Westmalaysia mit dem Auto
Cameron Highlands
Betonklötze in einem Idyll aus Tempelanlagen und Urwald
Fr. 27.07.[/f
Nachdem der Wecker oft geklingelt hat, quälen wir uns aus dem Bett, wir müssen um 12 Uhr auschecken und das ist in Deutschland wie 6 Uhr.
Nach einem Nudelsuppenfrühstück, packen wir zusammen und treten unsere 280 km lange Fahrt in die Cameron Highlands an. Vorher wollen wir aber nochmal auf die Straße von Melakka sehen und an den Strand. Der ist allerdings gefühlte 2 km breit, da es hier einen starken Tidenhub gibt. Insgesamt wirkt es sehr verlassen am Strand und auch die in die Jahre gekommene Anlage war recht verlassen.
So fahren wir erstmal wieder ein ganzes Stück zurück und laden unsere Mautkarte für die Autobahn auf. Man kann hier nur mit einer solchen touch and go Karte bezahlen. Auf der Autobahn geht es erst recht stauig und dann ganz gut voran immer weiter durch Palmölplantagen. Das ist recht monoton und auch hier gilt wohl, dass die linke von drei Spuren nicht gerne genommen wird, weil alle in der Mitte fahren. Da muss man der Verlockung widerstehen, links zu überholen.
Auf einer Tankstelle machen wir Rast und trinken einen Kaffee. Die Kaffeemaschine mit Touchscreen hat extra Boxen integriert, um dir Geräusche des Bohnen mahlens und das Geklapper von Tasse und Untertasse abzuspielen. So sitzen wir dann mit unseren PAPP-Bechern und Baozi, die hier Pau heißen, gedämpfte Hefekugeln mit Füllung, auf der Kunstrasenterrasse zwischen dem Tankstellenhäuschen und den Zapfsäulen bei extrem lauter Musik und schauen über die Autobahn hinweg auf die Plantagen und die dahinter gelegenen bewaldeten Berge, die schon nach Dschungel aussehen.
Weiter geht es bis Tampoh, wo wir abfahren und im Supermarkt nach Regencapes suchen, die wir vergessen haben und nach den ständigen Regengüsse heute und einem Gewitter in der Nacht nicht missen wollen.
Die Verkäuferinnen, die hier meist in einer extrem großen Anzahl rumlaufen, meist mehr als Kunden, sind hilfsbereit und müssen meist erst Eine rufen, die etwas Englisch kann. Wir werden fündig und wollen uns natürlich den restlichen Supermarkt ansehen. Man kann super hier einkaufen, es gibt frisches Gemüse, Obst, Fisch und Fleisch alles lose zum Abfüllen. Nur wiegen lassen muss man es von einer Frau. Auch verpackte, zum Teil importierte Produkte gibt es zu Hauf. Wir decken uns ein und bezahlen. An den Kassen gibt es eine Kasse nur für Nicht-Halal-Lebensmittel.
Von hier geht es über eine kleine und kurvige Straße den Berg rauf. Viel schneller als 40 km/h können wir nicht fahren und so dauert es lange bis wir in Berincang in den Cameron Highlands ankommen. Die 1500 Höhenmeter müssen aber auch überwunden werden. Auf dem Weg fahren wir durch urige Wälder und sehen die grünen Hügel mit Nebel und Wolken. Da fühlt man sich gleich angekommen in den Tropen. Einen großen Wasserfall können wir alleine bestaunen, da es schon recht spät ist und die Touristenmassen weg sind.
Im Dunkeln kommen wir an unserem Hotel an. Die Stadt ist nicht sehr schön und ziemlich zugebaut.
Wir können in der Tiefgarage parken und beziehen das schöne Zimmer, das leider leicht muffig riecht. Es gibt keine Klimaanlage, was bei 17 Grad aber nicht nötig ist. Jetzt haben wir es in den Tropen kühler als in Deutschland.
Auf dem Nachtmarkt holen wir noch Essen. Es gibt gebackene Bananen, frittierte Spieße, Reis mit Curryhuhn und Bohnen. Das ist sehr lecker gewürzt, z.T. aber etwas scharf für Dafne.
Es wird wieder schwierig müde zu sein, obwohl es schon nach 2 Uhr ist.
Sa. 28.07. Spaziergang durch den Regenwald
Nach einem Frühstück der Sachen aus dem Supermarkt und einer ausgiebigen Vorbereitung auf den ersten Spaziergang im Regenwald der Highlands geht es recht früh los, da wir es schaffen um 9 Uhr aus dem Bett zu kommen.
Wir fahren nach Tanah Rata, die 5 km entfernte nächste Stadt. Fast die ganze Strecke fahren wir an einem Stau auf der Gegenspur entlang. Wir denken, dass viele übers Wochenende kommen und hoffen, später gut zurück zu kommen.
In Tanah Rata ist ein Marathonlauf uns somit alles zugeparkt. Wir finden noch etwas und suchen den Weg in den Wald. Ein Hund verfolgt uns ganz treu. Im Wald sehen wir keine Blutegel, Schlangen und nur wenige Mücken. Dafür gibt's schöne Farne, Aufsitzpflanzen und auf Grund der Höhe auch Nadelbäume zu bestaunen. Einen Wasserfall sehen wir auch, vor dem allerdings leider viel Plastikmüll schwimmt. Unser Hund ist auch mit dabei, geht in die Büsche und gräbt in der Erde rum.
Nach ca. einer Stunde setzt ein Regenschauer ein und wir ziehen unsere neuen Regencapes an. Das war eine gute Idee, denn es wird noch heftiger. Bald sind wir an einem Grillplatz mit Hütte und raus aus dem Wald.
Da der Weg recht kurz war, wollten wir zurück einen anderen längeren wählen, doch wir finden den Einstieg nicht und keiner auf dem anliegenden Campingplatz kennt sich hier aus. So lassen wir es lieber. Auf dem Campingplatz jagt unser Hund eine arme Katze über den Platz, bis sie den Baum hoch flieht. Nein, das ist nicht unser Hund!
So gehen wir den Weg wieder zurück, um nicht über die Straße gehen zu müssen und sehen uns Tanah Rata an. Dem Hund war es wohl langweilig geworden, er war auf einmal weg.
Die Stadt ist vom Tourismus geprägt und nicht wirklich weniger hässlich als Brincang, wo wir wohnen. Doch die Empfehlung des Reiseführers scheint zu wirken, in Tanah Rata sind viele westliche Touristen und in Brincang sind fast nur Asiaten. Als ich buchte, habe ich nur noch anständige und bezahlbare Hotelzimmer in Brincang gefunden.
So fahren wir zurück und heben die Europäer-Quote in Brincang wieder an. Wir gehen neben unserem Hotel in einem chinesischen Dim Sum Restaurant essen. Hier werden verschiedene Kleinigkeiten gedämpft serviert. Das ist lecker und erschwinglich, außerdem ist das Wlan vom Hotel besser als in unserem Zimmer. Es fängt, als wir zum Glück drinnen essen, an in Strömen zu schütten und hört auch so schnell nicht auf. Wir kommen schnell im unser Hotel und warten den Regen ab.
Abends geht es dann nochmal in die Stadt nach Brincang, wo wir in einem Handarbeitsladen einige kitschige Dinge sehen und uns doch nicht zum Kauf entschließen können. Auf dem Nachtmarkt holen wir uns eine Art Pfannkuchen mit Erdnüssen, Kokos und Mais, der super schmeckt und die leckeren Reis-Kokosmilchpudding-Küchlein, die uns die Verkäuferin gestern geschenkt hat.
So schließen wir den Tag süß ab und ich bin auch endlich mal müde, also jetzt wohl in der richtigen Zeit angekommen.
So. 29.07. Der Stau zur Teeplantage
Los geht es zu den Teeplantagen für die die Cameron Highlands bekannt sind. Allerdings scheinen viele Asiaten die Erdbeeren interessanter zu finden, denn es gibt alles mit Erdbeeren hier, Kissen, Schlüsselanhänger etc. und natürlich Marmelade und getrocknete Erdbeeren sowie jegliche Süßigkeit mit den roten Früchten.
Leider ist heute wieder der extrem lange Stau und wir müssen in diese Richtung fahren. So brauchen wir für 7 km eine Stunde, da hätten wir lieber zu Fuß gehen sollen. Es ist unglaublich, wie langsam es voran geht und das liegt vermutlich am Wochenende.
Auf der Zufahrt zur Teeplantage ist oft nur Platz für ein Auto, sodass der entgegen kommende Verkehr oft vorgelassen werden muss. An einer Stelle wird der Verkehr sogar gesteuert, so groß ist der Andrang. Die lange Fahrt hat sich aber gelohnt, die Teesträuche zieren die Landschaft mit Lücken dazwischen, die zu Linien verschmelzen und sich über die runden Hügel ziehen. Jeder einzelne Busch ist mit einem dicken Stamm und vielen harten Blättern versehen. Durch das Schneiden sind die Büsche aber nur kniehoch. An der Straße stehen die Häuser der Arbeiter, meist Tamilen, ein Hindutempel, sowie eine Moschee und eine Kapelle. Den Berg rauf geht es zu einem Besucherzentrum und der Fabrik. Hier sehen wir uns die Verarbeitung der Blätter zu schwarzem Tee an. Er wird zerkleinert, fermentiert und getrocknet. Die Führung, die stattfindet ist auf Malaiisch, aber die Infotafeln erklären alles gut auf Englisch.
Dann wollen wir noch ein Stück Torte, die wie die meisten Süßigkeiten hier angenehm unsüß sind, und Tee dazu trinken. Einen Sitzplatz müssen wir uns erstmal erkämpfen, so voll ist es. So essen wir Karotten-Cashew- und Grüner-Tee-Käsekuchen mit Tee bzw. Eistee, sehr lecker.
Draußen gibt es auch noch viele schöne Blüten zu bewundern und in den Plantagen verlaufen sich auch die vielen Besucher.
Wir fahren etwas zurück und weil sich der Nachmittagssturzbach wieder mit grauen Wolken ankündigt, geht es nicht auf den Berg, sondern in den Schmetterlingsgarten. Hier bewundern wir große Schmetterlinge, Käfer, Schlangen und anderes Kriechzeug. Spannend sind die Tiere, die man suchen muss, weil sie wie Blätter oder Stöcke aussehen. Daneben gibt es wunderschöne Pflanzen, die in dem Garten stehen oder von der Decke hängen. Der Garten ist größer als gedacht und so bleiben wir lange, es regnet dann auch, aber alles ist überdacht.
Im Anschluß finden wir nebenan eine große Mall mit Drogerie und Restaurants. Wir gehen aber zu den kleineren Essensständen und essen bei einem Inder, was aber bis auf das Naan-Brot nicht so der Renner war.
Zurück fahren wir an dem immer oder wieder andauernden Stau vorbei und sind in 5 Min. zurück in Brincang. Vielleicht fahren jetzt viele wieder aus den Bergen weg, da Sonntagabend ist.
Im Hotel warten wir noch den Regen ab, der heute nicht so stark ist, und dann geht es nochmal in die Stadt, die heute eine andere ist, statt dem Lärm des ewigen Staus werden durch die Lautsprecher der Moschee Durchsagen gemacht oder etwas verlesen und die Restaurants und Geschäfte sind viel leerer. So können wir im Supermarkt etwas ruhiger gucken, denn die Regale gehen bis zur Decke und stehen ca. 50 cm auseinander, sodass man das Gefühl hat, die kommen immer näher. Den Ort kennen wir jetzt und so gehen wir in der Hotellobby mal ins Wlan, wo der Empfang besser ist als im Zimmer und versuchen die Berichte hochzuladen. Leider fliegen wir beim Bilder hochladen immer von der Seite und so vertagen wir das auf ein Hotel mit besserem Internet.
Mo und Di. 30. und 32. 07. Leider nicht viel...
Eine Infektion legte erst mich und einen Tag später auch Dafne lahm.
Ich hatte Durchfall und Erbrechen in der Nacht, dann konnte ich nur noch viel schlafen uns hatte Fieber. Als es mir besser ging, bekam Dafne auch Fieber und war sehr platt.
Wir verlängerten unseren Aufenthalt in Brincang daher um eine Nacht und kurrierten uns aus. Es ist uns auch nicht ganz klar, woher wir diese Infektion hatten, ob von dem Essen mit den Finger oder irgendwelchem Essen, das nicht gut war. Wir passen in Zukunft noch besser auf.
Ansonsten ist nicht viel passiert, Dafne war einkaufen und hat mir Brühe und Ingwertee gebracht, als es ihr noch gut ging.
Ab Di. ging es mir gut, hoffen wir, dass es Dafne morgen auch gut geht.
Mi. 01.08. runter in die Hitze von Ipoh
Nach der Nacht, die für Dafne noch etwas unruhig verlief, die Betten sind auch nicht so dolle, ging es ihr aber nun besser und wir konnten aufbrechen.
So sahen wir uns erst noch den Time Tunnel in Brincang an, das ist ein Keller voller Originale aus vergangenen Jahren mit etwas Erklärung zum 2. Weltkrieg, der japanischen Besatzung und der Gründung des malaysischen Staats. Es gibt ein paar nette Gegenstände zu bewundern.
Dann mussten wir die kühlen Höhen verlassen und es ging auf der Bergstraße hinab. Dabei könnte man die bewaldeten Hügel sehen, in den wieder Wolken aufzogen und die zum Teil rote Früchte oder Blüten tragen. Ein toller Anblick. Am Straßenrand standen Verkäufer mit Ständen, die v.a. Obst anbieten. Wir wollten aber nach Ipoh kommen und unser Hotel beziehen.
In der Ebene angekommen konnten wir die aufragenden Kalksteinformationen bewundern, die zur Zementherrstellung abgebrochen werden. Da sie zum Teil halb bewachsen sind, entsteht ein toller Kontrast zwischen den grünen Wäldern und den roten Felsen.
Beim Aussteigen kommen uns dann die wohligen 33 Grad Celsius entgegen, die sich heißer anfühlen, da die Sonne stark scheint. Dafür empfinden wir es überraschender weise nicht so feucht wie befürchtet.
Der Hotelbesitzer ist ein sehr freundlicher Chinese. Leider hat das Zimmer kein Fenster, was hier nicht unüblich ist. Das hatten wir aber nicht gebucht und nachdem er einen Anruf getätigt hat, wurde es auch betätigt. Leider hatte er kein anderes Zimmer. So suchten wir uns im Wlan des Hotels ein anderes Hotel. Der Besitzer hatte Verständnis. In dem anderen Hotel bekamen wir erst ein Raucherzimmer, aber auch hier bekamen wir auf Nachfrage ein anderes Zimmer und die Besitzerin (vermute ich) fuhr ihren BMW in die Garage, damit wir kostenfrei parken können. Insgesamt zwar wieder eine Anreise mit Hindernissen, aber durch nette verständnisvolle Menschen alles ok.
Nach einer Verschnaufpause und dem nachmittäglichen Gewitter spazierten wir durch die abgekühlte Luft Ipohs ins Zentrum. Viele Geschäfte hatten zu am Nachmittag obwohl sie geöffnet haben sollten nach Öffnungszeiten.
Die Altstadt auf der anderen Flussseite empfing uns nicht so einladend. Zu Fuß zu gehen ist hier nicht angesagt, alle fahren Auto oder Roller. Dementsprechend kommt man kaum über die Straßen oder muss 40 cm hohe Bürgersteige rauf und runter, um voran zu kommen. Wir stießen dann auf einen riesigen Fußballplatz in der Altstadt, der von den Engländern angelegt wurde und auf dem fleißig trainiert wurde. Generell scheint Fußball hier recht beliebt zu sein.
Zudem machte der Gestank von Müll und was weiß ich und die ganzen Autoabgase, viele Autos stoßen hier schwarze Wolken aus, es macht es nicht gerade einladend. So wollten wir uns erstmal ein Lokal suchen, Hunger hatten wir auch. In einem alten vor dem Verfall geretteten Gebäude, am Kong Heng Square, fanden wir ein richtig hippes Eckchen. Wie in einer anderen Welt verkehrten hier chinesische und malaiische junge Leute bei weltlichem und asiatischem Essen. Wir entschieden uns gegen das Gefrierfach (Klimaanlage max. 17 Grad Celsius) und für den Propeller-durchlüfteten Innenhof. Für stolze 20 Euro fühlten wir uns hip und aßen Burger, Kuchen und Pommes mit Huhn. Naja, war es irgendwie wert.
Zum Sonnenuntergang, als erst sie große Nationalmoschee und dann die 110 Jahre alte Masijd India zum Gebet rief, fanden wir noch den alten Glockenturm der Engländer, der als Kontrast auch noch läutete und sahen die Altstadt aus einer schöneren Perspektive. Auch die großen Streetartbilder auf den Häusern sahen schon aus. So gingen wir satt und zufrieden zurück zum Hotel, kauften noch kurz was fürs Frühstück und fanden wieder nur sehr wenige offene Geschäfte.
Aufbruch: | 25.07.2018 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 23.08.2018 |