"Die Welt ist nicht genug" - round the world in 180 Tagen

Reisezeit: März - Oktober 2006  |  von C V

Indien/Nepal: Nepal

Noch in Deutschland erreichten mich schlechte Nachrichten aus Nepal, ein Konflikt zwischen Koenig und der "7-Parteien- Allianz" der seit drei Jahren herrschte, koennte nun endgueltig eskalieren. In Indien habe ich dann regelmaessig die Presse verfolgt und versuchte mir, ein Bild der Lage zu machen. Mittlerweile hat das Auswaertige Amt vor Reisen nach Nepal abgeraten, ich feilte also an einer Alternative falls ich entscheiden sollte nicht nach Nepal zu Reisen. Sikkim , ein kleiner Bundesstaat in Indien, wurde nun mein neues Reiseziel. Ich begann mich einzulesen, aber habe trotzdem meine Nepal Reiseplaene noch nicht verworfen. Ich legte den 05.05. als Stichtag fuer eine Entscheidung fest, dies gaebe mir dann genuegend Zeit um Fluege etc. zu stonieren. Doch schon vor dem 05.05. schien sich die Lage in Nepal zu entspannen, sogar zu normalisieren. Der Koenig schien Zugestaendnisse zu machen, und die "7-Parteien-Allianz konnte wieder einen Ministerpraesidenten stellen. Laut der Presse fanden Freudenfeste in Kathmandu statt - schliesslich beschloss ich nun doch nach Nepal zu Reisen. Nach einer kurzen Ruecksprache mit der Deutschen Botschaft in Nepal, konnte ich nun sicher gehen, von Reisen wird nicht mehr abgeraten - und so flog ich am 12.05. von Dehli nach Kathmandu. Ich hatte nun einen Tag Zeit um meine Ausruestung zuvervollstaendigen (einiges habe ich in Mumbai zurueckgelassen) am 13.5. startete meine 14taegige Trekking-Expedition zum Mount Everest Base Camp und zum Kalar Parthar. Die siebenkoepfige Truppe (drei Autralier, zwei Irlaender, ein Einglaender, und ein Deutscher) traf sich noch zu einer Vorbesprechung am Ankunftstag, unser Guide stellte den Trekking Plan vor und gab letzte Tipps zur Vorbereitung. Allerdings truebte sich meine Vorfreude, als ich am Morgen in meinem Guest House eine junge Deutsche kennenlernte. Schnell kamen wir ins Gespraech, sie kam aus der naehe von Stuttgart, ich aus der naehe von heidelberg - das "Eis war gebrochen". Doch dann erzaehlte sie mir den Grund ihres Aufenthaltes: seit dem 18.3. ist ihre Schwester in der Everste Region vermisst. Zusammen mit einer Deutschen Suchmanschaft, wollte sie sich zwei Tage nach uns auf den Weg in die Region machen um die Schwester zu suchen. Ich war geschockt! Dieselbe Region, eine erfahrene Trekkerin - und seit zwei Monaten kein Lebenszeichen. Trotz eines "mulmigen" Gefuehles ging es am naechsten Morgen los, alles weitere in einer "Bildergeschichte":

Von Kathmandu flogen wir nach Lukla, ein kleiner Ort in der Everst Region. Das besondere an diesem Flughafen ist die Start- und Landebahn. Sie ist auf einem Huegel aufgebaut, das landen und starten ist daher ein ganz besonderes Erlebnis. Lukla liegt etwa 2800m ueber dem Meeresspiegel, ideal um mit der Akklimatisierung zu beginnen. In Lukla haben wir dann noch noetigen Proviant, Rettungszelte und natuerlich unsere Traeger fuer die Tour angeheuert. Fuer "western-tourists" ist die Hohe der naechtsen Tage eine enorme koerperliche Bleastung, zusaetzlich noch unsere Grossgepaeck zu tragen waere uns nicht moeglich, nicht in dem 11taegigen Aufstieg.

Vorsichtshalber sind wir aber an diesem Tag auf eine sichere Hoehe von 2600m, nach Phakding abgestiegen. Hier verbrachten wir auch unsere erste Nacht.

Eine unbeschreibliche Landschaft, dichter Dschungel, unberuherte Natur und natuerlich die ersten grossen Berggipfel. Die zwei ersten Tage marschierten wir langsam und unterhalb der 3000m Grenze. Noch gab es keine Schweierigkeiten, alle waren voller Vorfreude, und viel Stopps fuer Schnappschuesse wurden von unseren Guides sehr begruesst.

Bald erreichten wir die Grenze des Everst-Nationalparkes, kurz hinter dem Schild begann der etwa 3stuendige Aufstieg von etwa 2900m auf 3400m nach Namche Bazar. Diese Hoehenlinie ist fuer viele Trekker eine erste Bewaehrungsprobe, ein lansamer Aufstieg ist unerlaesslich. Mittlerweile hat sich mein Trinkwasserverbrauch von 2l auf 4l erhoeht. Ich merke bereits das es doch an machen Stellen sehr anstrengend fuer mich sein koennte, es ist doch etwas anderes als im Odenwald zu wandern

Auch die Wege werden mit zunehmender Hoehe immer schottriger, jeder in unserer Gruppe konzentriert sich auf lose Steine, ein umkniggen oder abrutschen wuerde hier schon das Ende der Trekking Tour bedeuten. Deshalb geht es auch nur langsam voran, niemand moechte etwas riskieren. Unsere Guides machen oft Pausen und raten uns viel Wasser zu trinken und vorsichtig zu laufen.

Abenteurliche Bruecken uberqueren wir tagtaeglich, alleine das ueberqueren des Gletschrflusses ist ein Erlebnis. Auf der linken Seite seht ihr tibetanische Gebetsfaehnchen, diese begegnen uns noch an vielen weiteren Stellen unseres Treks.

Mit zunehmender Hoehe veraendert sich auch die Vegetation, es wird so langsam immer karger, aber nicht weniger schoen. Viele Landschaften erinnern uns an Herr der Ringe Aufnahmen - es ist unbeschreiblich schoen.

Ein Teil der Gruppe, Jamie aus England, Chris und David aus Australien. Hier sind wir bei einer kurzen Pause, und nehmen wieder Fluessigkeit zu uns. Schokolade vertilgen wir fast kiloweise. Mietlerweile haben wir uns auf etwas 3900m vorangearbeitet. Die Luft wird allmaehlich duenner...

Natuerlich darf ich es mir nicht entgehen lassen, bei einer Schule vorbeizuschauen und ein bissl mit den kleinen Nepalesen zu spielen. Viele der Schulen in dieser Region wurden von Sir Edmund Hillary erbaut und gefoerdert. Er wird in dieser Region fuer sein soziales Engament sehr verehrt.

Saemtliche Lasten zu den Doerfern, dem Base Camp etc. wird durch Traeger oder durch Yaks transportiert. Das macht alltaegliches Gebruachsmaterial mit zunehmender Hoher immer teurer, alle 400 Hoehenmeter gibt es einen Kostensprung. (kosten eine Flasche Mineralwasser in Kathmandu 15 NRs, so kostet dieselbe Flasche auf 4500m Hoehe 200 NRs).

Und dann ist es soweit, der erste Blick auf den Everst, bei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein, fuer jeden das Highlight an diesem Trekkintag. Aber es ist noch ein langer Weg bis ins Base Camp...

Sonnenuntergang im Himmalaya, sobald es dunkel wird, sinken die Temperaturen schlagartig. Meine Ausrustung, vor allem mein Winterschlafsack bewaehren sich nun. Wir schalfen in Loges aus Speerholzpaltten, es gibt nur zwei Raeume die beheitzt werden, der Aufenthaltsraum und die Kueche. Heisser Tee gehoert mittlerweile zu unserem Lieblingsgetraenk.

Da die Kosten fuer Mineralwasser fuer die Gruppe nicht mehr tragbar waren (mittlerweile 6l-12l Trinkwasser pro Tag, je nach Laufleistung) benutzten wir Entkeimungsmittel und trinken somit Nepalwasser, fuer den Geschmack gibt es dann noch Vitamine und Mineralien mit Mangogeschmack.

Alle Wetterlagen hatten wir bisher, auch Schnee ist nichts ungewoehnliches, Mittlerweile sind wir auf 4300m, einige in der Gruppe merken die Hoehe - ein Akklimatisierungstag soll uns helfen unsere Koerper daran zu gewohnen.

An diesm Tag steigen wir auf 5050m und dann wieder zurueck auf 4300m, das Bild ist auf dem Gipfel dieses "Huegels" gemacht. Sonnenschutzmittel 30+ benutze selbst ich im Gesicht, trotzdem gab es fast bei jedem in der Gruppe einen Sonnenbrand.

Kleine Tempelanlagen, Gebetsplaetze oder Gedenkstaetten markieren unsere Wege oder Gipfel von Bergen und "Huegeln".

Das letzte mal uerberqueren wir den Gletscherfluss, auch die Bruecken werden kleiner und bruechiger. Langsam beginnt der Aufstieg in das Base Camp...

Am 21.Mai ist es dann geschafft - wir sind im Everst Base Camp eingetroffen, 5360m gibt unsere Hoehenanzeigern an. Im Hintergrund kann man einige Zelte der Gipfelexpeditionen erkennen, und den natuerlich den Gletscher. Nun aber zur Gruppe,
vorne: Tina, David (Australien), Jamie (England) und Chris (Australien)
hinten: Ian (Irland), Chidra (Nepal und Ass.Guide), Dill(Nepal und Ass.Guide), Grahm (Irland) und ich. Nach einer guten Stunden beginnen wir den Abstieg zu unserem Nachtlager auf 5100m. Wir sind an diesem Tag alle kaputt, die Hoehe stellt merkwuerdige Dinge mit uns an...

Und was darf natuerlich nicht fehlen? Die VBK-Einsatzflagge - habe ich versprochen und auch gehalten!

Das sind unsere Guides, ein Grossartiges Team! Chidra (Ass.), Prakesch (Leader) und Dill (Ass.).

Am naechtsen Morgen um 6.30 machten wir uns auf um auf der Kalar Pathar zu steigen, eine "Huegel" gegenueber des Everest - bei klarem Wetter die beste Sicht auf den groessten Berg der Welt. Wir steigen von 5100m auf 5650m, der letzte anstrengende Tag - aber wir haben es geschafft.

Und dann der vorest letzte Blick auf den Everst und den Gletscher!

Und natuerlich darf ein Bild unsere Traeger nicht fehlen, es ist erstaunlich was diese Menschen leisten koennen, bis zu 120kg zu tragen und dies mit einer Kopfschlaufe. Jeder aus unsere Gruppe schaetzt unsere Traeger und ist uerber die Dienste sehr dankbar.

Zurueck in Kathmandu habe ich bei Spiegel Online gelesen das die, seit dem 18.3. vermisste Deutsche, in der Naehe von Namche Bazar tod aufgefunden wurde. Kein Happy-end...

Ich bin froh nicht alleine unterwegs gewesen zu sein, ein tolles Team und hervorragende Guides. Wir haben viel ueber Nepal, die Sherpa Kultur und das Leben in einer anderen Welt gelernt. Mit dem Gefuehl von Tausend tanzenden Yaks in meinem Bauch, werde ich , nach ein paar weiteren Tagen in Kathmandu, am 29.05. nach Thailand fliegen - von dort dann wieder Bilder und Infos. Bis dahin, Liebe Grusse aus dem Kathmadu Guest House.

© C V, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Weltreise im Urlaubssemester, der Rucksack ist gepackt und am 25. März geht es los - Zunächst aufs Schiff, dann Abflug nach Indien...
Details:
Aufbruch: 25.03.2006
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 05.10.2006
Reiseziele: Frankreich
Indien
Nepal
Indonesien
Thailand
Malaysia
Singapur
Australien
Neuseeland
Französisch Polynesien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
C V berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.