Süd-Thailand und Singapore plus zwei!
Tops und Flops, Tips und Flips
Kinder, wie die Zeit vergeht! Nein, nicht die letzten 5 Tage, sondern die 15 Jahre, die es her ist, seit ich das erste von zwischenzeitlich einigen Malen in Bangkok war. Damals hieß der Kanzler noch Gerhard Schröder, Werder Bremen war Deutscher Fußballmeister, 50 Baht waren etwa ein Dollar und nicht fast zwei Euro, in den Fake-Rolex tickten noch batteriebetriebene Quarzwerke, die maximal bis zum Rückflug durchhielten und der alte (und einzig wahre) König war (offiziell) noch am Leben. Nur Raider hieß damals schon Twix.
Kinder und Familie waren eine ferne Utopie, aber Tempora mutantur et nos mutamur in illis, bzw. the times, they are achanging, wie der Lateiner sagt, daher stellte sich vor dem Abflug natürlich die Frage, wie wird es sein, in Bangkok, nach 8 (ACHT!) Jahren Abstinenz und MIT KINDERN! Werden die alten Klassiker die Kinder begeistern? Werden wir neue Klassiker entdecken? Was geht, was geht nicht und macht es auch Freude? Die Antwort folgt nach meinen (wie immer total subjektiven) Tops und Flops.
Beginnen wir aus dramaturgischen Gründen mit den Flops:
-Du warst schon mal in Wat Phra Kaeo und im Königspalast? Prima! Dann schau dir alte Fotos an, schwelge in Erinnerungen, spar dir die 500 Baht (15€) Eintritt pro Kopf und besuche lieber Wat Pho, War Arun, Wat Suthat, Wat Ratchanatdaram oder Wat Traimit. Oder irgendeinen anderen Tempel!! Du warst noch nie da? Ja, doof, aber trotzdem: Geh woanders hin und komm bei Gelegenheit mal ohne Kinder vorbei, denn: Was glaubst du, wieviel Spaß es macht, wenn man einen Meter groß ist und bei sengender Hitze durch eine riesige Tempelanlage mit engen und völlig überfüllten Wegen geschoben wird, immer in der Angst, vom mahlenden Toutistenstrom davon getrieben zu werden, während das einzige was du siehst der Boden, der Himmel und die vor deinem Gesicht baumelnden Gürteltaschen der Mitglieder einer chinesischen Reisegruppe ist? Ganz genau! Also, ohne Kinder 5 Sterne, mit Kindern einfach weglassen.
-The Green Mile, zwischen Benjakiti und Lumpini-Park. Klingt toll, irgendwie nach grüner Lunge und so. In Wirklichkeit ein in der prallen Sonne liegender GRÜN ANGESTRICHENER Asphaltweg, der die beiden absolut langweiligen Parks verbindet! Keine Kioske, verranzte Spielplätze voller Vogelkacke, verdreckte Toiletten und eine 1,5km lange Wanderung an Bangkoks kloakigstem Kanal entlang. Immerhin kann man ein paar schöne Skylinefotos ohne störende Autos schießen. 1 von 5 Sternen. Maximal! Und jaaa, ich weiß, es war meine Idee...
-Wohnen im südöstlichen Sathorn. Eins vorweg: Unser Hotel ist fantastisch! Weltklasse-Zimmer, toller Pool, sehr gutes Frühstück, nettes Personal und das alles für vernünftiges Geld. ABER: Egal wohin und um welche Uhrzeit, man ist IMMER mindestens 45 Minuten mit dem Taxi unterwegs, dazu noch der Rückweg, also knapp 2 Stunden des Tages nur An- und Abfahrt. Öffentliche Verkehrsmittel sind auch nicht angebunden. Daher: Wenn möglich Riverside Silom oder Siam wohnen oder eben Altstadt und viel zu Fuß oder mit Tuktuk machen. Hotel 5 Sterne, Lage 2 von 5.
-Der Verkehr: Ein Alptraum. War das schon immer so oder haben wir es nur verdrängt? Rushhour 24/7, unfreundliche Taxifahrer, die dich stehen lassen oder nur schwarz zum doppelten Preis fahren, lustige, aber völlig überteuerte Tuktuks, ein öffentliches Netz, das zwar gut und einfach funktioniert, dessen Umfang und Reichweite einer Metropole nicht würdig ist (in der Altstadt fahren nur Busse, deren Netz kein europäischer Touri...ääähh.. Traveller durchschaut, aber weder Metro noch Skytrain). Das beste Verkehrsmittel ist noch das Chao Phraya Express Boot, 15 Baht pro person (Kinder kostenlos) und man ist wirklich schnell auf dem Fluß die Nord-Südachse rauf und runter unterwegs. Optimal also, wenn man am Fluß wohnt (siehe Flop Nr. 3)
-Sightseeing per Pedes: Haben wir früher geliebt! Funktioniert aber schlicht nicht gut mit kleinen Kindern. Wir mussten schnell feststellen, dass man die gewohnten Sightseeing-Tagesumfänge mindestens um drei Viertel reduzieren muss, weil die Kinder dann einfach erschöpft sind. Also muss man sich am besten eine Ecke der Stadt aussuchen und dort lieber etwas mehr machen, genauso wie man sich auf wenige Highlight beschränken sollte (näheres bei Tops weiter unten). Eine Trage ist für die ganz kleinen ein Muss und die kurzen Distanzen sollte man, v.a. In der Altstadt, mit dem Tuktuk fahren. Ist zwar teuer auf Dauer aber nimmt viel Druck vom Nervenkostüm aller Beteiligten.
Nun zu den Tops:
Rooftop-Bar River-Vibe im Guesthouse River View in Chinatown: Top Location mit Blick über den Fluß, Sonnenuntergang inklusive. Die Kinder können auf Loungemöbeln turnen, es gibt Pommes frites und das Essen für Vati und Mutti ist auch richtig lecker und günstig. 5 von 5 Sternen!
-Interaktives Tempeln: Unsere Kinder mochten v.a. Tempel, in denen sie nicht nur schauen mussten, sondern etwas machen durften. Kollekte mit Münzen in Wat Pho, Glocken läuten am Golden Mount, im Loha Prasat über die Wendeltreppe und die Aussicht genießen, Kokosnuss trinken am Wat Arun, Räucherstäbchen anzünden in Wat Suthat. Dazu war in all diesen Tempeln nichts los, die Tempelhöfe boten Platz zum freien Herumrennen (Ja, bei Buddha darf man das. Man stelle sich das mal in einem deutschen Kloster vor...) und die Kinder hatten auch Gelegenheit die Figuren in Ruhe anzusehen. Fazit: lieber weniger Tempel, aber ausgesucht.
-Bootfahren am Chao Phraya. Am Wasser ist es immer schön! Neben den Transportqualitäten des Expressbootes (siehe oben) ist vor allem die Passage von Wat Pho über den Fluß zu Wat Arun zu empfehlen. Ein langsames Boot, das einen fantastischen Blick auf Bangkoks Skyline zulässt, Preis 4 Baht (15 Cent) pro Nase. kann man auch mehrfach machen und der Fahrtwind macht wieder angenehm frisch.
-Asiatique the Riverfront: Jaaaa, ich weiß, Backpacker-Hölle, Touri-Fegefeuer und so weiter... stimmt natürlich. Für uns Erwchsene ist das zu schick und glattgebügelt. Aber für Kinder ist es der perfekte Nachtmarkt. Man watet nicht durch den Rinnstein und vorbei an übergriffigen Schleppern wie in Patpong, man wird nicht dauernd am Arm gezogen, man kann in Ruhe ein bisschen shoppen und lecker essen, hinterher gibt´s ein Eis und dann wird Karusell oder Riesenrad gefahren. Und am Ausgang stehen Taxis, die einen ohne zu Murren oder zu feilschen nach Hause bringen.. Man wird im Alter bescheiden. Und es soll ja den Kindern gefallen.
-Hotelpool. Ein Muss! Je schöner und größer, desto besser. Absolut unverzichtbar. Übrigens auch für Erwachsene. 6 von 5 Sternen in unserem Fall...
Was bleibt als Fazit? Bangkok ist natürlich immer noch Bangkok, auch wenn es mit Kindern und dem heutigen Verkehr wesentlich stressiger ist als früher. Die Preise haben angezogen, aber gerade beim Essen gibt es sie noch, die Perlen mit fantastischem Thai Food für schmales Geld (Tip: Restaurant At Chiangmai Khong, 60 Naradhiwat Rajanagarindra Rd). Fantastisch ist die Herzlichkeit, mit der die Thais den Kinder begegnen, ob am Flughafen, als wir an allen Schlangen vorbei gewunken wurden, in den Tempeln, wo Kinder kostenlos Einlass bekommen, auf dem Boot, wo Erwachsene für die Kinder ihren Platz räumen oder einfach nur auf der Straße. Das hätten wir nicht erwartet, aber so ist es eben, im Land des Lächelns (Ella: „Ich weiss, dass das so heißt, Papa...!). Na, dann ist ja alles gut!
Aufbruch: | 12.01.2020 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 01.02.2020 |
Singapur