Meraner Höhenweg und Texelgruppe
Tag 3
Gasthof Giggelberg – Oberkaseralm, 16 km, 1582 hm aufwärts / 1024 hm abwärts
Da der heutige Anstieg vom Hochganghaus bis zur Hochgangscharte in diversen Internetforen mit zwei Stunden angegeben wird und ich auch noch zum Gipfel der Spronser Rötelspitz hinauf möchte, klingelt mein Wecker heute um 6:00 Uhr. Ich stehe auf, mache mich und meine Rucksack abmarschbereit und gehe um 6:30 hinunter zum Frühstück. Vielleicht bin ich noch durch das gestrige Frühstücksbuffet am Eishof verwöhnt, auf jeden Fall bin ich etwas enttäuscht als ich die beiden Brötchen, drei Scheiben Käse und Speck und etwas Marmelade mit Honig sehe. Ich esse auf, bezahle und bin um 7:00 Uhr bereit mich zur Hochgangscharte aufzumachen. Als ich das Haus verlasse ist draußen noch dämmrig und ich habe einen super Blick zur aufgehenden Sonne über der Sella Gruppe.
Die erste Stunde führt der Weg durch einen ziemlich dicht bewachsenen Nadelwald, der sich aber auch immer wieder etwas lichtet und so den Blick Richtung Sonnenaufgang ermöglicht. Nach ungefähr einer Stunde „besteige“ ich meinen ersten Gipfel. Zugegeben, die Hohe Wiege ist mit ihren 1809 m Höhe kein wirklicher Gipfel wenn man auf dem Meraner Höhenweg unterwegs ist sondern eher eine der vielen kleineren Anstiege; nichtsdestotrotz hat man einen schönen Ausblick Richtung Meran. Ich treffe dort auch ein Pärchen (dem Dialekt nach von der Schwäbischen Alb), die einen großen Berner Sennenhund dabeihaben und über die Taufenscharte gekommen sind. Falls die Hochgangscharte (in der Karte als „nur für Geübte“ gekennzeichnet) nicht machbar sein sollte, müsste die Taufenscharte, deren Einstieg sich ein Stück hinter dem Hochganghaus befindet, auf jeden Fall machbar sein. Von der hohen Wiege sind es noch ca. 30 Minuten bis zum Hochganghaus. Dort angekommen sehe ich schon zwei Gruppen (je 4-5 Personen) die sich gerade an den Aufstieg machen. Die Wanderstöcke befestige ich vorsichtshalber schon am Rucksack damit ich bei den gesicherten Passagen beide Hände frei habe. Der Anstieg führt die ersten Meter mit angenehmer Steigung über die Almwiese, anschließend etwas steiler durch den Wald und die ersten Stufen durch ein Geröllfeld hindurch. Ab einem gewissen Punkt geht es sehr steil und fast ausschließlich über mehr oder weniger hohe Stufen an der Felswand hinauf. Der Weg ist an den meisten steil abfallenden Stellen durch eine Kette gesichert. Es ist beeindruckend wie der Weg sich an der zum Teil fast senkrechten Felswand hinauf schlängelt. Es dauert 30-45 Minuten bis ich schließlich den Übergang zur Spronser Seenplatte erreiche. Angaben von 2 Stunden, die am Abend zuvor gelesen hatte sind wirklich übertrieben… Kommt man der Hochgangscharte an, führt der rechte Weg weiter auf die Spronser Rötespitz. Da ich nicht so früh am Ziel ankommen möchte und das Wetter auch heute super ist, mache ich mich auf zum ersten richtigen Gipfel. Der Weg ist hier nur durch aufgemalte weiß-rote Farbmarkierungen auf den Felsplatten gekennzeichnet und ich muss zum Teil etwas suchen.
Nach 40 Minuten stehe ich auf dem 2625 m hohen Gipfel. Von anderen Wanderern erfahre, dass auch die Oberkaseralm noch geöffnet ist und beschließe daher nicht bis zur Bockerhütte abzusteigen. Es geht wieder den gleichen Weg hinab zur Hochgangscharte (ca. 20 Minuten) und am Langsee entlang. Unterwegs brauche ich bestimmt sechs Versuche um telefonisch an der Bockerhütte meine Reservierung zu stornieren. Die Landschaft auf der Spronser Seenplatte ist sehr karg, die Seen liegen dennoch sehr idyllischen zwischen den Gipfeln. Hinter dem Grünsee, der seinem Namen alle Ehre macht, biege ich rechts ab und steige ich die 230 Hm zur Oberkaseralm ab.
Das Bettenlager der Oberkaser Alm ist im alten Stall und hat ein ganz besonderes Flair. Da mein Bett das hinterste und obere eines Hochbettes ist, richte ich gleich alle meine Sachen für die Nacht um später niemanden zu stören. Die einzige Frage, die sich mir stellt ist: wo ist die Dusche? Die Terrasse hat schon deutlich geleert und ich frage eine Gruppe, die auch nach Übernachtungsgästen aussieht. Die Antwort ist ernüchternd; keine Dusche für das Bettenlager. Na gut wenn keiner duscht trifft es alle gleichermaßen . Sobald die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist wird es empfindlich kalt und wir verziehen uns in die warme Stube. Der einzige Wermutstropfen ist, dass es eher eine kalte Stube ist. Alle sitzen in Fließjacken, dick eingepackt da und bestellen ihr essen. Auch hier leider wieder ein „Rückschlag“ für einige. Ein großer Teil der Karte (etwa die Hälfte) ist bereits ausverkauft.
Das essen kommt schließlich und schmeckt, wie die Tage zuvor, super lecker. Wir spielen etwas Karten und testen den Hausgemachten Marillenlikör. Sehr gut!!! Als der Wirt abkassiert hat setzt er sich noch etwas zu uns an den Tisch und wird plötzlich redselig und sehr viel sympathischer als bisher. Die Materialseilbahn, die die Oberkaseralm versorgt wurde vor einem Jahr zum Teil verschüttet und seit dem muss alles per Helikopter an- und abgeliefert werden. Das Wetter war (mein Glück) die letzte Wochen überraschend gut und entsprechend viele Gäste haben auf der Oberkaseralm gegessen, daher die eingeschränkte Auswahl (mein Pech). Zu guter Letzt spendiert der Wirt uns noch einen Kräuterschnaps und alle haben die nötige Bettschwere um trotz der nicht zu verachtenden „Lärmbelästigung“ durch andere Gäste im Bettenlager (wir sind insgesamt ca. 20 Leute) gut einzuschlafen.
Aufbruch: | 03.10.2016 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 07.10.2016 |