Fachwerkromantik im Vogelsbergkreis
europäische Musterstadt Alsfeld
Alsfeld liegt im Nordteil des Vogelsbergkreises - Die Stadt ist bekannt für ihre Altstadt mit geschlossener historischer Bebauung. Sie ist für mittelalterliche Städte typisch angelegt: Um den Marktplatz als Zentrum verlief in einiger Entfernung eine nahezu kreisförmige Stadtmauer, die in friedlicheren Zeiten abgebrochen wurde. Diese enthält Öffnungen an den in weiterer Vorzeit entstandenen Verkehrswegen. Von diesen Öffnungen, den Stadttoren, her gelangt man auf meist geradem Weg zum Mittelpunkt der Stadt. In Alsfeld ist der Verlauf der Stadtmauer an den Gassen, die nicht dem überregionalen Verkehr dienten, zu erahnen.
Rundgang
Wir parken in der Nähe eines mittelalterlichen Turmes, dem einzigen der Stadtbefestigung von 1386 - ursprünglich Gefangenenverlies.
Von hier führt eine der sternförmig angelegten Straßen direkt zum Marktplatz, mit Rathaus und Kirche. Viele Fachwerkhäuser sind hervorragend restauriert. Aber es gibt auch einige mit den regional stark vertretenen Holzschindelfassaden, die auf eine solche Restaurierung warten.
Untere Fulder Gasse 2/4 - schlichtes Traufen-Doppelhaus der Übergangszeit um 1490 - Geschoss-Überstand mit Knaggen in geschwungener Form
Das Haus Untere Fulder Gasse 15/17 wurde kurz nach 1500 errichtet.
Der Ständerbau aus fünf aufeinanderfolgenden Quergebinden ist kurz nach 1511 entstanden. Das Gebäude verfügte über eine hohe, zweischiffige Halle mit gewerblicher Nutzung und einem Obergeschoss für Wohnzwecke. Unter dem Haus ist noch der Gewölbekeller eines Vorgängerbaues vorhanden. Die Teilung des Hauses mit der Beseitigung der Halle erfolgte vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das giebelständige Fachwerkhaus mit drei Geschossen prägt wesentlich den Straßenzug. Der straßenseitige Giebel wird von Andreaskreuzen und gebogenen Fußstreben geschmückt.
Das Weinhaus 'beherrscht' den Marktplatz als größtes Gebäude. Es diente dem städtischen Weinausschank ebenso wie zur Weinlagerung und war eine wichtige Einnahmequelle der Stadt (städtisches Privileg)
Die Architektur zeigt Übergangsformen zwischen Gotik und Renaissance und steile Treppengiebel mit Fächerrosetten. Die ursprünglich ungleichmäßig angeordneten reizvollen „Vorhangbogenfenster“ wurden 1843/44 durch Rundbogenfenster ersetzt,
Weinhaus (links) - 1538/39 (linke Seite), 1403 (rechte Seite) und 1464/65 (hinterer Teil) von Hans von Frankfurt begonnen -
Das Fachwerkhaus (rechts) mit der Adresse Markt 2 ist das älteste Fachwerkhaus von Alsfeld. - gebaut in Ständerbauweise
An der Marktplatzecke sieht man den ehemaligen „Pranger“, das Strafinstrument, das nicht nur an Markttagen genutzt wurde. .
Pranger am Weinhaus
Stumpf-Haus
1609 ließ der Bürgermeister der Stadt Jost Stumpf gegenüber vom Rathaus ein Wohngebäude erbauen. Etwas später wurde es zur Rittergasse in ähnlicher Form hin erweitert. Das früheste Alsfelder Fachwerkhaus mit Schnitzwerk und monumentalem Schriftband an der Längsseite. An der Mainzer
Gasse befinden sich eine niedersächsische Fächerrosette, und geschnitzte Eckpfosten, insbesondere an der linken Ecke der Bauherr Jost Stumpf in zeitgenössischer Tracht.
Bücking-Haus an der Nordwestseite des Marktplatzes
Bedeutendes Bürgerhaus, Rähmbau, 1541-43 in Anlehnung an das Fachwerk des Rathauses entstanden. Hohe Verstrebungen an Bundpfosten als Vorstufe des „Wilden Mannes“, schmückendes Brüstungsfachwerk, prächtiger Erker.
Hochzeitshaus
Eines der wenigen Steingebäude der Stadt, 1564-1571 durch Hans Meurer als städtisches Tanz- und Festhaus in Formen der Renaissance erbaut, wie die geschwungenen Giebel, der Erker und die Portale zeigen. Die ursprüngliche
Funktion für die Festlichkeiten bereits im 18.Jahrhundert erloschen, neuerdings
für gastronomische Zwecke und für Diensträume der städtischen Verwaltung
umgebaut
Wir folgen nun der Rittergasse - das erste Haus auf der rechten Seite ist das Neurath-Haus.
Das Neurathhaus ist ein prächtiges Bürgerhaus, das im Auftrag des Constantin Neurath im Jahr 1688 erbaut wurde. Das Haus steht an der schmalen Rittergasse und besitzt vier Geschosse mit einem Zwerchgiebel im Dach. Das Gebäude besteht aus zwei Teilen, die von der Toreinfahrt geteilt werden. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss sind aus durchlaufenden Eck- und Bundständern ausgeführt. Über der Toreinfahrt ist ein Zwischengeschoss, auf das der Rähmaufsatz der Obergeschosse folgt. Die Fachwerkkonstruktion ist mit vielen Schmuckelementen versehen. Besonders auffallend sind die Gefachtäfelungen mit rautenförmigen Aussparungen unterhalb der Fenster und die Gefachmalereien an der Seite zur Neurathgasse mit Darstellungen aus der Schöpfungsgeschichte.
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Sehr
starke Eckpfosten mit gutem Schnitzwerk, Fensterumrahmungen thüringischer Art, alte Wandmalereien
[verweis=Von Reinhardhauke - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19813792]Verzierung[/verweis]
Auch das Minnigerode-Haus liegt noch in der Baustelle und wird zudem noch restauriert. Daher ist nur der Eingangsbeeich zu bewundern. 1687 als Patrizierhaus erbaut ist es das einzige Bürgerhaus in Steinbauweise und barocken Stilformen. ,
Das in diesem Haus - verbunden mit dem vorherigen - untergebrachte Regionalmuseum ist z.Zt,. ebenfalls geschlossen.
Am nächsten Platz befindet sich das Märchenhaus, das in einem 1628 erbauten Fachwerkhaus untegebracht ist. Die Gebäudesubstanz ist allerdings weitgehend neueren Datums mit zum Teil altem Material rekonstruiert.
Auf 2 Etagen sollen sich in jedem Zimmer Märchen der Brüder Grimm
dargestellt befinden. Da das Museum nur am Wochenende geöffnet ist, müsssen wir auf eine Besichtigung verzichten.
Auf der Suche nach einer Toilette geraten wir letzlich doch in den Teil der zuvor beschriebenen Häuser, die z.Zt. restauriert werden.
Zurück am Marktplatz knn ich auch das Rathaus fotografieren, da inzwischen der städtische Bauwagen verschwunden ist.
Eines der bedeutendsten deutschen Fachwerk-Rathäuser, früher Rähmbau mit starken Hölzern, vorstehenden gekehlten Balkenköpfen und gekrümmten
Eckstreben auf einem steinernen spätgotischen Unterbau, 1512-1518.
Im Erdgeschoss wurde einst Mark abgehalten, an der linken Ecke befindet die „Alsfelder Elle“.
Die gegenüber liegende seit 1665 existierende Apotheke ist in Konstruktion dem Rathaus sowohl im steinernen Unterbau als auch im Fachwerk verwandt.
Die 'Auslage' ist ausgesprochen hübsch anzusehen.
Allmählich wird es Zeit eine der 'verpflichtenden' Spezialitäten der Gegend zu probieren. Dazu begeben wir uns in die Bäckerei Günther in der Obergasse.
"Der Salzekuchen war früher ein 'Arme Leute-Essen'", erklärte Bäckermeister Franz-Josef Selzer zum Ursprung der heutigen oberhessischen Spezialität. Oftmals hatten die Bauern beim Brotbacken noch Teig übrig und verwerteten diesen mit weiteren Grundzutaten ihrer Speisekammer. "Kartoffeln, Quark, Bauchspeck, Zwiebeln, Kräuter und Gewürze drauf und ab in den Ofen", so die Kurzfassung des Antrifttalers. Als Basis der kartoffellastigen Köstlichkeit seien diese Zutaten auch heute noch bei allen beteiligten Bäckereien aktuell. Zur Verfeinerung des Geschmacks habe jeder Einzelne jedoch sein hauseigenes Geheimrezept.
Text aus der Oberhessischen Zeitung
Gestärkt geht es dann auf den zweiten Teil des Rundganges
Aufbruch: | 25.09.2021 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 30.09.2021 |