Coulee, Cataldo & Caldera
Heisse Quellen und Geysire
Old Faithful
Am Nachmittag des 18. September 1870 reisten Mitglieder der Washburn-Langford-Doane Expedition den Firehole River hinunter und kamen in dieses Gebiet heisser Quellen. Der erste Geysir, den sie sahen, war der Old Faithful. Nathaniel P. Langford schrieb 1871: "Er spuckte in regelmässigen Intervallen neun Mal, während wir dort waren. Die Säulen kochenden Wassers stiegen jedesmal 30 bis 40 Meter hoch und ein Ausbruch hielt 15 bis 20 Minuten an. Wir gaben ihm den Namen "alter Getreuer"."
In den frühen Jahren des Nationalparks wurde der Old Faithful oft als Waschmaschine benutzt. Während der Ruhephasen wurde Wäsche in den Krater gegeben und bei einem Ausbruch wurde die Wäsche blitzsauber ausgespuckt. Leinen und Baumwolle kamen völlig unverletzt aus dem Krater, während Wolle in Fetzen gerissen wurde.
From A Distance
Aus der Entfernung ist Old Faithful fast noch schöner, als wenn man ihm zu sehr auf die Pelle rückt. Jetzt in der kalten Luft und aus der Entfernung wirkt seine Dampfsäule noch imposanter. Auf unserem Spaziergang müssen wir uns aber sputen - der nächste Schneesturm droht...
Solitary Geyser
Wegen des kalten Wetters und der damit verbundenen Dampfentwicklung etwas enttäuscht von Old Faithful, wanderten wir durch den Wald auf einen Hügel, um uns eine schöne Aussicht und einen guten Überblick über das Gelände zu schaffen. Unterwegs begegnete uns ein Snowshoe Hare, der gemütlich auf dem Pfad vor sich hinhoppelte. Als er uns gewahr wurde, hoppelte er leider schnell ins Dickicht. Von einem Aussichtspunkt aus sahen wir das Old Faithful Inn, den Old Faithful und das Geysirfeld, aber auch die dunklen Wolken, die es sehr bald regnen liessen. Unter einem Baum warteten wir ab, bis es nur noch nieselte. Waren heute Morgen schon sehr wenige Leute um den Old Faithful, gab es hier oben ausser uns niemanden. Wir genossen die Ruhe im Wald, spazierten fröhlich drauf los und plötzlich lichtete sich der Wald vor uns und unvermittelt standen wir vor einem traumhaft schönen kleinen See. Der Solitary Geyser liegt, einem Namen entsprechend, wirklich sehr abgelegen auf einem Hügel und keine fusskranken Amerikaner oder Chinesen plapperten die Idylle tot. Es war ein Traum, dieses Naturwunder in aller Stille, wenn auch im Nieselregen, bewundern zu dürfen. Von allen schönen Farben im Nationalpark waren diese hier am leuchtendsten. Orange und Blau. Ein herrlicher Kontrast.
Solitary Geyser
Mitten im Wald, auf einem Hügel, liegt der Solitary Geyser, der hier seinem Namen alle Ehre macht. Bei leichtem Regen wanderten wir hierher und waren froh, dass wir dem Wetter getrotzt haben. Wir hatten heute diese Idylle für uns allein...
Ursprünglich war der Solitary Geyser nur eine heisse Quelle mit ruhigem Wasser. Nachdem Wasser für einen Swimmingpool aus der Quelle abgelassen wurde, war das empfindliche Gleichgewicht gestört und die heisse Quelle verwandelte sich in einen Geysir. Nachdem der Wasserklau beendet wurde, stabilisierte sich zwar der Wasserspiegel wieder, aber die Eruptionen dauern bis heute an. An diesem Beispiel wird verdeutlicht, wie fragil manchmal die Gleichgewichte in einem System heisser Quellen sein können.
Firehole River
Durch das Thermalfeld des Old Faithful fliesst der Firehole River. Selbst an seinen Ufern befinden sich viele heisse Quellen. Der Fluss fliesst nach Norden und ergiesst sich schliesslich in den Yellowstone River, der wiederum in den Missouri fliesst. Nur wenige Kilometer südlich von hier verläuft die kontinentale Wasserscheide. Durch die dramatischen geologischen Verschiebungen des Yellowstone-Vulkans verläuft die Wasserscheide im Zickzackkurs durch den Park. Südlich von hier fliessen die kleinen Flüsse in den Snake River, der wiederum in den Columbia fliesst.
Heute hatten wir Pech mit dem Wetter. Warteten wir im Wald schon das Ende eines Schauers ab, drohten jetzt noch dunklere Wolken mit dem nächsten Schauer. Wir brachen unseren Spaziergang zwischen den heissen Quellen ab und flüchteten ins nächstgelegene Café, nicht ohne dass wir noch ordentlich nass wurden. Im Café angekommen, stellten wir fest, dass der Regen draussen gerade in Schnee überging. Da schmeckte der Kaffee doppelt gut.
Grand Prismatic Spring
Vor dem Midway Geyser Basin versammelte sich plötzlich halb China vor den Parkplätzen. Wir mussten auf der Strasse warten, bis ein Parkplatz für uns frei wurde. Um den Old Faithful herum hatten wir noch Glück, weil wir um 7 Uhr morgens bereits dort waren. Jetzt, am späten Vormittag, fuhren so viele Busse vor dieses Geysirareal, dass man für einen Parkplatz eine Nummer ziehen musste. Ich wollte aber nicht klein beigeben, denn die Grand Prismatic Spring, die ich unbedingt einmal im Leben sehen wollte, war hier in diesem Feld, also Augen zu und durch.
Ihr könnt Euch meine Enttäuschung nicht vorstellen! Obwohl ich mich an Massen von lauten, unhöflichen und teilweise rüpelhaften chinesischen Touristen entlangdrängte, war weder vom Excelsior Geyser noch von der Grand Prismatic Spring viel zu sehen. Nicht etwa die Chinesen, sondern starke Wasserdampfentwicklung aufgrund der kühlen Witterung verhinderte den Genuss.
Der Excelsior Geyser (wenn man ihn sieht) lässt zwischen 15000 und 17000 Liter 93°C heisses Wasser PRO MINUTE direkt in den Firehole River laufen. Im späten 19. Jahrhundert war der Geysir sehr aktiv, mit Ausbrüchen über 30 Meter Höhe, vereinzelt sogar bis 91 Meter Höhe. Es wird angenommen, dass diese heftigen Ausbrüche das Hohlraumsystem unter dem Geysir angegriffen haben und er deswegen heute einfach nur relativ ruhig überläuft.
Die Grand Prismatic Spring ist DAS riesige, bunte Auge des Yellowstone Nationalparks. Eine exzellente Sicht auf dieses Objekt gibt es natürlich nur aus der Vogelperspektive und natürlich nur bei wärmerem Wetter. Ich sah überwiegend Nebel, obwohl ich nur wenige Meter vom Ufer der Quelle entfernt stand.
Die Grand Prismatic Spring ist die grösste heisse Quelle der U.S.A. und die drittgrösste heisse Quelle weltweit. Die lebendigen Farben der Quelle (wenn man sie sieht) sind das Ergebnis von Bakterien, die am Rand der mineralreichen Quelle leben. Die Bakterien produzieren Farben von Grün bis Rot, die Intensität der Farbe hängt dabei ab vom Verhältnis zwischen Chlorophyll und Carotinoiden, sowie vom Temperaturgradienten im Abfluss der Quelle. Im Sommer sind die Bakterienmatten eher orange und rot, im Winter eher grünlich. Das Zentrum des Pools ist jedoch immer tiefblau und steril wegen der grossen Hitze.
Fountain Paint Pot
Fountain Paint Pot ist einer der vielen Schlammtöpfe im Park. Die Konsistenz des Schlamms variiert mit den Jahreszeiten. Durch Regen und Schmelzwasser wird er Schlamm im Winter und Frühjahr meist dünn, im Spätsommer dann sehr zäh. Der Schlamm besteht aus Lehm und feinen Silikaten. Der Felsen unter dem Schlammtopf ist Rhyolit, der hauptsächlich aus Quarz und Feldspat besteht. Säurehaltige Dämpfe wandeln den Feldspat um in ein lehmiges Material namens Kaolinit.
Red Spouter
Am 17. August 1959 erschütterte das in die Geschichte eingegengene Hebgen Lake Erdbeben das Gebiet des Yellowstone Nationalparks. Die Stärke des Bebens wird mit 7,8 auf der Richter-Skala angegeben. Damals starben in dieser dünn besiedelten Gegend mindestens 28 Menschen. Im Yellowstone Nationalparks änderte das Beben die Aktivitäten vieler heisser Quellen und Geysire.
Red Spouter existierte vor dem Hebgen Lake Erdbeben nicht. Je nach Jahreszeit ist Red Spouter mal Fumarole, mal heisse Quelle und mal Schlammtopf. Mit den Jahreszeiten ändert sich die Menge des verfügbaren Wassers und so war die Quelle bei meiner Anwesenheit ein dünnflüssiger Schlammtopf.
Clepsydra Geyser
Clepsydra Geyser wurde nach dem griechischen Wort für "Wasseruhr" benannt. Vor dem Hebgen Lake Erdbeben im Jahr 1959 brach der Geysir regelmässig alle 3 Minuten aus. Seit dem Beben speit er fast ununterbrochen Wasser und den entstehenden Dampf kann man im ganzen Lower Geyser Basin sehen.
Fountain Geyser sieht wie ein friedlicher blauer See aus, bevor er ohne Vorwarnung ausbricht. Leider sah ich keine Eruption, aber wenn eine stattfindet, schiesst das Wasser bis zu mehr als 20 Minuten lang bis zu 15 Meter in die Höhe. Die Ausbrüche hier finden nur sehr unregelmässig statt.
Lodgepole Pine
Die Lodgepole Pine (Küstenkiefer, Pinus contorta) besiedelt ein grosses Gebiet im amerikanischen Westen. Sie ist häufig an der Küste und häufig im Gebirge, aber selten in den Regenwäldern des Tieflands. Diese toten Küstenkiefern sind Pioniere, die nicht überlebt haben. Die Bäume können sich normalerweise in dünner neuer Erde halten und reichern zwischen ihren Wurzeln durch Recycling von organischen Materialien mehr Erde an. Mit der Zeit hätte dieser wachsende Humusboden einen ganzen Wald ernähren können, aber die heissen Quellen in der Nähe fingen an zu wandern und ertränkten die Bäume. Werden hier jemals wieder Küstenkiefern wachsen? Vielleicht. Irgendwann.
Gibbon Falls
Die Gibbon Falls sind ein 26 Meter hoher Wasserfall, der heute direkt an der Strasse liegt. Die Fälle wurden von William Henry Jackson während der zweiten Hayden-Expedition 1872 erstmals beschrieben. Es gibt keine historische Aufzeichnung, wie der Wasserfall zu seinem Namen gekommen ist, aber Mitte der 1880er Jahre war der Name auf allen offiziellen Dokumenten schon geläufig.
1883 beschrieb Henry J. Winser die Gibbon Falls in seinem Buch "The Yellowstone National Park - A Manual for Tourists" folgendermassen: "Die Gibbon-Fälle liegen 4 Meilen vom Eingang des Canyons entfernt und können auf einem rechts der Strasse gelegenen Pfad erreicht werden. Der Abstieg ist zwar steil, aber der robuste Tourist wird die Strapazen seiner Muskeln nicht bereuen, nachdem er diese grossartigen Wasserfälle gesehen hat. Das Wasser fällt wie ein schäumendes Bettlaken über die Kante und gibt ein reizvolles Bild voller Leben und Kraft ab, welches in bemerkenswertem Kontrast zu den trostlosen Felsen und düsteren Kiefern steht."
Artists' Paintpots
Der Parkplatz zu den Artists' Paintpots ist für Busse gesperrt - ein dickes Plus für uns. Es bedeutet, nicht von Massen chinesischer Touristen angerempelt zu werden. Da die Artists' Paintpots, ein Areal von heissen Quellen und Schlammtöpfen, über den Abhang eines steilen Hügels verteilt sind, vermuteten wir auch nicht zu viele andere Menschen. Genauso war es dann auch. Auf dem steilen Pfad trafen wir lediglich eine handvoll anderer Touristen, die diese Sehenswürdigkeiten abseits des Mainstreams auch zu schätzen wussten. Immer öfter fielen uns diese Extreme im Park auf. Es gab einige wenige Brennpunkte, wo sich scheinbar ALLE Menschen im Park durchzwängten, andere Gebiete - vor allem die, zu denen man mehr als 100 Meter laufen muss - waren nahezu menschenleer.
Der hölzerne Steg zu den Artists' Paintpots überquert zunächst eine kurze Ebene mit Buschwerk und toten Kiefern, Überbleibsel des grossen Feuers von 1988, bevor der Weg ansteigt und ringförmig die Quellen am Abhang des Hügels abgreift. Es gibt kleine, vor sich hinköchelnde milchigblaue Pfützen, die von rötlichen Schwefelablagerungen umringt sind und einige Dampfquellen zwischen jungen Kiefern. Rinnsale von dampfendem Wasser fliessen den Hang hinab und werden sich irgendwo in den Gibbon River ergiessen und die Wasserfälle hinunterstürzen, die wir vor einigen Minuten besucht hatten.
Der Blubb
Warum bleibt grauenhafte und idiotische Werbung immer so leicht im Kopf hängen? In den 80er Jahren rannte immer ein fröhlich singendes Mädchen durch die Küche und rief: "Oma, kennst Du schon den Blubb?". Oma kannte den Blubb natürlich noch nicht, denn es war ihr natürlich nicht klar, dass es zeitgemäss ist, aus einem gesunden Nahrungsmittel (Spinat) durch Zufügen von ungesättigten Fetten (Sahne) einen Arterienkiller zu machen.
Auf dem steilen Abschnitt des Wegs nach oben läuft man an einigen heissen Quellen vorbei und oben auf dem Berg gibt es einen grossen, blubbernden Schlammkochtopf, von dessen Rändern man eine gute Aussicht über das ganze Tal bekommt. Die Sicht geht weit über Wälder und nahegelegene Berge. Friedlich lag dieses Tal vor uns, unten auf den Lichtungen waren verschiedenfarbige Pfützen und kleine Seen zu sehen und der Pfad zwischen den abgestorbenen Kiefern konnte auch ein Stück weit verfolgt werden. Der Schlammkochtopf war trotz seiner wenig einladenden grauen Farbe sehr unterhaltend. Immer wieder entstanden unterschiedlich grosse, zähe Blasen, die mit einem mehr oder weniger lauten "blubb" zerplatzten. Manchmal spritzte der Schlamm meterhoch. Ich musste einige Zeit darüber nachdenken, warum mich die Situation an SPINAT erinnerte...
Auf dem absteigenden Abschnitt des Pfades liegen wieder einige kleinere Quellen und der beeindruckende Blood Geyser, der seinem Namen alle Ehre macht. Der Abfluss dieses knallroten Geysirs sieht aus wie das blutgefüllte Rinnsal nach einem Schwerverbrechen. Es gibt auch an der Strasse einen grösseren Blood Geyser, aber wir besuchten ihn nicht, da er sehr überlaufen schien.
Aufbruch: | 18.05.2016 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 23.05.2016 |