Nordkorea - Oktober 2016

Reisezeit: Oktober 2016  |  von Nick H.

Tag 8 - Kriegsmuseum, Drehrestaurant & Abreise

Nun ist es so weit: Der letzte Tag in Nordkorea bricht an! Klar, dass nach einer Woche Überwachung und politischer Agitation neben dem weinenden auch ein lachendes Auge dabei ist. Hinzu kommt, dass ich inzwischen fast einen vollen Monat unterwegs bin (Südkorea, Peking, Nordkorea) und mich langsam wieder auf mein zu Hause freue.

Dennoch überwiegt die Wehmut, dieses Land schon jetzt mit all den noch offenen Fragen verlassen zu müssen. Es zieht mich mit seiner Widersprüchlichkeit in seinen Bann und ich möchte eigentlich unbedingt noch mehr sehen, um es irgendwie zu verstehen zu können. Hinter die perfekte Fassade konnte man nur ganz selten und eher zufällig blicken.

Auf dem Plan stehen heute noch der Besuch des "Kriegsmuseums" und ein Abschiedsessen im Drehrestaurant des Yanggakdo-Hotels.

Auf dem Weg zum "Victorious Fatherland Liberation War Museum" (dt. "Das Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg") kommen wir nochmals am Hauptbahnhof vorbei. Schade, eine Bahnfahrt in Nordkorea hätte ich zu gerne unternommen, aber wir verlassen das Land wieder per Flugzeug in Richtung Peking. Eine Zugreise von Pjöngjang nach Peking dauert immerhin auch ca. 24 Stunden.

Hauptbahnhof von Pjöngjang

Hauptbahnhof von Pjöngjang

Das Kriegsmuseum, wie ich es der Einfachheit halber ab hier wieder nenne, hat vor kurzem (2013) ein massives "Upgrade" erfahren. So ist es in ein neues, noch größeres Gebäude gezogen und die Inhalte werden nun noch aufwändiger präsentiert.

Zunächst werden wir durch den Außenbereich geführt. Hier bekommen wir einen historischen Abriss des Koreakriegs zu hören, die Propaganda ist allerdings nicht so extrem wie erwartet. Außerdem stehen hier sämtliche "Kriegstrophäen" aus dem Koreakrieg: Panzer, Haubitzen, Hubschrauber und Flugzeuge des Feindes, die allesamt heldenhaft gekapert/zerstört wurden.

Da im Innenbereich leider nicht fotografiert werden darf, folgen hier ein paar mehr Aufnahmen des Außenbereichs.

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

"Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Modell eines Schützengrabens im "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Modell eines Schützengrabens im "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Hier werden einige Bombengrößen gezeigt, die über Pjöngjang abgeworfen wurden

Hier werden einige Bombengrößen gezeigt, die über Pjöngjang abgeworfen wurden

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Außenbereich des "Museum über den Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg"

Immerhin eine weitere "Attraktion" dürfen wir noch fotografieren, die USS Pueblo (AGER-2). Hierbei handelt es sich um ein Aufklärungs-/Spionageschiff der United States Navy, das im Jahr 1968 nach Kaperung durch die nordkoreanische Marine Berühmtheit erlangt hat.

Es ist heute das einzige Schiff der US-Marine, das sich noch immer in den Händen einer fremden Macht befindet.

Fun Fact: "Die Pueblo wurde zunächst in Wŏnsan der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im November 1998 gelang es Nordkorea, das Schiff gut getarnt auf dem Seeweg um die koreanische Halbinsel in die Hauptstadt Pjöngjang zu überführen." (Wikipedia)

Auf die weiteren Hintergründe gehe ich nicht ein, diese können bei Interesse hier nachgelesen werden.

USS Pueblo

USS Pueblo

Innenraum der USS Pueblo

Innenraum der USS Pueblo

Einschusslöcher im Innenraum der USS Pueblo

Einschusslöcher im Innenraum der USS Pueblo

Vortrag im Innenraum der USS Pueblo

Vortrag im Innenraum der USS Pueblo

Innenraum der USS Pueblo

Innenraum der USS Pueblo

Schüler/Studenten lauschen den Worten eines Kriegsveteranen des Koreakrieges

Schüler/Studenten lauschen den Worten eines Kriegsveteranen des Koreakrieges

Kriegsveteran des Koreakrieges

Kriegsveteran des Koreakrieges

Schon die Eingangshalle des Museums, die komplett aus Marmor und einer Statue von Kim Il-sung besteht, lässt mir die Kinnlade herabfallen. Kosten waren hier wohl nur am Rande von Belang.

Auch die Videowände, auf denen Kriegsszenen (einseitig) dargestellt werden, sind absolut up to date. Wachsfiguren von koreanischen und - extra hässlich gestalteten - amerikanischen Soldaten, Modelle der Städte und Landschaften Koreas sowie etliche Originalrelikte runden das Bild ab.

Den Höhepunkt des Museums bildet eine große Kuppelhalle mit einer sich drehenden Plattform, von der aus man ein gigantisches 360°-Diorama der Schlacht von Taejon samt Surround-Sound betrachten kann. Es ist komplett handgemalt und besitzt 3D-Effekte. Ein paar Fotos des Innenbereichs kann man hier sehen.

Im Museum habe ich allerdings erstmalig das Gefühl, von einigen Nordkoreanern feindselig angesehen zu werden. In den Tagen zuvor war es eigentlich immer primär Neugierde, (gespieltes) Desinteresse oder zurückhaltende Höflichkeit. Vielleicht bilde ich es mir gerade ein... Oder aber ich werde für einen Amerikaner gehalten, dessen Volk - ganz offensichtlich, wie das Museum eindrücklich zeigt - furchtbare Verbrechen begangen hat. Ich weiß es nicht und es waren nur sehr kurze Momente.

Nachdem wir im Hotel unsere Sachen gepackt haben, folgt unser Abschiedsessen im Drehrestaurant. Es herrscht eine komische Stimmung, alle sind etwas aufgekratzt. Die vielen Eindrücke der letzten Tage, die bevorstehende Kontrolle des Gepäcks samt Kameras am Flughafen, die tatsächliche Ausreise, die Rückkehr nach Deutschland...

Man sagt ja, dass Rituale und gewohnte Abläufe den Menschen beruhigen. Daher stellen wir erfreut fest, dass wir die einzigen Gäste im Drehrestaurant sind. In einem Hotel mit 1.000 Zimmern...!

Unsere Reiseleiter teilen uns mit, dass das Drehrestaurant leeeiiider momentan kaputt ist. Das ist wirklich ein bisschen schade. Aber ob man es glaubt oder nicht: Kurz darauf hören wir für fünf Minuten unter uns etwas, das wie Hammerschläge klingt und plötzlich dreht sich tatsächlich das Drehrestaurant! Only in North Korea...

Drehrestaurant des Yanggakdo-Hotels

Drehrestaurant des Yanggakdo-Hotels

Drehrestaurant des Yanggakdo-Hotels

Drehrestaurant des Yanggakdo-Hotels

Drehrestaurant des Yanggakdo-Hotels

Drehrestaurant des Yanggakdo-Hotels

Nach einem guten Essen fahren wir zum Flughafen. Wir müssen jedoch nicht 2-3 Stunden im Voraus dort sein, wie es bei internationalen Flügen die Regel ist, sondern lediglich 30-45 Minuten vorher. Den Grund kann man sich denken: Drei Flüge am Tag, kaum Fluggäste...da geht alles schnell. Weniger Zeitpuffer heißt zusätzlich, dass weniger Zeit für die Kontrolle unserer Habseligkeiten bleibt. Nicht, dass wir illegale Dinge bei uns tragen, aber etwas nervös ist man ja trotzdem.

In meinem Fall fällt die Kontrolle tatsächlich komplett aus! Ich muss lediglich meinen Rucksack durchleuchten lassen (Wer weiß, ob das Gerät überhaupt funktioniert?) und keine zwei Minuten später stehe ich am Gate. Keine Einzelkontrolle der Fotos, kein Löschen, keine Schikane, nichts.

Vielleicht hat es etwas mit unseren Reiseleitern, die dezent im Hintergrund warten und bereits mit dem Flughafenpersonal gesprochen haben, zu tun. Nach dem Motto: 'Wir haben die Fotos bereits gecheckt, alles gut.' Vielleicht bin ich aber auch einfach paranoid geworden in den vergangenen Tagen.

Der Flug startet pünktlich und verläuft ereignislos.

Peking: Hätte nie gedacht, dass sich diese Stadt so sehr nach Freiheit anfühlen kann. Ich darf hingehen, wo ich will. Sagen, was ich will. Bei mir tragen, was ich will. Selbstverständlich ist das nicht. Und dennoch zieht es mich zehn Mal eher nochmals nach Nordkorea als nach Peking. Natürlich rede ich nur vom Urlaub, dort sein ganzes Leben zu verbringen ist etwas ganz anderes, was wir uns nicht vorstellen können...

© Nick H., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Achttägige Rundreise durch die Demokratische Volksrepublik Korea im Oktober 2016
Details:
Aufbruch: Oktober 2016
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Oktober 2016
Reiseziele: Nordkorea
Der Autor
 
Nick H. berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.