Wer braucht ein Ziel, um anzukommen?

Reisezeit: November 2021 - April 2022  |  von Katja Jäger

Wir fahren ins Grüne

Wetterwechsel leicht gemacht!

Ach, ist das schöööön hier!!

Vor uns liegt der Walker See, wir sind alleine mit irgendwelchen schwimmenden Vögeln. Es gibt hier laut Hinweistafel ausserdem Wölfe, Klapperschlangen, Schwarze Witwen, Waschbären, Braunbären und.... Trommelwirbel: Pinguine.
Letzteres ergab die Suche durch  Google lens. Wir haben die verschiedenen Fussspuren am Ufer vom See abgefragt und Google meinte, dass es Pinguiene sein könnten.
Wir würden dies kategorisch und breitengradisch ausschließen, aber Sicher können wir erst später sein.  Seitdem die Sonne wunderschön hinter den Bergen verschwunden ist, sitzen wir im hermetisch abgeriegelten Autohaus und beobachten unsere ausgelegten Wurstspuren. Es gibt 20 verschiedene Wurstspots die wir gut einsehen können. Jetzt warten wir auf die Pinguine oder was da sonst noch kommt.

Morgen werden wir bis nach Death Valley durch fahren. Die  Nacht auf Freitag soll auf unserem kompletten Weg bis nach Vegas bis zu -7 Grad kalt werden. Da wir um die Wasserleitungen schiss haben, haben wir per Windy App heraus gefunden, dass es dort wärmer sein wird.

Das heisst nochmal Volltanken mit Benzin, Propan, M und M' s und  Wasser. Das Benzin kostet in Nevada übrigens erheblich weniger, als in Californien. Heute haben wir den Tank für ca. 25 Euro weniger voll bekommen!
Unser fettes Baby hat mächtig durst!!!

Ui, Schichtwechsel am Wurstbeobachtungsposten....

Pinguiene, definitiv PINGUIENE

Nachdem wir einen traumhaften Sonnenuntergang zugeschaut haben, lecker gekocht hatten und bemerkten, dass unsere Wurstköder alle samt unbeobachtet weggefuttert waren, wurde das allabendliche Programm eingeleitet.

Lesen, schreiben, Gitarrenkarriere vorantreiben und Thermometer beobachten. Alles verlief zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Nachdem wir einen weiteren Mordfall aufgeklärt hatten, schliefen wir zutiefst zufrieden mit unserem Schlafplatz am See ein.

Bis Katja so gegen 4 Uhr das erste Mal von einer Art Regengeräusch geweckt wurde. Ganz leise und unbedeutende Tropfen, die sich aber irgendwie wie durch Watte gefiltert anhörten vielen auf dad Dach. Regengeräusche kennen wir ja mittlerweile ganz gut, aber diese waren anders.
Nach weiteren kurzen Einordnungsversuchen kam Katja die Erleuchtung.....SCHNEE, das ist Schnee! KACK
Ihr glaubt nicht, wie schnell man von  "Tiefschlaf" zu "rekonstruieren wir die Umgebung" umwechseln kann!

** Wo schlafen wir heute Nacht?
-Der schneebedeckte Berg liegt hinter uns, wir sind von der Hauptstraße 3 kleine Serpentinen bis an den Fluss gefahren.
Wir müssten, gemäss der Schilder etwa auf 1200 Fuss sein.

**Wie war die Strasse, komm wir die die Serpentinen bis zur Hauptstraße wieder hoch?
-Es müsste Schotter sein. In I-Overlander wurde gewarnt, dass man nur mit 4 x 4 bis ans Ufer fahren kann. Da stehen wir deswegen nicht.

**Wenn es Schneeregnet, kann es dann unter Null Grad sein?
-Eigendlich nicht, es müsste über Null sein...der Boden ist zu warm, damit der Schneeregen liegen bleibt oder festfriert.

Während dieser versuchten Klärung der sehr wichtigen Aussenverhältnissen fing es an zu stürmen.
Na, toll..Was kommt als nächstes.
Blizzard, Erdbeben, riesen Pinguiene und hungrige Eisbären?

Auf einem uralten Holzschild wurde vor Böhen von bis zu 50 mph gewarnt, das haben wir abends noch irgendwo gelesen. Kann ein Monstertruck mehr als nur heftig wackeln, kann er umkippen? Stand da 50 mph oder 150 mph?

Da Katja den so friedlich röchelnden Thorsten nicht wecken wollte, schlich sie ganz leise ins Wohnzimmer und versuchte mit der Taschenlampe raus in die ziemlich dunkle Dunkelheit zu leuchten.  Aber durch die Reflexion der Scheibe, war weder zu sehen, wie der Bodenbelag wirklich war, noch wie intensiv der Schneefall war.

Also blieb ihr erst mal nix übrig, als zuwarten und abzuwarten. Katja Kernkompetenz!
Und das in der Horizontalen, damit Thorsten nicht wach wird...um 5h wurde Thorsten von dem Krach der äußeren Umstände jedoch geweckt.
Weder Sturm noch Schneeregen wurden zwischendurch weniger. Als Katja ihn bat, nach dem Klogang das Licht anzulassen, da sie da auch noch hin möchte, erahnte er schon am Tonfall, das irgendetwas nicht stimmte.

Da er allerdings nicht wusste, ob es Hunger, schlecht geschlafen oder andere weiblichen Stimmungsschwankungen zur Ursache hatte, fragte er nur kurz nach, was Katja den gesehen hätte, als sie kurz die Tür nach draussen aufmachte.
Diese antworte Wahrheitsgetreu: Nix, es ist Bärenarschdunkel und ebenso warm!
Welche Beruhigung für beide, es war war wirklich nicht sonderlich kalt.

Erneut im Bett angekommen schlief Thorsten wieder ein und Katja wartete bis er ihr den Rücken zudrehte, um das heilige und allwissende Windy per Internet abzufragen, was da draussen los ist und wie lange noch.

Da Thorsten ja eventuell das Autohaus die Serpentinen bis auf die Hauptstraße schieben muss, soll er morgens gut ausgeschlafen sein, daher regelte Katja die Helligkeit des Handys runter, steckte zusätzlich noch den Kopf unter die Bettdecke und schaltete das Internet ein.

Finde den Fehler!!!!!! Richtig, keine Verbindung möglich!!

Weitere quälende Stunden mit viel Zeit für Kopfkino, Rezeptausarbeitungen für die noch vorhandenen Lebensmitteln,  grober Kalkulierung wieviel Trinkwasser wir haben könnten- bis wir abgeschleppt werden können und bereits striktes Uhrzeiten festlegen für Batterie und Propanverbrauch, vergingen.

Bis es endlich gegen 7 Uhr hell wurde und auch Thorsten seinen wohlverdienten ( autohausanschieb) Schlaf beendete.
Es stellten beide fest, daß es im Autohaus nicht kalt war, Thorsten öffnete die Tür nach draussen und stellte zeitgleich erneut fest, dass der Berg viel weiter runter beschneit war!!
Welch Wunder!

Wir allerdings standen sicher auf Schotter, kein Glatteis und Schnee weit und breit um uns herum.
Puhhhhhhhhhh, Glück gehabt!
Da war wohl Karma mit im Spiel.....Stopp....Karma hat Urlaub!
Oben auf der Hauptstraße fahren relativ wenige Autos?!?!
Da stimmt etwas nicht.

Wir entscheiden etwas schneller zu frühstücken und zu packen, da wir heute unbedingt aus dieser Gegend raus mussten. Windy sagte einen kalten Tag und eine noch viel kältere Nacht voraus. WIR MÜSSEN RICHTUNG VEGAS

Der Weg auf die Hauptstrasse war genau so easy, wie die Fahrt auf dieser.
Aber wir waren weiter verwundert über die sehr wenigen Autos. Am Abend zuvor beobachteten wir die Lichter der Lkw wie eine Lichterkette aneinander gereiht.

Kaum fertig gedacht, da hatten wie die Erklärung: eine Geschlossene Schnedecke!
Oben, hinten, vorne... unter uns die Straße war erst noch relativ frei, dann war auch dieser sichere Hafen vorbei!

Da wir lückenweise internet Verbindung hatten, konnten wir sehen, dass wir es nur etwas über ( grob geschätzte ) 15 Kilometer in die richtige Richtung schaffen müssen. Dort geht der Schnee in Regen über.
Aber genau das war das Problem. Alle Verkehrschilder waren zugeschneit.

Man konnte die das Autobahnschild zur "95" zwar erkennen,  aber nicht in welche Himmelsrichtung!
Da Google ebenfalls einen lichten Moment hatte, fanden wir auf Anhieb unsere Straße und Thorsten verbrachte eine echte Meisterleistung!
Er hat uns souverän aus dem Schnee, der mal ein bissi weniger und mal ein bissi viel mehr wurde, raus manövriert.

Wir waren fast die einzigen Irren auf der Stasse. Keine Winterreifen, nur Schneeketten.
Die wir zwar haben, aber nicht aufziehen hatten können. Sie liegen gemäss Aussage der Autovermietung nur proforma im Auto, weil es in manchen Staaten Gesetz ist. Drauf montiert bekommen wir sie allerdings nicht!
Kann man mal kurz drüber nachdenken und sich freuen, dass wir jetzt keine Schnee mehr bekommen dürften.

Wir haben es tatsächlich bis nach Death Valley geschafft. Unterwegs hatten wir immer mal wieder Schnee oder schneebedeckte Berge um uns herum und anhalten um ein bisschen sightseeing zu machen war aus diesem Grund auch nicht drin.  Aber wir sind jetzt da!!!

Unteranderem umwirbt man Death Valley damit, daß es das heissteste und trockenste Tal ist.
Team Jäger - Wald reist an und es regnet und es sind heute Nacht nur 8 Grad vorher gesagt!
Wenn ihr mal eine Gartenparty sprengenwollt, sagt bescheid, wir kommen!!

Da wir die letzten beiden Nächte authak waren, mussten wir heute unbedingt Grauwasser und ( bei uns mit Farbtabletten eingefärbtes!) Blauwasser ablassen und Propan tanken.
Beides war sehr wichtig, aber letzters erwies sich als grosse Problem. Aufgrund der Wetterverhältnisse wurde heute weder an die Tankstellen noch an die RV Parks Gas ausgeliefert.

Wir hatten noch ca. 1/4 im Gastank, das reicht allerdings  hinten und vorne nicht für 3 Tage in Death Valley für heizen in der Nacht,  eventuell Klimaanlage am Tag, Kochen, Duschen...
An einem RV Park, der auch nichts mehr hatte, gerieten wir an einen sehr netten alten Mann, der früher in Köln stationiert war. Er rief einige Stellen für uns an...nichts zu machen. Empty! Er gab uns noch einen Namen eines RV Parks in der
Nähe, die letzte Chance, die aller letzte Chance!

Und wir hatten Glück....ziemlich überteuerets Glück, aber so können wir jetzt einpaar Tage in DV bleiben und müssen nicht schon morgen wieder in die Zivilisation.
Sollte es morgen nicht regnen werden wir die letzten Punkte im Park besichtigen, die wir in den letzten Jahren noch nicht gesehen haben.

Im Idealfall ohne Schnee!

© Katja Jäger, 2021
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Die Reise
 
Worum geht's?:
USA wir kommen, aber nicht um zu bleiben! Am 8.11. 21 gehts los, die Heimkehr ist noch ungewiss, aaaaaber vor Ostern ( jaja: 2022)
Details:
Aufbruch: 08.11.2021
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 18.04.2022
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katja Jäger berichtet seit 4 Jahren auf umdiewelt.
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