2015 - Palermo - Sizilien (Italien)
6. Tag - 6. November 2015
Vor dem Theater stehen zwei Jugendstil-Kioske, die Tabakwaren etc. verkaufen. Sie stammen von Ernesto Basile, dem Architekten, der das von seinem Vater Giovanni Battista Basile begonnene Theater fertig stellt.
6. Tag - 6.11.2015
Freitag, 6. November 2015 6. Tag
Heute steht, nach dem gemütlichen Frühstück, wieder ein Gemeinschaftsausflug auf dem Programm. Unser Taxifahrer Massimo holt uns alle um 9.30 Uhr am Hotel ab. Wir fahren auf den Monte Pellegrino und besuchen das Heiligtum der Santa Rosalia.
Die Fahrt auf den Monte Pellegrino ist herrlich. Es ist ein schöner Tag und wir haben eine gute Aussicht. Mit dem Motorrad würde mir Strecke noch besser gefallen, eine Kurve nach der anderen. Ute stellt fest, dass es entlang der Straße viel sauber ist als noch vor drei Jahren, wo sie schon einmal hier war. Es gibt riesige Kakteenwälder.
Der Monte Pellegrino (Pilgerberg) ist ein Berg an der Nordküste Siziliens. Er liegt etwa vier Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Palermo. Die maximale Höhe des Kalkberges beträgt 606 Meter.
In Felsen geritzte Zeichnungen aus der Altsteinzeit, die man in den Addaura-Höhlen am Monte Pellegrino entdeckte, zeigen, dass hier schon in prähistorischer Zeit Menschen lebten. Im 3. Jh. v. Chr. belagerte Pyrrhos im Kampf gegen die Karthager den Berg. Von 248 v. Chr. an besetzte ihn Hamilkar, bis Palermo und Umgebung 245 v. Chr. von den Römern erobert wurden.
Goethe beschrieb den Monte Pellegrino in seiner „Italienischen Reise“ als „das schönste Vorgebirge der Welt“. In den Sommermonaten sind der Parco della Favorita und die Pinienwälder des Berges ein beliebtes Ausflugsziel der Palermitaner.
1996 erklärte man das Gebiet um den Monte Pellegrino zum Naturschutzgebiet Riserva Naturale Monte Pellegrino, um die Höhlen mit steinzeitlichen Felsenbildern zu schützen.
Seit dem 17. Jh. ist der Monte Pellegrino ein bedeutender Wallfahrtsort. 1625 fand man in einer 25 Meter tiefen Höhle den unverwesten Leichnam der heiligen Rosalia. Als man ihre Reliquien nach Palermo brachte, endete eine Pestepidemie und die hl. Rosalia wurde zur Schutzpatronin der Stadt erklärt. Die Höhle befindet sich auf einer Höhe von 458 Metern. Dem Eingang wurde 1625 eine Kapelle im Barockstil vorgebaut. Im Inneren befindet sich ein gläserner Reliquienschrein mit der liegenden Gestalt der hl. Rosalia. Der Bildhauer Gregorio Tedesco schuf im 17. Jh. die Marmorstatue, die in ein kostbares Kleid aus Gold gehüllt ist. Auf einer Aussichtsplattform mit einer Statue der Santa Rosalia gibt es regelmäßig Musik- und Theateraufführungen.
Massimo lädt uns am Heiligtum der Santa Rosalia ab und gibt uns Zeit bis 11 Uhr für die Besichtigung. Unten vor dem Heiligtum befinden sich Stände, die Andenken verkaufen, Heiligenbilder, aber auch praktische Dinge wie Schürzen, Handtücher etc.
Andere Stände verkaufen Obst, u. a. riesige Granatäpfel, köstliche Apfelsinen und Zitronen. Nach der Besichtigung des Heiligtums werde ich da mal stöbern. Doch zunächst heißt es, mühsam die vielen Stufen hinauf zu klettern. Auf Schildern werden auf Italienisch verschiedene Wunder beschrieben. Ob man daran glaubt, mag jeder selbst entscheiden. Ich finde die Geschichten auf jeden Fall sehr interessant.
Vor der eigentlichen Grotte haben Menschen der heiligen Rosalia Geschenke gebracht, aus welchen Beweggründen auch immer: Hochzeitskleider, Zigarettenschachteln, Helme, Sportschuhe, Bilder, Krücken, Blumen und vieles mehr. Gleich daneben befindet sich ein Brunnen mit Wasser aus der Grotte. Es soll sich um Heilwasser / Wunschwasser handeln. Bis auf Mario trinken wir alle davon, nach dem Motto, es kann ja nicht schaden. Da der Eintritt in das Heiligtum nichts kostet, spenden wir etwas. Dann begeben wir uns in die eigentliche Grotte, in der sich immer Besucher befinden, die um ein Anliegen beten. Ich denke, dass dieser Ort jeden Menschen berührt, egal, ob er gläubig ist oder nicht.
Die heilige Rosalia Sinibaldi – la Santuzza genannt (1130 – 1166) war eine Jungfrau und Eremitin auf dem Monte Pellegrino. Sie wird in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt. Zeitgenössische Quellen zum Leben der Heiligen gibt es nicht, alle Viten sind erst nach der Übertragung der Reliquien entstanden, um im Heiligsprechungsprozess vorgelegt werden zu können. Die genannten Lebensdaten sind fiktiv. Als ältester Beleg für den Kult der hl. Rosalia ist eine Urkunde Friedrichs II. für das Zisterzienserkloster S. Maria della Sambucina in Kalabrien vom Januar 1199 anzusehen.
Nach einer Version der Viten wuchs Rosalia als Tochter des Grafen Sinibaldi und seiner Frau Quisquina am sizilianischen Hof auf. Schon als junges Mädchen weihte sie ihr Leben Gott. Der Aufstand der normannischen Barone gegen König Wilhelm I. und dessen Großadmiral Maio im Jahr 1160 zwang Rosalia, den königlichen Hof zu verlassen, da ihr Vater wegen Verschwörung hingerichtet und die Familie enteignet wurde. Rosalia zog sich in eine Höhle am Monte Pellegrino in die Einsamkeit zurück und starb dort sechs Jahre später.
Zwei in der Nähe ihrer Höhle lebende Eremiten belebten den Kult um Rosalia im Juli 1625 von Neuem. Die beiden gaben an, eine Erscheinung der Heiligen gehabt zu haben, die sie zu dem Ort führte, an dem sich die Reliquien befanden. Der Leichnam war der Überlieferung zufolge unverwest und trug einen Kranz aus Rosen auf dem Kopf. Die Überführung der Ganzkörperreliquie nach Palermo fiel mit dem Ende einer Pestepidemie zusammen, weshalb die Heilige gegen die Pest angerufen wird.
Die Ganzkörperreliquie der hl. Rosalia befindet sich in der Kathedrale von Palermo. Die Einsiedelei, das Santuario di Santa Rosalia auf dem Monte Pellegrino wurde zu einem Wallfahrtsort. Die Heilige gehört zu den Stadtpatronen Palermos. Dargestellt wird sie mit offenem Haar, einem Kranz weißer Rosen (beides Attribute der Jungfräulichkeit), mit Kreuz und Toten-schädel. Jährlich am 14. und 15. Juli feiert man die hl. Rosalia beim „Festino“. In der Nacht vom 3. auf den 4. September findet zu Ehren der Schutzheiligen alljährlich eine Wallfahrt auf den Berg statt, die Acchianata Santa Rosalia. Am Fest der heiligen Rosalia in Palermo ist der Reliquienschrein für die Öffentlichkeit zugänglich, auf den Straßen Palermos finden Prozessionen und Feuerwerk statt.
Nach der Besichtigung können wir noch ein wunderschönes Marmor-Waschbecken aus dem 17. Jh. und einen schönen Schrank anschauen, ehe wir in einem kleinen Laden den „Amaro der hl. Rosalia“ probieren. Dies ist ein Kräuterschnaps, allerdings vom Geschmack gewöhnungsbedürftig. So verzichten wir auf einen Kauf. Ursula entdeckt einige schöne Engel für ihre Sammlung und ich erstehe einige Andenken an die Hl. Rosalia für meine Freundin Giovanna in Figline Valdarno.
Anschließend werden noch Bilder von der schönen Aussicht auf Palermo gemacht, ehe wir die vielen Stufen wieder hinunter steigen. Für kaputte Knie und Rücken nicht so gut.
Unten angekommen, stöbere ich in den Handtüchern und finde gleich ein Schönes, welches mich Zuhause an diese Reise erinnern wird. Den Besitzer des Standes muss ich zum Bezahlen allerdings auf-wecken, er macht ein Schläfchen.
Nach 11 Uhr geht es zurück nach Palermo. Unterwegs sehen wir auf einem Hügel ein schönes kleines Castel – Castello Utveggio. Dies ist ein eindrucksvoller Bau, wie ein neugotisches Schloss, auf 346 m Höhe auf einer Landzunge des Monte Pellegrino. 1933 durch den Cavaliere Michele Utveggio erbaut, der auch die Kosten für die Wasserversorgung und die Verbindungsstraße trug. Zunächst diente das Schloss als Luxushotel, doch der wirtschaftliche Erfolg war von kurzer Dauer. Anfang des Zweiten Weltkrieges war das Geschäft rückläufig, auch die Eröffnung eines Casinos war nicht von Erfolg gekrönt. Der Krieg und die Nutzung des Gebäudes durch faschistische Truppen verwüsteten und zerstör-ten das Gebäude. 1984 wurde es von der Region Siziliens gekauft und 1988 wiedereröffnet, als Schulungsort für Firmen. Ute besuchte dort schon einmal eine Tagung. Sie erzählt uns, dass man von dort einen phantastischen Blick auf Palermo hat.
An einem Übersichtspunkt der Straße halten wir, um Fotos zu machen. Hier scheint ein Treffpunkt von Jugendlichen zu sein. Es liegen überall benutze Kondome in der Landschaft. Massimo lässt uns an der Piazza Giuseppe Verdi am Teatro Massimo aussteigen. Mario verabschiedet sich hier von uns. Er wird heute Monreale besuchen. Ute, Ursula, Anneken und ich laufen erst einmal zum Eingang. Dort erfahren wir, dass die nächste Führung auf Englisch um 12 Uhr stattfindet. Da haben wir mal wieder Glück. Bis auf Ute, die ja noch jung ist, bezahlen wir anderen wieder mit Rentnerrabatt nur 5 Euro.
Vor dem Theater stehen zwei Jugendstil-Kioske, die Tabakwaren etc. verkaufen. Sie stammen von Ernesto Basile, dem Architekten, der das von seinem Vater Giovanni Battista Basile begonnene Theater fertig stellt.
Der Bau des Theaters wurde 1874 begonnen, 8 Jahre lang Baustopp (1882 – 1890) und 1897 fertig gestellt. Es wurde zu Ehren König Victor Emanuele II. errichtet. Der König empfand den Bau des Theaters jedoch als Verschwendung und besuchte es nie. So blieb die prachtvolle Königsloge anderen Gästen vorbehalten.
Das Teatro Massimo ist mit 3.200 Sitzplätzen das größte Opernhaus Italiens und das drittgrößte in Europa, berühmt für seine perfekte Akustik. Die Fassade ist ein Beispiel für den italienischen Historismus, der im 19. Jh. ältere Stilformen wieder aufnahm und nachahmte. Zum Portikus des Teatro Massimo führt eine großzügige, mit zwei Löwen-Statuen (aus Bronze) eingerahmte Freitreppe; dem Portikus vorgelagert sind sechs Säulen mit korinthischen Kapitellen.
Der Opernsaal wird überspannt von einer großen Kuppel aus Eisen. Diese Kuppel wurde beweglich gelagert, um mögliche Verschiebungen durch Temperaturschwankungen auszugleichen. Es bietet sich an, die Besichtigung mit dem Besuch einer Opernaufführung zu verbinden; der thematische Schwer-punkt des Hauses liegt auf der italienischen Oper des 19. Jh.
Kinofreunde entdecken im Teatro Massimo die Kulisse für die Schlussszene der Filmtrilogie "Der Pate".
Heute bietet das Theater 1.350 Personen Platz, 7 Logenreihen sind hufeisenförmig anlegt. 1974 wurde das Theater wegen Renovierung geschlossen. Da die Bauherren jedoch in korrupte, mafiose Baupolitik verstrickt waren, zog sich die Sanierung über mehr als 20 Jahre hin. Erst 1997, zum 100-jährigen Bestehen, konnte das Opernhaus auf Betreiben von Palermos Bürgermeister Leoluco Orlando wieder eröffnet werden, gespielt wurde dazu wiederum Verdi, dieses Mal mit der Oper Nabucco. Das Teatro Massimo darf deswegen heute auch als Symbol des Kampfes gegen die Mafia in Palermo gelten.
Die sich vor dem Theater befindenden zwei monumentalen Bronze-Löwen-Statuen beeindrucken mich sehr. Eine Büste von Giuseppe Verdi entdecken wir in einer kleinen Grünanlage außerhalb des Theaters.
Pünktlich um 12 Uhr beginnt dann die Führung. Es lohnt sich auf jeden Fall, sie mitzumachen, wenn man in Palermo ist. Leider finden zurzeit keine Vorstellungen statt. Wir alle wären gern hingegangen. Die junge Frau, die die Führung macht, erklärt alles sehr gut und verständlich und wir haben genug Zeit, um zu fotografieren. Das Theater ist sehr beeindruckend.
Nach der Führung haben wir Hunger und Durst und wir müssen uns ausruhen. Also suchen wir uns die kleine Trattoria Al 59 an der Piazza Verdi, wo wir einen schönen Tisch im Garten finden. Anneken und ich teilen mal wieder die Vorspeise: Geräucherter Lachs, marinierter Schwertfisch, Cocktail di Gamberi, anschließend Kalbschnitzel in Marsala, dazu offenen Hauswein. Alles sehr lecker. Wir quatschen über Gott und die Welt und Ute erzählt uns einige Geschichten aus ihrem Leben in der Toskana. Eine kleine Katze streunt herum, sie scheint Hunger zu haben.
Nach dem Essen bekommen wir von dem netten Kellner zwei Teller voller köstlicher Süßigkeiten, als Dankeschön des Hauses. Da können wir nicht widerstehen.
Erst nach 14.30 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg. Über die Via Maqueda mit ihren herrlichen Geschäften geht es zur Chiesa San Agostino an der Markstraße Via Sant Agostino. Doch zunächst werden einige Ledergeschäfte unsicher gemacht. Anneken liebäugelt mit einer Tasche, Ursula sucht eine rote Geldbörse, Ute eine Tasche für ihren Laptop und ich möchte eine Geldbörse für Rolf kaufen. Schnell werde ich fündig und in dem schönen Laden erstehe ich auch gleich eine tolle Handtasche für mich. Ursula und Anneken werden in einem anderen Geschäft fündig, die Preise sind sehr günstig und Rabatt bekommen wir auch noch. Und so erstehe ich eine zweite Tasche für mich, denn Handtaschen kann man nie genug haben!
Beladen mit unseren Einkäufen geht es nun zur San Agostino Kirche, die leider geschlossen hat und nur von Außen anzuschauen ist.
Sant’Agostino ist eine Kirche der Augustinereremiten in Palermo. Sie liegt im Stadtviertel Capo, die Via Sant’Agostino ist Teil des Mercato del Capo.
Das langgestreckte, einschiffige Bauwerk entstand unter der Herrschaft der Anjou Ende des 13. Jh. im Stil der Gotik. Die Fassade mit reich verziertem Portal und großer Rosette stammt aus dem 14. Jh.. Zu den Förderern gehörten die adeligen Familien Chiaramonte und Sclafani.
Ende des 15. Jh. schufen Giuliano Mancino und sein Mitarbeiter Bartolomeo Berrettaro das mit Darstellungen von Heiligen Augustinern dekorierte Seitenportal, welches wir anschauen.
Das Innere der Kirche wurde 1711 und 1729 von Giacomo Serpotta mit Stuckarbeiten im Stil des Barock neu gestaltet. Der Kreuzgang von 1560 wird von Vincenzo Gaggini zugeschrieben. Seit 1922 wird in San Agostino das Fest der Heiligen Rita von Cascia mit großem Aufwand und großem Zulauf von Gläubigen gefeiert.
Ute verabschiedet sich von uns. Sie hat eigene Pläne. Ursula, Anneken und ich laufen weiter, über die Via Maqueda bis zur Piazza Vigliena – Quattro Canti und weiter, vorbei an der Piazza Pretoria bis zur Piazza Bellini. Bei der Anlage des Platzes war eine umfangreiche Einebnung des Terrains erforderlich. Dadurch stehen die Kirchen San Cataldo und La Martorana heute auf einer erhöhten Terrasse (Reste der römisch-punischen Stadtmauern), die nur über eine Treppe zugänglich ist.
San Cataldo befindet sich neben der Kirche La Martorana und ist dem Heiligen Cataldo geweiht. Die Kirche wurde ab 1154 – 1160 unter Maio von Bari, dem Großadmiral König Wilhelms I. als seine Privatkirche erbaut. Sie ist eine der letzten Kir-chen auf Sizilien im arabisch-normannischen Stil.
Auf dem kubusförmigen Bau, dessen Fassaden mit Blendbögen geschmückt sind und nur in ihrem oberen Teil kleine Fens-ter haben, sitzen in der Längsachse drei halbkugelförmige Kuppeln auf je einem zylindrischen Tambour mit Fenstern. Eine solche Bauweise fand sich damals häufiger in Apulien, der Heimat Maios, so dass diese Kirchen vermutlich Vorbild für San Cataldo waren. Der obere Rand des Kubusbaus ist mit einem ornamentalen Sims und einem umlaufenden Band mit kufi-scher Schrift verziert.
Die kufische Schrift ist eine der ältesten kalligraphischen Formen der arabischen Schrift und daher weder eine eigenständige Schrift noch ein Alphabet. Sie ist nach der Stadt Kufa benannt, die im heutigen Irak liegt. Hier befand sich eine Hochschule, in der diese Schrift hauptsächlich von Abschreibern und Kalligraphen (Schönschreibern)verwendet wurde.
Das Innere der Kirche ist dreischiffig. Die Schiffe sind durch Rundbögen voneinander getrennt, die auf antiken Säulen mit korinthischen Kapitellen ruhen. Die Wände bestehen aus sorgfältig verfugten Steinen, die offen sichtbar sind. Für den arabisch-normannischen Stil typische Elemente sind u .a. die in die Mauerecken eingelassenen Säulen und die Übergange zu den Kuppeltambours in Form einer einfachen Muqarnas mit abgestuften Spitzbögen.
Muqarnas (Stilelement der islamischen Architektur) besteht in der Regel aus einer großen Anzahl spitzbogenartiger Elemente, die in- und übereinander gesetzt sind, um so einen Übergang zwischen der Nische und der Wand bzw. zwischen den Wänden und der Kuppel zu bilden. Komplexe, kunstvoll ausgebildete Muqarnas erinnern an Tropfsteinhöhlen und werden daher auch als Stalaktitendekoration bezeichnet.
An der Türe und im Fenster der Mittelapsis ist das Symbol der Ritter vom Heiligen Grab von Jerusalem angebracht, denen die Kirche seit 1937 gehört. Die Messe wird in dieser Kirche nach einem Privatkult der Ritter gefeiert. Wir erhalten am Eingang eine Info-Broschüre in deutscher Sprache. Das ist wirklich sehr gut, so kann man alles besser verstehen.
Der Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist eine im 19. Jh. gegründete römisch-katholische Gemeinschaft, die sich auf einen Brauch im Heiligen Land aus dem 14. Jh. bezieht, der lange nach den Kreuzzügen entstand. Angelehnt war dieser Brauch an den im 11. Jahrhundert in Palästina gegründeten Ritterorden der Ritter vom Heiligen Grab. Von allen geistlichen Ritterorden der katholischen Kirche ist der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem demnach der jüngste Ritterorden. Er steht aufgrund historischer, rechtlicher und geistiger Bande direkt unter dem Schutz des Heiligen Stuhls und ist eine juristische Person des kanonischen Rechts.
Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem genießt die gleiche unmittelbare Anerkennung wie der Malteserorden als Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge. Beide sind die einzig vom Heiligen Stuhl anerkannten Ritterorden der katholischen Kirche, die zudem in einem besonderen Souveränitätsverhältnis zum Heiligen Stuhl stehen. Beide Orden haben ihren Ursprung nicht einer päpstlichen Stiftung zu verdanken.
Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem unterstützt zunächst das christliche Leben seiner Mitglieder und ist eine Gemeinschaft des Betens, der Spiritualität, Nächstenliebe wie auch der Aktion. Dem Orden gehören sowohl katholische Laien (männlich oder weiblich) als auch Geistliche an.
Der Orden ist ein päpstlicher Orden in der katholischen Kirche mit einem vom Papst eingesetzten Kardinal als Großmeister. Er sieht sich der Verteidigung der Rechte der Kirche und der Freiheit der Religionsausübung, der Förderung der Ökumene, dem Schutz ethnischer Minderheiten sowie den Bemühungen um Gerechtigkeit und Frieden verpflichtet.
Die Soziallehre ist ein besonderes Anliegen des Ordens. Politische oder wirtschaftliche Aufgaben nimmt der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem nicht wahr.
Das Leitmotiv des Ritterordens lautet Deus lo vult („Gott will es“), mit dem seinerzeit zum Ersten Kreuzzug aufgerufen wurde.
Der Orden ist weltweit tätig sowie in religiösen, karitativen, kulturellen und sozialen Werken bzw. Einrichtungen des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem engagiert und unterstützt die Christen im Heiligen Land sowohl in Hinsicht auf Förderung des katholischen Glaubens im Heiligen Land als auch in finanzieller Hinsicht. Insbesondere engagiert man sich für das vielfältige Wirken des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem in der Seelsorge in den 69 Pfarreien, in der Unterstützung für das Priesterseminar in Beit Jala, für den Bau und die Instandhaltung von Pfarrkirchen, für Kindergärten und Schulen und in zahlreichen sozialen Einrichtungen wie Altenheimen, Krankenstationen sowie in der Hilfe für sozial schwache und alte Menschen in Israel, Palästina (Gazastreifen/Westjordanland), Jordanien und Zypern.
Der Ritterorden stellt die Finanzierung der 44 Patriarchatschulen mit über 22.000 christlichen, jüdischen und muslimischen Schülern in Palästina, Jordanien und Israel sicher. Darüber hinaus wird die Universität Bethlehem und die neue American University of Madaba in Jordanien wesentlich unterstützt.
Die Zahl der Grabesritter beträgt weltweit etwa 28.000.
Das Tragen der Uniform des Ordens ist zurzeit nicht verbindlich. Hingegen wird die Verwendung des Mantels und des Baretts bekräftigt. Der Mantel besteht aus elfenbeinweißem Tuch und ist in Form eines Vollrads geschnitten; unterhalb der linken Schulter ist ein 25 cm großes Jerusalemkreuz in Rot angebracht. Das Barett ist aus schwarzem Samt; an ihm sind die Rangabzeichen angebracht.
Geistliche tragen eine Mozetta.
Der Mantel der Damen ist schwarz, auch hier ist unterhalb der linken Schulter das rote Jerusalemkreuz angebracht. Dazu tragen die Damen einen schwarzen Schleier.
Kennzeichen ist das rote fünffache Jerusalemkreuz; dieses wurde von Gottfried von Bouillon (französisch Godefroy de Bouillon; * um 1060; † 18. Juli 1100 in Jerusalem), der ein Anführer beim Ersten Kreuzzug war und nach der Eroberung Jerusalems der erste Regent des neu gegründeten Königreichs Jerusalem wurde, erstmals als Wappen geführt. Adelige Ritter und Bischöfe des Ordens vom Heiligen Grab können das Ordenskreuz zu ihrem Adels- bzw. Bischofswappen hinzunehmen.
Grundsätzlich steht der Orden allen Frauen (Damen) und Männern (Rittern) offen, die sich als katholische Christen besonders ausgezeichnet haben. Generell gilt: „Die Ritter und Damen werden unter Persönlichkeiten katholischen Glaubens sowie einwandfreier sittlicher Lebensführung ausgewählt, die sich in besonderer Weise um die katholischen Einrichtungen im Heiligen Land und um den Orden verdient gemacht haben und sich verpflichten, dies auch in der Zukunft zu tun.“
Um die Mitgliedschaft kann man sich nicht bewerben; Aufnahmekandidaten werden auf Vorschlag von Mitgliedern des Ordens ausgewählt. Nach einem Nihil obstat des jeweiligen Ortsbischofs, des Statthalters und des Großpriors der jeweiligen Statthalterei werden die Kandidaten vom Kardinal-Großmeister ernannt und vom vatikanischen Staatssekretariat bestätigt.
Die formale Aufnahme in den Orden erfolgt während der Investitur, wobei Männer (nur Laien) den Ritterschlag erhalten. Die Ernennung jedes einzelnen Ritters und jeder einzelnen Dame erfolgt jedoch seit 1931 mittelbar durch den Papst.
Nach der Besichtigung geht es hinüber zur Chiesa La Martorana – Chiesa di S. Maria dell’ Ammiraglio. Wir nutzen die Besichtigung der Kirchen auch immer wieder dazu, uns auszuruhen.
Santa Maria dell’Ammiraglio - San Nicolò dei Greci, auch La Martorana genannt.
Die Kirche wurde ab 1143 unter Georg von Antiochien, dem Ammiratus König Rogers II., als dessen Privatkirche erbaut und erfuhr im Lauf der Geschichte zahlreiche bauliche Veränderungen. Ursprünglich war sie über dem Grundriss eines griechischen Kreuzes in quadratischer Form errichtet. Bis in das 13. Jahrhundert tagte im Atrium der Kirche der städtische Gerichtshof. 1435 wurde die Kirche an das Benediktinerinnenkloster der Eloisia Martorana angegliedert. Daher hat sie auch ihren Beinamen.
Ab 1588 erhielt die Kirche durch Einbeziehung des ursprünglichen Atriums in den Bau eine längliche Form. Bei diesem Umbau wurde auch die mittlere Apsis eingerissen und zu einem rechteckigen Altarraum erweitert. Im 17. Jahrhundert wurde dem ehemaligen Atrium eine Barockfassade zur Piazza Bellini hin vorgesetzt. Bei einer Restauration im 19. Jahrhundert wurde teilweise der mittelalterliche Zustand wiederhergestellt.
Das Innere der Kirche ist dreischiffig. Die Schiffe sind durch Rundbögen voneinander getrennt, die auf Säulen mit korinthischen Kapitellen ruhen. Die Deckengewölbe und die Bögen sind mit byzantinischen Goldgrundmosaiken überzogen. Am höchsten Punkt der Kirche, in dem Mosaik der Vierungskuppel, ist Jesus Christus als Pantokrator dargestellt. Ihm zu Füßen liegen vier Engel in anbetender Stellung. An den Seiten des achteckigen Tambours der Kuppel sind acht Propheten dargestellt, in den Ecknischen beim Übergang des Tambours in das Vierungsquadrat die vier Evangelisten. Die Gewölbe seitlich der Vierung zeigen acht Apostel, die Randbögen der Vierung tragen Medaillons mit Darstellungen von Märtyrern. Auf dem Triumphbogen ist die Verkündigung dargestellt. Die Mosaiken der Martorane liegen zeitlich vor denen der Capella Palatina und der Kathedrale von Monreale.
Nach dem Umbau ab dem 17. Jahrhundert wurden die Apsiskapelle, der ehemalige Narthex und einige Bereiche der Seitenschiffe mit Fresken von Antonio Grano (1685), Guglielmo Borremans (1717) und Olivio Sozzi (1744) versehen. Gleichzeitig wurden die Mosaiken der Kirchengründer in den ehemaligen Narthex übertragen. Auf der linken Seite ist Georg von Antiochien dargestellt, der sich betend vor der Muttergottes zu Boden wirft, auf der rechten Seite Roger II., der von Christus selbst zum König gekrönt wird.
Der Glockenturm, der auf der der Kirche gegenüberliegenden Seite an das Atrium errichtet wurde, seit dem Umbau des 16. Jahrhunderts jedoch direkt an die Westfassade der Kirche anschließt, ist in seinen unteren zwei Stockwerken noch im Originalzustand erhalten. Die oberen Stockwerke sind im 14. Jahrhundert im Stil der katalanischen Gotik hinzugefügt worden.
Seit 1943 ist La Martorana Sitz der Pfarrei San Nicolò dei Greci mit byzantinischem Ritus für alle in Palermo wohnenden italo-griechischen Gläubigen und Konkathedrale der Eparchie Piana degli Albanesi.
Gegen 17 Uhr haben wir uns alle angeschaut und sind rechtschaffen müde. Ich rufe Michele, unseren zweiten Taxifahrer an, der uns abholen kommt. Erst steigen wir jedoch versehentlich in ein anderes Taxi ein. Als sich im Gespräch dann herausstellt, dass er nicht von Michele geschickt wurde, fährt er uns zurück zur Piazza Bellini, wo dann Michele mit seinem Taxi schon aus uns wartet. Die Taxifahrer, die einer bestimmten Organisation angehören, nehmen sich keine Kunden weg. Im Hotel heißt es Duschen und Ausruhen, ehe wir uns um 19.20 Uhr in der Hotellobby wiedertreffen, um in das Restaurant Primi Piatti zum Abendessen zu fahren. Heute Abend ist Ursula nicht dabei. Sie ist zu müde.
Primi Piatti ist ein uriges Lokal mit bunten Bildern an den Wänden, im Hinterhof, mit einem netten Wirt und sehr gutem preisgünstigen Essen. Wir haben: Bruschetta, Spaghetti in verschiedenen Varianten, Caponata, Branzino – dazu einen sehr leckeren Hauswein. Mario genehmigt sich ein Bier, was ebenfalls nicht teuer ist.
Das Lokal besitzt eine sehr saubere Behindertentoilette. Überhaupt, die Toiletten, die wir in Palermo gesehen haben, waren alle Top in Ordnung. Um 23 Uhr nehmen wir alle zusammen ein Taxi zurück ins Hotel, denn es regnet. Ein weiterer schöner aber anstrengender Tag geht zu Ende.
Ausführliche Fotoalben auf meiner Facebook Seite
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Aufbruch: | 01.11.2015 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 08.11.2015 |