Meraner Höhenweg und Texelgruppe
Tag 1
Zeppichl – Eishof, 19 km, 1600 hm aufwärts / 1200 abwärts
Der Wecker klingelt um 6:45 Uhr. Ich schrecke auf weil ich mir nicht sicher bin ob doch noch jemand ins Bettenlager gekommen ist, den mein Wecker unsanft geweckt haben könnte. Ich bin noch alleine. Also richte ich mich und meinen Rucksack. Zum Frühstück gibt es drei Brötchen, Käseaufschnitt, Schinken, verschiedene Marmeladen, Honig und Nutella. Außerdem gibt es ein Buffet mit Müsli, Joghurt und einer Kaffemaschine, heißer Schokolade und Orangensaft. Ich esse mich satt und los geht es bei erfrischenden 6 °C.
Da ich ja abends zuvor die Karte studiert hatte wusste ich, dass der MHW in der letzten Kehre vor Zeppichl vom Fahrweg abgeht. Ich stehe da und sehe keine Weg, auch die Karte hilft nicht weiter… fängt ja super an. Ich gehe wieder die paar Meter hoch zum Gasthof und sehe die Holzschilder die Richtung Lazins weisen. Hätte ich nicht die Karte im Kopf gehabt wäre ich vermutlich nicht blind daran vorbeigelaufen. Jetzt aber wirklich los. An der ersten Weggabelung ohne Schilder beschließe ich den rechten Weg zu nehmen (weiß ich ja von der Karte ). Ich beeile mich etwas damit mir warm wird und ich möglichst früh an der Stettiner Hütte ankomme.
Tipp: Von der Stettiner Hütte aus hat man die Möglichkeit die Hohe Weiße (3278 m) und/oder die Hochwilde (3480 m) zu besteigen. Allerdings mit einer Gehzeit von je 2 Stunden für den Aufstieg. Das könnte knapp werden wenn ich nicht zu spät im Eishof ankommen will.
Von Zeppichl bis zur Lazinser Alm ist man auf breiten Schotter- und Fahrwegen über Almwiesen unterwegs und kann sich auf den Aufstieg zum Eisjöchl freuen. Leider ist der normale Wanderweg von der Lazinser Alm zum Eisjöchl teilweise gesperrt.
Der Blick zurück. Direkt unten am Berg sieht man die Lazinser Alm, weiter hinten im Tal sind Zeppichl und Pfelders noch zu erkennen.
Aufgrund des immer mehr tauenden Permafrostbodens im höheren Bereich fürchtet man, dass der Hang oberhalb des Wanderweges abrutschen könnte. Die „Umleitung“ ist gut ausgeschildert und folgt grob dem Skiweg. Es geht sehr steil in der Falllinie an rot-weiß markierten Holzpfosten entlang den Berg hinauf. Nach etlichen Höhenmetern und einer wunderbaren Aussicht Richtung Pfelders kommt man wieder auf den normalen Wanderweg.
Dieser ist gut ausgebaut, deutlich flacher aber immer noch steil. Plötzlich sehe ich die Stettiner Hütte kurz unterhalb der Passhöhe und freue mich, da ich nicht dachte schon so hoch zu sein. Es geht an einem Hubschrauberlandeplatz für die Bergwacht vorbei und nach nur 2:40 Stunden (4 Stunden sind angegeben) stehe ich vor der Stettiner Hütte, die leider zwei Tage zuvor geschlossen hat.
Die Hohe Weiße ist mit Neuschnee verzuckert und der Wanderweg ist als weiße Spur zu erkennen. Richtung Hochwilde scheint der Weg etwas besser zu sein. Ich mache 20 Minuten Pause, rede mit den ersten Wanderern, die von der anderen Seite aufgestiegen sind und mache mich Sack und Pack auf Richtung Hochwilde. Da der Weg laut Karte an mehreren Stellen durch Drahtseile gesichert ist, befestige ich meine Wanderstöcke gleich am Rucksack um beide Hände freizuhaben. Der Weg ist anfangs sehr steil – und wird auch nicht flacher. Dazu kommt die Höhe, die sich immer mehr bemerkbar macht. Ich gehe an den sehr steilen Stellen oft nur ein paar Meter und bleibe dann völlig außer Atem einige Sekunden stehen. Nach 30 Minuten kommt der erste gesicherte Abschnitt, der jedoch nicht sonderlich schwierig ist. Es geht weiter über ausgesetzte Stellen und einen leicht verschneiten Weg. An der nächsten Seilsicherung überlege ich ob ich umdrehen soll, da der Weg im Schnee nur noch zu erahnen ist. Ich entschließe noch ein Stück weiter zu gehen. Es kommen noch zwei Sicherungen bis ich auf der Hälfte der Ostwand-Querung nach einer Stunde Aufstieg schlussendlich umkehre. Der Weg ist stark verschneit und die Felsen vereist. Leider zu gefährlich. Außerdem zieht das Wetter etwas zu und starke Windböen machen das Unternehmen „Aufstieg“ nicht besser. Schade. An einer etwas windgeschützten Stelle mache ich Pause und genieße die grandiose Aussicht. Von hier oben (ca. 3250 m) hat man einen 270°-Rundblick von Pfelders über die Hohe Weiße bis Richtung Eishof und Ötztaler Alpen.
Nach insgesamt 1 Stunde 40 Minuten bin ich wieder an der Stettiner Hütte. Ich esse ein paar Nüsse und gehe weiter Richtung Eisjöchl, das ich nach 5 Minuten erreiche. Es geht ein paar Meter über Felsen und dann auf einem breiten „Karrenweg“ von 2895 m auf 2076 m zum Eishof hinunter. Der Weg ist einiges flacher als es der Aufstieg am Morgen war, deshalb bevorzugen die meisten Wanderer diese Seite für den Aufstieg. Im Beiheft zur Wanderkarte heißt es auch, dass der Aufstieg im Uhrzeigersind schöner ist, da man hier einen schöneren Ausblick auf die Berge hat. Das finde ich nicht, denn durch die Serpentinen zum Eishof hinab sieht man auch die Hohe Weiße, Kleine Weiße und Grafspitze im Panorama. Außerdem ist der Aufstieg über die Umleitung angenehmer als der Abstieg (wie mir einige Wanderer, die im Uhrzeigersinn gegangen sind, später erzählen).
Für den Abstieg zum Eishof brauche ich ca. 2 Stunden, denn kurz vor meinem Ziel sehe ich noch Murmeltiere, die wie ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages einfangen. Kurz vor dem Winter sind sie schon richtig fettgefressen.
Der Eishof ist sehr urig. Im Ersten Stock sind die Bettenlager. In „meinem“ Zimmer stehen sieben Betten, von denen zwei bereits durch ein Stuttgarter Pärchen belegt sind. Wir kommen schnell ins Gespräch und verkürzen uns so die Wartezeit bis die Dusche (es gibt auf dem Eishof nur eine) frei wird. Kurzdarauf kommt noch eine zweites Pärchen aus Meersburg in unser Zimmer. Nach einer ausgiebigen Dusche gehe ich in die „Stube“ in der auch schon alle Tische belegt sind. Ich setze mich zu den Stuttgartern an den Tisch. Auch die beiden Meersburger kommen zu uns und die Zeit bis zum Essen vergeht bei netten Gesprächen und guter Stimmung sehr schnell. Um 18 Uhr wird die Bestellung aufgenommen, spätestens da sollte man also am Eishof ankommen. Ich bestelle eine Speck¬knödelsuppe und Spiegeleier mit Bratkartoffeln. Die beiden Knödel sind faustgroß und sehr lecker, leider bin ich nach der Suppe schon satt. Trotzdem esse ich natürlich auch noch die Spiegeleier. Alle sind sehr zufrieden und satt. Obwohl es erst 19:30 Uhr ist sind alle Müde, die Wärme in der Stube gibt uns den Rest. Es wird noch etwas geredet und gealbert dann gehen wir ins Bett.
Aufbruch: | 03.10.2016 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 07.10.2016 |