Radtour im Zickzackkurs durch Tschechien
Sonntagsfahrt am Liptau-Stausee entlang
Den Grenzübergang Nove Udeli möchte ich Domi als erstes zeigen, denn dort beginnt der Schwarzenbergkanal. Wir steigen entlang einer Bahnstrecke auf, die sogar befahren wird und die auch Fahrräder in Massen mitnimmt. Das ist genau das Richtige für Sonntagsradler, die bergauf per Bahn und bergab per Velo radeln möchten. Wir verdienen uns aber unseren Genuß mit Bergaufstrampeln, unsere Kondition läßt es inzwischen locker zu !
Tagsüber werden die Fahrradwagen als Imbißbuden genutzt, Sonntag abend rollen sie leer nach Budweis zurück, fürs nächste Wochenende ! Das Abstellgleis hier führt direkt an die Grenze zu Bayern.
Ein Einheimischer spricht uns auf deutsch an und erzählt, wie man den Ort nach der Wende vor dem Verfall retten konnte.
Die Bahn hatte bis zur Wende 1991 als Transportmittel für die tschechischen Grenztruppen gedient und war damals das einzige, mit dem man ins Tal und zurück hätte kommen können.
Auf bayerischer Seite hatten Jahrzehnte vorher eifrige CSU-Landräte dafür gesorgt, die dortige Gleisverbindung nach Passau stillzulegen und abzubauen, damit örtliche Busunternehmen den Verkehr aufnehmen konnten. Die Grenze schien für ewig dicht zu bleiben !
Nach Udoli durften vor der Wende nur die hier ansässigen Bauern, und nur, um ihre Heuwiesen zu bearbeiten, ihre Häuser bewohnen durften sie nicht..
Eine Wiederbelebung der Strecke bis Passau war damit für immer ausgeschlossen.
Wieviel schwerer war es da erst, nach der Wende auf tschechischer Seite eine Bahn-Sackgasse aufrecht zu erhalten ?
Tourismus und Radler waren die einzige Chance, und die wurde genutzt. Heute ist Nove Udoli der Zielort tausender Radler aus Prag und Budweis, um von hier aus ihre Wochenendtouren entlang des Liptau-Stausees oder ins Sumava zu machen.
Heute ist Sonntag, da werden wirs ja kennen lernen !
Das übrig gebliebene Gleis im Niemandsland wird für Kindervergnügen mit Dampfloks genutzt !
Ein erster Blick zum Stausee. da stehen uns heute ja keine großen Steigungen bevor !
Talabwärts fahren wir mit einem Zug fast um die Wette; da die Strecke immer wieder den Radweg kreuzt, stehen wir wiederholt vor der roten Blinke. Hier ist Rad und Autostraße noch identisch, aber Autos sehen wir kaum, Radler dagegen werden immer mehr. Bis wir in Nova Pec einrollen. Da wird es eng. Selbst Fahrradstellplätze werden knapp.
Wir speisen in der Sonne in einem Fischlokal und betrachten das Treiben vor unseren Augen. Rennradler wedeln zwischen radelnden Familien geschickt durch, Niemand regt sich auf.. Das Essen wird frisch zubereitet. Wir warten geduldig darauf und werden nicht enttäuscht.
Dann führt der Weg wieder in den Wald und steigt sogar deutlich an.,wir folgen einer Route 1020, die nur durch Wald führt und uns nur ein Ziel nennt: Blizi Lhota. Das ist schon der Fährort, der nach Horeni Plana auf der Nordseite des Sees führt.
Wir bleiben auf der Südseite und kommen noch einmal dicht an die Grenze, jetzt aber zu Österreich. Hier war vor der Wende auch Sperrgebiet.- da blieb die Natur erhalten, das Schilf am Ufer ist besonders dicht und hoch..
Den Abzweig zur Seilfähre über den See verpassen wir und sind schon am frühen Nachmittag am Fähranleger nach Frymburk. Dort werden wir uns ein Quartier suchen., der Restweg bis zur Staumauer und zurück bis Frymburk wären noch weitere 20 km, da könnte uns die Dunkelheit einholen.
Alle volle Stunde fährt die Fähre nach Frymbork, der Andrang hält sich in Grenzen.
Aufbruch: | 03.09.2021 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 12.09.2021 |