Marokko - ein Märchen aus 1001 Nacht
Tag 3 – Fès, Valubilis und Meknès
Tagesbeginn
Um 06:30 stand Andrea auf, mich ließ sie noch bis kurz vor 07:00 Uhr schlafen. Wir frühstückten und ich war dann auch heute wieder pünktlich um 08:00 Uhr am Bus. Es war doch recht wolkig und Regen war vorhergesagt. Wir hatten uns also warm angezogen.
Fès – Aus– und Ansichten
Mit an Bord war heute Couscous, unser örtlicher Reiseführer, der deutsch sprach, das er sich ganz allein beigebracht hat. Er erzählte viele kleine Geschichten, die uns zum Lachen brachten.
Unser erster Stopp war die Südfestung, von wo aus wir einen grandiosen Blick auf Fès hatten. Anschließend hielten wir noch einmal am Eingangstor zum Königspalast. Inzwischen hatte sich die Sonne durchgesetzt. Und doch fanden wir das Tor, hinter dem sich nun blauer Himmel zeigte, am gestrigen Abend eindrucksvoller.
Durch die „mellah“, das jüdische Viertel
Dann schlenderten wir die Straße im jüdischen Viertel entlang, haben mit Walnüssen gefüllte Datteln probiert und sind schnell noch über die Straße an einen Laden, in dem lange Feigenringe hingen. Wir bekamen eine aus dem Ring zum kosten, wollten jedoch jetzt am frühen Morgen noch nichts kaufen.
Die Häuser im jüdischen Viertel haben wunderschöne Balkone, die man an muslimischen Häuser vergebens sucht. Heute leben hier keine Juden mehr. Sie sind mittlerweile reichere Leute und wohnen in den besseren Stadtvierteln, während ihre Häuser an Moslems vermietet sind.
Weiter führt uns unser Weg noch einmal zur Medina.
Fes el Bali – die Medina (Altstadt)
Wir starten unseren Spaziergang durch die Medina wieder am Blauen Tor. Sie umfasst 240 ha und wird von einer 14 km Stadtmauer umschlossen. Sie beherbergt viele Moscheen, Handwerker und 100.000 Menschen wohnen hier. Es gibt hier die ältesten Universitäten, Karawansereien, unzählige Geschäfte ....
Was gibt es hier alles zu sehen und riechen.! Wir kamen auch wieder an dem Gewürzladen von gestern Abend vorbei. Helle Freude, als uns unser Verkäufer tatsächlich wiedererkannte. Und heute hörten wir oft „ballak“ und sprangen dann regelrecht zur Seite, um den bepackten Maultieren und ihren Treibern den Weg frei zu machen. Wir nahmen kurze Blicke in die älteste Universität, in die Moschee, in der das Grab von Idriss II., dem Gründer von Fès, steht, eine Karawanserei, kamen an einem Hamam vorbei, den Frauen und Männer zu unterschiedlichen Zeiten besuchen dürfen, sahen in einen Hof, in dem überall irgendwelche, vom gestrigen Regen durchtränkte Tierhaare oder Felle auf Haufen lagen, schauten fasziniert in die teilweise nur 50 cm breiten Gassen, die oftmals farbig gestaltet sind. Dann und wann fiel ein Sonnenstrahl in diese Gassen und tauchten sie in mystisches Licht.
Hier befindet sich die Zaouia von Mulai Idris II. Es ist das Grabmal von Idriss II und eines der meist verehrten Heiligtümer Marokkos
Als ein so ein kleines, voll bepacktes Lieferauto sich den Weg durch die Straße bahnte und um eine Kurve in eine dieser ganz schmalen Gassen abbiegen wollte, hatte der Fahrer doch rechte Schwierigkeiten, die Kurve zu nehmen und überhaupt dort hinein zu passen. Es waren mehrere Anläufe notwendig, doch schließlich gelang es mit der Unterstützung von Landsleuten, die kräftig am Fahrzeug schoben und es in die gewünschte Richtung bugsierten. In allen Erdgeschossen der Häuser der Altstadt befinden sich Geschäfte. Die Wohnungen sind in den darüber gelegenen Etagen. Es gibt Gassen mit Schuhen, Lederwaren, Stoffen, Garnen, Kaftanen und jeballas, Lebensmitteln...so wie ich es in den Bazars der Türkei und den Märkten in Vietnam auch schon erlebt hatte – Lederstraße, Schmuckstraße...
Zwischendurch kehrten wir bei einer Familie in ihr Wohnhaus zu Kaffee, Tee und Gebäck ein. Hier lebt eine Familie mit insgesamt vier Kindern – drei Söhne und eine Tochter. Die ist jedoch schon verheiratet und lebt nicht mehr im elterlichen Haus. Die Wohnung besteht aus einem überdachten Innenhof. Das Dach kann geöffnet werden. An drei Seiten sind Nischen eingelassen, in denen man zusammen sitzen kann, fernsieht, redet... Hauptsache, man ist zusammen. Es gibt im Erdgeschoss zwei Toiletten und die Küche. Eine sehr schmale Steintreppe führt ins Obergeschoss, wo sich weitere drei Zimmer befinden. Das sind die Schlafzimmer der Familie und ein Raum, in dem Öle und ähnliches hergestellt werden. Wir genossen diese kleine Auszeit und zahlten der Familie, die nicht reich, aber auch nicht ganz arm ist, 2,00 € für das Getränk und das Selbstgebackene. Für mich waren auch die Fotos inbegriffen, die ich von dem Vater und seinem Sohn machen durfte. Als ich sie ihnen zeigte, bat mich der Sohn, sie ihm zu schicken. Das sagte ich ihm zu, sobald ich wieder in Deutschland sein würde, also in etwa zwei Wochen. Er rannte nach Stift und Zettel und begann mir seinen Kontaktdaten bei Facebook und Instagram aufzuschreiben. Als ich das bemerkte, bat ich um eine E-Mail Adresse, da ich weder bei Facebook noch Instagram bin. Mit Andreas Handy machten wir noch ein Foto von uns Dreien. Das werden wir ihm heute Abend per WhatsApp schicken. Will heißen – wir bekamen umgehend seine Handynummer. Hier haben sich die Menschen nicht so albern mit dem Datenschutz, wie wir in Europa.
Wir zogen weiter durch die Medina. An einem Geschäft mit viel Gewebtem blieb mein Auge an einem Stück in den Farben, rot, orange und gelb hängen. Es handelte sich um eine sehr große Decke aus reinem Naturmaterial – Baumwolle, Kaktus und Wolle. Ich befühlte es und konnte sie mir gut auf meiner Couch im Wohnzimmer vorstellen. Letztlich kamen wir ins Geschäft. Der ursprünglich genannte Preis war mir deutlich zu hoch, der Verkäufer ließ mit sich handeln, schließlich sei ich heut der erste Kunde, da würde er mir einen besonderen Preis machen. Auch diese Sprüche kenne ich noch aus der Türkei. Ich dachte daran, was Adel, mein damaliger Reiseführer in Ägypten zum Kauf von Waren geraten hatte: „Überlegen Sie, was es bei Ihnen zu Hause kosten würde. Ist es hier preiswerter, können sie es kaufen.“ Ich überlegte also, doch mir fiel nichts Vergleichbares ein. Wohl aber weiß ich noch, was ich für meine eine Decke in Deutschland bezahlt hatte. Also einigten wir uns letztlich auf einen Preis, der 20 € unter dem Erstgenannten lag und ich habe mein ganz persönliches Souvenir. Jeder aus unserer Gruppe der sie sah, begann zu lächeln und fand sie schön, vor allem wegen der warmen Farben. Auch Merdan hat sie gefallen. Man nennt diese Farbkombinationen hier „Sonnenaufgang“. Er hat mich lieber nicht gefragt, was ich dafür bezahlt habe. Es war sicher immer noch zu teuer. Doch nun waren wir beim Thema Stoff angekommen. Wir erfuhren, dass hier viel aus Agavenfasern gemacht wird. Besonders fein gesponnen, ergibt es die sogenannte Agavenseide, also im Gegensatz zur Kokonseide der Raupen eine pflanzliche Seide. Deshalb fusselt diese Agavenseide im Gegensatz zur Kokonseide auch. Doch sie fasst sich herrlich an. Das probierten wir an Merdans Schal. Er bot uns an, am Ende der Medina einen Blick in eine Weberei zu nehmen, wenn wir wollen. Irgendwie schien niemand außer mir zu wollen. Doch als wir dann an dem Geschäft mit angeschlossener Weberei anlangten, bog die Mehrzahl unserer Gruppenteilnehmer in genau dieses Geschäft ab. Wir bekamen eine kurze Vorführung, wie aus den Agaven die Seide gemacht wird, wofür sie verwendet wird, durften Verschiedenes fühlen: die Tischdecken, die Halstücher und Schals, die Diwandecken. Und schon waren wir fast ausnahmslos im Kaufrausch. Nach vielem Hin und Her entschied ich mich für ein langes Tuch, eine Art Stola, in gedecktem dunkelblau. Andrea hatte auch ein Tuch für sich entdeckt. Auch hier handelten wir und wurden schließlich einig. Beim Verlassen des Geschäftes fiel mir ein anderes blaues Tuch auf. Andrea meinte sofort, dass wäre noch viel schöner, was Einige der Umstehenden bestätigten. Ich wollte das Gekaufte gegen dieses hier nun tauschen. Der Verkäufer hingegen wollte mir einen Spezialpreis für dieses dritte Tuch machen. Doch ich blieb standhaft und letztlich wurde nur getauscht.
Auch noch in der Medina sahen wir zwei dunkelhäutige Afrikaner in buntem Gewand. Sie packten ihre Waren aus und boten sie zum Verkauf. Es waren Senegalesen, die ein oder zweimal im Jahr hierher kommen, um zu verkaufen. Ich wollte die Frau fotografieren und hielt dazu meinen Apparat in die Höhe. Sie merkte es erst gar nicht, bis ihr Mann sie darauf aufmerksam machte. Da erhob sie sich, kam auf mich zu und sagte ziemlich aggressiv „no Photo!“ Ich erklärte ihr auf französisch, also in ihrer Landessprache, dass ich kein Foto gemacht habe und zeigte ihr zum Beweis das zuletzt von mir aufgenommene Foto ( das ist natürlich mit der heutigen Technik eher eine Glaubensfrage, ob es sich tatsächlich um das letzte Foto handelt). Doch sie zeterte weiter und wurde dabei mitnichten ruhiger. „Pas de photo!!!“. „Oui, j’ai compris. Pas de photo. Je n’ai pas pris une photo de vous. Regardez.“ Doch sie hörte und hörte nicht auf. Erst als ihr Mann und Imam, unser zweiter Reiseleiter sich einschalteten, ging sie auf ihren Platz zurück. Ich muss sagen, das war schon etwas unangenehm. Zumal ich immer frage, wenn ich jemanden ablichten möchte, so als Porträt. Und ich habe hier schon öfter ein „non“ gehört, was ich dann auch akzeptiere. In manchen Kulturen glauben einige Menschen eben, ein Foto von ihnen würde Unglück bringen.
Hier sah ich Menschen Wasser in Flaschen abfüllen. Das wollen sie doch wohl hoffentlich nicht trinken?!
Gern hätte ich mir die Gerberei angesehen. Doch sie wird gerade restauriert und man kann sie nicht besichtigen. Es ist heute ohnehin nur alles Show, denn die Technik hat das Gerben von Leder inzwischen übernommen. Die Menschen könnten von diesem Handwerk nicht mehr leben. Gegen den bestialischen Gestank stopft man sich Minze oder Tabak in die Nase.
Nach etwa zwei Stunden waren wir am Ausgang der Medina angelangt. Unser Bus stand bereit, ließ uns jedoch noch ein paar Bilder von den in einem Baum zahlreich sitzenden Kuhreihern aufnehmen. Couscous verabschiedete sich hier von uns und nahm unser Bakschisch gern an.
Im Bus zeigten wir uns gegenseitig unsere Einkäufe und alle waren es zufrieden.
Fahrt nach Meknès
Um 11:30 Uhr fuhren wir gen Meknès los, wo wir unser Mittagessen einnehmen. Nach einer Stunde hatten wir die Stadt erreicht. Auf mein Mittagessen verzichtet ich heut, nahm nur eine kleine Vorspeise, einen noss noss und ein Stück Granatapfel zu mir. Ich habe ja vom Frühstück noch ein kleines Teilchen mitgenommen. Das reicht mir bis zum Abend. Sonst laufe ich Gefahr, mir hier noch eine Pluderhose kaufen zu müssen, weil alles andere zu eng geworden ist. Ich habe einfach auch nicht so viel Hunger.
Nach einer Stunde sitzen wir alle wieder im Bus und los geht es Richtung Volubilis. Unterwegs passieren wir riesige Olivenplantagen und kommen u.a. an einem Elektromast vorbei, an dem ganz viele Störche ihre Nester angebracht haben. So was hatte von uns noch niemand zuvor gesehen.
Zwischen Meknès und Volubilis liegt Moulay Idriss – eine Stadt mit etwa 12.000 Einwohnern. Wegen des hier befindlichen Grabes von Idriss I. gilt sie vielen Muslimen als „heilig“. Viele Muslime, die sich eine Reise nach Mekka nicht leisten können, pilgern hierher. Die Stadt liegt auf einem ca. 550 m hohen Hügel und ist schon von Weitem sichtbar. Besonders schön erstrahlte sie heute im Sonnenschein.
Volubilis – die römische Stadt
Volubilis ist eine antike Stadt, die wahrscheinlich um 25 v. Chr. gegründet und im Jahr 40 n. Chr. durch Rom annektiert wurde. 1755 wurde die Stadt durch ein Erdbeben fast völlig zerstört. Nur die Akropolis, die obere Stadt, ist noch erhalten. Alles war verschüttet. Im Jahr 1915 begannen die Ausgrabungen.
Wir bekommen zur Besichtigung einen weiteren lokalen Guide zur Seite gestellt, der mich übrigens doch glatt für eine Französin hielt – aufgrund meines Akzents, als ich französisch mit ihm plauderte. Da haben meine Lehrer also ganze Arbeit geleistet. Danke.
Er führte uns 1,5 Stunden durch das riesige Areal, erklärt uns den Aufbau der Stadt, wer wohnte wo und wie, wie funktionierten Fußbodenheizung und Thermen, Kanalisation, wer durfte hinein, welche Bedeutung für Sitzungen und Geschäfte hatten die Latrinen, die Bedeutung der noch vorhandenen Mosaiken, wo war das Handwerk wie Bäckereien angesiedelt, womit wurden Korn und Oliven gemahlen und wie wurde Öl hergestellt....
Ich erinnerte mich an diverse römische Ausgrabungsstätten, die ich bislang besichtigt habe, zum Beispiel in Budapest und natürlich in Rom selbst. Aber auch in Ephesus und Bergama in der Türkei und in verschiedenen Orten in Andalusien habe ich bereits viel über den Aufbau antiker römischer Städte gehört und deren Überreste gesehen. Es ist daher klar, dass hier heute nicht die großen neuen Erkenntnisse für mich herauskamen. Doch allein über so alte Straßen zu laufen, sich das Leben in der Stadt vorzustellen, ungemein schöne Ausblicke auf die Umgebung und durch den Triumphbogen zu bekommen, die durch entsprechende Wolkenformationen einfach noch schöner wurden und erneut darüber zu staunen, was vor so vielen Jahrhunderten schon mit welchen Ideen – ich sage nur Fußbodenheizung – gebaut wurde, wie alles organisiert war....lässt mich diesen Ausflug unvergessen machen und lächeln.
Das kleine bunte Gebäude, das durch den linken Torbogen zu erkennen ist, ist eine Grundschule. Schulen sind in Marokko immer bunt und liegen etwas außerhalb der jeweiligen Orte
Meknès
Nach dem Besuch von Volubilis fahren wir zurück nach Meknès, wo wir heute übernachten. Dort bekommen wir eine Stunde freie Zeit, um ein wenig die Stadt zu erkunden.
Andrea und ich zogen es vor, in einem Terassencafè am Place el Hedim ( Platz der Ruinen) einen noss noss zu nehmen und den Ausblick auf den Platz zu genießen und das Leben zu beobachten. Plötzlich hörten wir Musik und um die Ecke von der Straße her wurde ein großer Teppich getragen. Dem folgten sehr bunt gekleidete Männer. Einer trug ein goldenes Gefäß auf dem Kopf. Hinter diesen Männern folgten neutraler Gekleidete, die auf Maultieren saßen und Blasinstrumente spielten. Es glich einer Prozession. Wenig später bildeten die bunt gekleideten Männer einen Kreis und fingen an, sich zu bewegen, zu hüpfen. Sie alle hatten nur weiße Strümpfe und keine Schuhe an. Der, der in der Mitte des Kreises stand und offensichtlich den Ton angab, war ganz barfuß. Wir schauten diesem Schauspiel fasziniert zu und waren glücklich, dass wir uns für das Terrassencafé entschieden hatten, wo wir zudem noch über einen Platz in der ersten Reihe verfügten. Später erfuhren wir, dass dies eine spirituelles Ritual der Sufis war ( Sufismus ist eine mystische Variante des Islam, in der Türkei sind die Derwische dafür bekannt). Hier dürfte es sich um die Bruderschaft der Aïssaoua gehandelt haben.
Die Bruderschaft der Aïssaoua hält auf dem Platz ein spirituelles Ritual mit Gesang, Tanz und Musik ab.
Bab Mansour – das Tor des siegreichen Renegaten. Es gehört wegen seiner Größe und den wunderschönen Verzierungen zu den schönsten Monumentaltoren von Meknès oder sogar ganz Marokko. Es wurde 1672 begonnen aber erst 1732 fertig gestellt. Die Fassade weist grüne Kacheln und Mosaiken auf.
Das war früher der elegante Eingang zur Königsstadt. Heute befindet sich hier das Terrassencafé, in dem Andrea und ich unseren noss noss genossen Haben
Meknès am Abend
Heute bezogen wir im Hotel Rif Quartier. Da wir bis zum Abendessen noch gut eineinhalb Stunden Zeit hatten, erkundeten wir noch ein wenig die Stadt. Gleich gegenüber des Hotels befindet sich eine Moschee. Hier trafen gegen 18:30 Uhr etliche Männer ein, zogen sich die Schuhe aus und fanden sich zum Gebet. Vor der Moschee standen etliche Wagen mit Obst und Gemüse. Andrea entschloss sich nun, einige Mandarinen zu kaufen. Gerade als wir mit dem jungen Verkäufer die Menge und den Preis besprochen hatten (ein Kilo kostet 0,70 €) und ich mich anschickte, ein Foto von beiden zu schießen, raffte der junge Mann seinen Wagen und eilte davon. Ihm gleich taten es alle anderen Händler. Was war geschehen? Ah – da war ein Auto gekommen, aus dem ein Uniformierter stieg. Während Andrea dem jungen Mann folgte um ihre Mandarinen zu bekommen, beobachtete ich das weitere Geschehen. Alle Händler durften zügig abziehen oder ihre Ware im Auto verpacken. Ich sah niemanden, der ernsthaft von dem Uniformierten gemaßregelt wurde. Vermutlich haben alle ein kleines Bakschisch für ihn übrig gehabt. Nach etwa 5 Minuten kam Andrea mit der Tüte Mandarinen zurück. Wir aßen gleich Eine und sie schmeckte wundervoll. Dann setzen wir unseren Weg durch die Stadt fort. Unterwegs trafen wir andere aus unserer Reisegruppe. Sie erzählten uns, dass sie den von Merdan vorhin im Bus erwähnten Weintraubensirup gekauft hätten. Ich hatte schon im Bus nicht geschaltet, was damit eigentlich gemeint war, sondern war verwundert darüber, was das sein sollte. Natürlich war es Wein, doch über Alkohol sollte ja nicht gesprochen werden. Nun ließen wir uns erklären, wo der Laden ist, denn auch wir wollten uns eine Flasche Wein mit ins Hotel nehmen. Recht schnell war er gefunden. Wir waren beide sehr erstaunt, was ich darin abspielte. Die Regale waren voll von Alkohol. Schnaps, Champagner oder Sekt, Bier und natürlich Wein, in allen Farben. Es waren außer uns beiden Frauen ausschließlich Männer in dem Geschäft. Sie alle kamen mit großen Reisetaschen hinein und gingen voll gefüllt mit diesen wieder hinaus. Menschen wie wirmbekamen ihren Alkohol in einer nicht durchsichtigen Stofftüte über den Ladentisch gereicht. Doch für welchen Wein sollten wir uns entscheiden? So fragte ich einen Marokkaner, der ebenfalls mit einer großen Reisetasche gekommen war, ob er uns einen Wein empfehlen könnte. Das tat er dann auch. Letztlich haben wir uns für den entschieden, den auch eben dieser angefragte Marokkaner gekauft hatte. Natürlich ist es ein marokkanischer Wein. Gerade als wir uns zum Verlassen des Ladens anschickten, trafen wir auf ein weiteres Pärchen aus unserer Reisegruppe, die sich auch versorgen wollten.
Bepackt mit Mandarinen und Wein traten wir unseren Heimweg an. Wir genossen es, durch die lebendige Stadt zu streifen, haben uns auch nicht verlaufen und waren pünktlich zu 19:30 Uhr zum Abendessen im Hotel. Heute gab es kein Buffet, sondern ein festes Menü. Es begann wie immer mit einer Vorspeise, die aus Brot und einer Suppe bestand. Danach gab es Nudeln mit Tomatensoße und dann erst kam der eigentliche Hauptgang. Der bestand aus Kartoffeln, Gemüse und Hähnchen – alles in der Tajine zubereitet und wirklich sehr lecker. Wir aßen alles, obwohl wir schon zu Beginn im Grunde genommen satt waren. Andrea bemerkte dann auch noch kurz, dass sie nun definitiv morgen zum Frühstück nichts essen werde. Ich schloss mich diesem Gedanken an. Doch wir beide wissen wohl, dass daraus nichts werden wird. Das Abendessen schlossen wir mit einem sehr leckeren Obstsalat.
Oben auf dem Zimmer angelangt, duschte ich und wusch mir die Haare. Einen Fön hatte ich mir an der Rezeption ausgeborgt. Das beschert mir nun morgen etwa eine halbe Stunde mehr Schlaf. Den kann ich gut gebrauchen, denn auch jetzt ist es schon wieder weit nach Mitternacht. Doch wie gut: morgen starten wir unsere Tour nach Rabatt erst um 8:30 Uhr!
Der Wein schmeckt übrigens sehr gut.
Aufbruch: | 10.11.2019 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 24.11.2019 |