2016 - Catania - Sizilien - Italien
Übersicht / Programm / Besichtigungen: 2. Tag
Der Palazzo dell' Università beherbergt die Verwaltung der 1434 von Alfons von Aragon (1396-1458) gestifteten Universität. Die Universität von Catania ist eine der ersten Universitäten auf dem europäischen Kontinent. Die Fakultäten befinden sich heute in den umliegenden Palazzi. Mit rund 60.000 Studenten ist sie die größte Universität Siziliens. Das 1696 fertig gestellte Gebäude stammt von Giovanni Battista Vac-carini (1702-1768). Vaccarini schuf die beiden Stockwerke des Innenhofs, den Säulengang und den zwei-farbigen Bodenbelag. Über dem Eingang steht die ursprüngliche Bezeichnung „Siculorum Gymnasium”.
Direkt an der Piazza Bellini erhebt sich mit dem Teatro Massimo Bellini eines der schönsten Opernhäuser Italiens mit einer ausgezeichneten Akustik. Das Teatro Massimo Bellini in der Geburtsstadt Vincenzos Bellinis wurde am 31. Mai 1890 mit der Oper „Norma“ eröffnet.
Casa del Mutilato – Haus der Verstümmelten.
Dieses Haus wurde während der Zeit des Faschismus 1933 – 1939 vom Architekten Ercole Fischetti er-baut. Die eigentliche Funktion des Hauses war, kranke und verwundete Soldaten aufzunehmen.
Im Laufe der Jahre wurde das Haus mehr und mehr vernachlässigt. Man diskutiert nun darüber, ob man dort ein Museum, ein Hotel oder eine Konferenzhalle einrichten soll. Bis zur Umsetzung dieser Vorschläge gammelt das Haus leider vor sich hin.
Wir erreichen die verkehrsreiche Via Vittorio Emanuele II, biegen ab auf die Piazza Placido mit der prächtigen Chiesa San Placido. Auch diese ist geschlossen und nur von Außen zu bewundern.
Der Palazzo wurde ab 1695 im Auftrag der Familie Paterno Castello, Principi di Biscari, vom Barockarchitekten Alonzo Di Benedetto auf den Überresten der Stadtmauer aus der Zeit Karls V., im Zuge des Wiederaufbaus von Catania nach dem Erdbeben von 1693, errichtet.
4. November 2016 2. Tag Freitag
4. November 2016 2. Tag Freitag
Gemeinsames Frühstück ca. 7.30 bis 8.30 Uhr, danach Besichtigungstour 9 – 16.30 Uhr
Via A. di Sangiuliano
Via Etnea – Palazzotto Biscari alla Collegiata - Basilika Collegiata (Regia capella – Königliche Palastkapelle)
Piazza Universita - Palazzo Palazzo dell’ Universita – Palazzo Gioeni d’Angio – Palazzo Paterno Castello di Sangiuliano
Via Santa Maria del Rosario / Piazza Scammacca / Via Pulvirenti / Via Birreria
Piazza Vincenzo Bellini - Brunnen – Teatro Massimo Bellini – Palazzo delle Finanze – Casa del Mutilato
Via Landolina / Palazzo Landolina / Via Vittorio Emanuele II / Piazza San Placido / Chiesa di San Placido / Via Porticello / Palazzo Biscari / Park mit kopfloser Statue / Gebetsnische Santa Agata / Via Cardinale Dusmet / Archi della Marina / Giardino Villa Pacini mit kopfloser Statue / Markt / Fischmarkt / Porta Uzeda
Piazza del Duomo – Fontana dell’Elefante – Palazzo degli Elefanti (Rathaus) – Duomo Sant’Agata - Palazzo del Seminario dei Chierici – Fontana dell’Amenano
Via Giuseppe Garibaldi – Palazzo Pardo / Via Spardaro Grassi / Via Vittorio Emanuele II / Piazza del Duomo
40 Minuten Stadtrundfahrt mit Trenino – Piazza Stesicoro mit Statue Bellini – Anfiteatro Romano – Chiesa San Biagio – Palazzo Tezzano – Via Etnea – Palazzo delle Poste – Villa Bellini / Chiesa San Nicolo und Monastero dei Benedetti / Terme di Rotonda / Piazza San Francesco di Assisi / Piazza Universita / Piazza del Duomo
Via Crociferi / Via Antonino Sangiuliano / Hotel Royal
Gemeinsames Abendessen 1930 Uhr, Trattoria del Cavaliere, Via Paterno 11
Schon um 5 Uhr wache ich auf. Und oh Wunder, mein Smartphone scheint zu funktionieren, allerdings ohne Passwort, schon sehr merkwürdig. Schnell etwas Liebes an Rolf senden.
Gestern Abend musste noch der Nachtportier kommen, da weder der Fernseher noch die Klimaanlage funktionierten. Ich hatte bestimmt 30 Grad im Zimmer, schlafen so unmöglich. Es wurden dann alle Sicherungen ausgeschaltet, wieder eingeschaltet, dann lief alles. Mal sehen, wie lange.
Um 8 Uhr treffen wir uns zum gemeinsamen Frühstück. Wir planen gemeinsam, was wir anschauen wollen.
Ursula aus Ungarn ist inzwischen auch eingetroffen. Leider hat man ihren Koffer verschlampt, hoffentlich kommt er im Laufe des Tages, sonst müssen erst einmal einige Sachen gekauft werden.
Ursula, Anneken und ich sind heute – wie auch an den anderen Tagen – zusammen unterwegs. Mario geht wie immer eigene Wege. Er ist ja viel jünger als hier, hat ein anderes Tempo und auch teilweise andere Interessen.
Auf Annekens Vorschlag wollen wir schauen, dass wir um 10 Uhr im Teatro Bellini eine Führung mitmachen können. Also machen wir drei uns auf den Weg.
Unterwegs kommen wir an der prächtigen Basilika Collegiata – Regia Capella – vorbei, die wir aber nur von Außen bestaunen können, da sie geschlossen ist. Wir werden versuchen, sie an einem anderen Tag zu besichtigen.
Über die Via Etnea gelangt man zur Piazza della Universita, dem Barockensemble mit La Collegiata, wo sich der Palazzo dell'Università, der Palazzo San Giuliano und der Palazzo Gioeni befinden.
Beachtenswert sind die vier Straßenlampen an den Ecken des Platzes. Jede von ihnen erinnert an eine der vier Hauptlegenden Catanias. Die Lampen wurden um 1950 aufgestellt.
Eine erinnert an die Brüder Pifratres, die versuchten, ihre Eltern vor einem Ätna-Ausbruch zu retten. Es gelang ihnen nur, weil sich der Lavastrom auf wundersame Weise teilte und den Weg frei gab.
Die zweite berichtet vom Soldaten Uzeda, der einst heldenhaft die Stadt verteidigte.
Nummer drei gedenkt der Gammazita, die sich vor der Vergewaltigung durch zwei französische Soldaten mit dem Sprung in einen Brunnen „rettete“.
Cola Pesce hingegen war ein Seemann, dem einst aufgetragen wurden, nach den drei Säulen zu tauchen, die Sizilien tragen. Er kam wieder an die Oberfläche und berichtete von den Säulen bei Siracusa und Trapani, die in Ordnung gewesen seien, nur die Säule bei Catania sei nicht mehr stabil. Sein König trug ihm auf, wieder zu tauchen und die Säule zu stützen. Cola Pesce kehrte nie zurück.
Wie Ihr wisst, gefallen mir solche Geschichten besonders gut.
Auf der Piazza della Universita findet eine Kundgebung statt. Auf Nachfragen erklärt einer der Carabinieri, dass heute ein nationaler Feiertag ist. Der Tag der nationalen Einheit und der Streitkräfte wird gefeiert im Andenken an das Datum des Inkrafttretens des Waffenstillstandes nach dem 1. Weltkrieg im Jahr 1919. Er macht uns darauf aufmerksam, dass auch die Läden geschmückt sind mit Uniformen der verschiedenen Streitkräfte.
La Giornata dell'Unità Nazionale e delle Forze Armate è una giornata celebrativa nazionale italiana. Istituita nel 1919 per commemorare la vittoria italiana nella prima guerra mondiale, è festeggiata ogni 4 novembre, data dell'entrata in vigore dell'armistizio di Villa Giusti
Die Carabinieri sind die Gendarmerie Italiens. Seit dem Jahr 2000 bilden sie in den italienischen Streitkräften eine eigenständige Teilstreitkraft neben Heer, Marine und Luftwaffe. Sie gehören organisatorisch dem Verteidigungsministerium an, das auch den Haushalt der Carabinieri finanziert. Abseits militärischer und administrativer Belange unterstehen sie jedem dem Innenministerium, das allen italienischen Polizeieinheiten gegenüber weisungsbefugt ist. Die Carabinieri sind wie die Guardia di Finanza militärisch gegliedert. Ihre Personalstärke liegt bei etwa 105.000 Männern und Frauen. Die Notrufnummer ist 112.
Der Palazzo dell' Università beherbergt die Verwaltung der 1434 von Alfons von Aragon (1396-1458) gestifteten Universität. Die Universität von Catania ist eine der ersten Universitäten auf dem europäischen Kontinent. Die Fakultäten befinden sich heute in den umliegenden Palazzi. Mit rund 60.000 Studenten ist sie die größte Universität Siziliens. Das 1696 fertig gestellte Gebäude stammt von Giovanni Battista Vac-carini (1702-1768). Vaccarini schuf die beiden Stockwerke des Innenhofs, den Säulengang und den zwei-farbigen Bodenbelag. Über dem Eingang steht die ursprüngliche Bezeichnung „Siculorum Gymnasium”.
Wir sind sehr beeindruckt von dem prächtigen Gebäude.
Der Palazzo Gioeni d’Angio wurde 1743 von Herzog Gioeni von Anjou als Familiensitz in Auftrag gegeben und wahrscheinlich ebenfalls von Giovanni Battista Vaccarini erbaut. Herrlich, diesen Palazzo anzusehen.
Nachdem wir einige Bilder gemacht haben, u. a. auch vom Palazzo Paterno Castello di Sangiuliano, dränge ich darauf, weiter zu laufen. Wir wollen pünktlich am Theater sein, um die Führung nicht zu versäumen.
Der Palazzo San Giuliano gegenüber der Universität auf der Piazza della Università wurde 1738 als Herberge ebenfalls von Giovanni Battista Vaccarini erbaut. Hier übernachtet haben u. a. Vittorio Emanuele III. und Königin Elena. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut, blieb aber außen praktisch unverändert. Nur der Balustrade, die das Dach im Stil der dreißiger Jahre krönt, kam hinzu, als der Palazzo Sitz der „Credito Italiano” war.
Gut, dass ich meinen super Stadtplan dabei habe. Da sind alle kleinen Gassen und Vicoli eingezeichnet. Zur Sicherheit fragen wir noch eine alte Dame nach dem richtigen Weg, damit wir keine Umwege laufen. Was uns auffällt, hier sind fast alle Häuser bekritzelt, einige allerdings auch schön bemalt. Also Foto machen.
Unterwegs, am Piazza Scammacca, entdecken wir einen Tante Emma Laden. Schnell hinein. Anneken braucht eine Zahnbürste und Ursula Zahnbürste und Zahnpasta. Wir staunen über die günstigen Preise. Und weiter geht es zu dem herrlichen Theater Bellini. Die nette Dame am Empfang, Manuela Calvagna, kassiert den Eintritt, Rentnerrabatt und verspricht uns, dass um 10.30 Uhr eine Dame kommen werde, die mit uns eine Führung auf Englisch macht. Wir sind sehr erfreut und dankbar und machen uns auf, den herr-lichen Platz – Piazza Vincenzo Bellini – zu fotografieren. Besonders ein Brunnen in der Mitte des Platzes hat es uns angetan. Es ist sehr warm heute und so beschließen wir, vor der Führung uns mit einem Camparispritz zu erfrischen. Gesagt getan. Wir haben es nicht weit bis zum Theater und genießen die kleine Pause.
Pünktlich um 10.30 Uhr erscheint unsere Führerin, Pamela La Piana, die hervorragend Englisch spricht und nur für uns drei die Führung macht. Herrlich, so können wir fragen und fragen. Man muss wissen, Anneken und ich sind sehr neugierig. Eines ist festzuhalten, das Theater in Palermo hat mich sehr beeindruckt, aber dieses Theater hier in Catania – es macht sprachlos. Mir gefällt es noch viel mehr als das in Palermo. Pamela führt uns überall herum, erklärt und natürlich wird auch einiges Private gefragt und er-zählt. Fotos werden gemacht, Adressen ausgetauscht und auf Facebook Freundschaft angeboten. Wir sind alle sehr zufrieden, dass wir die Möglichkeit hatten, eine so tolle Führung zu bekommen. Noch ein Abschiedfoto von Manuela und Pamela und dann verlassen wir das herrliche Theater.
Direkt an der Piazza Bellini erhebt sich mit dem Teatro Massimo Bellini eines der schönsten Opernhäuser Italiens mit einer ausgezeichneten Akustik. Das Teatro Massimo Bellini in der Geburtsstadt Vincenzos Bellinis wurde am 31. Mai 1890 mit der Oper „Norma“ eröffnet. Seither wurden in den regelmäßigen Aufführungen fast alle Werke Bellinis in Catania gezeigt. Das prächtige Haus fasst 1.200 Zuschauer und wur-de vom Architekten Andrea Scala entworfen und von seinem Mitarbeiter Carlo Sada modifiziert und ge-baut. Die im Stile der Neurenaissance gestaltete Außenfassade ist durch die Biblioteca Marciana von Jacopo Sansovino in Venedig inspiriert, der Rest des Gebäudes zeigt sich jedoch anders und nimmt die typische Form eines Theaters an. Während seines Bestehens zeigte das Opernhaus fast das gesamte Werk Bellinis. Viele seiner Opern wurden von bekannten Opernsängern aufgeführt. 1951, zum 150. Geburtstag Bellinis, sang Maria Callas die Rolle der Norma.
Wir wandern nun nochmals auf der Piazza Vincenzo Bellini herum und schauen uns alle Palazzi in Ruhe an. Beeindruckend auch der Palazzo delle Finanze und Casa del Mutilato – Haus der Verstümmelten.
Dieses Haus wurde während der Zeit des Faschismus 1933 – 1939 vom Architekten Ercole Fischetti erbaut. Die eigentliche Funktion des Hauses war, kranke und verwundete Soldaten aufzunehmen.
Im Laufe der Jahre wurde das Haus mehr und mehr vernachlässigt. Man diskutiert nun darüber, ob man dort ein Museum, ein Hotel oder eine Konferenzhalle einrichten soll. Bis zur Umsetzung dieser Vorschläge gammelt das Haus leider vor sich hin.
Unsere Besichtigungstour führt nun durch die Via Landolina, hier zu sehen der Palazzo Landolina, erbaut 1730 im Auftrag von Francesco Landolina, Marchese di Sant’Alfano. Diese normannische Familie war schon in Noto Antica bekannt. In den Jahren 1838 und 1844 wurde hier König Ferdinand II. von Bourbon untergebracht.
Wir erreichen die verkehrsreiche Via Vittorio Emanuele II, biegen ab auf die Piazza Placido mit der prächtigen Chiesa San Placido. Auch diese ist geschlossen und nur von Außen zu bewundern.
Die Kirche wurde vollständig von dem katastrophalen Erdbeben im Val di Noto von 1693 zerstört. Auf Initiative von nur drei Nonnen, die dem Tod entrannen, wurde der Architekt Stefano Ittar mit dem Wiederaufbau beauftragt. Stefano Ittar, Mitarchitekt der Porta Garibaldi, errichtete sie 1769 im klassischen sizilianischen Barockstil. Die Kirche ist aus weißen Steinen aus Taormina erbaut. Die einschiffige Nonnenkirche besticht vor allem durch ihre dreigeschossige konkave Fassade. An den Seiten der einzigen Zugangstür sind zwei Statuen der Heiligen Placido und Benedikt zu sehen, weiter zwei kleinere Statuen der Heiligen Scholastika und Gertrud. Die Fassade wird durch ein künstlerisches schmiedeeisernes Geländer ge-schmückt, mit dem Wappen von St. Benedikt. Oben auf der Fassade befindet sich ein Glockenturm mit drei Glocken.
In der Römerzeit befand sich an der Stelle der heutigen Kirche ein heidnischer Tempel, dem Gott Bacchus geweiht.
Weiter durch die Via Porticello. Ein Wahnsinnsverkehr ist das hier. Es gelingt uns kaum, die Straße zu überqueren. Denn hier stoßen wir auf Catanias bedeutendsten Palazzo – den Palazzo Biscari.
Der Palazzo wurde ab 1695 im Auftrag der Familie Paterno Castello, Principi di Biscari, vom Barockarchitekten Alonzo Di Benedetto auf den Überresten der Stadtmauer aus der Zeit Karls V., im Zuge des Wie-deraufbaus von Catania nach dem Erdbeben von 1693, errichtet. Das Portal aus dem 18. Jh. steht an der Via Museo Biscari. Im Jahr 1772 sollen die Künstler Matteo Desiderato und Sebastiano Lo Monaco den Bau vollendet haben. Beachtenswert ist insbesondere die Fassade. Sie wurde so gebaut, dass sie von den vorbeifahrenden Schiffen aus gesehen werden konnte, denn der Palazzo stand einst direkt am Meer. Die Fenster der zum Meer hin ausgerichteten Fassade wurden mit Dekorationen des Bildhauers Antonino Amato aus Messina verziert.
Die reich verzierte Innenausstattung ist im Stil des Rokoko gehalten. Der Festsaal wurde mit Spiegeln und Fresken ausgestattet. Ignazio Biscari, der Enkel des Erbauers, erweiterte den Palast schließlich um mehr Platz für seine Kunstsammlungen aus Bildern, Vasen, Münzen und vielen weiteren antiken Exponaten zu haben. Johann Wolfgang Goethe wurde vom Prinzen Biscari 1787 empfangen – dieser berichtete in seinen Schriften ausführlich über die Pracht der Sammlungen und des Palastes.
Der Palast fiel jüngst im Erbweg an das Moncada und wird von Mitgliedern dieser Familie bewohnt. Er ist daher nicht zu besichtigen. Der große Ballsaal wird jedoch für Veranstaltungen vermietet.
Das Haus Montcada ist eine Adelsfamilie katalanischen Ursprungs, die seit dem 11. Jh. bis heute vor allem in Italien durch Nachkommen vertreten ist. Die namensgebende Stammburg Montcada lag bei der heutigen Stadt Montcada i Reixac.
Dem Palazzo Biscari gegenüber liegt ein kleiner Park mit vielen schönen Blumen und einer kopflosen Statue aus dem 19. Jh.. Es ist noch herauszufinden, warum der Kopf fehlt.
Erst Zuhause finde ich nach längerem Suchen eine Geschichte dazu: In Sizilien kann man leicht den Kopf verlieren, sogar wenn man aus Stein ist. Es handelt sich um die Statue eines bourbonischen Königs, dem man während der revolutionären Bewegungen aus Hass den Kopf abschlug.
Wir ruhen uns im Park ein bisschen aus, ehe wir weiterlaufen über die Via Cardinale Dusmet. Oben in der Luft sehen wir an einer Stange Schuhe baumeln. Das sieht ja witzig aus. Bald gelangen wir zum Markt. Wir sind total überrascht, wie günstig hier das Obst und das Gemüse sind. 3 kg Orangen 1 Euro. 5 Zucchi-ni 1 Euro. Man glaubt es nicht. Man hat eine riesige Auswahl an Gemüsen, Früchten, Nüssen etc.
Gegenüber der Porta Uzeda befindet sich auch ein kleiner Park, wieder entdecken wir wiederum zwei kopflose Statuen von Bourbonenkönigen. Der Giardino Villa Pacini ist einer der ältesten Parks Catanias. Früher war er wesentlich größer und schöner. Doch durch den Bau der Eisenbahnlinie nach Syrakus und den Bau der Archi della Marina wurde der einstmals schöne Park sehr verkleinert und wurde nicht mehr so gepflegt. Eine weitere Verkleinerung fand nach dem Krieg statt durch die Vergrößerung des Gemüsemark-tes und nach 1960 durch eine Erweiterung der Bahnlinie. Heute wird der kleine Park meist nur von älteren Menschen besucht, die sich hier ausruhen. Doch ein kleiner Spielplatz lockt auch Familien mit Kindern in den Park.
Der Fischmarkt ist nicht weit. Allerdings verzichten wir auf einen Rundgang, denn die Händler sind dabei, alles abzubauen und sauber zu machen. Ich muss dazu sagen, dass ich noch nie einen Fischmarkt erlebt habe, wo es so unangenehm riecht wie hier in Catania.
Wir verlassen die Via Cardinale Dusmet und wandern durch die Porta Uzeda Richtung Piazza dell’ Duomo.
Das Stadttor Porta Uzeda, das 1696 fertig gestellt wurde, war nie Bestandteil der Befestigungsanlagen sondern diente nur zur Verschönerung. Das Tor ist nach dem Ritter Uzeda benannt. Die Legende erzählt von dem Ritter Uzeda, der aus einer armen Familie stammte, und sich zur Zeit der Feudalherrschaft in ein Mädchen verliebte, ohne zu ahnen, dass es sich um eine Königstocher handelte. Nach einigen Heldentaten gelang es ihm, seine Angebetete zu ehelichen. Diese Legenden sind einfach herrlich.
Palazzo del Seminario dei Chierici am Piazza dell’ Duomo: Das ehemalige Priesterseminar ist über die Porta Uzeda mit dem Dom verbunden. Es wurde nach dem Erdbeben von 1693 erbaut. Die massive Fassade ist von Lisenen eingerahmt und mit eng gesetzten Kragsteinen verziert. Vor dem schönen Palazzo sehen wir zwei schicke junge Carabinieri auf ihren Motorrädern.
Unter der Porta Uzeda hat ein älterer Mann seinen Stand aufgebaut. Er fertigt aus kleinen Lavasteinen und anderen bunten Steinen Armbänder und Ohrringe an. Ursula und ich erstehen je ein Armband, Kosten 3 Euro. Der Mann strahlt.
In einem nahen Laden erstehen wir noch einige Mitbringsel, u. a. einen kleinen Elefanten, Topflappen und eine kleine handgemalte Keramikvase. Die Ladeninhaberin verpackt uns alles gut, so dass die Teile im Koffer nicht kaputt gehen können.
Wir sind nun auf der Piazza dell’ Duomo. Viele Menschen sind hier unterwegs, nicht nur Touristen.
Der Domplatz bildet den Mittelpunkt der Stadt. Hier findet man das Wahrzeichen der Stadt, den Elefantenbrunnen, die Kathedrale mit der St. Agatha-Kapelle und dem Palazzo degli Elefanti, dem Rathaus Catanias. Hier beginnt auch eine der interessantesten Straßen Catanias, die Via Etnea, in der man viele barocke Gebäude findet, deren Fassaden von der Lava beschädigt wurde und zahlreiche Geschäfte und Konditoreien.
Mittelpunkt der Piazza del Duomo und gleichzeitig das Wahrzeichen Catanias ist Vaccarinis Elefantenbrunnen, die Fontana dell’Elefante. Der schwarze Lavaelefant, von den Einheimischen auch „Liotru“ oder „Diotru“ genannt, stammt noch aus der Römerzeit und trägt auf dem Rücken einen antiken ägyptischen Obelisken aus hellem Granit, dazu noch ein christliches Kreuz. Der Obelisk war vermutlich in römischer Zeit als Zielsäule im Amphitheater aufgestellt, die Hieroglyphen beziehen sich auf die Göttin Isis.
In einer eigentümlichen Mischung aus Heiligem und Profanem trägt der Elefant den Obelisken, der seinerseits eine Kugel sowie die Wahrzeichen der Hl. Agatha trägt: das Kreuz, die Lilie, die Palme und ein kleines Engelsbildchen. Oft besitzt der Elefant wie die Schildkröte die bildliche Funktion des die Welt auf seinen Schultern tragenden Tieres und wird als kosmisches Wesen betrachtet, da sein Körper den gleichen Bau wie das Universum besitzt: vier Säulen, die eine Sphäre tragen.
Ursprünglich separat in Catania verbaut, trug Vaccarini die beiden Elemente nach dem Erdbeben 1693 aus den Trümmern der Katastrophe zusammen und verband sie zum heutigen Wahrzeichen Catanias. Den Sockel der Säule zieren allegorische Statuen der Flüsse Simeto und Amenano. Vorbild war eine Skulptur von Gian Lorenzo Bernini auf der Piazza Minerva in Rom.
Der Legende nach erinnert der Elefant an den in Catania lebenden Zauberer Eliodoro (Diodoro), der sein Reittier, den Elefanten, in Lava verwandelte.
Die Sache besteht darin, dass dieses mächtige und starke Tier seit dem Jahre 12000 zum Wahrzeichen von Catania wurde. Die Auswahl des Wahrzeichens ist sehr logisch, da es in die alten Zeiten auf dem Territorium der modernen Stadt sehr viele Elefanten gab. Sie verteidigten die hiesigen Einwohner von den wilden Tieren und waren die echten Helfer in der Landwirtschaft.
Die Piazza Duomo wird beherrscht von dem Duomo mit der Kapelle von St. Agatha.
An der Ostseite des Platzes erhebt sich der Duomo di Sant'Agata. Die der Schutzpatronin Catanias geweihte Kathedrale wurde ursprünglich vom Normannen Roger 1097 als Wehrkirche erbaut und beim Erdbeben von 1693 weitgehend zerstört. Beim Wiederaufbau wurden im Inneren Teile der originalen Bausubstanz erhalten, die barocke West-Fassade stammt von Giovanni Battista Vaccarini (1702-1768), der sechs Säulen des zerstörten Normannendoms verwendete.
Die Kathedrale ist der heiligen Agatha, der Schutzpatronin der Stadt gewidmet, zu deren Ehren sich innerhalb der Kathedrale eine Kapelle befindet, in der ihre Reliquien aufbewahrt werden.
Anfang des Jahres, vom 3. bis zum 5. Februar, feiern die Bewohner der Stadt ein Fest zu Ehren ihrer Schutzpatronin. Am ersten Tag tragen Freiwillige riesige Kerzen durch die Straßen, die bis zu 1.200 Kilo wiegen können. Der Tag endet mit einem großen Feuerwerk auf der Piazza del Duomo. Am zweiten Tag tragen die Bewohner eine lange weiße Tunika, um an die Nacht im Jahre 1126 zu erinnern, als die Stadtbevölkerung in ihren Schlafanzügen ihre Häuser verließ, um zwei Mitbürger Catanias zu begrüßen, die mit den Reliquien der heiligen Agatha aus Konstantinopel zurückgekehrt waren.
Das Fest endet am dritten Tag, an dem in einer Prozession die Statue der heiligen Agatha durch die Straßen getragen wird. Sie wird dekoriert mit den Schätzen aus der Kapelle St. Agatha.
Die Prozession dauert den ganzen Tag und führt an jeden Ort der Stadt, der mit der Heiligen verbunden ist. Spät in der Nacht wird die Statue wieder in den Dom zurück getragen, wo sie wieder verschlossen wird. Am Abend des letzten Tages gibt es noch einmal ein großes Feuerwerk.
Leider hat der Dom geschlossen, wir müssen ihn an einem anderen Tag anschauen.
Eine weitere Attraktion des Domplatzes ist das Rathaus – Palazzo degli Elefanti.
Der Palazzo degli Elefanti (auch Palazzo Municipale - Rathaus) wurde nach der Eruption des Ätna 1669 und dem Erdbeben 1693 von Giovanni Battista Vaccarini im Jahr 1735 neu erbaut. Das Erdgeschoss war schon begonnen, als er die Bauleitung übernahm, und so zeigt es die für den Frühstil Catanias charakteristische Rustifizierung. Vaccarinis Fenster und das Obergeschoss erhielten gänzlich andere Stilformen. Die Pilaster sind weiter hochgeführt, aber ohne Rustifizierung, und tragen ein Gesims, wie es damals im zeitgenössischen Rom üblich war. Der Eindruck römischer Monumentalität wird noch erhöht durch das mächtige Eingangsportal, dessen freistehende Doppelsäulen von einem Balkon im ersten Obergeschoss gekrönt werden. Darüber ist das Wappen der Stadt zu sehen. Im Jahre 1944 kam es im Rahmen von Tumulten bei der Übergabe der Regierungsgewalt an die Alliierten zur Brandstiftung, der auch das Stadtarchiv mit wertvollen Schriften zur Stadtgeschichte von Catania zum Opfer fiel.
Mir gefällt die Fontana dell’Amenano besonders gut. Herrlich ist der Brunnen mit seinen prächtigen Skulpturen anzusehen. Der unterirdische Fluss Amenano speist die Fontana dell' Amenano. Der 1867 vom neapolitanischen Meister Tito Angelini in Carrara-Marmor erbaute Brunnen stellt den Fluss Amenano als jungen Mann dar, der ein Füllhorn hält, aus dem das Wasser in eine Art Becken fließt. Das überlaufende Wasser in diesem Becken erzeugt eine Art Kaskade, die wie ein Betttuch erscheint. Darum nennen die Sizilianer den Brunnen „Acqua a linzolu“. Das Wasser fließt letztendlich zurück in den Fluss, auf einem Niveau von ca. 2 m unter dem Domplatz.
Hinter dem Brunnen führt eine Treppe aus Lavasteinen zum Mercato della Pescheria, Catatnias berühmten Fischmarkt. Wie schon vorher erwähnt, haben wir nur ein paar äußere Stände des Marktes besucht. Überall dort herrschte ein unangenehmer beißender Geruch, der uns abschreckte.
Die Erklärung hierfür: Ein toter Fisch stinkt zuerst am Kopf. Wird Fisch nicht gekühlt oder ist er bereits älter, riechen zuerst die Kiemen, weil sie für Mikroorganismen leicht zugänglich sind. Das Fischfleisch ist dagegen durch die Haut gut geschützt; deshalb verdirbt es später. Fischgewebe enthält Aminoxide. Wenn diese durch Bakterien zersetzt werden, entstehen stickstoffhaltige Stoffwechselprodukte, flüchtige Amine. Die Geruchsschwelle des Menschen für flüchtige Amine ist sehr niedrig, sodass wir bereits geringe Konzentrationen als unangenehm empfinden. Der Fisch stinkt für uns schon, bevor sein Verzehr gesundheitsschädigend wäre.
Das viele Besichtigen macht müde. Also wollen wir irgendwo Pause machen. Da ich denke, dass die Cafes am Domplatz Touristenaufschläge nehmen, machen wir uns auf, irgendwo anders ein Cafe zu suchen. Vorbei am Palazzo Pardo laufen wir durch die Via Giuseppe Garibaldi, Via Spardaro Grassi, Via Vittorio Emanuele II zurück zur Piazza Duomo. Wir müssen alle dringend zur Toilette, sind müde und haben keine Lust, weiter zu suchen. Also gehen wir in das Caffe del Duomo. Ein netter junger Mann bedient uns. Da wir Hunger haben, bestellen wir etwas zum Essen – zwei verschiedene Nudelgerichte und Scaloppina al limone. Alles sehr lecker und die Preise sind überraschenderweise normal, d. h., hier wird kein Aufschlag für den Domplatz genommen. Nur die Toiletten in dem Restaurant sind eine Schande, verdreckt, kein Papier. Beim Bezahlen sage ich dem Kellner, er möge das seinem Chef ausrichten, was er auch tut, wie ich sehe. Gut, dass ich immer mit Sagrotan etc. ausgerüstet bin. Mir unbegreiflich, warum die Toiletten in Italien meist so schmutzig sind. In Spanien, Portugal und den USA ist das nicht der Fall.
Nachdem wir uns ausgeruht und erholt haben, beschließen wir, eine 40minütige Rundfahrt durch Catania mit einem Trenino (kleinem Zug) zu machen. Kosten 5 Euro. Das erscheint uns mehr als günstig. Gesagt getan. Um 15 Uhr starten wir. Der kleine Zug fährt auf halsbrecherische Art durch die Stadt.
Hier die ungefähre Route:
Piazza Duomo / Via Vittorio Emanuele / Piazza Placido / Palzzo Biscari / Hafen / Piazza Stesicoro mit Statue Bellini – Anfiteatro Romano – Chiesa San Biagio – Palazzo Tezzano / Via Etnea – Palazzo delle Poste – Villa Bellini / Chiesa San Nicolo und Monastero dei Benedetti / Terme di Rotonda / Piazza San Francesco di Assisi / Piazza Universita / Piazza del Duomo.
Gegen 16 Uhr sind wir zurück am Domplatz. Von dort laufen wir ins Hotel, über die Via Crociferi, Via Antonino Sangiuliano. Im Hotel, 16.30 Uhr, müssen wir feststellen, dass Ursula fehlender Koffer immer noch nicht angeliefert wurde. Ich bitte den jungen Mann an der Rezeption, beim Flughafen anzurufen und dort etwas Druck zu machen. Erst will er nicht, erst als ich deutlicher werde, was ich von seinem Verhalten denke, lässt er sich dazu herab, anzurufen. Wir erfahren, dass der Koffer gefunden wurde und wohl noch heute ins Hotel gebracht wird. Ursula ist froh. Die junge Frau, die auch an der Rezeption sitzt, ist völlig lustlos, nur mit ihrem Smartphone beschäftigt. Kein gutes Aushängeschild für das Hotel.
Da müssen wir die Angestellten der Hotels in Venedig, Turin und Palermo loben, immer freundlich, immer hilfsbereit.
Wir verziehen uns in unsere Zimmer, ausruhen.
Gegen 19 Uhr treffen wir uns in der Hotellobby und gehen gemeinsam mit Mario zum Essen, Trattoria del Cavaliere, Via Paterno 11. Es ist schon dunkel, als wir durch die kleinen Gassen dorthin laufen. Es ist etwas weiter als gestern, aber die gleiche Ecke. Überall sitzen die Menschen draußen vor den Restaurants und genießen den schönen warmen Abend.
Wir können draußen sitzen. Die Kellner in dem Restaurant sind sehr freundlich und aufmerksam. Mario hat Risotto zur Vorspeise, Anneken Salat, Ursula gegrilltes Gemüse. Zur Hauptspeise haben Mario, Anneken und Ursula Filetto di Cavallo (Pferdefilet). Ich mag das nicht und bestelle kleine gebratene Fische – Alici - dazu gemischten Salat. Köstlich – wir sind alle sehr zufrieden. Zum Nachtisch gibt es Tiramisu, Lemoncake, Sorbetto und Gefrorenes. Zwei Musiker unterhalten die zahlreichen Gäste. Das Restaurant ist ausgebucht, sobald Leute gehen, kommen schon neue Gäste. Darunter sehr viele junge Paare und Familien mit Kindern, alles Einheimische. Wir sind zufrieden, das Lokal war eine gute Wahl.
Da uns der Heimweg zu mühsam erscheint – immer bergauf – nehmen wir ein Taxi. Diego will uns erst mit dem Preis übers Ohr hauen, aber nicht mit Uschi.
Gegen 23 Uhr sind wir im Hotel. Smartphone funktioniert mal wieder nicht, auch die Klimaanlage lässt sich nicht regulieren. Ich fühle mich wie in einem Eiskeller. Also suche ich eine Decke, damit ich während des Schlafens nicht erfriere.
Bilderalben auf meiner Facebook Seite:
Uschi & Rolf – Italien Schweiz Slowenien www.facebook.com/Uschi.Rolf.Italien.Schweiz.Slowenien
Palazzo del Seminario dei Chierici am Piazza dell’ Duomo. Vor dem schönen Palazzo sehen wir zwei schicke junge Carabinieri auf ihren Motorrädern.
Mittelpunkt der Piazza del Duomo und gleichzeitig das Wahrzeichen Catanias ist Vaccarinis Elefanten-brunnen, die Fontana dell’Elefante.
Aufbruch: | 03.11.2016 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 08.11.2016 |