Fachwerkromantik im Vogelsbergkreis
Wieder hat ein Bericht des Hessischen Fernsehens uns beeindruckt: Im Vogelsbergkreis - einem alten Vulkangebiet - liegen einige hochinteressante Städtchen: die Europäische Modellstadt Alsfeld, Lauterbach und die Burgenstadt Schlitz. Außerdem kann man die am Rande liegende Stadt Fulda besuchen
Vogelsberg - ein Vulkangebiet
Der Vogelsberg erschließt seine Geheimnisse nicht auf den ersten Blick. Vor etwa 18 Millionen Jahren, dem geologischen Zeitalter des Neogen, erzeugte der Kontakt aus Magma und Wasser heftige Explosionen, wodurch große Gesteinsmengen aus dem Untergrund herausgesprengt wurden. In der aktiven Phase flogen hier an manchen Stellen im wahrsten Sinne auch die „Fetzen" - Lavafetzen, die ausgeschleudert wurden und als vulkanische Bomben noch heute zu finden sind. Lavaströme flossen bis ins heutige Frankfurt und es bildete sich das größte Vulkangebiet Mitteleuropas. Es umfasst eine Fläche von rund 2500 qkm.
Große und kleine Schlote, Lavaströme oder auch Lavaseen sind zu einem dunklen Vulkangestein erstarrt. Es ist Basalt, der fast überall zu finden ist
Im Vulkangebiet Vogelsberg wechselten sich aktive Phasen mit Ruhephasen ab, in denen das Gestein durch Verwitterung stark abgetragen wurde. Vor 15 Millionen Jahren erlosch der Vulkanismus. Eiszeit und Erosion formten später das Talnetz mit vielen Flüsschen.
Der Vogelsbeg wird dem Vulkantypus Schildvulkan zugeordnet (Schild eines Kriegers) - er ist der einzige dieser Art in Deutschland.
Heute präsentiert sich der Vogelsberg als Parklandschaft mit sanften Bergen, kleinen Flüssen und einer schützenswerte Tier- und Pflanzenwelt.
Der Geopark Vulkanregion Vogelsberg hat es sich zum Ziel gemacht, die feurige Vergangenheit in der heute idyllischen Landschaft sichtbar und erlebbar zu machen.
Dies kann vor allem in einem sehr interessanten Museum namens 'Vulkaneum' vorbereitet werden. Zahlreiche Wander- und Routenvorschläge zur Erkundung sind erhältlich.
Wir besuchen das Museum in Schotten.
Mit einer 5minütigen eindrucksvollen 360°-Präsentation wird in das Thema eingeführt und sodann über den Aufbau der Erde mittels Tafeln informiert.
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Das Puzzlespiel der Welt ist die Erde selbst! Das sieht man doch eigentlich sofort - wie gut zum Beispiel Südamerika und Afrika ineinander passen!
Das dachte auch der junge Forscher Alfred Wegener. Im Jahr 1911 bemerkte er, dass auf beiden Kontinenten früher die gleichen Pflanzen wuchsen. Doch seine Idee von einem „Urkontinent" wurde lange belacht.
Erst in den 1950er Jahren setzte sich seine Theorie durch: Die oberste Kruste der Erde besteht aus einer Reihe größerer und kleiner Platten. Hitze aus dem Innern der Erde bewegt diese Platten - langsam aber mit großer Kraft.
An den Rändern der Platten kann die Energie aus dem Innern der Erde an die Oberfläche gelangen - es kommt zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Deswegen finden sich die meisten Vulkane dort, wo diese Platten aufeinandertreffen.
Tafeltext
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so z.Zt. aktiv: Vulkan auf La Palma, Erdbeben Kreta und Greichenland, Vulkan Vesuv Sizilien und Stromboli
Über die Gesteinsarten haben wir in Lauterbach in einer kleinen Zusammenstellung in einem Park bereits einiges erfahren. Im Vulkaneum zeigt man in einem Schaukasten die verschiedenen Formen der Verwitterung.
Das vorwiegende Gestein der Gegend ist der Basalt - allgemein bekannt als meist fünfeckige Säulen - interaktiv kann man die Entstehung simulieren.
Dass Basalt bis zu 10% Eisen enthaltenkann, läßt sich mittels eines an einer Schnur hängenden Magneten selbst erfahren. Ein Modell eines Rennofens veranschaulicht die Eisengewinnung.
Über einen Zeitraum von 2.400 Jahren wurde der Rennofen in ganz Europa zur Eisengewinnung verwendet, von der Eisenzeit um 750 v. Chr. bis in die frühe Neuzeit. Im Vogelsberg entstand Eisenerz durch die Verwitterung von Basalt. Um an das wertvolle Roheisen zu gelangen, wurden die Öfen aus Lehm gebaut, im Inneren ein Feuer entzündet und schichtweise mit Holzkohle und Eisenerz befüllt. Das Feuer wird durch die „Windlöcher" an den Seiten mit Blasebälgen belüftet. Es erreicht Temperaturen von über 1.150 °C, heiß genug, um das Gestein zum Schmelzen zu bringen.
Wird der Ofen angestochen rinnt bzw. „rennt" die Schlacke (Schmelzrückstand), heraus. Das weißglühende Roheisen, die Luppe, wurde anschließend aus dem Ofen herausgezogen und umgehend kräftig geschmiedet. In den Handel kam es als Spitzbarren oder Halbfertigfabrikate für Gebrauchsgegenstände oder Waffen.
Tafeltext
Eine sinnliche Erfahrung zur Erfahrung der Masse eines Steines ist auch vorgesehen:
Das Gestein, das wir für diesen „schwebenden" Stein ausgewählt haben, ist ein Trachyt. Es ist ein besonderes Vulkangestein: Bei seiner Abkühlung hinterlässt austretendes Gas winzige Poren - das macht ihn so rau. Er kommt um den Hoherodskopf vor und ist sehr bruchfest - deshalb können Sie unbesorgt unter dem Stein liegen. Auch Teile des Kölner Doms oder die Steinernen Wächter auf der Osterinsel wurden aus Trachyt erbaut.
Es folgen noch einige Tafeln zu Vulkanausbrüchen auf der ganzen Welt mit interessanten Details, so z.B. zum Vulkanausbruch 1816 - ein Jahr ohne Sommer..
Dazu ist auch ein Buch erschienen:
Ganz in der Nähe des Vulkaneums liegt der kleine Ort Michelnau - ein Ortsteil von Nidda. Es wurde bereits in Lauterbach auf diesen Steinbruch hingewiesen, den wir im Anschluß aufsuchen.
Dier Steinbruch Michelnau bei Nidda in der Wetterau am Rande des Vogelsberges, hat eine feurige Vergangenheit und ist in Europa inmalig. Er hat nationale Bedeutung, Vor rund 19-15 Millionen Jahren als Vulkane unsere heimische Landschaft formten, entstand durch einen Schlackevulkan dieses rote Gestein. Feinste Eisenoxyde haben die rote Farbe und die besondere Leuchtkraft entstehen lassen.
Ab Mitte des 19. Jahrhundert wurde der Stein industriell abgebaut und zum Bau von Backhäusern verwendet. Weiterhin fand er Verwendung im Hausbau als Schmuckstein für das Kellermauerwerk, sowie Tür- und Fenstergewände etc. Auch für die Bildhauerei fand er vielfältige Verwendung.
Abgebaut wurde der Michelnauer Stein seit Mitte des 19.Jahrhundert. Zu Anfang mit Axt Hacke, Hammer und Eisenkeil. Mit der Axt wurde ein Schlitz in den Fels geschlagen und mit der Hacke das abgeschlagene Gestein dann heraus genommen. Mit Hammer und Eisenkeilen konnte dann der kleine Block aus der Wand entnommen werden.
Ab Mitte der 1920 er Jahre kam ein sogenannter Luftmeisel für den Abbau zum Einsatz. Dieser erleichterte die Herstellung der Schlitzgräben für den Steinabbau.
Nach dem zweiten Weltkrieg 1947 kam die Schrämmaschine in den Steinbruch Michelnau. Mit dieser großen Kettensäge konnte in einem Schrämverfahren der Stein in großen Blöcken aus der Wand geschnitten/gesägt werden. Diese Art des Abbaus wurde bis zur Schließung des Steinbruch Ende der Achtziger Jahre beibehalten.
Aufbruch: | 25.09.2021 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 30.09.2021 |