Frankreich - Vogesen 2016 - Teil III
21. Tag - 23. September 2016
Freitag, 23. September 2016 21. Tag
Le Thillot, Lac Chaume, Campingplatz Municipal, Platz 26
Col des Croix / Plateau der 1.000 Seen / Faucogney et la Mer
Fougerolles – Kirche Saint Etienne
Plombières-les-Bains: Maison Josephine - Bains Stanislaus - Maison des Arcades mit Source du Crucifix – Le Bain Romain – Maison Voltaire - Centre Balneo Romain - Buvette Thermale – Bain National - Bain Tempere - Hotel d’Alsace - Espace Berlioz - Thermen Napoleon (Badehaus und Grandhotel) – Hotel Metropole - Hotel Parc - Villa Germaine und Villa Marthe - Fontaine Amelie – Waschhaus – Stele (Fragment einer römischen Säule) - Kirche Saint Ame et Saint Blaise - Monument aux Morts Republicain
Fougerolles / Raddon et Chapendu / Amage / Faucogney et la Mer / La Longine / Corravillers / Col du Mt. de Fourche / Rupt sur Moselle / Ferdrupt / Ramonchamp / Le Thillot.
4 Stunden 68 Meilen 110 km
Auch heute Morgen machen sich die lärmenden Holländer schon in aller Frühe bemerkbar. Einfach ätzend diese Camper.
Wir sitzen lange beim Frühstück. Rolf wartet auf Antworten von den Campingplätzen, die er gestern angeschrieben hat.
Unsere Route heute: N 66, D 486 Col des Croix, 687 m, D 263 Plateau der 1.000 Seen, D 236 Fau-cogney et la Mer, Fougerolles, Plombières-les-Bains – heute lange Besichtigung des alten Badeortes. Zurück Fougerolles, D 18, Raddon et Chapendu, Amage, Faucogney et la Mer, D 6 La Longine – hier muss ich an meine FB Freundin Longine denken. Corravillers, D 35, N 66 Rupt sur Moselle, Ferdrupt, Ramonchamp bis Le Thillot.
Abfahrt erst um 11 Uhr. Es ist warm, nicht heiß, ideal zum Motorradfahren. Die Fahrt heute führt wieder, wie gestern, durch Wald und landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Wir sehen kleine und große Bauernhöfe mit Rindern, Schafen und allem möglichen Federvieh. Doch man hat auch hier wieder das Gefühl, dass es den Menschen in dieser Region nicht so gut geht.
Manche Orte sind winzig, nur 3 Häuser, doch sie haben eine Grande Rue! Witzig ist das. Und verrückt sehen die vielen bunten Dekorationen um ein altes, aber schön bemaltes Haus aus. Auf was für Ideen die Menschen doch kommen. Eigentlich kann man die vielen knallig bunten Stücke nur als Kitsch bezeichnen, doch ein Hingucker sind sie schon und natürlich werden Fotos gemacht.
In Fougerolles erblicken wir im Vorbeifahren die Kirche Saint-Etienne mit einem sehr schönen Dach. Die Kirche wurde 1775 erbaut, später mehrfach restauriert. Heute ist sie als Monument historique klassifiziert.
Fougerolles, ca. 3.300 Einwohner, ist Standort des Écomusée du Pays de la Cerise, das im Haus eines ehemaligen Besitzers einer Schnapsbrennerei untergebracht ist und die Techniken der Herstellung von Kirsch einst und heute zeigt. In Fougerolles und Umgebung gibt es zahlreiche weitere Schnapsbrennereien (für Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen und Birnen), die besucht und besichtigt werden können. Das Gemeindegebiet von Fougerolles gehört zum Regionalen Naturpark Ballon des Vosges.
Wir entdecken überall Hinweise auf Kirschen in dieser Gegend.
In einem anderen Ort entdecke ich ein mit Blumen geschmücktes Fahrrad, oben an einem Zaun befestigt. Ich bin happy, dass mir ein Foto im Vorbeifahren gelingt. Rolf kann und will ja nicht überhaupt halten, wo ich etwas fotografieren möchte. Wir kämen sonst nie an unserem Ziel an. Aber es gibt so viel Schönes zu entdecken. Besonders begeistern uns die herrlichen Blumen an den Häusern und in den Gärten. Alles sieht gleich viel freundlicher aus.
Wir erreichen Plombières les Bains, halten dort direkt an der Kirche und machen uns auf, den alten Kurort zu besichtigen.
Ein Schild weist darauf hin, dass in diesem Haus einst Josephine, Kaiserin von Frankreich und ihre Tochter Hortense, Königin von Holland, gewohnt haben – Maison Josephine. Vorbei am Bains Stanislaus. Es handelt sich um ein ehemaliges Bade- und Wohnhaus aus dem 18. Jh. Das Gebäude an der Rue Stanislas ist seit 2001 als Baudenkmal - Monument historique geschützt.
Das fünfachsige Gebäude besitzt ein repräsentatives Portal, das wie die kunstvollen Fensterumran-dungen aus heimischem Sandstein geschaffen wurde. Der Dreiecksgiebel als Abschluss des Mittelrisalits (Vorsprung) wird von einem skulptierten Wappen mit Schlüsseln und Krone geschmückt.
Das Bain Stanislas hieß anfänglich Bain de la Reine (Bad der Königin), da die Herzoginnen von Lothringen hier ihre Badeaufenthalte hatten. Das rechteckige Gebäude wurde ursprünglich von 1733 bis 1736 errichtet und in den Jahren 1752 bis 1758 erneuert, wie es heute noch zu sehen ist. Das Haus wurde bis zur Französischen Revolution von den Stiftsdamen von Remiremont genutzt. 1791 wurde es säkularisiert und ab 1836 unter staatlicher Leitung fortgeführt.
Als Säkularisation wird die staatliche Einziehung oder Nutzung kirchlicher Besitztümer (Land - Vermögen) bezeichnet.
Im 19. und 20. Jh. wurden im Innern größere Umbauten vorgenommen. Auf dem Dachboden sind noch fünf Wasserbehälter aus Holz, die mit Blei verkleidet sind, aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Leider können wir das nicht anschauen.
Eine Apotheke und l’herboriste hat eine schöne Hausmalerei an der Wand. Leider parkt dort ein Auto, so muss ich warten, bis ein Bild gelingt.
Wir kommen zum Maison des Arcades, 1761/62 als königliche Residenz für Herzog Stanislaus von Polen errichtet. Sein Wappen ist an der Fassade zu sehen. Später wurde das Haus als Rathaus genutzt.
Hier ist auch der Brunnen Source du Crucifix hinter einem schmiedeeisernen Gitter zu sehen. Die Schmiedearbeiten wurden von Andre Gillot ausgeführt. Seit 1926 als Baudenkmal - Monument historique geschützt. Leider heute alles etwas heruntergekommen. Wir nehmen an, dass der Ort einfach kein Geld hat, um all die schönen alten Häuser instand zu halten. Es tut einem in der Seele weh.
Immer wieder muss man sich die Mühe machen und auch an den Häusern empor schauen. Herrliche schmiedeeiserne Balkone und schöne Gardinen sind zu sehen. Plombières wird auch die Stadt der 1.000 Balkone genannt.
In einem kleinen Garten findet sich ein Brunnen mit einer wahren Schreckensfratze, auch eine römische Statue ist dort zu sehen.
Wir kommen zu dem alten römischen Bad – Le Bain Romain, aus dem 2. Jh., rekonstruiert im Jahr 1937. Der Zugang ist heute verschlossen. In der Antike befand sich hier ein rechtecktiger Pool, 40 m lang und 9 m breit unter freiem Himmel, beheizt mit einer natürlichen Quelle.
Vorbei an dem Haus, in dem einst Voltaire während der Saison logierte – Maison Voltaire.
Das Centre Balneo Romain hat geöffnet, wir können hinein schauen.
Buvette Thermale – Bain National: Wir gehen hinein, es lohnt sich, sich hier umzuschauen. Die Mosaike in der Trinkhalle sind wunderschön. Leider hat Rolf seine Flasche nicht dabei, sonst würde er sich wieder das Heilwasser wie in Vichy mitnehmen.
Das Bain National ist ein Badehaus aus dem 19. Jh. Das Gebäude in der Rue Liétard ist seit 2001 als Baudenkmal - Monument historique geschützt. Geschützt sind die klassizistische Fassade, die Dachstruktur sowie die Mosaike der Wände und des Fußbodens der Trinkhalle. Interessant auch die Statue eines römischen Konsuls, die hier zu sehen ist.
Das Badehaus wurde ab 1812 an der Stelle des ehemaligen Kapuzinnerklosters errichtet, das 1791 während der Französischen Revolution im Zuge der Säkularisation verschwand. Der Bauunternehmer und Architekt Nicolas Grillot erhielt den Auftrag für dieses Gebäude, das im Laufe des 19. Jh. durch bauliche Erweiterungen und einen terrassenartigen Garten ergänzt wurde. Von 1932 bis 1935 erfolgte unter der Leitung des Architekten Robert Danis bei Erhaltung der Fassade ein grundlegender Umbau des Gebäudes im Innern, wobei man es den damals modernen Bedürfnissen anpasste. 1998/99 fand die letzte Renovierung statt.
Bain Tempere wurde 1772 nach den Plänen des Architekten Jean-Louis Deklier Dellile erbaut: Ein zentrales Thermalbecken, umgeben von Kabinen. 1823 von Nicolas Grillot restauriert und vollständig neu strukturiert 1932 von Robert Danis. Heute beherbergt das Bad den Wellness-Pool Calodae.
Mich interessieren natürlich auch die Schaufenster der kleinen Läden, wo ich einige schöne Katzen-Skulpturen entdecke, die aber für unser Zuhause zu groß sind. Toll auch ein Geschäft, die Jagdmesser zeigen. Leider geschlossen. Wieder Einiges gespart.
Dann sticht mir ein Namensschild ins Auge – La Castalie, mit bunten Blumen. Und immer wieder geht der Blick nach oben, ein Haus schöner als das andere.
Ein kleiner Springbrunnen muss auch fotografiert werden. Rolf ist derweil schon weit vor gelaufen. Er amüsiert sich köstlich, dass ich so viele „Unwichtigkeiten“ anschaue und fotografiere.
Vorbei an dem herrlichen Hotel d’Alsace. Hier sind weder die Zimmer noch das Essen teuer. Sicher schön dort zu wohnen.
Und wieder ein kleines Geschäft mit handgearbeiteter Kinderkleidung. Gut, dass Mittagszeit ist, ich könnte sonst nicht immer widerstehen.
Wir kommen zum Touristen-Büro, natürlich geschlossen. Mittagszeit ist den Franzosen heilig.
Das Touristenbüro befindet sich im ehemaligen Casino der Stadt, Espace Berlioz, in dem früher viele berühmte Künstler auftraten. Ihre Bilder sind noch an dem Gebäude zu sehen. Heute gammelt das schöne Haus vor sich hin. In einem Teil ist wohl ein Kino untergebracht.
Vorbei am Grand Hotel, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat, kommen wir zum Badehaus der Thermen Napoleon. Viele ältere Menschen sind hier unterwegs. Der kleine Park um die Thermen ist ziemlich ungepflegt. Überall scheint es an Geld zu fehlen.
Die Thermen Napoleon bestehen aus dem Badehaus und dem Grand Hotel aus dem 19. Jh. Der Gebäudekomplex an der Avenue des Etats-Unis ist seit 2001 als Baudenkmal – Monument historique – geschützt.
Geschützt sind die klassizistische Fassade, die Dachstruktur und die Wandelhalle, sowie noch drei erhaltene originale Behandlungsräume. Unter dem Denkmalschutz steht auch der östliche Speisesaal, der sich zu einem Wintergarten öffnet, von Außen schön zu sehen.
1856 wurde die „Société d'exploitation des thermes“ gegründet, die für den Bau und den Betrieb des aufwendigen Badehauses und des dazugehörigen Hotels verantwortlich war. Da Napoleon III. in den Jahren 1856, 1858, 1865 und 1868 in Plombières-les-Bains weilte, versprach man sich zahlungskräfti-ge Gäste aus ganz Frankreich. Die Gebäude wurden von den Architekten Isabelle, Normand und Grillot errichtet. Das Badehaus in der Mitte verbindet die zwei Hoteltrakte, so dass eine Dreiflügelanlage entstand. Die Gäste müssen zur Erreichung des Restaurants, des Hotels und des Badehauses nicht das Haus verlassen. 1932/33 erfolgte unter dem Architekten Robert Danis eine umfassende Renovierung.
Die Straße ein Stückchen weiter gibt es zwei riesige, einst prächtige Gebäude – Hotel Metropole -Hotel Parc. Die unteren Fenster sind verrammelt. Ein Schild warnt vor dem Betreten. Schade, dass diese prächtigen Häuser alle so verfallen.
Das Gebäude wurde zwischen 1898 und 1905 auf den Resten des ältesten Stahlwerkes von Lothringen (17. Jh.) errichtet. Die Fassade lehnt sich stark an den Jugendstil an. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch die Deutschen als Militärkrankenhaus genutzt. 1958 kaufte die Stadt das Haus und nutzte es als Gemeindeverwaltung bis 1997. Um 2004 wurde dort ein Altersheim geplant. Es wurde jedoch nichts aus dem Vorhaben. 2006 kaufte der Investor Patrick Gehin für 210.000 Euro das Gebäude. Seither gammelt es vor sich hin.
Villa Germaine und Villa Marthe besitzen noch prächtige Eingangstüren. Hier wohnen noch Men-schen, man sieht es an den herrlichen Gardinen.
Vorbei an dem kleinen Brunnen Fontaine Amelie erreichen wir das alte Waschhaus - Lavoir von 1858. Mit allen möglichen Figuren wird hier sehr anschaulich dargestellt, wie sich das Waschen einst abspielte. Die Menschen konnten in einem geschlossenen Raum in einem Kessel ihre Wäsche wa-schen. Das Wasser, welches verwendet wurde, stammte aus einer heißen Quelle.
Ein Fragment einer römischen Säule – stèle commémorative du bi-millénaire - ist selbstverständlich ein Foto wert.
An einigen der schönen alten Häuser sind Verkaufsschilder zu sehen, Appartement 60.000 Euro. Es gibt sehr viele leer stehende Häuser und Wohnungen. In einem kleinen Hinterhof entdecke ich sehr günstig zu vermietende möbelierte Appartements in schön restaurierten Häusern.
Zurück an unserem Parkplatz an der Kirche stellen wir fest, dass die Kirche Saint Ame et Saint Blai-se geöffnet hat, so dass wir sie anschauen können. Besonders prächtig die Kanzel und die herrlichen Fenster.
Links vor der Kirche befindet sich das sehr schön mit Blumen geschmückte Monument aux Morts Republicain. Die Franzosen halten die Erinnerung an die Toten der Kriege wach.
Vor der Kirche ist ein Platz mit einem modernen Brunnen, der mir schon bei unserem letzten Besuch im Ort aufgefallen ist. Noch ein paar Bilder und dann geht es weiter.
Unterwegs kommen wir durch den Ort La Longine, das erinnert mich an meine Facebook-Freundin Longine.
Weiter über den Col du Mt. Fourche, 620 m. Dies ist eine beliebte Strecke bei Fahrradfahrern. Auf dem Col finden sich ein schönes Willkommensschild und einige bunte große Fahrräder. Natürlich muss ich das fotografieren. Bis nach Rupt sur Moselle sind es ca. 4 km, man überwindet 195 Höhenmeter.
Wir kommen nach Ferdrupt an der Mosel. Hier steht ein künstlerisch gestalteter Baum aus Holz, der mir schon einige Male im Vorbeifahren aufgefallen ist.
Gegen 15 Uhr sind wir Zuhause, nach 68 Meilen (110 km).
Duschen und Relaxen angesagt. Zum Abendessen gibt es Entenbrust, Zucchini, Kartoffeln, Salat, Pfirsiche, Käse und Wein.
Wir hoffen immer noch, dass die lärmenden nervenden Nachbarn bald verschwinden.
Bilder auf meiner Facebook Seite:
Uschi & Rolf – Frankreich www.facebook.com/Figline1.Uschi1.Rolf1
Aufbruch: | 18.09.2016 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 24.09.2016 |