Das Lahntal zwischen Lahnstein und Wetzlar

Reisezeit: März 2022  |  von Herbert S.

Die Märzsonne ausnutzend wollen wir uns die zahlreichen Burgen, Schlösser und Fachwerkstädtchen anschauen.
Leider stellt sich jedoch heraus, dass wir zu früh im Jahr unterwegs sind, da die meisten Sehenswürdigkeiten erst am 1. April öffnen und man sich auf das Äußere beschränken muß.

Lahnstein

Die Lahn entspringt am Ederkopf im Rothaargebirge. Das Einzugsgebiet ist fast 6000 qkm groß. Von der Quelle bis zur Mündung misst die Lahn 242 km . Sie nutzt dabei ein Gefälle von 567 m und teilt sich in die Unterlahn und die Oberlahn.
Die untere Lahn (von Dehrn bis Lahnstein) ist kanalisiert und mündet nach 137 km (und 12 Schleusen) in Lahnstein in den Rhein.

Hafenbecken in Niederlahnstein

Hafenbecken in Niederlahnstein

Am Park an der Mündung der Lahn in Niederlahnstein blickt man auf zwei Burgen: da ist einmal auf der anderen Rheinseite die Burg Stolzenfels, eine Burg aus dem 13. Jahrhundert, die König Friedrich Wilhelm IV. 1842 im neugotischen Stil wiederaufbauen ließ. Sie wäre zwar schon im März geöffnet, liegt aber als eines der beiden UNESCO Weltkulturerbestätten auf der anderen Rheinseite.

Gegenüber auf der östlichen Seite liegt die Burg Lahneck, die 2. UNESCO Weltkulturerbestätte. Sie ist eine in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf einem steil hervorspringenden 164 m ü. NN hohen Felsensporn erbaute Spornburg. Ihr Grundriss weist eine Symmetrie in Form eines länglichen Rechtecks auf, die typisch für die Burgen der späten Stauferzeit ist.
Die Burg hat einen Bergfried (Höhe ca. 29 m) mit einem im Burgenbau selten anzutreffenden fünfeckigem Grundriss ähnlich der Burg Stolzenfels. Die spitze Seite ist gegen Süden, der schwächsten Seite der Burg, gerichtet.

Burg Lahneck

Burg Lahneck

Wir bleiben jedoch zunächst in Niederlahnstein an der Mündung, um uns die Johanniskirche anzusehen.

An auserwählter Stelle

Schon vor dem Jahre 850 steht an dieser damals sehr einsamen Stelle an der Lahnmündung außerhalb der Siedlung eine kleine Kirche. An ihrer Stelle wird um das Jahr 1130 die heutige romanische Pfeilerbasilika erbaut. Heute ist sie die älteste erhaltene Emporenkirche am Mittelrhein.
Es handelt sich um einen ganz besonderen Kirchenstandort. Zu früheren Zeiten befindet sich hier eine Insel, die von Mündungsarmen der Lahn umflossen wird. Der einst dort von den Römern erbaute Burgus verfiel im Laufe der Jahre. Nun ragt die Kirche als ein Symbol der Gottesverehrung auf der Insel empor. Sie wird zum Wahrzeichen von Niederlahnstein und später zu einem der bevorzugten Motive der Rheinromantik.
Nachdem die Kirche im 30jährigen Krieg verwüstet wurde, gestaltet man sie im barocken Stil um. Die französischen Revolutionskriege machen sie abermals zur ausgebrannten Ruine. Im Jahre1856 wird mit dem Wiederaufbau der Johänniskirche begonnen. Anfang des 20. Jahrhunderts baut man nördlich ein Kloster mit Innenhof an.
Bemerkenswert ist der sechsgeschossige Westturm der Johannisbasilika Seine unteren Etagen stammen noch von einer Vorgängerkirche, die hier um das Jahr 1000 stand. Das Dachgeschoss aus dem Jahre 1136 ist original erhalten und zählt zu den ältesten Turmdächern Deutschlands. Der 34 m hohe Turm beherbergt zudem die älteste Glocke Lahnsteins, auf die sämtliche Glocken aller Lahnsteiner Kirchen abgestimmt sind. In der Gesamtplanung der Kirche waren zwei weitere schlankere Türme vorgesehen. Einer von ihnen, der sogenannte Horchheimer Turm, wurde um das Jahr 1180 erbaut, er stürzte 1844 ein. Der Bau des zweiten Turmes ist nicht belegt.
Patron der Kirche ist Johannes der Täufer, dessen barocke Figur im Innenraum der Kirche unterhalb der Orgelbrüstung zu sehen ist. Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung ist die Madonna mit Perlenturban aus der Zeit um 1480.

Text aus Tafel vor Ort

Strategisch günstig

Um die Zeitenwende ist das Gebiet des Mittelrheins fast 500 Jahre lang von den Römern besiedelt. Noch für viele Jahrhunderte werden sowohl die Geschichte als auch die Kultur dieser Region stark von dieser Zeit geprägt. Zahlreiche Funde bestätigen, dass sich auch im heutigen Niederlahnstein eine römische Siedlung befindet, welche sich die besondere Lage an der Lahnmündung zunutze machte.
Der Limes, der Grenzwall des römischen Weltreiches, verläuft nur 12 km östlich des Rheins durch Lahnsteiner Gemarkung. Er schottet das Reich gegen die Germanen ab.
Nach der Aufgabe des Limes lässt der damalige römische Kaiser Valentinian im Jahre 369 n. Chr. an der Lahnmündung zur Sicherung der Rheingrenze eine Befestigungsanlage und eine Schiffslandestelle errichten. Beide befinden sich im Mündungsbereich der Lahn auf einer Insel, umgeben von den Mündungsarmen des Flusses.
Die Befestigung, der Burgus, ist vermutlich ein dreigeschossiger Turm von ca. 20 x 13 Metern Grundfläche, den in einigen Metern Entfernung ein tiefer Graben umgibt. Der massive Steinturm hat bis 3 m starke Mauern und wird im Mittelalter „domus fortis supra Lonetam" - festes Haus an der Lahn -genannt. Daraus ergibt sich im Lauf der Jährender heutige Name der Stadt Lahnstein.

Als die Römer im 5. Jahrhundert das Rheintal aufgeben, verliert der Burgus seine Bedeutung. Er wird fortan als Wohnburg genützt. Im Jahr 1549 wird er zum letzten Mal urkundlich erwähnt, zu dieser Zeit ist nur noch eine Ruine erhalten.
Erst im Jahr 1914 entdeckt man den römischen Wehrbau wieder. Umfangreiche Grabungen legen ihn 1926 frei. Um das bedeutende Kulturdenkmal zu konservieren, wird die Grabung 1946 mit Bombentrümmern des zweiten Weltkrieges wieder zugeschüttet. Seitdem wartet der römische Burgus auf seine weitere Erforschung.

Text aus Tafel vor Ort

Burgus - Modell

Burgus - Modell

Im Anschluß an die Besichtigung fahren wir hoch zur Burg Lahneck, die man vom Parkplatz am nahegelegenen Campingplatz zu Fuß erreichen kann (es gibt auch einen steilen Fußweg von der Stadt)

Blick auf die Lahn mit Bootshafen

Blick auf die Lahn mit Bootshafen

Festes Gestein des Untergrunds

Festes Gestein des Untergrunds

wir steheh vor dem verschlossenen Tor - nicht einmal den Innenhof läßt man uns ansehen

wir steheh vor dem verschlossenen Tor - nicht einmal den Innenhof läßt man uns ansehen

Bergfried

Bergfried

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 25.03.2022
Dauer: 7 Tage
Heimkehr: 31.03.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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