Meraner Höhenweg und Texelgruppe

Reisezeit: Oktober 2016  |  von Thorbjörn Held

Tag 2

Eishof – Gasthof Giggelberg, 25 km, 1249 hm aufwärts / 1751 hm abwärts

Der erste Wecker klingelt um 6:00 Uhr. Da das Frühstück ab 7:00 Uhr gerichtet ist bleibe ich noch etwas liegen. Mein Rucksack ist ja schon fast fertig gepackt. Gegen 6:30 Uhr krabbele ich aus meinem Hüttenschlafsack und packe meine Sachen ein. Kurz vor sieben gehe ich zu den anderen hinunter zum Frühstück. Es für alle ein Buffet gerichtet, Kaffee und Tee können beim Wirt bestellt werden. Es gibt normale Brötchen und Anis-Kümmel-Brötchen (Vinschgauer), Käse- und Wurstaufschnitt, Marmelade, Honig und Müsli so viel man möchte. Diese Großzügigkeit sollte man allerdings nicht ausnutzen und sich ein Vesper richten. Jedenfalls nicht ohne dies bei der Abrechnung zu erwähnen. Was ich genau für Übernachtung und Frühstück gezahlt habe kann ich nicht sagen, aber insgesamt kam ich auch hier auf 50 - 60 €.


Mein Ziel, den Pirchhof, sollte ich problemlos erreichen, meinen Zimmerkollegen zufolge ist der Weg ohne größere An- und Abstiege. Es geht die erste Stunde auf einem Fahrweg (Schotter) hinab bis zum Vorderkaser. Ab dort ist der MHW wieder ein Wanderweg. Es geht immer wieder kurze steile Abschnitte hinauf und hinab. Da ich hier niemandem begegne (und keine Selbstgespräche führe) höre ich immer wieder Spechte und kann auch einen beobachten wie er einen Baum abklopfend nach oben klettert. Auf der Höhe von Karthaus biegt der Wanderweg um eine Bergflanke und ich laufe endlich in der Sonne. Ich ziehe Mütze, Handschuhe und Regenjacke aus und laufe im langärmligen Merinounterhemd weiter.

Auf der Sonnenseite - endlich!

Auf der Sonnenseite - endlich!

An einer gemütlichen Stelle setze ich meinen Rucksack kurz ab und blicke hinab auf Karthaus, das von Mönchen gegründete und von einer Mauer eingeschlossene Kloster am Berghang. Nicht viel später passiere ich Katharinaberg, das unterhalb des Wanderwegs liegt und von ober ähnlich idyllisch wie Karthaus erscheint. Dort treffe ich auf einen sehr verschmusten und anhänglichen Kater der, wie mir die beiden Meersburger am Abend zuvor erzählt hatten, Ärger mit einem Anderen Kater unten am Hof hat uns sich daher nicht mehr zurück traut.

Der kurzzeitige Begleiter.

Der kurzzeitige Begleiter.

Es wimmelt außerdem geradezu von Eichhörnchen die über die Äste rennen und von Baum zu Baum springen. Es geht nun immer wieder kurze Stücke über asphaltierte Straßen was sehr schade ist. Im Gegensatz zu meinen Wegfindungsproblemen am ersten Tag brauche ich die Karte nun nicht mehr. An allen Gabelungen und Kreuzungen stehen Holzschilder oder das rot-weiße Wandersymbol mit der „24“ ist aufgemalt. Der Weg geht immer wieder zwischen alten Höfen hindurch. Anfangs mag man sich noch etwas unwohl fühlen wenn man mitten über die Grundstücke von Bauernhöfen und zwischen den Gebäuden hindurch läuft, aber die meisten Höfe bieten Wanderern auch Verpflegung an und verdienen so auch an den wandernden Gästen. Kurz vor dem Pirchhof mache ich noch einmal Pause um meine weitere Tagesetappe zu überdenken denn ich werde schon um 14:30 Uhr am ursprünglichen Ziel, dem Pirchhof, sein. Bis zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit in Giggelberg sind 2 Stunden angegeben. Da ich bisher immer unter den angegebenen Zeiten geblieben bin beschließe ich noch ein Stückchen weiter zu wandern. Kurz nach dem Pirchhof führt der Weg durch die „1000-Stufen-Schlucht“. Es gibt nicht viel dazu zu sagen, der Name ist Programm. Es geht erst einige Stufen hinauf dann mehr Stufen hinab und dann wieder sehr viele Stufen hoch. Es ist ein schöner aber recht anstrengender Abschnitt.

1000-Stufen-Schlucht. Die Beine spürt man erst am nächsten Tag, dann aber umso mehr.

1000-Stufen-Schlucht. Die Beine spürt man erst am nächsten Tag, dann aber umso mehr.

Um 16:00 Uhr erreiche ich den Gasthof Giggelberg. Dort bekomme ich ein Doppelzimmer ganz für mich alleine, da das Bettenlager nicht gerichtet ist. Das Zimmer ist sehr schön, sauber und riesengroß für eine Person. Ich suche mein Essen aus und bestelle einen gemischten Salat und Dammhirschbraten (die Spezialität des Hauses). Gegessen wird um 18:00 Uhr. Im Gegensatz zur Übernachtung in einem Bettenlager gibt es hier leider keine Gesprächsgruppen. Die wenigen anderen Gäste sind in Kleingruppen unterwegs und sitzen zusammen an extra Tischen. Das Essen schmeckt gigantisch gut und aus dem vorderen Bereich des Gastraumes höre ich ein interessantes Gespräch zwischen Wirtin und dem „Stammtisch“. Anscheinend wird bereits im Kindergarten italienisch gelehrt, was „eine Frechheit ist“. Bereits in früheren Winterurlauben in Südtirol habe ich erfahren, dass sehr viel Wert darauf gelegt wird, dass man deutsch spricht und in Südtirol, nicht in Italien, zu Hause ist.
So wenig die mir Beine in „1000-Stufen-Schlucht“ schmerzten umso mehr spürte ich nun die lange Etappe in den Beinen und gehe schon um 19:30 Uhr ins Bett. Wieder einmal mache ich noch einige Gedanken über den nächsten Tag. Ich möchte bis zum Hochganghaus und von dort aus den MHW verlassen und über die Hochgangscharte zur Spronser Rötelspitz und dann weiter zur Oberkaseralm.

© Thorbjörn Held, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Oktober 2016 habe ich spontan beschlossen 4 Tage in Südtirol wandern zu gehen. Ich bin den nördlichen Teil des Meraner Höhenwegs gewandert und habe die Texelgruppe überquert um wieder an meinen Ausgangspunkt, Pfelders, zu kommen.
Details:
Aufbruch: 03.10.2016
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 07.10.2016
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Thorbjörn Held berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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