Exploring the Altiplano

Reisezeit: Mai / Juni 2015  |  von silja B.

Potosi und Sucre

Potosi

Der nächste Stop war Potosi. Da die Busse, außer die Long Distance Nachtbusse, keine Toiletten haben, hab ich mir extra den nächsten Ort so ausgesucht, dass ich die Fahrt ohne Toilette aushalten kann, vier bis fünf Stunden ohne Klo gehen gerade so, aber auch nur ohne etwas zu trinken, was bei der Höhe nicht so gut ist. Na ja, dann muss man es halt wie ein Kamel machen, zeitig vorher viel trinken und dann danach! Potosi liegt ca. 4 Stunden mit dem Bus von Uyuni entfernt. Es war mal die größte Stadt der Welt, viel größer wie London und Paris, dank dem Berg Cerro Rico und seiner Silberader. Mittlerweile ist diese aber weitgehendst ausgeschöpft und die Stadt ist daher auch wieder geschrumpft und leider in Armut verfallen. Man erkennt aber noch an den alten herrschaftlichen Häusern erkennen, dass es mal eine vornehme Stadt gewesen sein muss. Da der Bus Terminal etwas außerhalb ist, fuhr ich mit dem Bus ins Stadtzentrum, was mit dem Gepäck und dem begrenztem Raum eine Herausforderung ist. Zumal ich nicht die einzige mit Reisegepäck war. Ich traf am Terminal zwei Taiwanesen, die mit mir die Uyunitour gemacht haben. Und ich bin immer wieder erstaunt auf welche moderne Weise heutzutage gereist wird. Ich hätte den Busfahrer gefragt, ob er uns sagen kann, wann wir am Mercardo Central sind. Aber der Taiwanese holte sein I Phone raus, aktivierte Google Maps und so wussten wir auch, wann wir aussteigen müssen. Na ja, ist zwar ganz bequem, aber ich steh doch eher auf die altmodische Art des Reisens.

Das Hostel, dass ich mir rausgesucht habe war günstig, so günstig, dass ich mir sogar ein Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbad gönnen konnte. Es gab sogar eine Küche, hab mich dann auf einen Tee gefreut, aber als ich die Küche betreten habe, hab ich mir es dann doch anders überlegt. Ich habe selten so eine ekelhaft dreckige Küche gesehen, da lagen riesen Fleischknochen rum, halb vergammelter Salat und alles versifft. Und auf Reisen bin ich nicht zimperlich, aber das war selbst zu viel für mich. Aber ich merke auch, dass ich immer weniger toleranter gegenüber Dreck anderer Leute auf Reisen werde.

Beim Wäsche waschen!

Beim Wäsche waschen!

Ich bin dann gemütlich durch die Stadt geschlendert. Potosi ist für Südamerika unglaublich sauber, man sieht immer wieder indigene Frauen, die die Straße kehren, vor allem morgens ist alles blitze blank gekehrt und dafür, dass es so viele Straßenhunde gibt, gibt es ganz schön wenige Hundehaufen auf dem Gehweg, die Napolitaner sollten sich da mal ein Beispiel nehmen!!!! Potosi liegt auf 4000 Meter Höhe, aber nach letzten Tagen immer wieder in dieser Höhenlage, merke ich wenig davon, nur beim Hügel hochgehen, kommt man etwas ins Schnaufen. Und ich merke es, dass ich mehr Schlaf brauche und nachts mehrfach aufwache und etwas Trinken muss, was bei mir sonst nie der Fall ist. Die Schleimhäute der Nase sind auch ziemlich trocken und es war eine super Idee, das Salzwassernasenspray mitzunehmen, macht das Ganze etwas angenehmer. Und an den Temperaturen, vor allem nachts, merkt man wie hoch man ist.

bei den Temperaturen reicht eine Decke definitiv nicht!

bei den Temperaturen reicht eine Decke definitiv nicht!

Für den nächsten Tag habe ich mich einer Mienentour angeschlossen. Diese ging in der Früh um halb neun los. Angeblich hatte der Mercardo Central ab 7 Uhr auf und man kann sich dort was zum Frühstücken holen, aber die Bolivianer scheinen keine wirklichen Frühaufsteher zu sein. Um kurz nach 8 Uhr war kaum ein Stand auf dem Markt offen, nur ein paar Metzger, die mit ihren großen Sägen, das Fleisch in kleine Stücke zerteilten. Glücklicherweise war schon ein Saftstand offen, so gab es wenigstens einen Fruchtsaft und dazu ein paar Kekse. Aber bei der Kälte, kann ich ihnen auch nicht verdenken, wenn alles erst etwas später losgeht. Es ist schon ganz schön frisch in Potosi!

Blick auf Cerro Rico

Blick auf Cerro Rico

Es arbeiten noch immer viele Menschen in den Mienen. Als die Silberader entdeckt wurde, mussten die Einheimischen, alle zwei Jahre Steuerin in Form von Arbeit zahlen und für 6-8 Monate in den Mienen arbeiten. Sie hatten 12 Stunden Schichten, die sie nur mit viel Cokablätter und vermutlich auch Alkohol überlebt haben, wenn überhaupt, es sind unglaublich viele in den Mienen gestorben. Die schwarzen Sklaven aus Afrika sind ziemlich schnell gestorben, waren für die Höhe nicht wirklich gemacht und wurden dann in den tieferen Lagen des Landes in den Yungas für die Cokablätterplantagen eingestetzt. Heute haben die Mienenarbeiter pro Tag zwei Schichten à vier Stunden und dazwischen gehen sie für zwei Stunden aus den Mienen raus. Die Ausbeute reicht kaum zum Überleben. Es gibt zwar ein Gesetzt, dass die Minenarbeiter mindestens 18 Jahre alt sein müssen, aber viele fangen schon mit 8 an dort zu arbeiten, es kontrolliert ja keiner und die Familien brauchen das wenige Geld. Die Tour in die Minen wird von Ex-Minenarbeitern geführt. Zuerst geht es auf den Mercardo de Mineros, wo die Minenarbeiter frühstücken und ihre Materialien kaufen. Die Touristen werden gebeten freiwillig kleine Geschenke für die Minenarbeiter zu kaufen, wie eine große Flasche Softdrink und Cocablätter. Dann bekamen wir unsere Ausrüstung: Gummistiefel, Matschhose und Matschjacke, sowie Helm mit Licht. Der nächste Stop war die Fabrik, wo die Mineralien wie Silber, Blei und Zink vom Fels gereinigt werden. Der Mineraliensand wird dann in andere Länder geschippt, da diese Maschinerien haben, um die Mineralien voneinander zu trennen, damit sie dann verarbeitet werden können.

Vorm Mieneneingang

Vorm Mieneneingang

Und dann ging es in die Minen. Wir sind in Schachte im oberen Teil vom Berg gegangen, da diese sicherere sind. Es gibt ca. 180 Eingänge in den Berg und der untere Teil ist durchlöchert wie ein schweizer Käse. Am Anfang waren die Gänge noch angenehm zu durchlaufen, man konnte noch aufrecht gehen, aber schnell musste man sehr gebückt laufen und ich gehöre jetzt nicht zu den Größten. Da wir so ca. auf 4500 Meter waren und die Luft im Berg mit den ganzen Dämpfen nicht die Beste war und man durch die Atemmaske auch nicht besonders gut Luft bekommen hat, war das Fortbewegen ganz schön beschwerlich und man musste ganz schön schnaufen. Zwischendurch konnte man immer mal wieder aufrecht stehen und zu Luft kommen. Man kam immer wieder an Minenarbeitern vorbei und konnte ihnen bei ihrer Knochenarbeit zuschauen. Und dieser Job ist definitiv einer der härtesten der Welt. Und trotzdem sind die Minenarbeiter sehr fröhliche Menschen, die sehr stolz auf ihre Arbeit sind. Die Ausrüstung mit der sie arbeiten ist sehr einfach, Schaufel, Hacke, Brecheisen, Dynamit, etc. und die Wägen, wenn sie voll mit Geröll sind, wiegen ca. 2 Tonnen und müssen auf den Schienen durch den Berg geschoben und gezogen werden. Die harte Arbeit stehen die Arbeiter nur mit Cocablättern und leider auch nach der Arbeit mit viel Alkohol durch. Alkoholismus ist unter den Minenarbeiter ein großes Problem, da sie auch sich meistens nur den billigen, reinen Alkohol von 96 % leisten können.

alter Mienengang, watch your head!

alter Mienengang, watch your head!

Die Minenarbeiter sind sehr gläubig und einmal im Jahr werden mindestens zwei Lamas geschlachtet, das Blut an den Mineneingang gespritzt und Pachamama um reiche Ausbeute gebeten. Wöchentlich schauen sie bei der anderen Gottheit vorbei Tio. Ursprünglich hieß der Gott Dios, aber die Quechuas konnten das D nicht aussprechen und so wurde Tio draus. Es gibt in den Minen mehrere Statuen von Tio. Wir sind bei einer der größten vorbei und unser Guide hat uns gezeigt, wie die Minenarbeiter Tio um Sachen bitten, sie opfern Cocablätter, Zigaretten und 96% Alkohol, den sie zum Teil über Tio gießen, zum Teil trinken. Wir haben das Ritual dann auch durchgeführt und durften von dem puren Alkohol genießen. Na ja genießen kann man das nicht nennen, habe daran genippt, schmeckt wie sehr, sehr schlechter Schnaps und ich war erstaunt, dass er nicht schärfer war. Zum Schluß mussten wir noch einige Holzleitern raufklettern, was bei der Luft und Höhe ganz schön anstrengend war. Aber in Vergleich zu den anderen war ich ganz fit und daher immer hinter dem Guide. Was den Vorteil hatte, dass ich ihm relativ viele Fragen stellen konnte. Die Tour war zwar in Englisch, ich war von den anderen die einzige, die ein bisschen Spanisch konnte und so habe ich mit dem Guide immer Spanisch gesprochen. Er hat dann, wenn die anderen aufgeschlossen sind, alles immer noch mal in Englisch erklärt, so konnte ich ganz gut überprüfen wieviel ich richtig verstanden bzw. erraten habe. Soweit bin ich halbwegs zufrieden mit meinem Spanisch! Und die Tour ist wirklich lohnenswert! Und ich habe vollen Respekt vor den Minenarbeiter für ihre Arbeit. Meine Hände haben noch mindestens einen Tag danach nach Sulfur gerochen und beim Naseputzen hatte ich noch drei Tage danach den Geruch der Minen wieder in der Nase.

Don't touch, bei der Farbe definitiv giftig!

Don't touch, bei der Farbe definitiv giftig!

Am Nachmittag habe ich mir dann das Haus des Geldes angeschaut, wo früher das Silber, das nicht nach Europe geschifft wurde, zu Münzen verarbeitet wurde. Auch ein sehr interessantes Museum, wenn auch leider unser Guide in Englisch uns ein bisschen durch die Räume gescheucht hat und ich gerne etwas mehr Zeit gehabt hätte, um mir alles anzuschauen. Interessant in Potosi war auch der Platz der Studenten, eine kleine Parkanlage vor einer Kirche. Dort waren mehrere Reihen von Kickern aufgebaut, wo sich die Jugendlichen getroffen haben zum Spielen.

beim Kickerspielen

beim Kickerspielen

Sucre

Und dann nach Sucre und ich konnte es gar nicht glauben, als ich aus dem Fenster schaute: Palmen. Sucre liegt viel niedriger auf nur 2700 Metern und dementsprechend wärmer ist es. Ich habe ein ganz schnuckliges Hostel gefunden, das Pachamama, mit nettem Innenhof mit Hängematten und einer richtig sauberen Küche. Ich hab mir dann gleich erstmal einen Tee gemacht und Flip Flops angezogen und bin dann im T-Shirt (!!!) und ohne Wollmütze durch den Ort geschlendert. Sucre ist wunderschön, auch sehr sauber und viele gut erhaltene Häuser im Kolonialstil. Beim Schlendern über den Markt hab ich erstmal ganz viel Obst gekauft: Papaya, Maracuja, Mango, Granatapfel, Brotbaumfrucht (damit ich das auch mal probiert habe, aber definitiv nicht mein Fall!), und es gibt hier auch Kokosnüsse, das Paradies hier!

Sucre

Sucre

Das Museum für Ethnologie und Folklore ist sehr klein, es besteht aus zwei Schauräumen, einer über den Volksstamm, der hier früher gelebt hat und ein anderer mit Masken, die bei Festivitäten in Bolivien getragen wurden und werden. Vor allem der Raum mit den Masken ist sehr interessant. Manche Masken aus dem 20. Jahrhundert sehen eher aus als kämen sie aus China oder so. Keine Ahnung wie der asiatische Einfluß nach Bolivien gekommen ist. Und die Bolivianer lieben Konfetti und Luftschlangen. Gibt es ein Fest wird mit viel Konfetti geworfen und jeder hat massig Luftschlangen um den Hals gewickelt. Auch ihre Gottheiten werden damit geschmückt, was man ja bei dem guten Tio in der Mine gesehen hat.

Sucre ist ein perfekter Ort, um zu relaxen, ein bisschen durch den Ort zu schlendern, in ein Café einzukehren, etwas zu lesen und einfach die Zeit verstreichen zu lassen. Was ich auch sehr erstaunlich finde, bis jetzt ist der Verkehr in Bolivien sehr gesittet. Die Autofahrer hupen zwar gerne in der Stadt trotz mehrerer Verbotsschilder dafür, aber ansonsten fahren sie langsam, halten sich an rote Ampeln, da kann man gemütlich die Straßen als Fußgänger queren. Auch die moderne Welt hat in Bolivien Einzug erhalten, fast jeder hat ein Handy und auch hier sieht man schon die Jugend durch die Straßen laufen, Kopf gesenkt mit Blick aufs Display des Handys. Trotzdem sind viele, vor allem die Frauen, sehr traditionsbewusst und tragen die typischen bolivianischen Röcke, haben die Haare zu zwei Zöpfen geflochten unten mit Bommeln dran und manchmal auch den Boulerhut auf. Wenn man auf schlanke Hüften steht, sollte man Abstand von dieser Mode nehmen, die Röcke, ich glaube es sind eh mehrere, tragen ganz schön auf und dass wo die meisten bolivianischen Frauen nach der Geburt des ersten Kindes ziemlich auseinander gehen. Die meisten Frauen ab einem gewissen Alter sind eher etwas kräftiger gebaut, ebenso die Männer, aber bei der Ernährung wundert mich das nicht. Die Bolivianer lieben Sachen, die in Fett gebacken werden und zu fast jedem Essen gibt es Ketchup, Senf und Mayo. Die Menschen hier sehen auch sehr schnell alt aus, ich finde es richtig schwer deren Alter zu schätzen. Oft sehe ich eine Frau mit einem Baby auf dem Rücken und frage mich, ob das die Mutter oder die Oma des Kindes ist. Als Frau ab einem gewissen Alter wird man auch oft als Mamita (Mütterchen) angesprochen, was hier sicherlich eine sprachliche Höflichkeitsform ist, aber ich finde es immer sehr komisch, wenn ich so angesprochen werde, fühle mich nicht als Mütterchen, hab da eher ein Bild wie aus einem grimmschen Märchenbuch von einer gebückten, grauhaarigen, älteren Dame vor mir.

fast wie in der Karibik!

fast wie in der Karibik!

Für den nächsten Morgen hatte ich eine Klettertour gebucht. Schon komisch, wenn ich dafür zahle, dass jemand mit mir klettern geht. Ist auch erst das dritte Mal, dass ich das mache. Ich habe mir extra versichern lassen, dass es nicht nur für Anfänger ist, sondern auch schwierigerer Routen, ja die Routen wären im 7er Bereich, hört sich gut an. Meine beiden Guides waren zwei junge Studenten, die seit ca. 3 Jahren klettern, was auch sehr komisch war, da ich das Ganze schon seit 15 Jahren mache, was die beiden, dann auch beeindruckt hat. Wie sich herausstellte kletterte ich auch besser wie meine beiden Guides, was sich auch etwas komisch anfühlte. Wir wurden dann an den Stadtrand gefahren, wo ein Hügel aufragte und an dem war der Kletterfels. Im ersten Moment habe ich gedacht, wo sind denn hier die Kletterrouten, ist ja alles etwas bemoost. Aber die Bolivianer reinigen ihren Felsen nicht, wenn sie die Kletterrouten anlegen. Man konnte um den Kletterfels herum steigen und so die Routen von oben einhängen, dass niemand den Vorstieg machen musste. Ich habe dann gefragt, wie schwierig die Routen sind und der Guide meinte dann so im 3er Bereich. Da klappte erstmal mein Unterkiefer runter. Ich habe nicht 50 Euro bezahlt um im 3er Bereich zu klettern. Ich habe dann gefragt, ob es nicht schwierigere Routen gibt und dass man mir gesagt hat, die Routen währen schwieriger. Dann kam aber glücklicherweise die andere Studentin vom Einhängen und die schien mehr Ahnung zu haben und meinte dass die Routen im 5er Bereich wären. Das war dann okay, auch wenn ich was Schwierigeres erhofft habe, aber nach dem ersten Schock war alles besser wie 3er Routen. Nachdem ich die ersten drei geklettert bin, die alle auf das gleiche Top gingen, hab ich noch gefragt, ob ich auch gerade nach oben klettern kann, auch wenn da keine Route ist, damit es ein bisschen schwieriger für mich ist, das war dann vielleicht eine im unteren 6er Bereich. Dann sind wir zur nächsten Felswand und da waren angeblich Routen im 7er Bereich, aber ich würde eher sagen, dass die so 6+ waren, vielleicht wenn man den Dreck/Moosfaktor dazurechnet, was manchmal wirklich ein bisschen eine Herausforderung war, eine Stelle zu finden, die nicht bemoost und dadurch etwas rutschig, war, eine 7-. Aber die vier Routen waren sehr schön, wenn jetzt von der Schwierigkeit her keine Herausforderung, aber Genusskletterei. Die beiden schönsten, die auch nicht so dreckig waren, hab ich dann gleich noch mal ein zweites Mal gemacht. Da ich so schnell mit dem Klettern war und nicht wirklich bei der Schwierigkeit eine Pause brauchte, nur zwischendurch mal kurz für meine Füße, da diese zwischendurch etwas Pause von der Enge der Kletterschuhe brauchten, waren wir schon sehr früh fertig. Na ja so hatte ich den Nachmittag wieder zum Faulenzen!

Genusskletterei!

Genusskletterei!

Ich wollte mir dann zwischen dem Faulenzen ein paar Kirchen anschauen, da es sehr viele in Sucre gibt, aber alle waren geschlossen und das an Fronleichnam. Laut Lonely Planet sollten diese am Nachmittag offen sein, sogar die Kathedrale war zu. Auch in Potosi hatte ich schon kein Glück mit den Kirchen, die waren auch allem immer zu. Sind die hier in Bolivien nur zur Messe offen?

Am nächsten Morgen habe ich dann noch mal mein Glück mit den Kirchen probiert und diesmal waren sie endlich offen. Ich habe mir dann auch das Museum, das zur Kathedrale gehört angeschaut. Unglaublich was für Schätze die Kirche besitzt. Hostienhalter für besondere Feiertage in Silber, fein gearbeitet, besetzt mit Edelsteinen und Diamanten! Ein besonderes High Light ist ein Bildnis der Virgen de Guadalupe Die Gläubigen haben das Bild bzw. das Gewand von der Jungfrau mit Blattgold, Edelsteinen und Diamanten beklebt, so dass nur noch der Kopf der Jungfrau und der Kopf des Jesuskindes gemalt rausschauen. Das Bildnis hat dadurch einen Wert von mehreren Millionen und die Jungfrau ist somit die „reichste“ in Amerika.

Auch das Museo de Arte Indegenia ist sehr interessant. Es gibt hauptsächlich gewebte Stoffe zu sehen. Aber es ist unglaublich mit welchen einfachen Mitteln, die Menschen unglaublich schöne und komplizierte Muster weben können! Mir ist es ein Rätsel wie die wissen welchen Faden sie hochheben müssen, damit das Muster rauskommt, vor allem, da die Muster oft sehr filigran sind. Leider darf man hier in den meisten Museen nicht fotografieren, bin vermutlich eine der wenigen Touristen, die sich daran hält. Hätte gerne ein paar der schönen Stoffe fotografiert.

Platz in Sucre

Platz in Sucre

Am Abend ging es dann nach La Paz mit dem Nachtbus. Habe mir sogar ein Bus mit Cama (Sitze, die man angeblich komplett horizontal runter klappen kann und wie Betten sind, aber dies eher in der Theorie!) gegönnt, da dass die einzigen mit Toilette sind. 12 Stunden ohne Toilette halte ich einfach, selbst wenn es über Nacht ist, nicht aus. Ein bisschen war ich schon vor der Fahrt aufgeregt, da ein paar Touristen meinten Nachtbusse in Bolivien seien gefährlich, da passieren immer wieder Überfälle und man sollte sie meiden. Habe davon nichts im Lonely Planet gelesen, aber ich lass mich dann doch immer ein bisschen davon einschüchtern. Habe mein Gepäck im 1. Stock aufgegeben. Man steigt dann im Untergeschoß ein. Aber erst noch mal vorher auf die Toilette, man weiß ja nie, ob dann nicht doch die Toilette im Bus nicht funktioniert, etc. Und wenn ich eins auf Reisen gelernt habe, dann mit Rucksack, Kamera um die Schulter, Wasserflasche und Essenstüten in einer Hand aufs dreckige, unhygienische Toiletten zu gehen, wo es keine Haken oder Fläche zum Abstellen von Handgepäck gibt. Dann in den Bus und hoffen, dass mein Gepäck auch in den richtigen Bus kommt. Aber ich hatte einen guten Platz am Fenster, wo ich beobachten konnte, wie sie die Gepäckstücke mit einem Seil vom ersten Stock zu den Bussen runterlassen und mein Rucksack ist sicher im Bus verstaut worden. Glücklicherweise war nichts Zerbrechliches drinnen, manchmal wurden die Gepäckstücke eher am Seil runtergeworfen wie runtergelassen!!! Der Bus war ein Doppeldecker, glücklicherweise hatte ich mir einen Sitz unten reserviert. Der Busfahrer ist teilweise ganz schön schnell durch die Kurven gefahren und der Bus hat dann ziemlich geschwankt. Menschen, die leicht Seekrank werden, hätten keinen Spaß bei der Fahrt gehabt und ich habe mir nur gedacht, bitte lass diesen Bus nicht umkippen. Zwischendurch hat er auch immer mal wieder angehalten mitten in der Pampa, dann hat irgendwer mehrfach gegen den Bus geklopft, fand ich in dem Moment dann doch etwas beängstigend mit meiner blühenden Fantasie, aber es stellte sich dann heraus, dass es nur einer der Busgesellschaft war, keine Ahnung was der gemacht hat, Hauptsache es ging wieder sicher weiter. Um 7.30 Uhr bin ich dann auch sicher in La Paz angekommen.

© silja B., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Chile und Bolivien
Details:
Aufbruch: 22.05.2015
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 20.06.2015
Reiseziele: Chile
Bolivien
Der Autor
 
silja B. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.