Auf dem Weg nach Albanien (2023)
Kaliméra Hellas
Wir brauchen jetzt mal ein richtiges Highlight! Auf unserer USA-Reise vor einigen Jahren hatten wir uns eine Skala geschaffen für die Bewertung von Sehenswürdigkeiten und Orten: "nice" (ganz nett anzusehen), great (großartig) und WOW! (absolut überragend). Wir suchen das WOW! Und finden es nicht allzu weit entfernt von Albanien, in Metéora. Der Reiseführer schreibt: "Zweifellos nicht nur eine der schönsten Landschaften Griechenlands, sondern der Welt!". Das riecht doch förmlich nach einem WOW!
Ist es! Und jetzt, da statt 10 Reisebusse in der Stunde nur 1 Reisebus zu den Klöstern hochkurvt, erst recht. Wir nehmen die Räder und besuchen drei der Klöster. Und bekommen sogar Applaus von einer amerikanischen Reisegruppe, die uns den Berg hochradeln sieht. Danke! Die Lage der Klöster und der Zugang zu ihnen ist schon toll, innen sind sie dann allerdings mehr Freilichtmuseum denn Heiligtum – hier mag man das kleinste der insgesamt sechs Klöster, Ágios Nikólaos Anapavsás, ausnehmen, es hat sich noch einen authentischen Charakter bewahrt. Ebenso grandios wie die Klöster ist die Bergwelt an sich – und die zahlreichen Kletterer, die man überall sieht, wie sie dabei sind, diese hohen und scheinbar spiegelglatten Wände zum Gipfel zu erklimmen.
Das WOW! hat natürlich auch seinen Preis. Der Campingplatz, den wir wegen seiner Nähe zu den Klöstern ausgewählt haben, hat zwar seine Tore geöffnet, die Pflege des Platzes aber gänzlich eingestellt. Die Zufahrtswege sind vom Regen grabentief zerfurcht, der Rasen knöchelhoch und daher morgens und abends klatschnass, das ohnehin primitive Waschhaus schon seit langer, langer Zeit nicht mehr gereinigt. Die einzige Leistung, die der Besitzer erbringt, ist neben dem Abkassieren, dass er uns morgens eine vom Hahn abgezapfte Wasserflasche und 2 Plastikbecher griechischen Kaffees vor die Womo-Tür stellt – ins nasse Gras. So viel Mangel an Service hat natürlich seinen Preis. Dieser Campingplatz ist der bislang teuerste unserer Reise!
Nach dem Motto "Wer drei Klöster gesehen hat, hat alle gesehen" verabschieden wir uns von Metéora. Und freuen uns mal wieder, alles genau richtig gemacht zu haben, denn im Gegensatz zum gestrigen Sonnentag regnet es heute wieder, was nochmal dazu beiträgt, die restlichen Klöster restliche Klöster sein zu lassen. Und das nächste WOW! wartet schließlich. Es geht zur Vikos-Schlucht – guinessbuchzertifiziert die tiefste Schlucht der Welt! Was für ein Ort! Wir stehen abends bei Oxia an einem der besonders schönen Aussichtspunkte und sehen in die Schlucht hinein, durch die – da haben wir sie wieder – die Vjosa fließt, hier griechisch Aoos getauft. Nach einer Nacht hier oben, allein und bei vollkommener Stille, schnüren wir die Wanderschuhe und machen uns runter an den Fluss. Dummerweise fängt es gerade jetzt wieder zu regnen an. Ist doch perfekt: wir können erst einmal ins Café gehen, einen Cappuccino trinken und einen Pancake-Burger essen! Gestärkt geht’s los. Der Regen hat sich verzogen, die Wolken hängen aber noch tief. Aber wir müssen ziemlich weit bergab klettern, um die Talsohle zu erreichen, da kommen die Wolken einfach nicht mehr mit. Wir haben nicht vor, die Schlucht in Gänze zu durchwandern, sondern nur einen Teil entlang zu gehen bis zum südlichen Eingang, um dann in einem Bogen wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt, das malerische Bergdörfchen Monodendri, zu gelangen. Sowohl die Schlucht als auch diese von alten Steinhäusern geprägten Dörfer der Region Zagóri sind sehr beeindruckend. Zwar ist es auch heute wieder so, dass es den letzten Kilometer der Wanderung eigentlich nicht mehr gebraucht hätte, andererseits hat sich jeder Meter gelohnt.
Igoumenitsa verspricht noch mal Sonne, Sand und Meer. Und mal ganz ehrlich: wir sind jetzt bereits mehr als 40 Tage unterwegs und waren davon gerade an fünf Tagen im Mittelmeer schwimmen. Diese unterirdische Quote wollen wir verbessern und machen uns auf an die griechische Küste. Hier verbringen wir geruhsame Tage bei bestem Sommerwetter. Sandstrand und glasklares Wasser entschädigen für die abendlichen Mückenattacken. Abends teilen wir eine Flasche Rotwein mit einem netten Frankfurter, der es mit dem Rad bis hierher geschafft hat. Chapeau!
Aufbruch: | 16.09.2023 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 14.11.2023 |
Montenegro
Albanien
Slowenien