MAROKKO
Casablanca - Fes - Merzuga - Ourzazate - Marrakech
CASABLANCA
Die Sonne lacht heute Morgen vom strahlendblauen Himmel über Casablanca. Fast versetzt mich das in den Zustand des Erstaunens. So ein blauer Himmel! Den ganzen Sommer hat es das in Deutschland kaum gegeben, und ich bin mir sicher, die letzten vier bis fünf Jahre war es nicht anders. Gestern Mittag gab es ein kleines Wolkenloch über dem Raum Frankfurt und ich hatte beim Start einen schönen Blick auf den Süden der Mainmetropole, aber gleich hinter Darmstadt kamen die ersten Wolken und verdeckten die Sicht nach unten, und dieser Zustand änderte sich bis kurz vor den Pyrenäen nicht, und dahinter schien eine mysteriöse Dunkelheit zu lauern, als ware dort die Welt zu Ende und würde in einen Nebel ewigen Nichts übergehen. Hervorgerufen wurde das durch eine sehr hohe Wolkendecke, die deutlich über der Reisehöhe von mehr als 35000 Fuß lag und fast ganz Spanien bedeckte. Auf keinem meiner Flüge war mir eine so hohe, dichte Wolkendecke untergekommen.
Die ganze Umgebung des Hotels scheint eine einzige Baustelle im Endstadium zu sein. Die Straßen wurden neu angelegt und geteert, auch die Straßenbahnlinie scheint neu zu sein und muss in Richtung Medina führen. Die modernen Haltestellen stehen denen einer mitteleuropäischen Stadt in Nichts nach. Züge fahren aber noch keine, noch ist nicht alles ganz fertig gestellt.
Die Medina erwacht gerade aus ihrem Schlaf, als ich insZentrum komme. Die ersten Händler öffnen die Verschläge ihrer Läden und fangen an, ihre Stände mit Waren aufzubauen. Ganz langsam füllen sich die engen Gassen mit den ersten Passanten des Tages.
"Rrrratsch", wieder wird ein Rollladen hochgezogen, klackend warden Schlösser geöffnet und aus einem tristen Verschlag ist ein offener Laden geworden. Nur im Fleisch- und Gemüsesuq herrscht schon ein quirliges Treiben. Hausfrauen erledigen ihre Besorgungen für den Tag und emsige Imbisbudenbesitzer bereiten ihre Stände für das Mittags-geschäft vor. Ein Muss in Casablanca ist die Hasan-II-Moschee, am nordwestlichen Rand der Medina, direkt an der Küste des Atlantischen Ozeans. Ich suche meinen Weg entlang einer stark befahrenen Hauptstraße. Die marokkanischen Autos stinken. Katalysatoren, oder schadstoffarme Motoren interessieren hier niemanden, genauso wie überall in Afrika oder Asien. Das ist ein Beweis dafür, dass Umweltzonen in deutschen Großstädten und Abgasuntersuchungen nichts als Schikane und Abzocke sind. Wie soll ein Land die Welt verbessern, wenn alle anderen schön weiter machen wie bisher? Ich biege schräg nach rechts ab und bald wird der Benzingestank von einer frischen, salzigen Seeluft verdrängt. Ich bin auf dem richtigen Weg. Bald erscheint das mächtige Minarett der Hasan-IIMosche. Es ist mit einer Höhe von 210 Metern das höchste religiöse Bauwerk der Welt. Erst 1993 wurde sie nach sechsjähriger Bauzeit fertiggestellt. Über zehntausend Handwerker waren am Bau beschäftigt. Der Gebetssaal kann bis zu 2500 Personen fassen. Nicht nur die hohen Kosten, die von den Steuern, die der König dem Volk "abgeluchst" hatte, finanziert wurden, sondern auch zahlreiche Arbeitsunfälle, brachten dem Prachtbau scharfe Kritik ein, und Oppositionelle übermalten den Namen "Hassan-II-Mosche" in nächtlichen Aktionen mehrmals mit dem Schriftzug "Moschee des Volkes." Das mächtige Minarett gleisst im vormittäglichen Sonnenlicht und der prozige Bau des Gebetssaals zeugt mit seinen Arkadengängen, Mosaiken und Verzierungen von maghrebinischer Baukunst. Das reich verzierte Tor last in seiner ganzen Höhe von über zehn Metern zwei Touristen, die davor stehen, winzig erscheinen, als wolle es sie verschlingen.
Gegen Mittag haben die Imbissstände Hochsaison. Es wird gebruzzelt, gebraten und frittiert. Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte. Couscous wird gekocht. Ich ziehe es aber vor, nur einen heißen, süßen Minztee in einem Straßencafé zu trinken. Die erfrischende Wirkung setzt bald ein, aber auch die kalte Cola im Hotel tut gut, bis der Zug nach Fes um viertel nach drei abfährt.
Das Minarett der Hassan ll Moschee ist mit einer Höhe von 210 Metern das höchste religiöse Bauwerk der Welt
Aufbruch: | September 2012 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | September 2012 |