wifi und einen Kaffee bestellt und eine Mail geschrieben. Und dann gab es nach zwei Jahren wieder mal ein schönes Wiedersehen mit Max! Wir sind dann erst mal einkaufen gegangen für die nächsten Tage und dann zu seinem Mercedes Bus den er zu einem Wohnwagen umgebaut hat. Etwas klein, aber mit Bad mit Toilette und Dusche mit warmen Wasser! Nach einer gemütlichen Tasse Tee, haben wir unser Zeug zusammen gepackt und sind nach Toconao etwa 40 Kilometer von San Pedro de Atacama gefahren. Dort gibt es einen kleinen Canyon, in dem man Klettern kann. Wir haben seinen Pick-up oben am Canyon stehen gelassen und sind dann mit unserem Zeug in den Canyon gestiegen, haben mein Zelt aufgebaut und dann ab zum Klettern.
An die Risskletterei und den ungewohnten Fels musste ich mich erst gewöhnen, aber da Max den ganzen Vorstieg gemacht hat, war es kein Problem und von der Schwierigkeit waren wir auch ganz gut unterwegs. Als es dann dunkel wurde, mussten wir den ersten Tag beenden, aber fünf Routen für den ersten Tag sind nicht schlecht. Und dann fing es an zu Regnen. Wahnsinn, ich bin hier in der trockensten Gegend der Welt und es regnet. Also schnell ins Zelt. Max hat dann erst mal mehrere Wetterberichte gecheckt, bei heftigen Regen will man nicht in einem Canyon übernachten, das ist dann doch etwas gefährlich. Alle Wetterberichte sagten, kein Regen, Null Niederschlag. Also haben wir uns entschieden im Canyon mit dem Zelt zu bleiben, es hörte dann auch nach einer viertel Stunde wieder auf. Nach so einem Tag hat man dann Lust auf ein Bier. Also aus dem Canyon mit Stirnlampen rausgeklettert und in den kleinen Ort geschlendert. Und wie das in kleinen Orten so ist, kaum dämmert es, werden die Bordsteine hochgeklappt. Aber Max wusste wo der Laden ist und in Chile klopft man halt einfach und fragt, ob man noch was kaufen kann. So haben wir uns noch Bier und Wasser gekauft und sind dann wieder in den Canyon runtergeklettert. Ein einfaches Essen gekocht und mit einem Bier den schönen Sternenhimmel genossen.
In der Nacht hat es dann tatsächlich noch mal vier weitere kleine Regenschauer gegeben. Am nächsten Morgen aber war strahlendblauer Himmel und gutes Wetter, auch wenn es in der Früh noch sehr frisch ist. Leider hat sich Max beim Materialrucksack Hochheben verhoben und wir nach einer Kletterroute feststellen mussten, dass Klettern nicht mehr möglich ist. Also haben wir uns in die Sonne gesetzt und ein Mittagsbier genossen und einfach die Seele in dem wunderschönen Canyon baumeln lassen.
Am Nachmittag ging es dann wieder zurück nach San Pedro. Dort hab ich dann erst Mal meine Uyuni Tour gebucht und alles dafür organisiert. Den Abend haben wir dann mit einer chilenischen Pizza ausklingen lassen. Die ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man Italienische gewohnt ist, da der Teig kein Hefeteig ist, aber ist auch nicht schlecht. Wir sind dann früh zu Bett, da ja am nächsten Morgen die Besteigung des Lascar Vulcans anstand, mein erster 5.000er!!!
Um viertel nach fünf ging dann der Wecker los. Oh man, bis jetzt bin ich jeden Tag früh aufgestanden und bis jetzt war es auch jeden Tag bis auf vielleicht tagsüber ein paar Stunden frisch bis kalt. Na ja hier ist ja auch Winter, ist dann schon etwas komisch, wenn ich in meinem Sommer, Winterurlaub mache!
Also schnell aus dem warmen Schlafsack raus, in die warmen Klamotten und los! Wir haben dann noch eine Freundin von Max abgeholt, die die Besteigung schon mal gemacht hat. Glücklicherweise war die Pizza gestern Abend so riesig, dass wir so noch ein Frühstück to go hatten. Bis zum Vulkan fährt man knapp zwei Stunden. Wir wollten eigentlich etwas früher los, da am Fuße des Vulkans eine Lagune ist und der Sonnenaufgang von dort sehr schön. Aber das war uns dann doch ein bisschen früh und kalt und irgendwie haben wir für alles etwas länger gebraucht, so dass wir erst etwas später am Fuße des Vulkans waren. Aber die Aussicht während der Fahrt war trotzdem wunderschön. Wir sind bis ca. 4800 Meter gefahren, zum Schluß war kein Weg mehr vorhanden sondern nur noch Schnee und Geröll. Aber für Max mit seinem 4x4 Pick-up natürlich kein Problem, für mich aber ganz schön abenteuerlich. Als wir aus dem Auto ausgestiegen sind hat uns erstmal eisiger Wind begrüßt. Also schnell die Kleidungsschichten Merinounterwäsche und Wanderhose, um Regenhose und Garmaschen erweitert. Obenrum hatte ich ein Unterhemd, ein Merino T-Shirt, sowie Merino Longsleeve, Fleecepulli, Softshellweste, dünne Daunenjacke und eine Regenjacke! Na ja laut Wettervorhersage soll es -17 Grad oben beim Krater haben. Dann noch mal vor der Wanderung schnell aufs Klo, aber schnell ist bei der Höhe definitiv nicht drin, beim schnellen Laufen wurde mir sofort leicht schwindelig, also alles ganz langsam machen, viel trinken, vorm Start noch einen heißen Coca Tee und ein paar Coca Blätter in die Backe stopfen und ich war bereit für das Bergabenteuer.
Und dann sind wir ganz langsam den Berg hoch, Schritt für Schritt und immer viel trinken. Ich war erstaunt wie gut es mir mit der Höhe ging. Ich musste alles langsam machen und ich habe deutlich den Druck im Kopf gespürt und dass ich weniger Sauerstoff in meine Lungen bekomme, aber wenn man sich gut auf das Ein- und Ausatmen konzentriert, langsam geht und viel trinkt, geht es echt gut. Nach mehreren Höhenmetern, hab ich dann ein leises Summen im Kopf und der Druck wurde etwas stärker, aber mit viel trinken, ging es gut. Und dann waren wir nach 2,5 Stunden oben am Krater auf ca 5.500 Meter Höhe!
Der Lascar Vulkan ist immer noch aktiv und es raucht aus dem Krater. Dementsprechend riecht es auch oben auf dem Vulkan. Der Krater ist der größte in Chile. Oben war es zwar sehr frisch, aber ich glaube nicht das es -17 Grad waren, aber sicherlich ein paar unter Null.
Dann ging der Abstieg los. Da es am Tag vorher geschneit hatte, war der Schnee sehr weich und man konnte gut „runterrennen“. Obwohl es immer weniger an Höhe wurde, habe ich trotzdem gemerkt, dass ich langsam machen muss und immer mal wieder innehalten, um meinen Körper mit Sauerstoff aufzufüllen. Die richtige Atmung und genügend Wasser ist echt der Schlüssel zur Höhe. Am Auto angekommen war kaum mehr Schnee um das Auto, da der starke, eisige Wind dort fast alles weggeweht hat. Wir schnell ins Auto und raus aus dem Wind und los. Und wieder durch die teilweise steile Gerölllandschaft. Wenn ich nicht wüste, dass Max richtig gut im Off-Roading ist, hätte ich wahrscheinlich einen Herzinfakt bekommen, es ging teilweise ganz schön steil über ganz schön große Felsbrocken! Und dann ging der Pick-up aus! Und nicht wieder an! Es gibt echt Orte wo man keine Autopanne haben möchte!!! Max hat dann immer wieder versucht, das Auto anzubekommen, wir sind dann teilweise runtergerollt, in der Hoffnung, dass es während dem Rollen anspringt. Leider nein! Und dann sind wir auch noch in einem Schneefeld steckengeblieben und so langsam wurde die Batterie vom vielen Starten probieren schwach. Und es war klar, wenn die Batterie tot ist, dann haben wir keine Chance mehr das Auto anzubekommen. Also erstmal raus aus dem Auto und zwei schneefreie Spurrillen bis zur nächsten schneefreien Stelle mit den Füßen schaufeln. Das ist ja schon so anstrengend, aber im eisigen Wind auf über 4.000 Meter Höhe nachdem man einen Vulkan bestiegen hat, ist das mörderisch. Ich hatte kaum Kraft dazu und bekam langsam Kopfschmerzen. Ich habe dann eine Ibuprofen genommen, glücklicherweise hatten die beiden anderen mehr Kraftreserven und haben das meiste freigeschaufelt. Dann haben wir Mädels den Pick-up angeschoben und Max ist bis zur schneefreien Stelle gerollt. Max ist unter die Motorhaube gekrochen und hat geschaut, was das Problem sein könnte. Glücklicherweise ist er ein sehr guter Automechaniker, ich glaube sonst hätten wir dort übernachten müssen oder ein ordentliches Stück von mehreren Kilometern laufen müssen, bis wir endlich Handyempfang gehabt hätten, um Hilfe zu holen. Aber so hat Max alles Mögliche durchgecheckt, als Automechaniker natürlich auch das richtige Werkzeug dabei gehabt. Aber es war sicherlich kein Spaß für ihn, bei der Kälte und dem Wind mit bloßen Händen an kleinen Schrauben rumzuhantieren. Wir Mädels haben immer abwechselnd ihm Windschutz geboten, damit es nicht ganz so schlimm ist. Oh man war das bitter kalt! Und dann hat er endlich das Problem gefunden. Bei dem steilen, holprigen bergabfahren, muss sich was verklemmt haben, so das Benzin nicht richtig angepumpt wurde. Und oh Wunder, der Pick-up sprang an und wir waren gerettet!!! Nach dem Abendteuer mussten wir dann erstmal Bob Marley hören und lauthals mitsingen: „ Don’t worry, every little thing’s gonna be allright!“ Man, dass hätte ich auch nicht gedacht, dass die Herausforderung des Tages nicht die Höhe sondern die Autopanne sein wird! Was für ein Erlebnis!
Aufbruch: | 22.05.2015 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 20.06.2015 |
Bolivien